Markus Walther – Buchland

BuchlandBuchdetails

  • Erinnert an: Die Buchspringer, allerdings nur in dem Sinne, dass es ein eigenes Buchland gibt. Kleine Tendenzen hat es ebenso von Tintenherz (das Herauslesen von Dingen), und der Scheibenwelt (der L-Raum der Bibliotheken scheint hier genutzt worden zu sein).
  • Genre: Fantasy
  • Erscheinungsdatum: 2013
  • Verlag: Acabus
  • ISBN: 9783862821860
  • Ebook 238 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Klappentext: 

„Das Buchland im Keller unter uns ist unglaublich viel mehr, als diese Aneinanderreihung von gefüllten Regalen. Dort findet man billige Klischees, abgedroschene Fantasien und halbe Wahrheiten direkt neben den großen göttlichen Ideen, die die Welt veränderten. Die ganze Kreativität der Menschheit.“ Dieses Antiquariat ist nicht wie andere Buchläden! Das muss auch die gescheiterte Buchhändlerin Beatrice feststellen, als sie notgedrungen die Stelle im staubigen Antiquariat des ebenso verstaubt wirkenden Herrn Plana annimmt. Schnell merkt sie allerdings, dass dort so manches nicht mit rechten Dingen zugeht: Wer verbirgt sich hinter den so antiquiert wirkenden Stammkunden „Eddie“ und „Wolfgang“? Und welche Rolle spielt Herr Plana selbst, dessen Beziehung zu seinen Büchern scheinbar jede epische Distanz überwindet? Doch noch ehe Beatrice all diese Geheimnisse lüften kann, gerät ihr Mann Ingo in große Gefahr und Beatrice setzt alles daran, ihn zu retten. Zusammen mit Herrn Plana begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise quer durch das mysteriöse Buchland. Dort treffen sie nicht nur blinde Buchbinder, griechische Göttinnen und die ein oder andere Leseratte, auch der Tod höchstpersönlich kreuzt ihren Weg. Und schon bald steht fest: Es geht um viel mehr, als bloß darum, Ingo zu retten. Vielmehr gilt es, die Literatur selbst vor ihrem Untergang zu bewahren!

Inhalt: 

Eigentlich sagt der Klappentext schon alles.

Buchhändlerin Beatrice steht vor dem nichts, als sie sich im Antiquariat von Herrn Plana bewirbt. Ihre Buchhandlung ging bankrott, ihr Mann ist ein Alkoholiker, und die Kisten, die einst eine schöne Zukunft versprochen hatten, stehen nun verstaubt und unnütz im Keller.

Um über die Runden zu kommen, versucht sie also, im Antiquariat angestellt zu werden. Doch von da an wird ihr Leben völlig über den Haufen geworfen. Nicht nur, dass im Keller jedes je erschienene Buch steht. Dort liegt auch ihr Eigenes – das mit ihrer eigenen Buchhandlung verloren gegangen ist und Beatrice nur an ihr schweres Schicksal erinnert.

Doch entfliehen kann sie dem nicht. Im Gegenteil, bald wird sie nicht nur davon verfolgt, dass Plana – und die Bücherwelt – sie drängen, wieder zu schreiben. Sie trifft auch Tod und erfährt, dass ihr Mann bald sterben muss. Nun ist sie gefangen zwischen zwei Notwendigkeiten. Sie muss einen Weg finden, ihren Mann zu retten, aber offenbar muss auch das Buchland selbst gerettet werden.

 

Charaktere: 

Die Charaktere sind ziemlich einseitig beschrieben.

Man lernt von Beatrice‘ Vergangenheit, aber ihr Schmerz wird nie greifbar. Einerseits, weil sie in der Geschichte ständig selbst davor zurückschreckt, sich damit zu befassen, andererseits, weil nur oberflächlich darüber geschrieben wird, nicht einfühlsam. Die Tiefen des Charakters, die sich anbieten würden, wurden nie ausgelotet. Stattdessen springt sie nur hin und her zwischen Wut, teils manischer Freude und Verzweiflung, aber auch das so schnell, dass es hölzern, nicht realistisch erscheint.

Antiquar Plana ist noch schlimmer. Wir erfahren, dass er ein Auktoral ist. Was genau das sein soll, wird aber bis zum Ende nicht gesagt. Ein Vermittler zwischen Büchern und Menschen, ist alles, was wir an Beschreibung bekommen. Das ist aber jeder gute Buchhändler, wenn es rein von dieser Definition betrachtet wird.
Er ist ein alter Mann, ohne eine Vergangenheit, die man erfahren würde. Seine schmerzenden Gelenke werden abgemildert, wenn man ihm vorliest, und er ist in irgendeiner Form direkt mit den Büchern verbunden, aber auch das wird nicht näher ausgebaut.
Und auch hier werden mögliche Charaktertiefen nicht betrachtet. Stattdessen springt auch er ohne Erklärung zwischen den Emotionen herum. Oft hat er etwas Oberlehrerhaftes und beleidigt die halbe Buch- und Leserwelt, so dass er darüber hinaus auch wirklich stört.

Meinung:

Ich würde gerne sagen, dass es eine schöne Idee ist. Aber selbst die Idee dahinter wird mir persönlich nicht klar. Ein Charakter muss ein Buch schreiben, um das Buchland zu retten. Das ist es. Kein Grund wird angegeben, weder dafür, dass das Buchland gerettet werden muss, noch, warum es ein einzelnes Buch können sollte.

Ein Antiquariat als Zugang zu einer anderen Welt ist dabei kein schlechtes Setting. Aber hier hapert es schon. Es ist alles so oberflächlich erklärt, dass man es nie einfach akzeptieren kann. „Suspension of Disbelief“, also, dass man etwas Fiktives annehmen kann, dass man willentlich den Unglauben beiseite lässt und etwas für die Dauer eines Buches glaubt, findet hier nicht statt. Die einzige wirkliche Erklärung, die man zwischendurch bekommt, ist die Aussage, dass Autoren das mit ‚Ist halt so‘ begründen würden.

Dabei kann man in der Fantasy und in Science Fiction ALLES machen. Wenn man es nur vernünftig erklärt. Aber das ist hier ausgeblieben. Kleine Spielregeln der Welt lernt man in den letzten 10 Prozent des Buches kennen, aber auch dann sind sie nicht ausreichend ausdefiniert und viel zu spät.

Ein weiterer Punkt, der mich störte, aber zum Glück nur kurz aufgegriffen wurde, war, dass Sex hier mal wieder völlig überbewertet wurde. Beatrice soll mit ihrem Mann schlafen und das soll als DER Rettungsanker dienen? Als ob Sex ein Beweis von Liebe wäre. So etwas habe ich in Büchern einfach satt, aber es gehört ja schon fast zu den Notwendigkeiten.

Was mir die Geschichte aber letztendlich wirklich versaut hat, ist das Verhalten Planas. Immer wieder wettert er dagegen, dass man jetzt Ebooks lesen kann, und schlimmer noch, dass jetzt jeder schreiben kann, was er will. Viel schöner wäre doch die Zeit gewesen, wo man noch Verlagslektorate als Wächter hatte, dass kein Schund gedruckt werden würde. (Dass die meisten heutigen Klassiker auch mehrmals von Verlagen abgelehnt wurden, stattdessen aber auch einiger Schund gedruckt wurde, darauf wird natürlich nicht eingegangen.) Außerdem solle doch bitte nicht jeder, der schreibt, auch veröffentlichen. Die meisten Schriftstücke seien unwürdig, sie hätten kein Gewicht. Dass Leser nicht immer nur Gewicht wollen, ist Plana da egal, sondern spricht eher gegen die Leser. Und, dass er selbst sagt, man braucht den Leser, um dem Buch letztendlich Leben einzuhauchen, ist für ihn offenbar auch kein Widerspruch dazu, dass doch bitte die meisten Menschen nur für sich schreiben und bloß niemals veröffentlichen sollen.

Dabei besteht auch ein ziemlicher Teil des Buches aus Lektionen aus Schreibratgebern, die einfach rauskopiert zu sein scheinen. Aber diese langweiligen und für den Leser unnützen Stellen wären noch zu akzeptieren. Die versnobte Einstellung dahinter aber nicht. Und um noch prätentiöser daher zu kommen, werden natürlich fast ausschließlich hochkulturelle Werke im Buch erwähnt oder gelesen, um Plana neue Kraft zu geben. (Da fühlt es sich schon beinahe wie ein befreiender Akt der Rebellion an, dass ich diesen Roman als ‚böses‘ Ebook gelesen habe.)

So erschien der Roman größtenteils wie eine Mahnschrift gegen ein Verrohen der Kultur (öfter mal was Neues, wird ja nur schon seit den alten Griechen regelmäßig angemahnt), und nicht wie ein Fantasyroman (und damit ja seinerseits auch ’nur‘ Schund, weil Unterhaltungslektüre und keine Hochkultur).

 

Fazit: 

Die ersten etwa 40 Seiten waren toll, doch dann wurde der Roman unerträglich belehrend und verlor sich in einer unausgegorenen Welt mit nicht ausreichend erklärtem Plot.

 

Meinungen anderer Blogger: 

// (wie immer, schreit, wenn ihr eingefügt werden möchtet)

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