Serienrezension: Lemony Snicket – A Series of Unfortunate Events

Der Schlimme Anfang

The End (A Series Of Unfortunate Events #13)

Buchdetails

  • Genre: Kinderbuch, Absurdes
  • Erscheinungsdatum: 1999-2006
  • Verlag: verschiedene, unter anderem Harper Collins (engl.) und cbj (deutsch)
  • ISBN: diverse!
  • Hardcover/Taschenbuch im Schnitt 300-400 Seiten Seiten
  • Sprache: Deutsch/Englisch

Inhalt: 

Die drei Geschwister Violet, Klaus und Sunny werden bei einem schrecklichen Brand zu Waisen. Da sie keine Angehörigen haben, kommen sie von einem Vormund zum nächsten, während ihr erster Vormund, ein gieriger Graf, der nur hinter ihrem Vermögen her ist, sie jagt, um sie wieder in die Finger zu kriegen. Dabei werden sie immer tiefer in eine Art großer Verschwörung hereingezogen und es stellen sich immer neue Fragen.

 

Aufbau:

Jedes der dreizehn Bücher befasst sich mit einem Aufenthaltsort der Kinder, teils bei einem Vormund, teils auf der Flucht. Dabei werden in fast jedem Kapitel neue Worte eingeführt, die anfangs noch kindgerecht erklärt werden, später aber nur noch in einem Zusammenhang genutzt werden, bei dem ihre Grundbedeutung nicht mehr unbedingt erkennbar ist. Dennoch wurde der Versuch gemacht, den Lesern im Kindesalter möglichst in jedem Kapitel noch etwas beizubringen.

 

Charaktere: 

Violet ist die Ältere, am Ende etwa 15, und eine Erfinderin. Sie ist so etwas wie der McGyver der Geschwister und kann auch in den widrigsten Umständen meist genau das Richtige bauen, um sie zu retten.

Klaus ist zwei Jahre jünger und eine Leseratte. Er merkt sich fast alles, was er je gelesen hat, und es gibt kaum ein Thema, das ihn nicht interessiert. Durch sein gespeichertes Fachwissen bringt er die Geschwister oft aus brenzligen Situationen.

Sunny ist am Ende vielleicht etwa drei Jahre alt. Anfangs war ihr Talent, dass sie besonders scharfe Zähne hatte und eigentlich fast alles durchnagen konnte – und auch mit ihren Zähnen zu klettern vermochte. Später aber hat sich ihr Mund eher zu einer kulinarischen Wunderwaffe weiterentwickelt und ihre Geschmacks- und damit Kochkünste konnten sie zwar nicht unbedingt retten, waren aber von Vorteil.

Graf Olaf ist der Hauptbösewicht der Reihe. Er ist vor allem hinter dem Vermögen der Weisen her und ist sich zu nichts zu schade, um es zu bekommen. So versucht er, Violet zu einer Hochzeit mit ihm zu zwingen und plant, zwei der drei Geschwister umzubringen, da man für das Erbe ja nur eine Waise braucht. Mehr und mehr wird aber auch von seinen anderen Machenschaften und Plänen enthüllt.

 

Meinung:

Die Reihe ist über alle dreizehn Bände hinweg spannend, wirft immer neue Fragen auf, hat aber auch Stellen, die unnötig sind. Immer wieder werden Dinge einfach nur aufgezählt, weil es textlich möglich ist, ohne dass sie für die Geschichte wichtig sind. Der Spannungsbogen ist so zwar über die Reihe hinweg vorhanden, es gibt aber Abfälle in jedem der Bücher.

Dann stellt sich mir die Frage, ob die Zielgruppe gut gewählt ist. Zwar versucht der Autor, den Kindern neue Worte beizubringen, aber die Thematik mit immer mehr Verschwörungen und Morden, immer neuen Fragen, ist vielleicht zu komplex. Zumal selbst ich als Erwachsene über die Reihe hinweg angefangen habe, Erwachsene zu hassen – sie alle benehmen sich im Buch ausgesprochen dumm, engstirnig, unlogisch und im Angesicht von Verbrechen unrealistisch hilflos. Wenn man das seinem Kind zu lesen gibt, sollte man vielleicht dabei sein und das Bild bewusst revidieren. Alleine schon, weil die Reihe eine gewisse hilflose Frustration auslöst.

Auch die Thematik der Moral ist hier eher zwiespältig. Die Bösewichte machen hier immer Böses, aber oft tun auch die, die angeblich gut sein sollen, böse Dinge, einfach nur, weil die Regeln es verlangen oder sie Angst haben und hilflos sind. Gleichzeitig wird aber auch aufgegriffen, dass manchmal auch gute Menschen böse Dinge absichtlich tun müssen, um noch Böseres zu verhindern. Tatsächlich gutes, moralisches Verhalten kommt aber eigentlich nie vor, so dass der Eindruck entsteht, dass letztlich jeder vor allem Böses tut und man gar nichts dagegen tun kann.

Auch die Charakterisierung der Kinder ist an vielen Stellen nicht schlüssig. Obwohl zwei der drei gegen Ende schon fast erwachsen sind, und als besonders intelligent und freidenkend dargestellt werden sollen, wagen sie es nie, bewusst zu argumentieren und Erwachsene auf ihr idiotisches Verhalten hinzuweisen. Sie kommen nie auf naheliegende Ideen, um Probleme zu lösen, sondern ergeben sich in sozialen Situationen immer ihrem Schicksal.

Was mich aber besonders stört, ist, dass immer mehr Geheimnisse angedeutet werden, aber keines davon je aufgelöst wird. Liebgewonnene Charaktere verschwinden und es wird in jedem Buch angedeutet, dass man sie wiedersehen will, sie wohl auch noch leben, aber sie tauchen nie wieder auf. Es wird angedeutet, dass jemand Totgeglaubtes noch leben könnte, und dann wird das nicht weiter verfolgt. Die gesamte Welt, gut wie böse, ist hinter einen bestimmten Gegenstand her, der von unfassbarer Bedeutung ist, aber man erfährt nie, was genau er ist, warum er so wichtig ist und wo er landet. Man bleibt am Ende mit viel zu vielen Fragen zurück und hat das Gefühl, dass die Geschichte einfach nicht abgeschlossen ist.

Darüber hinaus werden viele Dinge angedeutet, die für Kinder eigentlich noch zu hoch sein müssten, wie Bibelreferenzen, die selbst mir in dem ganzen Wirrwarr untergegangen sind, und die ich nur bei der weiteren Recherche im Netz finden konnte. So könnte die Reihe eigentlich noch viel zu anspruchsvoll für jüngere Kinder sein.

 

Fazit: 

Die Bücher sind spannend, aber bringen einen auch zur Verzweiflung. Man braucht schon ein gewisses Wissen von der Welt, um die Thematik nicht in die Realität zu übertragen. Daher halte ich die Bücher nicht für geeignet für kleinere Kinder (empfohlen ist 10+, ich würde das aber noch 2-3 Jahre hochschrauben, je nach Kind). Vieles bleibt offen, so dass die Bücher nur für die Leute zu empfehlen sind, denen das nichts ausmacht. Wer Rätsel lösen möchte, sollte die Finger von der Reihe lassen.

 

Triggerwarnung: 

Leute mit Depression und eh schon pessimistischer Weltsicht könnten hiermit Probleme haben. Ich jedenfalls hab gemerkt, wie mich die Reihe teilweise ziemlich runtergezogen hat.

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