Benjamin und Christine Knödler – Young Rebels

Young Rebels: 25 Jugendliche, die die Welt verändernBuchdetails

  • Erinnert an: Wonder Women und Girl Squads von Sam Maggs, nur in angenehmerem Schreibstil und mit besserer Umsetzung von Diversität
  • Genre: Kinderbuch, Biografie, Sachbuch
  • Erscheinungsdatum: 2020
  • Verlag: Hanser
  • ISBN: 978-3446266407
  • Hardcover 160 Seiten
  • Sprache: Deutsch
  • Triggerwarnungen: Beinahe jede Art von Menschenfeindlichkeit, weil der Kampf gegen sie thematisiert wird, Body-Shaming, Erwähnung von Suizid-Raten
  • Positiv anzumerken: Nutzung des Gendersternchens, auf Diversität ausgelegte Auswahl der Beispiele

Inhalt und Aufbau: 

Die Autor*innen, Mutter und Sohn, arbeiten hier kind- bzw. jugendgerecht die Geschichten junger Aktivist*innen, Erfinder*innen und Künstler*innen auch, um Kindern so zu vermitteln, dass nicht nur eine Kleinigkeit die Welt ändern kann, sondern auch, dass mensch nie zu jung ist, um den eigenen Weg zu finden. Zusammen mit Illustratorin Felicitas Horstschäfer gehen sie dabei in 25 Kapiteln auf die Werdegänge der vorgestellten jungen Rebell*innen ein und fügen an jedes Kapitel noch einmal eine Zusammenfassung für diejenigen ein, deren Konzentration vielleicht nicht zulässt, das ganze Kapitel zu lesen oder im Kopf zu behalten. Den Kapiteln folgt darüber hinaus auch noch ein Glossar, das in kindgerechter Sprache politische, aber auch andere hier relevante Begriffe erklärt.

Die gewählten Biografien überspannen dabei einen großen Teil der früheren, aber auch heutigen Probleme. Neben Umweltschutz werden auch der Kampf gegen Rassismus, Body-Shaming, Armut, Korruption, Unterdrückung und Queerfeindlichkeit, sowie der Kampf für Feminismus, Bildung, Inklusion und Integration dargestellt. Ihnen allen werden Gesichter gegeben und oftmals erzählt, wie eine kleine Aktion Fahrt aufnahm und zu etwas wurde, was ein Land oder gar die Welt veränderte.

 

Meinung:

Ich finde die Beispiele gut gewählt und tatsächlich Mut machend. Und man merkt dem Buch auch an, dass es sich sehr bemüht. Dennoch fallen ein paar Kleinigkeiten auf. So wird es dargestellt, als wären Blinde in der Gesellschaft jetzt völlig ohne Nachteil, nur weil die Braille-Schrift erfunden wurde und international genutzt wird. Da hätte ich mir einfach einen Satz gewünscht, wie ‘Zwar ist noch heute ein langer Weg zu gehen, bevor wirklich alles barrierefrei ist, aber die Braille-Schrift hat einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung geleistet’, oder Ähnliches in die Richtung.

Und auch beim Thema trans Menschen wird das Buch seinem Anspruch nicht ganz gerecht. Es bezieht richtig und wichtig Stellung, allerdings wird hier trans immer groß und nicht als Adjektiv geschrieben, und obendrein noch mit Bindestrich zu Mensch, Person, … Das ist ein bisschen schade, weil man nur kurz mit einer trans Person reden muss, um zu wissen, dass die Community trans(gender) als Adjektiv bevorzugt – immerhin ist man ja auch keine Blond-Person, nur, weil man blonde Haare hat.

Außerdem wird bei Greta Thunberg tatsächlich davon geredet, dass sie die Welt verändert hat (und dann werden nur westliche, beziehungsweise darüber hinausgehend Common Wealth-Staaten genannt), obwohl beinahe zeitgleich Vanessa Nakate in Uganda ähnlich vorging und es noch andere jugendliche Klimaaktivist*innen gibt, die zur selben Zeit oder vor Greta aktiv wurden und mit ihr zusammen in Davos und bei den vereinten Nationen sprachen. Da wäre es schöner gewesen, wäre nicht der Narrativ der westlichen Medien übernommen wurden, dass eine Europäerin die Welt retten will. (Wir erinnern uns, Nakate ist sogar von vielen Zeitungen aus dem Gruppenbild in Davos rausgeschnitten worden.)

Aber man merkt dem Buch und damit den Autor*innen an, dass sie es besser machen wollen, Teil des Wandels sein möchten und sich ernsthaft bemühen. Sie sprechen Kolonialisierung kritisch an, dass Indigene viel zu selten zu Wort kommen – und wenn, nur als Opfer und nicht als Menschen, von denen man lernen kann -, sie gehen auf den Kampf um Bildung der Mädchen in Pakistan und Malala ebenso ein, wie auf den Kampf Hongkonger Schüler*innen gegen Indoktrinierung und dagegen, dass die Periode immer noch ein Tabu ist und deshalb viel zu selten darüber geredet wird, dass selbst in Industriestaaten viele besonders jugendlichen Menstruierenden nicht genug Geld für Hygieneprodukte haben. (Auch hier noch einmal eine Kritik, denn menstruieren, liebe Autor*innen, können auch Menschen, die nicht Mädchen oder Frau sind.) Die Bandbreite an Themen, aber auch Kulturen ist gut gewählt, vielleicht hätte man noch etwas mehr auf der Südhalbkugel nach Rebell*innen schauen können. Südamerika ist zum Beispiel als einziger Kontinent nicht vertreten. Aber alles in allem erfrischend und auch deutlich angenehmer und weniger ‘wir sind zwar alt, aber wir bedienen uns der Teenie-Sprache’ geschrieben, als andere Bücher, die ich in der Richtung gelesen (*hust* abgebrochen, weil wirklich furchtbar geschrieben, liebe Sam Maggs) habe.

Fazit: 

Ein paar Kleinigkeiten könnte man verbessern, aber leicht verständlich geschrieben mit großer Bandbreite. Gute Idee und gute Umsetzung.

Das Bild dient dazu, dem Buch vier von fünf möglichen Sternen zu attestieren. Dazu sind vier Sterne golden, einer bleibt silber, also leer.

 

Meinungen anderer Blogger: 

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