Fröhlichen Welttag des Buches

Eigentlich war das hier gar nicht geplant. Ich wollte den Welttag des Buches mit einer kurzen Grußbotschaft für meine Facebookleser begehen und sonst nur lesen, mache ich doch kein Gewinnspiel oder Ähnliches. Aber dann hat Karin von little words in ihrem Beitrag gefragt, was der Welttag des Buches uns bedeutet und als der Kommentar immer länger wurde, merkte ich, dass ich vielleicht doch darüber bloggen sollte.

 

Was bedeutet mir der Welttag des Buches?

Das ist schwer zu definieren. Anfangs war er für mich eine Möglichkeit, kostenlos an ein Buch heranzukommen und das gleiche Buch dann an viele Leute um Umkreis zu verteilen, als es noch Bücherpakete zu gewinnen und verteilen gab. Damals habe ich ‚Mein deutsches Dschungelbuch‘ von Kaminer bekommen, meine Mutter einen Thriller und mein Vater ‚Die Vermessung der Welt‘, das sogar er als Fachbuchleser und Romanverschmäher mochte. Leider ging mein Buch vergleichsweise schlecht ‚weg‘. Die Tafel wollte keine, dabei hatte ich gehofft, dadurch arbeits- und vielleicht obdachlosen Menschen eine kleine Freude machen zu können. Natürlich ist das naiv. Wer nichts hat, braucht erst einmal Nahrung, Kleidung, ein Dach über dem Kopf. Aber vielleicht freuen sie sich dann auch, wenn sie ein Buch kriegen? Etwas, was ihnen die Zeit vertreiben kann? Etwas Ablenkung von ihren Sorgen? Die Tafel sah das wohl nicht so.

Einige Zeit später, so im Laufe eines Jahres, haben wir dann sowohl von Bookcrossing, als auch von offenen Bücherregalen erfahren und diesen Kanal genutzt, um hoffentlich Leuten eine Freude damit machen zu können. Ob das funktioniert hat? Ich weiß es nicht. Jedenfalls hat mich das ernüchtert, war doch der Sinn der Aktion, Menschen zu erreichen, die normalerweise kein Buch kaufen oder generell nicht lesen würden. Doch wie erreicht man diese Leute? Etwas, was ich bis heute noch nicht weiß.

Und jetzt bin ich Buchblogger. Das heißt, ich sollte mich eigentlich in die lange Reihe derjenigen einreihen, die heute Bücher verlosen. Und auch, wenn es bei mir finanziell recht mau aussieht, müsste da doch wenigstens ein Buch drin sein, oder? Doch auch hier sehe ich das gleiche Problem. Wen erreichen wir denn? Doch auch nur andere Buchblogger und Leseverrückte, die selbst wissen, wo sie günstig an Bücher kommen, oder die das Geld haben, sich die Bücher, die sie interessieren, auch selbst zu kaufen. Dass Blogger Lesefreude schenken, ist eine schöne Aktion, aber ich glaube nicht, dass sie wirklich da ankommt, wo wir wirklich gebraucht werden würden. Nicht falsch verstehen, ich finde es dennoch schön, dass es die Aktion gibt. Nur fühle ich mich, als würden wir dennoch versagen.

Damit kommen wir zum Hauptgrund meiner gemischten Gefühle. Der Welttag des Buches wird (mit Ausnahme der Briten, die ja immer alles anders machen müssen), auf der ganzen Welt an diesem einen Tag gefeiert. Und dennoch hört man wenig von ihm. Nicht außerhalb unserer Filterblase als Buchliebende. Er ist ähnlich bekannt wie der Welttoilettentag. (Nicht falsch verstehen, ich finde auch Toiletten durchaus wichtig und würde auch den Tag gern richtig feiern.) An manchen Orten gibt es Aktionen, Feiern, Lesungen, aber es ist längst noch nicht so weit wie beim Tag der Erde oder Water Day, für den es sogar Events in Spiele-Apps gibt. Ich würde mir einfach mehr wünschen. Ein weltweites Lesefestival an diesem Tag. Und wenn wir schon nicht die Lesefreude mit denen teilen können, die sie noch nicht kennen, dann doch wenigstens weltweit mit einander? Ich weiß, ich erwarte zu viel. Aber für mich fühlt es sich immer noch schal an. Als würden wir nur uns selbst feiern, ohne, dass es irgendwo richtig ankommt. Ohne, dass man wirklich dabei zusammenkommen würde. Ich bin froh, dass es den Tag und die Aktionen darum überhaupt gibt. Aber ich würde mir einfach mehr wünschen.

Doch vielleicht hängt es an uns? Vielleicht müssen wir tätig werden? Organisieren. Lesungen übers Internet, damit jeder dran teilnehmen kann. Zumindest virtuelle Parties in den sozialen Netzwerken. Vielleicht gibt es das sogar schon und sie sind nur nicht bekannt genug, dass ich sie bemerkt hätte? Leider kommen mir diese Gedanken erst heute, zu spät, um sich für dieses Jahr noch mit anderen zusammen zu setzen und zu brainstormen, was man machen könnte. Aber vielleicht im nächsten Jahr? Denn wenn wir etwas geändert haben wollen, wenn wir eine Botschaft verbreiten haben wollen, warum fangen wir dann nicht selbst damit an?

 

Und was bedeutet euch der Welttag des Buches?

12 Gedanken zu „Fröhlichen Welttag des Buches“

  1. Hey,

    da bin ich ja beruhigt, dass ich nicht die einzige Bloggerin bin, die das so sieht. Ich habe lange überlegt, ob ich mitmache und ebenfalls etwas verlose, sehe es jedoch mittlerweile auch so wie du. Neue Leser erreicht man durch eine Verlosung kaum oder sie verschwinden dann ganz schnell wieder. Letztenendes versuche ich heute soviel wie möglich zu lesen 🙂 Zusammen mit anderen oder auch alleine …

    Liebe Grüße
    Diana

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    • Huhu Diana,

      ja, ich versuche gerade auch, so viel wie möglich zu lesen, aber irgendwie ist heute, dank Buchtag, in den sozialen Netzwerken so viel los, dass man zu nichts kommt. Andererseits ist das ja auch mal schön.
      Ich weiß nicht, vielleicht mach ich auch mal da mit. Wobei ich fürs nächste Jahr lieber eine Buchverlosung über eine Jahreschallenge plane. Ich würde lieber etwas machen, was über simple Verlosungen hinausgeht, aber da fehlt mir noch die Idee.

      LG

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  2. Liebe Taaya,

    Ich bin ja nicht nur Buchbloggerin, sondern auch Autorin und Literaturwissenschaftlerin – der Tag des Buches ist für mich also wirklich ein kleiner Feiertag, weil immer mehr Menschen darauf aufmerksam werden. Auch ich fand es schön, als es noch die Buchpakete zum Verschenken gab und habe gezielt Leute ausgesucht, von denen ich wusste, dass sie eher wenig lesen, in der Hoffnung, sie zu begeistern. Das funktioniert natürlich nicht immer, aber ich glaube, dass Lesen sehr wichtig ist, dass Geschichten wärmen und lehren, erstaunen und bewegen. Und das Feier ich heute auch.

    LG
    Eva

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  3. Ich muss gestehen, dass ich erst richtig auf den Welttag des Buches aufmerksam wurde, als ich vor einigen Jahren am 23. April in Spanien weilte. Und dort ist der Dia St. Jordi eine große Sache, die mit Rosen und Ähren und damit, dass alle Buchläden bis spät nachts geöffnet haben gefeiert wird.
    Ich habe mir zwar damals kein Buch gekauft, aber ein paar Rosen geschenkt bekommen.
    In Deutschland war mir zuvor tatsächlich noch nie irgendeine spezielle Aktion zum Welttag des Buches aufgefallen.

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  4. Ein interessanter Beitrag. Ich hab den Welttag des Buches bisher eher ignoriert, weil ich eh viel lese. Aber stimmt, es wäre toll, wenn es Aktionen gäbe. Es gibt ja z.B. Vorleseaktionen im Kindergarten. Und in der Grundschule gab es eine Schulbücherei, in der wir uns Bücher ausleihen konnten, das hat sicher auch einen Grundstock gelegt. Als Aktion könnte man ja schauen, dass wirklich jede Grundschule – egal wo – so eine Schulbücherei besitzt.

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  5. Hallo Taaya,

    eigentlich sollte doch jeden Tag das Lesen gefeiert werden, oder? Ich sehe zwei Probleme bei diesem Tag. Einmal, dass das Schmarotzertum um sich greift, weswegen ich mich seit letztem Jahr aus den Gewinnspielen, speziell an diesem Tag heraus halte. Das zweite Problem ist wohl, dass das Lesen immer noch als selbstverständlich hingenommen wird, doch das ist es nicht, man siehe sich nur die Anzahl der Analphabeten an, die es allein in Deutschland gibt. Wie man mehr Bewusstsein für das Lesen schürt? Jeden Tag selbst lesen, anderen das Gelesene empfehlen und über das Lesen an sich bloggen. Dann bleibt es im Bewusstsein.

    Liebe Grüße
    Marc

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    • Hallo Marc,

      ich weiß nicht. Leute, die ein freiwilliges Angebot nutzen, als Schmarotzer zu bezeichnen, finde ich nicht angebracht. Es steht nirgendwo, dass jemand, der Bücher schon mag, nicht an Gewinnspielen teilnehmen darf. Schmarotzen wäre, etwas für sich in Anspruch zu nehmen, was einem nach den Regeln nicht zu steht. Im Gegenteil, an andere kommt man mit Gewinnspielen nicht, weil keiner, der sich nicht für Bücher interessiert, diese beachtet. Insofern ist es falsch, die Leute zu beleidigen, die ein Angebot im Rahmen der Regeln wahrnehmen.

      Ähnliches gilt auch für Blogs. Damit wirst du weder Analphabeten noch die, die lesen können, aber es nie zu lieben gelernt haben, erreichen.
      Und ja, in einer Industrienation sollte Lesen selbstverständlich sein, daher gibt es auch jede Menge Hilfsangebote für die, die es nicht können. Man muss nur den Mut haben, das einzugestehen, und die Kraft, etwas dagegen zu tun. Das klingt leichter als es ist, das ist mir klar. Aber den Lesern die Schuld dafür zu geben, oder zu sagen, dass sie wegen Analphabeten das Lesen an dem Tag nicht feiern dürfen, finde ich nicht richtig.

      Liebe Grüße
      Taaya

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  6. Puh, da muss ich kurz was richtig stellen beziehungsweise etwas weiter ausholen denn der Kommentar sollte ja nicht so verallgemeinernd stehen bleiben und war auch nicht so böse gemeint, wie er klingt 😉

    Wegen den Schmarotzern: Damit wollte ich nicht alle über einen Kamm scheren (auch dich nicht, die ja auch mal kostenlos ein paar Bücher erstanden hat) aber es gibt immer mehr Leute, die von Seite zu Seite ziehen, um an diesem Tag so viele kostenlose Bücher wie möglich abzugreifen (ein Phänomen, welches zim Beispiel auch auf den Buchmessen immer mehr um sich greift). Die scheren sich dann zum Beispiel nicht um Teilnahmebedingungen, sollte ein Gewinnspiel ausgeschrieben sein. Das war mit Schnarotzern gemeint. Und glaub mir, davon gibt es einige. Das sollte nicht gegen dich oder andere ehrliche Menschen gerichtet sein, die sich auch mit dem Welttag des Buches auseinandersetzen.

    Wegen Analphabeten und Co. Da wollte ich nur ein kleines Beispiel bringen, da du ja in deinem Text darauf eingehst, wie schwierig es ist, Bücher an die Tafel zu bringen. Klar gibt es Angebote, aber es kann auch immer noch mehr gemacht werden. Was ich dadurch ausdrücken wollte, aber leider nicht im Text ansprach, ist der Punkt, dass der Welttag des Buches wichtig ist. Jedoch spielt sich das immer, nach meinem Gefühl nach, in relativ geschlossenen Kreisen ab und diejenigen, die man damit erreichen sollte, erreicht man nicht, wenn man nur diesen einen Tag zelebriert.

    Wie gesagt, es war alles nicht böse gemeint. Ich mag diesen Tag auch und freue mich über jede Aktion, die da gestartet wird, aber es gibt noch 364 andere Tage im Jahr, an denen man das ebenso gut machen kann.

    In diesem Sinne, fröhliches Weiterlesen

    Liebe Grüße
    Marc

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    • Ja, da gebe ich dir Recht, also bei deinen Gedanken zum Tag selbst. Ich muss aber zugeben, würde ich je auf die Messe gehen (Menschenmassen sind für mich eher abschreckend, leider), würde ich auch abklauben, was man mir freiwillig gibt und was in mein Beuteschema passt. Andererseits blogge ich dann ja auch darüber und mache damit wiederum Werbung für Buch und Verlag, also ist das vielleicht nicht ganz zu vergleichen. 🙂

      LG

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  7. Sehr interessanter Beitrag!
    Um mal ehrlich zu sein: Dieses Jahr habe ich den Welttag des Buches fast vergessen. Wäre ich nicht Blogger, dann hätte ich davon gar nichts mitbekommen. Ich habe auch das Gefühl, dass der Tag nur bei den Buchbloggern wirklich wahrgenommen wird. Okay, dieses Jahr ist er noch auf einen Sonntag gefallen, vielleicht hätte man sonst in der Buchhandlung etwas veranstaltet? Ich weiß es nicht. Außerhalb der Bloggerszene habe ich auf jeden Fall nichts davon gehört. Was sehr schade ist. Ich fände es toll, wenn besonders Schulen an dem Tag die Bibliothek besuchen oder ähnliches, damit Kinder auf Bücher Aufmerksam gemacht werden. (Kann natürlich gut sein, dass einige so etwas schon machen, das wäre klasse!)

    Liebe Grüße
    Charline

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    • Huhu Charline,

      an manchen Schulen gibt es wohl zu dem Tag – wenn er nicht sonntags ist – Lesungen. Und ein paar vereinzelte regionale Aktionen, ebenso wie die der Vereinigung deutscher Buchhändler, die aber nur auf eine bestimmte Klassenstufe abzielt, habe ich schon gesehen. Aber das fühlt sich so klein, abgegrenzt an. Dennoch ist es wohl besser als nichts.

      LG

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  8. Hallo Taaya,

    für mich ist diese große Verschenkeaktion nichts. Ich habe damlas auch mitgemacht und das war einfach überlaufen und überhyped. Da war es schwierig für Blogger und Leser ein Überblick zu finden. Ich habe es dann die letzten Jahre eher gemieden und habe stattdessen Bücher in den Bücherschrank gegeben. Aber auch da habe ich mich entschieden, dass das nicht genau an diesem einem Tag sein muss. Es gibt sicher vieles, was an diesem Tag gemacht wird. Hier z.B. hat die Bücherreie ein Bücherangeln für Kinder und Jugendliche veranstaltet, das fand ich sehr witzig gemacht. Das habe ich sogar einige Tage davor mitbekommen, dass das stattfinden soll. Es gibt auch sicherlich weitaus mehr Aktionen.

    Eventuell ist es nur eine Frage der Quelle und vor allem kann man vermutlich schelcht überregionale Aktionen ermöglichen. Da bist du als Bloggerin sicher ein bisschen reagionaler angewiesen. Wie wäre es z.B. wenn du dich mal mit deiner Lieblingsbuchhandlung kurzschließt und sie dazu ermutigst zu diesem Tag etwas zu machen? Die können sich da sicher auch was einfallen lassen.

    Liebe Grüße
    Henrik

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