Schleif, Thorsten – Darf man eigentlich Zombies töten?

Darf man eigentlich Zombies töten? by Thorsten SchleifBuchdetails

  • Erinnert an: //
  • Genre: Sachbuch
  • Erscheinungsdatum: 2023
  • Verlag: Heyne
  • ISBN: 9783641310097
  • Ebook 193 Seiten
  • Sprache: Deutsch
  • Content Notes: Verspotten von geschlechtsneutraler Sprache, Verspotten von Kampf gegen kulturelle Aneigung, Verharmlosung von fiktivem Rassismus, Harry Potter
  • Positiv anzumerken: //

Inhalt: 

Da Buch beantwortet in verschiedenen Teilen – Urban Fantasy, historische Fantasy, Harry Potter als Einzelkategorie, SciFi und Marvel – Fragen, wie verschiedene Sachverhalte juristisch zu bewerten wären, würden sie unter aktuelles deutsches Recht fallen. Hundesteuer für Werwölfe? Baurecht für Mordor? Und welche Art Zeitmaschine darf eigentlich auf einem öffentlichen Parkplatz stehen?

 

Meinung:

Das Buch hätte so spannend sein können, immerhin sind Fragen wie ob Werwölfe unter Hundesteuer fallen, welche, die ich als Fantasyleserin wie -Autorin auch im Freundeskreis diskutiere. Und da mal eine Antwort von einem echten Juristen – einem praktizierenden Richter – zu kriegen, klingt doch gut.

Aber es fing schon irgendwie unangenehm an. Lag es daran, dass der Autor lustig sein wollte, und sich deshalb immer Fandom-nahe Namen für Leute ausdachte, die die Fragen stellten? Jean-Luc Peters, Obiwan K. Müller. Kevin Weasley. … Lag es daran, dass er immer wieder behauptete, Charaktere aus einem Film hätten diese oder jene Forschungsarbeit veröffentlicht? Vielleicht kam mein ungutes Bauchgefühl auch daher, dass hier wieder nur auf die moderne Art Zombie eingegangen wird, während die mythologische westafrikanische/haitianische und deutlich ältere Definition von Zombie völlig ignoriert wird?

Das erste deutlichere Gschmäckle hatte es, als der Autor komplett im generischen Maskulinum schrieb – bis auf „Zombie*innen“. Er entgenderte das EINE Wort, das von sich aus schon geschlechtsneutral ist. Und das in mehreren Kapiteln, mit generischem Maskulinum dazwischen. Zu dem Zeitpunkt dachte ich mir noch nicht wirklich was dabei. Ist halt unsympathisch, aber … dass weiße, privilegierte Männer sich lustig finden, wenn sie möglichst sinnlos entgendern, ist ja nichts Unbekanntes, leider.

Als er dann aber ernsthaft das fiktive Äquivalent von Nazis – Todesser aus Harry Potter – als eventuell ja doch nur missverstandene Aktivisten gegen kulturelle Aneignung durch Muggel darstellte und damit nicht nur ein rassistisches Terrorregime samt Hassrede und Mord verharmloste, sondern on top den Begriff der kuturellen Aneignung ad absurdum führte …  Nun, man soll in Rezensionen eigentlich nichts auf den Autor zurückführen – was bei Sachbüchern aber schwierig ist. Ich hoffe sehr, dass ihm aus irgendeinem Grund der Verlag auferlegt hat, das zu schreiben, aber in Anbetracht so einiger Gerichtsentscheide, die in letzter Zeit aus verschiedenen Bundesländern und verschiedenen Instanzen kamen, wäre ich leider auch nicht mehr überrascht, wenn ein Richter tatsächlich so … zumindest konservativ ist, sich über diejenigen lustig zu machen, die gegen Queerfeindlichkeit und Rassismus kämpfen. Dass es so weit geht, fiktive, einen fiktiven Genozid planende Nazis zu verteidigen, und ein Verlag das druckt, das hat mich aber schon schockiert. Besonders in Anbetracht der Zielgruppe eines solchen Buches: Nerds sind im Schnitt oft progressiver, Lesende von Phantastik schneiden sogar in wissenschaftlichen Untersuchungen besser im Bereich der Empathie ab. Gerade uns sollte man so etwas also nicht vorlegen.

Dass Schleif zusätzlich auch noch schlichten Unsinn im Sinne des Kanons schreibt, ist zwar weniger schlimm, nervt aber dennoch. Zum Beispiel behauptet er bei Star Trek Aaron Satie – Vater von Admiral Norah Satie – wäre der Richter im Prozess gegen Kirk bzgl. Kobayashi Maru gewesen und Cogley hätte ihn da verteidigt. Satie wissen wir nicht. Ist nicht kanonisch, könnte aber sogar sein. Cogley lernte Kirk jedoch in der Prime-Zeitlinie erst kennen, als er als Captain wegen des vermeintlichen Todes von Benjamin Finney angeklagt wurde. In der AOS-Zeitlinie wiederum war Cogley beim Prozess gegen Khan zugegen (in den ohnehin schon nicht-kanonischen Comics), vorher gab es wieder keine Berührungspunkte.

Erneut, das ist was, wo entweder der Verlag oder aber der Autor vergessen haben, welche Zielgruppe sie haben: Nerds betreiben gern Korinthenkackerei, wenn jemand Fakten unserer Lieblingsfranchises verdreht.

Insofern … Interessanter Grundgedanke, in der Ausführung aber irgendwo zwischen nicht gut und zumindest an Nazis anbiedernd – und damit leider an der Zielgruppe deutlich vorbei.

Fazit: 

An der Zielgruppe mindestens vorbei, und mit deutlichem, rechten Gschmäckle.

Zwei goldene und drei silberne Sterne, die zwei von fünf Sternen symbolisieren

 

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