Kurzrezensionensammlung April 2017

Da sich gerade einige Bücher hier angesammelt haben, zu denen ich nicht genug zu sagen habe, dass sich eine große Rezension lohnt, aber auch nicht so wenig, dass ich sie gar nicht besprechen wollen würde, hier eine Sammlung der Kurzrezensionen der letzten Tage.

 

"Ich bin eine Dame, Sie Arschloch!"„Ich bin eine Dame, Sie Arschloch!“ von Axel Krohn und Sören Sieg

Gespräche im Alltag mitgehört. Dabei sind es nicht alle Gespräche auch wirklich wert, aufgeschrieben zu werden. Die Kapitel sind nicht schlüssig aufgeteilt und die Einleitungen sowohl unnötig, als auch uninteressant geschrieben, aber insgesamt ist das Buch nicht schlecht und eine nette Unterhaltung für zwischendurch.

 

Wir duschen am liebsten nackt: Die witzigsten WG-AnzeigenWir duschen am liebsten nackt von Joab Nist. 

Viele der Anzeigen wirken ausgedacht und hinten im Buch gibt der Autor auch zu, dass er Anzeigen gekürzt und damit auch teils aus dem Zusammenhang gerissen hat. Insgesamt lässt diese Sammlung WG-Bewohner eher als pervers, eklig, dauerbetrunken oder einfach nur dumm da stehen. Nur wenige Anzeigen sind tatsächlich auch humorvoll. Die Illustrationen allerdings sind gut und unterhaltsam gemacht.

 

Doktor spielen von Mark Leyner und Dr. Billy Goldberg

Hier gibt es detaillierte Anleitungen, wie man selbst Organe transplantiert, Blinddärme entfernt oder Geschlechtsumwandlungen durchführt. Darüber hinaus wird suggeriert, dass man mit ein paar medizinischen Fachbegriffen eine Frau verführen könnte – sofern man ein Mann ist, versteht sich. Alles, was auch nur ansatzweise medizinisch korrekt ist, ist stark auf die Gesäßregion fixiert, als wären die Herren Autoren noch nicht aus der analen Phase herausgewachsen. Und die ‚Abschlussprüfung‘ besteht aus Fragen, die vorher einerseits nicht beigebracht wurden, andererseits aber gleichzeitig nur intensives Schauen von Scrubs, House oder Grey’s Anatomy bedürfen. Sie bietet tatsächlich ein Minimum an medizinischem Wissen, sind aber vollkommen vom restlichen Inhalt des Buches abgekoppelt und auch dort mischen sich Fragen mit ‚Pipi-Kaka-Humor‘ hinein.

Corinne Maier – Die Entdeckung der Faulheit

Die Entdeckung der Faulheit

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: 2005
  • Verlag: Wilhelm Goldmann Verlag
  • ISBN: 3-442-30113-0
  • Taschenbuch  156 Seiten
  • Sprache: Deutsch

 

Klappentext: 

Wer arbeitet macht einen Fehler, behauptet die französische Bestsellerautorin Corinne Maier, und ruft in dieser pointierten Polemik zum subtilen Befreiungsschlag auf. Nichts ist heute schließlich mehr sicher, der Job nicht, die Karriere nicht, und die Rente schon gar nicht. Warum sollte man sich also für seine Firma krumm legen? Corinne Maier, selbst leitende Angestellte beim staatlichen Energiekonzern EDF, rät deshalb zur ‚aktiven Distanzierung‘ im Arbeitsleben. Ihr Tipp: Man suche sich eine Nische innerhalb seines Unternehmens, um mit geringstmöglichem Einsatz und ohne Risiko durch den Büroalltag zu kommen.

Inhalt: 

Anders als der Klappentext sagt, nimmt der Rat, was der Arbeitnehmer tun soll, lediglich die Einleitung und die letzten zwei Seiten ein. Der Rest des Buches wird bestimmt von einem destruktiven Angriff auf das Unternehmen an sich.

Corinne Maier, studierte Politologin, zählt dabei Gründe auf, warum Unternehmen schlecht sind und was in der Gesellschaft ihrer Ansicht nach falsch läuft. Dabei wettert sie gleichzeitig gegen Kapitalismus wie gegen Kommunismus. Sie kritisiert die Globalisierung, aber auch die französische Abgeschlossenheit der Denkweise.

Manche ihrer Kritikpunkte sind dabei nicht einmal falsch. So spricht sie an, dass Renten heute nicht mehr sicher sind, wenn immer mehr Arbeitnehmer frühzeitig – gegen ihren Willen – in die Rente geschickt werden, es aber immer weniger junge Leute gibt, die diese Rente finanzieren. Auch kritisiert sie, dass heute für die niedrigsten Arbeiten Uniabschlüsse gefordert werden, ebenso wie, dass diese Uniabschlüsse heute nichts mehr wert sind, ohne eine Kausalbeziehung zwischen beidem herzustellen.

Auffällig ist aber, dass sie sich gegen alles ausspricht, was ihr einfällt, ohne Lösungen aufzuzeigen. Das Einzige, was sie vorschlägt, ist, zu versuchen, mit so wenig Einsatz wie möglich, durchs Arbeitsleben zu kommen. Keine Erklärung, wie das gegen die gesellschaftlichen Probleme helfen sollte, kein Gedanke daran, dass, wenn jeder das machen würde, die Wirtschaft schließlich zusammenbrechen könnte. Leute, die an etwas glauben und mit Herzblut an ihre Arbeit herangehen, werden bei ihr als Trottel diffamiert, und überhaupt gibt es in Unternehmen ihrer Ansicht nach nur Faule, Trottel oder Parasiten (Manager und Berater).

Dabei ist einiges rein spezifisch für Frankreich und kann nicht auf deutsche Unternehmen übertragen werden. Anderes, was sie kritisiert, ist rein definitorisch falsch. So verwechselt sie hier Unternehmenskultur (gemeinsame, festgelegte Werte eines Unternehmens) mit Corporate Design ( gleichaussehende Kugelschreiber, Pullover, etc. ). Das mag ein Fehler der Übersetzerin sein, lässt das Buch aber noch schlechter darstehen.

 

Fazit: 

Ich hatte mir tatsächlich pointierte Polemik gewünscht, wie es auf dem Klappentext versprochen wurde. Dazu einen tatsächlichen Ratgeber, wie man mit wenig Arbeit gut durchs Leben kommt. Nicht, dass ich das befolgen wollen würde – ich hoffe noch, einen Beruf zu ergreifen, bei dem ich zu den Trotteln mit Herzblut gehören und mich damit wohlfühlen kann -, aber jeder hat mal einen schlechten Tag, vielleicht hilft das da?

Aber das Buch hat mich bitter enttäuscht. Es war eine einzige, unkonstruktive Schimpftirade gegen Unternehmen – ohne jegliche Unterscheidung. Das Unternehmen ist immer böse, unfähig und tut eigentlich nichts. Der Titel geht völlig am Thema vorbei und die Autorin hat auch nicht abseits des Titels versucht, irgendeinen Lösungsweg aufzuzeichnen, auch nur das Gedankenexperiment weiter zu führen, als zu sagen, man solle auf der Arbeit nichts tun. So ist das Buch in sich einfach bedeutungslos und ohne jeglichen Mehrwert.

 

[Kurzrezension] George Bernard Shaw – Die heilige Johanna

Bildergebnis für die heilige johanna bernard Shaw Dieses kleine Büchlein hier hat mich sehr enttäuscht und trotz nur knapp 150 Seiten habe ich mehrere Tage dafür gebraucht, egal wie sehr ich mich angestrengt habe, es endlich zu beenden. Bisher war ich ein großer Fan von Shaw, da ich selbst einst Pygmalion spielen durfte und es mir sehr gefallen hat, aber in ‚Die heilige Johanna‘ ist leider nicht der Witz und die Leichtigkeit zu finden, die ich in Pygmalion so geschätzt habe. Statt dessen finden sich hier teilweise vierseitige Monologe über die Strategie, politische Feinde zu besiegen.

Man meint, dass Shaw den moralischen Zeigefinger erheben möchte und gegen das Vorgehen sowohl der Franzosen als auch der Engländer zur Zeit Jean D’Arcs schreiben möchte, doch dabei verfängt er sich in langen Mono- und Dialogen, die nicht zum Punkt kommen und so leider nur langweilen.

 

[Kurzrezension] Zoe Jenny – Das Blütenstaubzimmer

Das Blütenstaubzimmer. Roman by Zoë Jenny

Dies hier soll ein Roman sein, der das Erwachsenwerden und Loslösen von den Eltern beschreibt, doch um ehrlich zu sein empfand ich es eher als zusammenhangloses Sammelsurium aus Namen, deren Charaktere kaum erklärt werden und die auftauchen und verschwinden, ohne dass man begreift, wie sie zur Protagonistin stehen, und Momenten, die ebenfalls nicht weiter erklärt werden. Mal ist sie im Kino und beschreibt minutiös, was im Film (und im Telefonat eines Mannes, der ebenfalls dort sitzt) vor sich geht, dann ist das aber wieder vorbei, ohne dass es irgendeine Funktion für eine Handlung gehabt hätte. Auch ihre ständigen Träume oder Visionen werden in keinen Kontext gerückt, sondern stehen einzeln und somit sinnlos im Raum. So ist das Buch eigentlich nur eine langweilige Verschwendung von Zeit, ohne dass man jemand die Protagonistin groß kennen gelernt hätte. In sie einfühlen kann man sich erst recht nicht. Und so finden – zumindest in meinem Fall – Leser und Buch an keiner Stelle zu einander.

 

Christopher Mosley – Das Haus der vergessenen Bücher

 

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: 2015
  • Verlag: Atlantik Bücher
  • ISBN: 978-3-455-65060-0
  • Taschenbuch  255 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Klappentext: 

Die wohl bezauberndste Buchhandlung in New York

Brooklyn, 1919. Im Antiquariat von Roger Mifflin spuken nicht nur die Geister der Weltliteratur durch die Gänge. Auch seine ebenso patente wie resolute Ehefrau und sein treuer Hund Bock – Bock wie Boccaccio – sind feste Größen im Leben der Buchhandlung Parnassus. Hier, zwischen vergessenen Schätzen und dichten Tabakschwaden, verlieben sich zwei junge Menschen in einander, verschwindet ein Buch und nimmt ein Spionagefall seinen Lauf …

Inhalt: 

Roger Mifflin führt seine Buchhandlung in der Annahme, dass die meisten Menschen krank sind und Bücher zu Heilung brauchen, das nur nicht wissen. (Viel mehr erfährt man über die Arbeitsweise nicht.) Er nimmt ein junges Mädchen bei sich auf, weil ihr Vater sich wünscht, sie möge ein bisschen mehr von der Welt und Büchern lernen und plötzlich ist ein Buch immer wieder da und kurz darauf nicht mehr. Ein neuer Bekannter des Buchhändlers geht dem auf eigene Faust nach.

 

Aufbau:

Nichts sagende Kapitelüberschriften werden abgelöst von langen, oft von (teils erfunden) Literaturzitaten und Referenzen durchzogen, Handlung kommt erst auf den letzten Seiten auf.

 

Charaktere: 

Roger Mifflin ist ein zumeist gutmütiger, in seiner Arbeit fast schon fanatistischer Buchhändler, der der Meinung ist, man müsse Menschen gute Literatur ans Herz legen, ob sie diese wollen oder nicht. Darüber hinaus zeichnet er sich eigentlich nur dadurch aus, über das ganze Buch hinweg entweder ständig andere Bücher zu zitieren, oder aber seine eigene Philosophie jedem aufdrücken zu wollen, der nicht schnell genug wegrennt.

Seine Frau ist da schon gemäßigter, belächelt ihren Mann oft und ist in ihrer resoluten Art durchaus sympathisch, tritt aber so gut wie nicht auf.

Aubrey Gilbert arbeitet in einer Werbeagentur und hält nicht allzu viel von Büchern. Dennoch schließt er mit Mifflin Bekanntschaft, ist ihm gegenüber aber die meiste Zeit negativ eingestellt. Er ist neugierig, ein wenig gerissen, schreckt aber auch nicht vor Verbrechen zurück. Viel mehr erfährt man über ihn nicht, außer, dass er sich auf den ersten Blick in Titania verliebt.

Diese, das junge Mädchen, das bei Mifflin lernen soll, ist über die Maßen höflich, wirkt aber naiv und regelrecht geistig unbedarft. Offenbar zeichnet sie sich nur dadurch aus, hübsch zu sein und nicht zu sehr im Weg zu stehen. Dennoch liegen ihr alle Männer zu Füßen.

 

Fazit: 

Dieses Buch war unglaublich langweilig. Über 150 Seiten gibt es fast ausschließlich Literaturreferenzen, teilweise sogar nur zu fiktiven Büchern. Es kommt der Eindruck auf, der Autor wolle nur mit Wissen angeben und seine Leser vielleicht als dumm und ungebildet entlarven wollen. Erst auf den letzten maximal 100 Seiten kommt Handlung auf, diese wirkt aber so unglaubwürdig und konstruiert, dass man sich nicht einlesen kann, sondern die ganze Zeit nur das Gefühl hat, dass der Autor sich nur etwas aus den Fingern gesaugt hat, damit sein Buch wenigstens ein geringes Existenzrecht unter den Roman erlangt.

Letztlich ist es pseudo-intellektuell und ein Großteil der im Klappentext angekündigten Ereignisse kommt nicht oder nur am Rande zustande. Was als Muss für jeden Bücherfan verschrien ist, ist in Wirklichkeit ein absoluter Fehlkauf.