Follow Friday 17. März 2017

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Erneut starte ich mit einer Frage von FiktiveWelten ins Wochenende.

 

Worauf kommt es dir bei Romanfiguren hauptsächlich an?

Wie bei den meisten Dingen im Leben habe ich hier kein Geheimrezept. Es gibt eher eine Reihe von Dingen, die ein Protagonist bei mir nicht sein sollte:

 

  • Ein Klischeeteenager. Entschuldigt bitte, all ihr da draußen, die ihr noch Teenies seid, aber dieses ganze Klischee der dauerlaunischen, dauerbetrunkenen, als Junge ständig notgeilen, als Mädchen ständig kichernden Jugendlichen muss man nicht erfüllen. Als Teenager sollte man vor allem eines: Langsam zum Erwachsenen mutieren. Ja, ich weiß, viele Menschen benehmen sich auch mit 40 noch nicht ansatzweise erwachsen genug, um als Erwachsener bezeichnet zu werden, aber nicht, weil sie nicht könnten. Jeder kann versuchen, sich reif zu benehmen und zumindest die meiste Zeit damit Erfolg haben. Sie wollen nur nicht. Und ich fand als Teenager schon meine Altersgenossen einfach nur peinlich. Wer sich benimmt, als würde er in den Kindergarten gehören, soll bitte auch dahin gehen und mich in Ruhe lassen und das gilt auch für Protagoniste. Natürlich können Selbstzweifel und Lebenskrisen vorkommen. Das ist in jedem Alter so. Aber eine Yolo-Einstellung, oder stundenlanges Reden darüber, ob der Junge nebenan einen gern hat? Damit verschreckt mich ein Buch.
  • Übersexualisierte Charaktere. Bestes Beispiel ist das Streichelinstitut, von Clemens Berger, wo der Protagonist nicht nur seine Freundin betrügt, sondern generell ständig an Sex denkt. Wenn das das Thema des Romans ist, bitte. Dann kann ich das ja im Klappentext lesen und einen breiten Bogen drum machen – Sex interessiert mich nicht und ist in meinen Augen vor allem eine Ausrede, sich dämlich zu benehmen, als wirklich ein bestehender Trieb, der dem Menschen angeboren ist.
    Wenn das NICHT als Thema des Romans angegeben ist, dann sollten sich Gedanken und Taten in der Hinsicht auch wirklich rar machen. Nicht unbedingt völlig unangesprochen sein, aber eben nicht so extrem thematisiert werden. Und gerade Protagonisten, die ständig nur daran denken, sind mir sofort unsympathisch und dann will ich das Buch nicht weiter lesen.
  • Die, die sich selbst ständig im Weg stehen. Beispiel Pipeline Prätorius in der Reihe von Elisabeth Kabatek. Eigentlich eine ganz sympathische Protagonistin. Witzig, etwas vertrottelt, womit ich mich gut identifizieren kann. Aber in einem der Bände ging sie mir dermaßen auf den Geist, weil sie einfach nicht aus dem Quark kam und letztlich eine große Chance im Leben dadurch verpasst hat, dass sie einen Link auf einer Einladung zum Vorstellungsgespräch nicht angeklickt hat. Nicht, weil sie es vergessen hat, sondern, weil sie nicht einmal auf die Idee kam, obwohl dem Leser sofort klar war, dass da weitere Informationen für sie wären. Und sowas kann mir das ganze Buch versauen. Man kann ein Trottel sein, bin ich selbst. Aber man sollte immer versuchen, dagegen anzukämpfen.
  • Schicksalsergeben. Diese Typen, die hören ‚Du musst die Welt retten‘ und dann auch ohne große Gedanken genau das tun, ärgern mich etwas. Ich meine, dem Leser ist natürlich klar, dass sie das am Ende machen werden. Aber ein bisschen gegen das eigene Schicksal auflehnen oder wenigstens es hinterfragen und ein bisschen mogeln könnten sie schon. Das macht es nicht nur spannender, sondern auch realistischer. Und seien es nur ein paar lustig-flappsige Kommentare, das reicht doch schon.

 

Generell mag ich aber Charaktere, die nicht überpowert sind, aber auch nicht zu sehr graue Maus. Stärken und Schwächen haben, ersteres aber vielleicht noch herausfinden müssen. Und Charaktere, die schlagfertig sind, sind mir besonders sympathisch, aber kein Muss. Nur liebe ich ein paar kantige Sprüche.

 

Und was müssen Charaktere bei euch auf jeden Fall oder aber gar nicht mitbringen?

4 Gedanken zu „Follow Friday 17. März 2017“

    • Huhu Marie,

      ich würde vermutlich so sein wie Mara in ‚Mara und der Feuerbringer‘ und erstmal sagen, dass ich keinen Bock hab. Aber am Ende … wenn es heißt, du musst dein Leben riskieren, denn sonst stirbst du eh und alle anderen auch? Dann würde ich mich wohl breitschlagen lassen 😀

      LG

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  1. Haha, wieder ein sehr ausführlicher, aber gerade darum auch umso amüsanterer Beitrag! ;o)

    Mit den Schicksalsergebenen sprichst du eine Sorte an, die mich auch schon so manches Mal nervte. Eben noch ein normaler Mensch, im nächsten Augenblick ein Held oder Ähnliches. Statt wenigstens einem glaubhaften „oh ooops“, wird aber direkt der Zauberstab geschwenkt oder womit auch immer die Figur dann ab sofort ihr vorherbestimmtes Lebensziel verfolgt. Gääähn!

    Liebe Grüße
    Patricia

    Antworten

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