Ich habe ja schon vor 1-2 Monaten in den sozialen Netzen angekündigt, dass ich bei der #WirLesenFrauen-Challenge mitmache. Nun ging diese vor 6 Tagen los und da ich zu keinem der Bücher bisher eine ganze Rezension füllen könnte, dachte ich mir, ich stelle sie euch einfach gesammelt vor.
Waris Dirie – Schwarze Frau, weißes Land
Gehört als Hörbuch.
Ich bin mir nicht völlig sicher, welcher Teil ihrer autobiographischen Reihe dieses Buch ist, aber hier schreibt Dirie einerseits über ihre Entführung, als sie vor dem Ministerrat der EU sprechen sollte, andererseits über die Arbeit am Film ‚Wüstenblume‘. Sie berichtet von ihrem Kampf gegen Genitalverstümmelung und ihren Ideen, wie man Afrika direkter und sinnvoller helfen kann, als nur durch Entwicklungshilfe, die vor allem in die Hände korrupter Politiker fließt und nie beim Volk ankommt.
Dabei wirkt das Buch zwischendurch ziemlich belehrend, teilweise wie Wikipediaartikel, und manchmal wie eine Werbung für Unternehmer, die schon Projekte in Afrika leiten, von denen Dirie sich inspirieren lässt. Die weitesten Strecken aber berichten spannend, berührend und teilweise wütend machend von ihren Erlebnissen in der EU und in Afrika, und wie schwer es fällt, einen Missstand zu bekämpfen, wenn er so tabuisiert wird, dass man ihn nicht einmal ansprechen kann.
Diandra Linnemann – Allerseelenkinder
Kurz vor Halloween hat Helena, ihres Standes Hexe und magische Beraterin, viel zu tun. Ausgerechnet jetzt braucht der Bürgermeister ihre Hilfe. Ein junges, schwangeres Mädchen ist verschwunden und jetzt ist nicht klar, wer dahinter steckt. Die zwielichtigen Gestalten, mit denen die junge Frau früher zu tun hatte? Oder doch ihr eigentlich harmlos scheinender Hexenzirkel? Ganz wer anders?
Nun soll Helena alle möglichen Verdächtigen mal abklopfen. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, stellt der Bürgermeister ihr obendrein noch jemanden zur Seite – einen Verbrecher, der, um seine Strafe abzusitzen, normalerweise Zombies beaufsichtigt.
Besonders begeistert hat mich hier das Worldbuilding. Dass Untote und vermeintliche Fabelwesen ganz normal ins deutsche Rechtssystem und in die Wissenschaft integriert sind. Und obwohl ich Horror und Krimi normalerweise wirklich nicht mag, hat dieses Buch, dass beides mit Fantasy vereint, mich doch überzeugen können.
Johanna Richter – Es liegt kein Antrag vor
Hier berichtet eine junge Köchin über das System Arbeitsagentur/Jobcenter. Wer selbst damit schon Erfahrungen gesammelt hat, dem könnten hier Trigger blühen. Denn es geht nicht nur um den zermürbenden, menschenfeindlichen Umgang von Pförtnern und Mitarbeitern, das Verschwinden Anträgen, sondern auch um unsinnige Maßnahmen und wie Arbeitgeber das System nutzen, um günstig oder gar kostenlos Arbeitskräfte zu kriegen, die natürlich prompt wieder entlassen werden, sobald das Amt nicht weiter für sie aufkommt.
Der Ton hätte gern noch schärfer sein können – und gleichzeitig hätte das Buch gern als Exkurs ehemalige Jobcentermitarbeiter zu Wort kommen lassen können, damit der Leser erfährt, dass auch die eigentlich nur Opfer des Systems sind und ein kundenfreundlicher Umgang sie gern den Job kostet. Aber ansonsten ein sehr wichtiges Buch, das Pflichtlektüre sein sollte. Nicht nur für Politiker, und ältere Leute, die behaupten, heute bekäme doch jeder, der das will, einen Job. Nein, besser gleich für alle. Und sei es nur, um genug Wut und damit Druck aufzubauen, das System endlich zu ändern.