[Montagsfrage] Hypebücher

Auf einem hellen Tisch liegt ein aufgeschlagenes Blanko-Notizbuch. Darüber befindet sich ein weißer Textkasten, mit Illustrationen von Klebestreifen und Fragezeichen, indem erst "Wordworld presents" steht, dann "Die Montagsfrage".

Am unteren, rechten Bildrand folgt der Link zu Wordworlds Blog: "www.wordworld.blogspot.com"

Ich mach nur noch selten bei der Montagsfrage mit, aber heute reizt mich das Thema von Sophia von Wordworld doch zu sehr:

Habt Ihr zuletzt ein Buch nur wegen seines Hypes gelesen? Hat es sich gelohnt?

Zuletzt habe ich definitiv kein Hypebuch gelesen. Das letzte war wohl das erste Hunger Games-Prequel, das ich auch nur deshalb relativ kurz nach Erscheinen gelesen habe, weil ich die Reihe schon kenne.

Denn Hypes und ich, das ist eine komplizierte Sache.

Hypes schrecken mich ab. Wenn ich ein Buch nicht schon kannte und mochte, BEVOR es beliebt wird, wie es damals mit der Autorin, deren Name nicht mehr genannt werden sollte, der Fall war, dann ist ein Buch für mich durch einen Hype für mehrere Jahre blockiert.

Denn Hypes heißen normalerweise, dass ein Buch in Wirklichkeit RICHTIG schlecht ist. Oft kochen die für ein paar Monate hoch, nur um in kurzer Zeit bestenfalls zum Guilty Pleasure zu mutieren. Während Hypes scheinen Leute sich auch nur von der Welle mitreißen zu lassen, und hinterfragen Bücher nicht kritisch. Wie man ja zuletzt bei Fourth Wing gesehen hat, wo jede Kritik an der Autorin unterging, und es allen egal war, dass das Buch durchaus problematisch ist. Und das sieht man halt immer wieder. Dass wenn die Hypewelle dann endlich bricht, den meisten Menschen auffällt, wie problematisch ein Buch eigentlich war.

Deshalb warte ich bei Büchern, die einst gehypt wurden, meist einige Jahre, und wenn die Stimmen dann immer noch vor allem positiv sind, und auch neue, sensiblere Generationen keine großen Probleme drin sehen, das Buch gut gealtert ist, dann lese ich es.

So geschehen mit den ersten drei Hunger Games-Büchern, die wirklich gut sind, besonders, wenn man in der Uni gerade in einem Kurs zu Mediendemokratie sitzt. Denn die Bücher zeigen genau das perfekt, die Manipulation der Massen durch Propaganda. Eine wirklich gut durchdachte Trilogie. Die allerdings auch darunter leidet, dass viele sie auf eine angebliche Teenieromanze reduzieren, die sie echt nicht ist. (Das nennt sich Trauma Bonding, nicht Liebe!)

Ebenso Percy Jackson. Da kann man heute zwar sagen, dass das Trope mit „Deine Behinderung ist ein Zeichen, dass du was Besonderes bist“ seither ein Gschmäckle bekommen hat und oft eher Othering ist. Aber im Fall von Rick Riordan ist es deshalb im Buch, weil er seinem eigenen Kind damit Mut machen wollte, und er kann nichts dafür, dass das Trope hinterher mehr und mehr von Leuten genutzt wurde, die keinen Kontakt zu echten Behinderten haben und das nur cool fanden und damit problematisch gemacht haben. (Die späteren Reihen waren dennoch nichts mehr für mich, weil ich es nicht mehr aushalte, wenn Kinder ständig ihr Leben riskieren müssen, nur, weil Erwachsene Scheiße bauen. Aber ich glaube, das liegt an mir und nicht am Buch, und Kinder wollen ja, dass in ihren Büchern nicht die Erwachsenen die Helden sind?)

Das sind aber auch die einzigen wirklichen Hype-Bücher, die ich je nach ihrem Hype gelesen habe – bisher habe ich sonst noch keines gesehen, das wirklich länger überlebt hat, als sein Hype. Außer Sarah J. Maas, und mal ehrlich, können wir eine Autorin, die den Tod einer marginalisierten Frau durch Polizeigewalt für Werbezwecke nutzte, nicht endlich canceln?

Also nein, wenn ein Hype kommt, renne ich normalerweise eher schnell weg. Ich weiß nicht mal genau, ob das daran liegt, dass die wenigen Hypebücher, die ich während ihrer Hypezeit abgelesen habe, für meinen Geschmack echt mies waren, oder, ob ich einfach generell skeptisch bin, wenn zu viele Leute eine Sache mögen. War halt als Teen ein kleiner Anti und so richtig verwachsen hat sich das auch noch nicht.

Aber ich merke, dass ich mit meiner Methode ganz gut fahre. Man kann gute Bücher auch Jahre später noch lesen, anstatt immer sofort der Masse nachzulaufen. (Schade nur, dass der Buchmarkt sich immer mehr an Fast Fashion orientiert und Bücher nach kurzer Zeit wieder aus dem Programm genommen werden. Können wir bitte wieder dahin zurück kommen, dass man versucht, gute Bücher zu Longsellern zu machen?)

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