Ich kaufe unabhängig… – zur Woche unabhängiger Buchhandlungen #wub17

[In diesem Artikel kommen Links zu Zeitungsartikeln vor, es könnte sich also um Werbung handeln.]

Ich kaufe meine Bücher unabhängig.

Würde ich gerne sagen, aber so ganz stimmt das nicht immer.

Seit dem 4. November ist die Woche unabhängiger Buchhandlungen. In deren Rahmen gab und gibt es einige Events in ganz Deutschland – nur leider nicht in meiner Gegend, da zwei meiner drei unabhängigen Buchhandlungen auf der Seite nicht einmal registriert sind und die dritte im Herbst immer ein Krimifestival macht (bäh, Krimis) und deshalb keine Zeit für etwas anderes hat.

Und dennoch möchte ich mich dem Thema mal widmen, auch wenn ich nicht am Event selbst teilhaben kann.

 

Warum sollte man unabhängig kaufen?

Welche Möglichkeiten gibt es auf dem großen Buchmarkt? Da wäre ein gewisser Internet-Versandhandel mit dem großen A. Von dem wissen wir allerdings, wie er seine Arbeitnehmer behandelt: Oft schlimmer als im alten Rom und Griechenland die Sklaven behandelt wurden.

Außerdem steht da die Überlegung an, ob wir unser Geld wirklich dorthin tragen wollen, in Geschäftsfeldern, in denen es noch Alternativen gibt. Es gibt Dinge, die man heute nur noch dort bekommt, weil in kleinen und mittelgroßen Städten die Vielfältigkeit der Geschäfte abnimmt. Man kommt also manchmal nicht immer um diesen Händler herum. Wenn man ihm aber Geld gibt, dass man mit dem selben Effekt lokal bezahlen könnte, was dann? Dann sorgt man dafür, dass die Innenstädte noch eintöniger werden und neben Starbucks und H&M bald nichts mehr existiert.

Zum anderen wurde in den letzten Jahren immer wieder Kritik laut, wie der Laden seine Steuern zahlt. Zwar zahlt das große A seit zwei Jahren tatsächlich in Deutschland Steuern und verbucht seine Gewinne nicht mehr in der Steueroase Luxemburg, aber durch einige Tricks kommt trotz eines Milliardengeschäfts beim Staat nur wenig an.

Wer lokal kauft, dessen Geld fließt wenigstens in ordnungsgemäße Steuern, landet also neben Autor, Verlag und Händler selbst auch beim Staat und kann so in Bildung, Straßen oder Wirtschaftsförderung refinanziert werden. Man tut also quasi auch sich selbst so was gutes – mehr als nur durch das Glücksgefühl eines neuen Buches. Übrigens kann man auch bei fast allen inländischen Buchhandlungen die gleichen Bücher per Post bestellen und zahlt auch hier für den Versand keinen Aufpreis, wenn man lieber von zuhause aus kauft. Es dauert allerdings manchmal 1-2 Tage länger, bis das Buch ankommt. 

Aber dann gibt es ja auch noch die lokalen Läden, die nicht unabhängig sind. Sie bieten oft mehr Ladenfläche und damit mehr Auswahl. Doch auch hier gibt es kritische Stimmen. Nicht jede Kette steht in der Kritik und sicher haben einige genauso gut ausgebildete, buchliebende Angestellte wie kleine Läden. Hier kann man sich also nur fragen, ob man die Vielfalt an Geschäften in der eigenen Stadt unterstützen will, oder ob einem ein Buchladen reicht. Das ist eher eine Glaubensfrage, denn theoretisch kann einem eine große Buchhandlung das gleiche bestellen, wie eine kleine Unabhängige, wenn es mal nicht vorrätig ist.

Wenn man aber viel Glück hat und gerne dort ist, können einem kleine Buchhandlungen fernab der Ketten eine Sache bieten, für die die Großen nicht immer Zeit haben: Persönlichen Kontakt. Wenn man oft genug in eine Buchhandlung geht, kennt einen der Verkäufer mit Glück schon und kann einem gezielt Bücher empfehlen.

 

Und warum ich das doch nicht immer schaffe

Zunächst einmal ist meine unabhängige Buchhandlung des Vertrauens mit 3 Stockwerken und ziemlich vielen Mitarbeitern leider zu groß für diesen persönlichen Kontakt. (Dabei war ich mal mit der Tochter des Chefs befreundet. Hmmm.)
Dennoch kaufe ich ganz gern dort. Sie haben mehr Ladenfläche als der Handelskettenladen in meiner Stadt und damit mehr Auswahl. Und ich habe eine Bonuskarte, mit der ich einerseits so etwas wie Paybackpunkte sammel, andererseits aber auch vorzeitig Karten für Events bestellen kann. Und ich habe immer noch die Hoffnung, dass eines Tages wirklich wer hier liest, der mich interessiert.
Und auch Laden Nummer zwei liebe ich sehr. Er war der Hausladen unserer Schule und wir haben dort immer im Klassenverband bestellt. Dann haben sie die Schullektüre zu uns rübergebracht (zwanzig Meter, also kein weiter weg) und wir mussten nicht extra hin. Der Buchhändler ist ein wenig urig und zerstreut, und auch wenn du Auswahl recht klein ist, hat der Laden immer einen Hauch von ‚Heimat‘ für mich.
Und Laden Drei ist ein Comicladen, der sowohl gebrauchte, als auch neue Bücher bietet. Dazu Sammelfiguren, Spiele, etc. Die Verkäufer hier sind nicht unbedingt nett. Als Frau fühlt man sich da wie ein Alien behandelt. Und auch die Auswahl ist nicht ganz ideal. Der eine Comic, den ich mal kaufen wollte, hatten sie nicht und schauten mich an, als wär ich vom Mars, als ich danach fragte. Dabei ist Panini Books nun wirklich kein kleiner Verlag. Aber der Laden ist dennoch eine kleine Schatztruhe und unglaublich urig. Nichts ist sortiert, Bücher stehen teilweise dreireihig im Regal und man kommt kaum durch die Gänge. Ich liebe es!

Und doch kaufe ich vergleichsweise wenig dort. Weil ich einfach nicht das Geld habe, alle Bücher neu zu kaufen. Daher beziehe ich den Großteil bei Second Hand-Portalen. Wenn ich aber mal zum Vollpreis kaufe und es nicht gerade Ebooks sind, die nur von dem großen A angeboten werden, dann kaufe ich aber lokal. Aus Überzeugung. Und, weil ich nicht noch trostlosere Innenstädte will, nachdem schon viele Nerd- und Mittelalterläden schließen mussten. Ich möchte noch einen echten Treffpunkt für Bücherfreunde haben und einen Ort, wo ich vielleicht doch mal Lesungen miterleben kann.
Und daher kämpfe ich für unabhängige Buchhandlungen. Und hoffe, ich habe euch etwas überzeugen können, euren eigenen auch eine Chance zu geben.

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