Vaughn, S. K. – Die Astronautin

Buchdetails

  • Erinnert an: Die erste Hälfte an den Marsianer, die zweite Hälfte an Roland Emmerich-Filme
  • Genre: SciFi, Thriller
  • Erscheinungsdatum: 2019
  • Verlag: Goldmann
  • ISBN: 9783442205721
  • E-Book 544 Seiten
  • Sprache: Deutsch
  • Triggerwarnungen: Schwangerschaft, Fehlgeburt, Blut, Mord, Tod eines Elternteils, toxische Beziehung, Gewalt, Suizidgedanken, White Saviour, Love Triangle, ….
  • Positiv anzumerken: Auch, wenn das Cover das nicht zeigt, ist die Protagonistin eine Schwarze Frau

Spoilerwarnung, weil ich meine Meinung nicht darlegen kann, ohne zu sagen, wodurch sie entstanden ist.

Inhalt: 

May Knox erwacht auf der Krankenstation eines Raumschiffes und erinnert sich an nichts. Erst langsam kommen ihre Erinnerungen wieder. An die Mission, an die Crew, aber auch an ihren Ehemann auf der Erde. Doch während sie noch mit ihrer Amnesie zu kämpfen hat, hat sie auch noch ein Raumschiff zu reparieren – und herauszufinden, warum es von ihrer Crew keine Lebenszeichen gibt.

 

Charaktere: 

Anfangs ist May eine ganz angenehme Erzählerin – ihre Teile sind in erster Person geschrieben. Sie ist körperlich und psychisch angeschlagen, und nimmt die Lesenden daher auch mit in ihre Suizidgedanken, aber aufgrund der beinahe hoffnungslosen Situation ist das alles völlig verständlich. Erst im Laufe des Buches stellen wir fest, dass sie in Wirklichkeit die emotionale Reife eines Fünfjährigen am Quengelregal im Supermarkt hat – und das nicht nur, wenn sie gerade schwanger ist. Sie ist in der Beziehung gewalttätig und unberechenbar.

Stephen, der zweite Hauptcharakter und Mays Mann, soll der typische verpeilte Wissenschaftler sein, angeblich auch sozial unbeholfen, aber nichts davon merkt man – außer, dass er in der deutschen Übersetzung ständig in allen unpassenden Situationen das Wort „Gleichung“ nutzt. (Sorry, lieber Autor, aber als Mensch mit akademischem Abschluss, der zwar nicht naturwissenschaftlich ist, aber mit teils den selben Methoden arbeitet, …SO REDEN WIR NICHT!) Stattdessen ist er bei seinen Vorlesungen entwaffnend lustig und auch sonst schlagfertig. Leider ebenfalls gewalttätig, wenn er geärgert wird. Alles andere, dass er ein mieses Selbstwertgefühl haben soll, brillant ist, … wird den Lesenden immer nur von anderen Charakteren gesagt, Stephen hat aber keine Chance, das auch während des Buches mal zu zeigen.

Beide heiraten nach nur vier Monaten Beziehung und hangeln sich dann eigentlich nur von Streit zu übermäßiger Freude, zu Streit … Es ist ermüdend.

Tatsächlich sind die einzigen Charaktere, die halbwegs sympathisch rüberkommen, entweder am Ende tot, oder eine KI.

 

Meinung:

Die erste Hälfte war wirklich gut. Fast wie der Marsianer. Ein Kampf ums Überleben im All, gegen miese Chancen, aber dafür mit Einfallsreichtum. Die Charaktere waren natürlich in einer Ausnahmesituation und entsprechend aufgewühlt, aber alles in allem sympathisch.

Und dann kam die zweite Hälfte, und so ziemlich alle entpuppten sich als Arschlöcher und alle paar Seiten kam eine neue Katastrophe hinzu. (Ernsthaft, zwanzig „Oh nein, jetzt fällt Instrument X aus“-Situationen weniger hätten diese NICHT auf NULL reduziert, das Buch aber gleich deutlich angenehmer gemacht.)

Hinzu kommt, dass die Schwarze Frau, dann auch noch von zwei weißen Kerlen, die um sie buhlen, gerettet wird. Nachdem sie über Wochen auf sich gestellt war, ihre eigenen Fähigkeiten nutzen musste, kommen mal eben zwei weiße Typies mit Deus Ex Machina-Technologie (alles geheim, aber so schnell, dass Physiker es für unmöglich halten) um die Ecke.

Die ganze Auflösung am Ende spielt sich dann auf nur drei Seiten ab, der ganze interessante Teil, auf den man nach 250(!) Seiten ständiger Katastrophen allein im zweiten Teil hingehofft hat. Und nicht nur das, so einige Plotstränge werden dann auch ganz vergessen. Unter anderem der, weswegen May überhaupt erst in die Situation am Anfang gekommen ist. Es ist quasi am Ende gut möglich, dass sie ungewollt die komplette Erdbevölkerung auslöscht. Sogar gleich auf zwei verschiedene Arten. Aber bevor das passieren kann, oder aufgeklärt wird, warum es nicht passiert, ist das Buch schon zu Ende.

Also ja, zusammengefasst hätte die zweite Hälfte für meinen Geschmack völlig anders sein müssen. Alle Sympathie zu Charakteren wird wieder zerstört, es kommt Katastrophe um Katastrophe, was einfach nur langweilig ist, und das Buch endet ohne wirkliche Auflösung, weil sich der ganze Plot plötzlich nur noch auf die Beziehung von May und Stephen konzentriert. (Bei denen man nicht hofft, dass sie wieder zusammenfinden, weil sie als Paar eine Katastrophe für sich sind.)

Das Buch mag was für Fans von Katastrophenfilmen sein. Oder für Menschen, die es lieben, menschliche Abgründe auszuloten, nur um der Abgründe willen. Ich gehöre leider zu keiner dieser Gruppen.

Fazit: 

Die erste Hälfte mit völlig anderem Plot ab da wäre gut gewesen. Leider zerstört die zweite Hälfte alles Gute, was bisher war.

Zwei goldene und drei silberne Sterne, die zwei von fünf Sternen symbolisieren

 

Meinungen anderer Blogger: 

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