Und auf geht es zur zweiten Staffel meines Buchcastings. Wieder habe ich jedem Buch, bei dem ich mir nicht sicher war, ob ich es noch lesen möchte, 50 Seiten lang die Möglichkeit gegeben, mich zu überzeugen.
Ich habe heute leider kein Lesezeichen für dich
Hier sind die traurigen Exemplare, die auf 50 Seiten nicht in der Lage waren, mich an sie zu binden und deshalb vom SUB entfernt wurden.
Leider bin ich hier wieder einmal in der Kategorie „Klappentext ist nicht gleich Inhalt“ gelandet. Eigentlich sollte hier augenzwinkernd, böse oder liebevoll die Frage beantwortet werden, was typisch deutsch sei. Dabei waren die ersten dreißig Seiten alleine nur die Beschreibung einer Bahnfahrt. Zwar wurde auch kurz auf die Mitreisenden eingegangen, aber nicht in dem Maße, dass es über etwas anderes als bloße, völlig sachliche Beobachtungen hinaus gegangen wäre.
Die Eigenheiten der Deutschen werden auch im Weiteren eher klinisch oder zumindest weiterhin sachlich betrachtet. Mir selbst ist dabei kein Humor aufgefallen, den ich als solchen hätte erkennen können. Immerhin muss man dem Buch aber zugute halten, dass es dabei nicht – wie manch anderes mit ähnlicher Inhaltsangabe – menschenverachtend oder bewusst ins Alberne überspitzt beschreibt. So war es schon eher erfrischend im
Vergleich zu anderen Werken, die ich mir diesbezüglich schon angetan habe, aber leider einfach auch uninteressant.
Wobei es zugegebenermaßen nicht ganz fair ist, eine Sammlung mit Texten von über 30 Autoren anhand einiger weniger Texte zu bewerten. Aber es wäre klüger gewesen, den Leser erst einmal anzufüttern und die weniger spannenden oder lustigen Texte gut eingebettet zwischen den anderen zu verstecken.
Und ein weiteres Buch, bei dem der Klappentext leider schöner war als der Inhalt. Erma Bombeck erzählt angeblich Heiteres über Urlaubskatastrophen. Hier habe ich nicht einmal die 50 Seiten abwarten können. Die ganze erste Geschichte über einen Urlaub in Papua-Neuguinea bestand nur aus einerseits Gejammer und andererseits Klischees, die heute wohl schon als Rassismus
angesehen werden würden. Das hat mich so ärgerlich gemacht, dass ich das Buch einfach nicht mehr ausgehalten habe.
Buch Nummer 3 sollte mir eigentlich helfen, mich ein wenig auf den Berufseinstieg vorzubereiten. Mich mit den Psychotricks von Kollegen vertraut zu machen, damit ich nicht so leicht ein Opfer werde, aber mir auch zeigen, wo ich an mir selbst arbeiten kann, damit ich gleichzeitig ich selbst bleiben, aber nicht übel auffallen kann.
Hier habe ich fast 100 Seiten gelesen, hatte eigentlich vor, es zu beenden, aber eigentlich malt Wehrle nur Horrorvisionen und wenn er mal einen Rat gibt, heißt der nur ‚Mach alles, was du eigentlich hasst, dann mögen dich die Kollegen – also vielleicht‘. Wer dieses Buch einmal liest, hat hinterher gar keine Kraft mehr, sich überhaupt einen Job zu suchen. Und letztlich erschien es mir auch, als wollte der Autor ausschließlich Geld verdienen. Manche Geschichten doppeln sich, und ein wirkliches Fazit daraus kann man für sich selbst nur selten ziehen.
Hier ist die Idee eines Settings gut. Eine normale, menschliche Krankenschwester arbeitet auf einer Station für Fabelwesen. Werwölfe, Vampire, Zombies, alles wird heimlich in diesem Krankenhaus behandelt.
Was wie ein Anfang einer schönen Fantasykomödie klingt, beinhaltet schon auf den ersten 50 Seiten dann die Entdeckung, dass Minderjährige von Vampiren missbraucht und gebissen werden. Darüber hinaus ist sich die Autorin selbst nicht mit sich einig, ob ein Charakter jetzt ein Vampir ist, oder explizit keiner, sondern dessen Tageslichtagent – was auch immer das sein mag. Aber laut der Geschichte selbst ist das eben KEIN Vampir. Und eine Zeile später wird der Tageslichtagent dann doch wieder als Vampir betitelt.
Und wenn man nicht schon genug Gründe hätte, das Buch nicht lesen zu wollen, setzt die Autorin noch einen drauf. Als selbst ausgebildete Krankenschwester zieht sie über Ärzte her, die ihrer Meinung nach generell zu dumm sind, um jemals irgendetwas im Krankenhaus selbst zu machen. Gut, das ist ein altes Klischee, aber wegen seines Alters eben schon so ausgelutscht, dass es nur noch stört.
Hier tut es mir extrem Leid, denn das war ein Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk von meiner besten Freundin. Leider ist sie ein Fan von allem, was düster ist und vorzugsweise Vampire oder Zombies darin hat. Ich hingegen mag Vampire oder Zombies eigentlich nur in winzigen Dosen, vorzugsweise in lustigen Kinderbüchern, oder wenn sie wie Antonio Banderas aussehen.
Aber ich bin leider nicht einmal so weit gekommen, dass mir Vampire beim Lesen über den Weg gelaufen wären. Irgendwie konnte der Roman mich einfach nicht fesseln. Ich brauch auf den ersten Seiten einfach etwas zum Schmunzeln oder etwas zu lernen, sonst werden mir Romane sehr schnell langweilig und das passierte mir hier. Besonders schade, weil Heitz ja einer der größten deutschen Autoren unserer Zeit ist. Ich wünschte, er wäre was für mich, damit ich auch mal mitreden könnte, aber leider hat er mich einfach nicht überzeugen können.
Rose entdeckt kurz vor ihrem neunten Geburtstag ein besonderes Talent: Sie kann schmecken, was derjenige, der ein Essen zubereitet hat, zu dem Zeitpunkt gefühlt hat. Die Idee klingt klasse, die Umsetzung aber ist leider langweilig. Denn anstatt dass daraus schnell eine Mission wird, die Welt zu verbessern, indem man denen hilft, die traurig schmeckendes Essen machen, ist der Roman leider nur ein Familiendrama um vier Menschen, die alle nicht im geringsten sympathisch daherkommen und auch nicht wirklich mit, sondern nur nebeneinander leben. Hier hätte ich mir viel mehr Fantasy und viel weniger … Langeweile gewünscht. Manchmal mag ich Familiendramen, aber dafür war das hier einfach zu uninteressant und zu wenig nahegehend beschrieben. Darüber hinaus sollte der Lektor verhauen werden, der Bender durchgehen ließ, wörtliche Rede nicht als solche zu markieren. So gerät man teilweise innerhalb eines Satzes durcheinander, was nun gesprochen ist und was nicht, weil natürlich auch noch in Ich-Perspektive erzählt wird. Sehr anstrengend zu lesen.
Und noch ein Buch der Kategorie „Erzählt zu viel aus dem Leben eines Menschen, der mich nicht interessiert“. Hier geht es um Elizabeth und ihre Pubertät. Ihre einzige Freundin haut ständig ab – deren Mutter ruft auch nach Wochen nicht die Polizei -, ihre Mutter scheint fast ausschließlich über Post-Its mit ihr zu kommunizieren und stellt ihr immer Aufgaben wie „Was fällt dir zum Wort weiß ein?“ und kocht ihr jeden Tag Haferbrei, obwohl Elizabeth oft genug betont, dass sie den nicht ausstehen kann, und dann bekommt sie auch noch ständig Briefe imaginärer Clubs. Dem der besten Freunde, dem der Highschoolversager, …
So soll wohl humorvoll das Innenleben eines Teenagers dargestellt werden, aber schöner wäre es doch gewesen, aus dem Briefroman eine normale Geschichte zu machen. Und selbst dann bin ich mir nicht sicher, dass sie sonderlich lesenswert gewesen wäre, denn es geschieht unglaublich wenig. Und Pubertät ist nun einmal Pubertät. Das wurde schon in tausend anderen Romanen eher schlecht als recht verwurstet.
Du bist in der nächsten Runde
Leider gab es dieses Mal kein einziges Buch, das mich überzeugen konnte. Hoffentlich wird es in der dritten – und möglicherweise letzten, denn es sind nur noch etwa 8 Bücher – Runde besser.
Das ist ein bitteres Fazit!
Hast du alles Bücher am Stück gelesen? also reingelesen
Mir reichen schon immer meine drei Bücher, die gegeneinander antreten 😛
@Heitz
Passiert. Ich kenne diese Reihe von ihm noch nicht (subt herum) weiß aber, dass ihm Fantasy (Albae + Zwerge) in meinen Augen besser liegt, wie der Rest. Ich lass mich überraschen.
🙂 Nein, zum Glück nicht. Ein „Hier bin ich skeptisch“-Buch schieb ich nur immer mal wieder ein, wenn ich für meinen Geschmack in der Woche schon genug gelesen hab und mir das ‚leisten‘ kann. 🙂
Ich hoffe, dir sagt der Heitz mehr zu. Ich muss mich an die anderen noch wagen, aber … er schreibt eh immer so lang. Kürzeres ist eh mehr mein Ding. Schade, dass man wenig kurze Fantasy für Erwachsene findet.
In Sachen Fantasy hast du leider recht 🙁 Meist sind es statt einem Band direkt 3 Bände… Was nicht immer schlimm ist, aber ein netter Einzelband mittendrin, wär auch schön!
Wobei ich wirklich kurz im Sinne von wenig Seiten meinte. Ich bevorzuge Bücher unter 300 Seiten. Dass es oft dann gleich noch mehr Bücher Ü300 in einer Reihe sind, macht die Sache aber noch komplizierter ?
Oh, okay, Gut, Das ist dann noch mal schwieriger XD