Jörn Höpfner – „Sag mir, was du kaufst, und ich sag dir, wer du bist“

WERBUNG – Obwohl ich dieses Buch selbst gekauft habe, wurde es mir von einer Agentur vorgeschlagen und da ich außerdem den Autor kenne und daher nicht vollkommen objektiv bin, möchte ich lieber zur Sicherheit auf Werbung hinweisen.

Buchdetails

  • Erinnert an: Ulrich Becks ‚Risikogesellschaft‘, nur in lockerer lesbar (Sprich: Soziologisches Fachwissen in Sach- statt Fachbuch verpackt)
  • Genre: Sachbuch
  • Erscheinungsdatum: 2018
  • Verlag: Goldmann
  • ISBN: 978-3-442-17706-6
  • Broschiert 224 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Klappentext: 

Fühlen Sie sich im Supermarkt manchmal beobachtet? Nein? Sollten Sie aber! Denn wie wir was wo einkaufen, sagt einiges über unseren Typ, das Milieu, in dem wir leben, und unseren Platz in der Gesellschaft aus. Der Soziologie Jörn Höpfner analysiert rasiermesserscharf, wie man die Lebenswelt des Nachbarn am Einkaufskorb ablesen kann, und gibt Einblicke darüber, …
– was Altbauwohnungen, Audis und Jack Wolfskin-Jacken mit Bio-Lebensmitteln gemeinsam haben,
– was Marx, Durkheim und Habermas am Pfandautomaten tun würden
– und warum sich unsere Individualität im Supermarkt zur Illusion verflüchtigt.
Mit diesem Buch können Sie beim nächsten Einkauf Ihre Mitmenschen am Nebenregal genau unter die Lupe nehmen und erfahren vielleicht mehr, als Ihnen lieb ist.

Inhalt: 

Zunächst einmal muss wohl darauf hingewiesen werden, dass der Klappentext Unfug ist. Auch wenn mir – Vorsicht, ich greife vor – das Buch gefällt, so hätte ich es dennoch irgendwie spannend gefunden, Marx, Durkheim und Habermas in einem Gedankenexperiment am Pfandautomaten zu sehen. Das gibt es hier nicht zu lesen. Hätte auch nicht ganz gepasst, fürchte ich, aber sollte ein Autor sowas je vorhaben: Sag Bescheid, ich will das lesen!

Aber zurück zum vorliegenden Buch: Wer hier groß seichte Unterhaltung mit vielleicht minimal vorhandenem Lerninhalt erhofft, irrt sich. Zwar gibt es stellenweise Humor, aber vor allen wird hier versucht, dem Ottonormalbürger ein Teil der Soziologie zu vermitteln. Genauer gesagt Sozialstrukturanalyse anhand der Sinus-Milieus. Allerdings wird dabei wenig mit Fachbegriffen um sich geschmissen, sondern Höpfner versucht, das möglichst nah an die Lebenswelt jedes Einzelnen heranzubringen, in dem er schlicht Idealtypen von Supermarktkunden betrachtet und diese analysiert.

 

Aufbau:

Neben einer kleinen Einleitung über den Autor selbst und wie er zur Soziologie kam, sowie einer minimalen, leicht verständlich gehaltenen Einführung ins Fachliche werden alle zehn Sinus-Milieus einzeln betrachtet anhand einer ‚Anekdote‘, und dann einem erklärenden Text.

Meinung:
Nicht, was ich erwartet hätte, das gebe ich ehrlich zu. Jörn Höpfner ist über die Grenzen unserer Uni hinaus eher als Science Slammer bekannt, also als jemand, der Wissenschaft vor allem lustig gestaltet. Ähnliches hatte ich auch hier erwartet, also Texte, die vor allem auf Humor getrimmt sind und zwar Wissenschaft beinhalten, diese aber doch eher an den Rand stellen, zugunsten des Unterhaltungsfaktors.

Stattdessen bekommt man ein Sachbuch, das zwar locker und verständlich geschrieben ist, aber durchaus auch als Einführungswerk für Erstsemesterstudenten geeignet wäre – sofern man es hinterher noch vertieft. (Falls Professoren mitlesen: Bitte überlegen Sie sich das wirklich, denn gerade Sinus-Milieus fallen beim Studium irgendwo hinten runter und werden kaum erwähnt. Zumindest war es bei meinem so.)

So bringt er dem Leser ganz nebenbei nahe, was ein Soziologe überhaupt macht – was die wenigsten wissen, meiner Erfahrung nach zu urteilen. Gleichzeitig gibt er einem aber auch die Möglichkeit, ein wenig über sich selbst und die eigenen Mitmenschen zu lernen.

Insgesamt also ein lehrreiches und auch spannendes Buch, aber aufgrund der Thematik wirklich nur etwas für den interessierten Leser. Nicht zum stumpfen Nebenbeilesen geeignet, sondern wirklich ein Werk, das man aufmerksam und wach lesen muss.

Die einzige wirkliche Schwachstelle, die ich sehe, ist, dass der Humor im Buch vielleicht berufsbedingt ist. Eventuell ist das reiner Soziologenhumor, den man außerhalb des Faches nicht als lustig ansieht? Ich wurde allerdings gut unterhalten.

 

Fazit: 

Kein anspruchsloses, aber ein dennoch gut locker lesbares Sachbuch, das einen guten ersten Einblick in eines der Kerngebiete der Soziologie ermöglicht.

 

Meinungen anderer Blogger: 

Bisher noch keine, meldet euch, wenn ihr verlinkt werden wollt.

PS: Wenn jemand irgendwo ein „Luhmann ist tot“-Shirt sieht, sagt mir Bescheid, ich will es haben.

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