Es ist schon lange her, dass ich eine Montagsfrage beantwortet habe, aber weil ja gerade mal wieder der deutsche Literaturpreis vergeben wird, muss ich doch mal antworten – auch, wenn schon Dienstag ist. Den Ausgangspost von Antonia findet ihr hier:
Wie wichtig sind euch Book Awards?
Zum deutschen Buchpreis selbst habe ich schon vor einiger Zeit einen Artikel geschrieben. Aber es gibt ja nicht nur den. Alleine in Deutschland gibt es noch den Seraph, den deutschen Phantastikpreis, den Tolino Newcomer-Preis, den Selfpublisherpreis, … und das sind nur die, die ich kenne, die zumindest teilweise in MEINEN Genres ‚wildern‘. Es gibt sicherlich auch Krimi-, Horror-, Thriller-, Liebesroman-, und bestimmt noch eine ganze Reihe ‚Hochliteratur‘-Preise, nicht zu vergessen den Lovelybooks Leserpreis.
Und … so richtig kann ich mit keinem davon etwas anfangen. Warum?
Ich glaube, es liegt vor allem an der Kleinteiligkeit. Ich würde mir für Bücher so etwas wie Oscars wünschen. Bester Krimi, Horror, Thriller, you name it, und dazu statt Maske, Regie und Co: Bester Sprachstil (der nicht dem Alltagsbrei entspricht), beste Liebesszene, beste Repräsentation von Minderheiten, originellste Idee, …. Ein Buchpreis für ALLE, nicht kleinteilig in bestimmte Blasen zerlegt, die einander schlimmstenfalls noch hassen. (Ja, ich gestehe, ich HASSE den Elfenbeinturm des Feuilletons, der den deutschen Buchpreis als Nonplusultra ansieht, wobei das historisch dadurch gewachsen ist, dass die angefangen haben, über Menschen wie mich zu lästern und auf Vielleser*innen von Genreliteratur hinabzublicken.)
Dann fehlt mir da etwas der Glamour. Preisverleihungen finden meist auf Messen oder aber gleich im stillen Kämmerchen statt. Nur der DBP ist überhaupt eine überregionale Medienmeldung abseits von Spartenmedien wert, und nichts davon wird groß live im Fernsehen übertragen. Show? Reden? Pustekuchen. Dabei wäre das hilfreich, um das Lesen etwas ‚cooler‘, es der Öffentlichkeit wieder schmackhaft zu machen.
Der Beliebtheitsaspekt kommt oben drauf und nervt mich. Bei einigen Awards gibt es eine Jury, aber bei vielen Genreawards wählen die Leser*innen die Gewinner*innen. Was ich einerseits auch gut finde, weil das mehr den Geschmack der Leute abbildet – aber zumindest bei Gewinnspielen, wo es darum ging, dass man erst einen Verlagsvertrag gewinnt (wie damals bei Sweek), und auch bei ein paar anderen kleinen Awards fiel auf: Es gewinnen immer die Autor*innen, die am besten für sich Werbung machen können oder gar (hier nur bei Sweek aufgefallen) besonders toll einen auf ‚Wenn du mich likest, kriegst du ein Geschenk‘ machen. Und das … finde ich furchtbar! Nicht, weil die Bücher, die gewinnen, dann zwangsläufig schlecht sind. Vielleicht sind es dennoch die qualitativ besten! Aber teilweise geben Leute dann ihre Stimme ab, ohne die Bücher zu kennen. (Ich trau mich schon nur selten, abzustimmen, wenn ich nicht ALLE zur Wahl stehenden Bücher gelesen habe. Wie können Menschen dann vor sich selbst moralisch vertreten, auch noch FÜR ein Buch zu stimmen, dass sie nicht kennen?) So haben kleine Autor*innen, die nicht die Kraft oder nicht das Talent haben, so sehr zu networken und für sich zu werben, kaum eine Chance.
Und dann ist da noch mein letztes Problem mit Buchpreisen: Sie zeigen natürlich nur Neuerscheinungen. Und die interessieren mich selten. Ja, gut, mit dem Lovelybooks-Leserpreis kann man ab und an die Wunschliste wieder etwas auffüllen. Aber auch das hat in den letzten Jahren abgenommen. Ich bin der ewig gleichen Lektüre überdrüssig und Abwechslung finde ich tatsächlich eher in Büchern, die schon 1-2 Jahrzehnte alt sind, als noch nicht ganz so extrem Dogmen geheiligt wurden und noch nicht in jedem zweiten Schreibratgeber stand ‚Schau dir an, was gerade erfolgreich ist und orientiere dich da dran‘. Als es noch um Geschichten und zwar schon auch um Geld ging, der Markt aber nicht so umkämpft war, dass wirklich nur noch Einheitsbrei sich gut verkauft.
Also, ich kann mir schon vorstellen, dass ich eines Tages Buchpreisfan werden könnte, aber dafür muss so viel wie möglich hiervon erfüllt werden:
- Noch mehr Kategorien als die aktuellen Leserpreise von Lovelybooks und Co, auch Kategorien, die Originelles und irgendwie Anderes prämieren und einzelne Aspekte des Inhalts betrachten
- Ein Abstimmungssystem, bei dem zwar die Leser*innen mitwählen dürfen, bei dem aber auch eine Jury mitwirkt. Vielleicht jeweils einen Jury- und einen Leser*innenpreis? Oder aber ein System, wo Leser*innen (bis auf X Wildcards durch die Jury) die Shortlist bestimmen, aber mehr nicht?
- Mehr Sichtbarkeit, am liebsten sogar Live-Übertragung im Fernsehen.
Nur die Sache mit den Neuerscheinungen kann man halt nicht ändern, das sehe ich ein.