Welche Kinderbücher ich mir früher gewünscht hätte…

Ein Tweet eines Buches, bei dem Kids ihr Taschengeld mit einer ‚Begleitagentur‘ für Kino und Spaziergänge aufbessern wollen, dann aber erschüttert sind, als einer der Kunden – der in das Mädchen verliebt ist – versucht, seine Begleiterin zu küssen, hat mich nachdenklich gemacht.

Kinderbücher und ich, das war immer schon mehr eine Hassliebe. Und langsam kann ich auch in Worte fassen, warum.

Zunächst einmal muss ich dafür etwas ausholen. Ich bin mit Science Fiction aufgewachsen, und zwar nicht mit der für Kinder. Meine frühesten Erinnerungen waren (neben einer wirklich dämlichen Aktion, bei der ich mir mit 4 selbst eine Gehirnerschütterung eingefangen habe, die mir nun aber erlaubt, das zeitlich einzuordnen), dass ich als kleines Kind Spock heiraten wollte. Und Cliff McLane aus Raumpatrouille. Und erst danach den Fuchs aus dem Thalerwald – hey, er war klug und hatte eine schöne Stimme!

Meine Eltern behaupten steif und fest, dass sie mich im Alter VOR 4 sicher nie bewusst haben all das schauen lassen – außer dem Fuchs, vielleicht. Keine Ahnung, ob das stimmt, oder ob ich mich heimlich abends wieder ins Wohnzimmer geschlichen und zugeschaut habe. Jedenfalls bin ich vor allem mit Erwachsenenserien und Erwachsenenthemen groß geworden.

Entsprechend fühlte ich mich von Kinder- und Jugendbüchern oft nicht nur unterfordert, sondern regelrecht beleidigt. Nicht die, die in fantastischen Welten spielen. Der Regenbogenfisch, Willi Wieberg, Bobo Siebenschläfer, die kleine Raupe Nimmersatt, sie waren alle abseits unserer menschlichen Welt. Auch sie fand ich immer ein bisschen zu einfach, selbst für Kinder, aber so liebevoll und nett, dass man sie trotzdem genießen konnte.

Aber all diese Bücher, die Kinder in der wahren Welt zeigen sollen, dabei aber nur eine geschönte Seifenblase zeigen, ohne Probleme, ohne irgendetwas Kritisches, haben mich schon immer eher wütend gemacht. Ich fühlte mich als Kind schon in meinem Intellekt beleidigt und auch heute sehe ich diese Bücher eher als problematisch an. Vielleicht gibt es Kinder, die selbst im Lesealter noch nicht bereit für die wahre Welt sind. Das ist schade, aber möglich. Aber es scheint mehr Bücher zu geben, die heile Welt spielen wollen, als welche, die Kinder behutsam, eben kinderfreundlich, an all die Themen heranführen, die uns und damit auch sie tagtäglich umgeben. Armut, Arbeitslosigkeit der Eltern, Mobbing in der Schule, Leistungsdruck, Unterschiede in Geschlecht, Religion, Herkunft, Aussehen oder Familienbild, oder auch die simple Erkenntnis, dass nicht jedes Kind jedes andere Kind zwangsläufig mag und wie man damit umgeht, das wird viel zu oft unter den Tisch gekehrt. Nicht immer, das nicht. Aber viele Bücher für Kids zwischen 10 und 14 greifen höchstens mal Liebeskummer auf.

Und von Kindern, die sich schon in jungen Jahren richtig mit Gesellschaftskritik beschäftigen wollen, wird erwartet, Erwachsenenbücher zu lesen.

Ich sage nicht, dass ab jetzt jedes Buch möglichst kritisch, realistisch und dramatisch sein muss. Nein. Aber, dass man den Kindern, die sich damit befassen möchten endlich auch die Möglichkeit geben sollte. Der Kinderbuchmarkt (und bitte auch Jugendbuchmarkt, weil der ähnlich aufgebaut ist und immer nur die gleichen Klischees bedient) sollte endlich mehr Vielfalt bieten, mehr Förderung für Kinder, die auch selbst gefördert werden möchten.

Mich hat man damals vergessen. Erst heute kommen vereinzelt auch Bücher heraus, die in unserer Welt spielen, und Probleme aufgreifen. Oder die, obwohl sie Fantasy sind, hier und da etwas ansprechen, das man auf unser eigenes Leben übertragen kann. (Harry Potter beispielsweise greift Rassismus, Mobbing und Depressionen, Kampf um Bürgerrechte, häusliche Gewalt, Armut, etc. auf, wenn man diese Themen beim Lesen an sich heranlässt, aber leider oft nur zwischen den Zeilen, noch nicht thematisiert genug.) Bücher, die in jungen Jahren kritisches Denken fördern, kindgerecht Probleme angehen und Kindern die Möglichkeit geben, diese große, überfordernde Welt etwas besser zu verstehen.

Ich weiß nicht, ob irgendjemand das liest, der da einen Einfluss hat. Vermutlich nicht. Aber falls doch, dann bitte. Gebt Kindern, die sind, wie ich einst war, die Möglichkeit, ihren Platz zu finden, und sich nicht von Kinderbüchern beleidigt und von Erwachsenenbüchern überfordert zu fühlen. Es müssen nicht viele sein und sicher muss nicht der ganze Markt jetzt auf diese Kinder ausgerichtet werden. Ich weiß nicht, wie viele es sind. Ich weiß nur, dass es eben auch sie gibt, dass nicht alle Kinder von den aktuellen Büchern auch angesprochen und abgeholt werden. Da draußen sitzt sicher ein kleiner angehender Nerd, der sich fragt, warum es einfach kein Buch gibt, das ihn ernst nimmt und ihm seine Fragen beantwortet. Ihn nicht nur einlullen will. Gebt diesem kleinen Kind Hoffnung.

8 Gedanken zu „Welche Kinderbücher ich mir früher gewünscht hätte…“

  1. Mir hat eine Lehrerin in der 6.Klasse verboten das Buch „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ vorzustellen, es sei nicht altersgerecht, das würde ich ja gar nicht verstehen. Nun ja, stattdessen wurde es Eragorn und zwei Jahre später dann Per Anhalter durch die Galaxis. Man könnte sagen, dass diese spezielle Deutschlehrerin mich durchaus hasste xD

    ich habe eine lange Liste von Kinderbüchern, die ich gerne früher gelesen hätte. Betty und ihre Schwestern z.B. Oder Lieber Daddy Long Legs. Oder um mal deutsche Autoren zu nennen: Mehr Michael Ende hätte mir ganz sicher nicht geschadet. Aber das waren Bücher, die bei uns einfach keiner kannte. Dafür haben meine Eltern glücklicherweise immer wenig auf die Altersangaben auf Büchern geachtet, wir durften das lesen was wir wollten. Und wenn das Per Anhalter durch die Galaxis mit 11 war, dann war das eben so. Ich war 12 oder 13 als ich Der Herr der Ringe gelesen habe, etwa 14 oder 15 als es an Isaac Asimovs Foundation ging…
    Aus der Zeit 3/4 Klasse kann ich mich gut an viele ältere Bücher erinnern. Wir haben damals ab und an bei unseren Großeltern übernachtet und dort durften wir uns an den Regal mit den alten Büchern meines Vaters und seiner Brüder bedienen. In den 60er und 70er waren Kinderbücher wesentlich weniger weichgewaschen. Meine Liebe zum schwarzen Hengst oder den Schreckensteinern stammt aus dieser Zeit. Grade letzteres übt teils sehr starke Gesellschaftskritik.

    Liebe Grüße,
    Lena

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    • Pink Rabbit hatten wir in der 7. oder 8. als Pflichtlektüre in Englisch. Also ist es irgendwie fies, dass du nur 1-2 Jahre jünger angeblich nicht reif genug warst, das zu verstehen.

      Ich hab mit etwa 11 so ziemlich aufgehört, zu lesen. Harry Potter noch hier und da, und die Pflichtlektüre (solange, bis ich merkte, dass meine Klausuren besser sind, wenn ich das Buch nicht lese), aber sonst konnten mich Bücher in der Zeit einfach nicht fesseln. Irgendwie fand ich sie damals alle doof. Und jeder fand lesende Kids doof, was es noch schlimmer machte. 😀

      Aber ich glaub, ich hatte damals einfach schon diese Abneigung. Ich mochte die Bibliothek sehr gern, aber gelesen hab ich dann nicht mehr wirklich viel. Mit etwa 13 kam dann Pratchett dazu und wurde neben Potter die zweite Ausnahme, aber Kinder- und Jugendbücher? Nääää.

      Heute wird es etwas besser. Aber ich war da auch eher an Erwachsenen orientiert. (Anhalter muss ich endlich mal lesen. Schäme mich so, dass der noch unberührt im Regal steht :D)

      Übrigens warst du mein 400. Kommentar. Yay. Party 😉

      LG

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  2. Liebe Taaya,
    ich bin zwar niemand, der darauf einen Einfluss hat, aber dafür jemand, der dir sagen möchte, dass sie von deinem Text begeistert ist! Allerdings kann ich nicht jedes Wort genauso unterschreiben, wie es dort geschrieben steht, aber das muss auch gar nicht sein, um etwas toll zu finden, oder?

    Ich kann sehr gut verstehen, dass du das Gefühl hast, es würde irgendwas fehlen. Ein Dazwischen, das sich denen annimmt, die aus dem Einen hinausgewachsen und für das Andere noch nicht groß genug sind. Persönlich finde ich es allerdings sehr schwer, diese Lücke passend auszufüllen und damit junge Leser wie auch ihre Eltern gleichermaßen zufrieden zu stellen. Gerade, was Themen wie häusliche Gewalt, das Entdecken der Sexualität, Drogenmissbrauch, Terrorismus oder auch psychische Erkrankungen angeht, sind junge Leser sehr aufgeschlossen und versuchen, die unterschiedlichen Seiten nachzuvollziehen und zu verstehen, während Erwachsene ganz gerne gleich alles als problematisch einstufen. Um diese Lücke zu füllen, braucht es also sehr feinfühlige Menschen, die den Balanceakt zwischen Wissbegier und elterlicher Überführsorge meistern können und für all die jungen Lesern, die sich nach solchen Lektüren sehnen, hoffe ich von ganzem Herzen, dass sich diese irgendwann finden werden.

    Ganz liebe Grüße,
    Maike

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    • Huhu Maike,

      ja, das ist leider das große Thema, fürchte ich. Eltern. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sie Kinder künstlich zurückhalten. Natürlich kann nicht jedes in der Grundschule schon Sex und Tod verarbeiten als Thema. Aber bei uns setzt sich auch mehr und mehr dieses Amerikanische durch, dass Kinder mit 12 noch Babysitter brauchen, generell nie unbeaufsichtigt im Wald spielen dürfen, und Aufklärung möglichst erst einen Tag vor der Hochzeit sein sollte. Gut, der letzte Punkt war überspitzt, aber wo wir früher in der 3. Klasse spätestens von der Schule aufgeklärt wurden – oder auch schon mit 5 von älteren Geschwistern -, scheint das jetzt wieder später zu werden. Dabei gibt es einen statistischen Zusammenhang zu Teenieschwangerschaften, die tatsächlich bei uns wieder häufiger werden.

      Aber ich fürchte, mit Blogbeiträgen wird man kein Umdenken bei Eltern und damit auch keine größere Freiheit für die Verlage erreichen. Leider. Ich würde mir das so wünschen, weil ich selbst meine Kindheit mit Erwachsenen-TV als wertvoll, aber eben auch nicht als durch zu frühes Verlieren meiner geistigen Unschuld erachte. (Eigentlich hab ich die sogar jetzt noch.) Und ich finde, damit bin ich vielleicht kein gutes, aber zumindest akzeptables Beispiel, dass es bei manchen – wenn auch sicher nicht allen – Kindern klappen könnte.

      LG

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      • Das wird es leider tatsächlich nicht. Wobei ich mir gerade auch nicht sicher bin, ob das Problem darin liegt, dass Eltern ihre Kinder am liebsten in Watte packen und auf Ewig ihre Unschuld bewahren würden, oder daran, dass wir Erwachsenen allgemein vieles als problematisch ansehen, wo junge Leser einfach nur neugierig und viel aufgeschlossener wären.

        Ich habe jetzt schon sehr lange keine Kinderbücher mehr gelesen (außer die, die für 2 jährige geeignet sind xD) und kann dir hier deswegen kein Beispiel für das nennen, was ich meine, aber auch im Jugendbuch (oder NA und YA) Bereich gibt es da gute Beispiele. Eins, das dir sicher nicht entgangen ist, ist die Paper Serie von Erin Watt. Hier hat die Protagonisten neben der Schule ihr Geld als Stripperin verdient, nachdem ihre Mutter verstorben ist und sie fortan die Kosten für Wohnung, Kleidung und Nahrung selbst tragen musste. Dann taucht ein Vormund auf (der beste Freund ihres verstorbenen Vaters (den sie (Ella) nicht kannte und der reich war) und so landet sie in der Welt der Schönen und Reichen. Es gibt ein Taschengeld in 5 stelliger Höhe, in der Schule haben die Lehrer wenig zu sagen und unter den Schülern gibt es eine Hierarchie. Die Söhne des Vormunds (das sind gleich 5 an der Zahl) sehen alle gut aus und sind sich ihrer Wirkung auf das weibliche Geschlecht mehr als bewusst. Eine der ersten Begegnungen zwischen Ella und zwei der Söhne endete mit einer herablassenden, sexuellen Anspielung.

        So viel im Groben zu dem Buch. Worauf ich hinaus will ist, dass dieses Buch einen Shitstorm der Extraklasse ausgelöst hat, bei dem Leute, die das Buch mochten, übelst beleidigt wurden. Man würde den Feminismus mit Füßen treten, hieß es und was für ein falsches Bild man jungen Mädchen damit vermitteln würde. Mal ganz davon abgesehen, dass viele inhaltliche Fakten sehr aufgebauscht wurden (so kursierte im Netz, dass Ella sich prostituiert hätte, dabei war sie „nur“ Stripperin“), finde ich dieses Bild weitaus realer, als mache Erwachsene es wahr haben wollen. Okay, mag sein, dass es tatsächlich dieses moralisch total vorbildliche und anständige Jugendleben gibt, das will ich gar nicht ausschließen, aber ist die andere Seite deswegen gleich unwahrscheinlich? Oder verwerflich? Es ist eben nicht unrealistisch, dass Schulen von den Schülern regiert werden und es unter ihnen schon ziemlich fiese Zeitgenosse gibt. Ebenso wenig unnormal ist es, dass diese reichen Kids mit Geld um sich werfen können, Alkohol auf Partys trinken oder Drogen konsumieren. Ist dieses Leben für diese Jugendliche problematisch? Ja. Ist es aber deswegen auch gleich problematisch, dieses Leben auch in Büchern zu schildern? In meinen Augen nicht. Junge Leute sollten auch um diese Seite wissen, um Dinge zu hinterfragen und Entscheidungen zu treffen oder zu untermauern.

        Die herablassende, sexuelle Anspielung zu Beginn des Buches sorgte natürlich auch für sehr viel Empörung und ich kann es sogar ein wenig verstehen. Aber eben nur ein wenig, denn wenn man sich mal die Mühe macht, das Gesamtbild zu betrachten (und bei einer Trilogie sind das nun mal 3 Bücher und nicht nur 100 Seiten), dann wird dieses Verhalten durchaus nachvollziehbar. Und das ist es doch, was so verdammt wichtig ist, oder? Das man Handlung und Verhalten nachvollziehen kann? Das bedeutet schließlich nicht, dass man all das am Ende auch gutheißen muss. Von Jugendlichen, deren Mutter Selbstmord begangen hat, der eine sie sogar gefunden hat und von denen sich zwei selbst die Schuld an ihrem Tod geben, zu erwarten, dass sie nicht verkorkst und immer fein moralisch handeln, ist zu viel( Mit der Vorgeschichte wird es nämlich zB verständlich, wieso sie eine Frau (oder in dem Fall eine 17jährige), die sie für die neue Bettgespielin des Vaters halten, herablassend behandeln, wo sie wegen der Mutter noch so schwer traumatisiert sind).

        Überall ist die Rede davon gewesen, dass diese Bücher ein falsches Bild vermitteln und das sehr problematisch ist. Mal ganz davon abgesehen, ob man nun gerne YA liest oder nicht, finde ich diese Aussage um einiges problematischer als alles, was in den Büchern steht. Mag sein, dass ich mich damit total in die Nesseln setze, aber ich finde es schlimm, wenn man von Menschen, denen es seelisch nicht gut geht, verlangt, dass sie immer vernünftig, vorbildlich und moralisch funktionieren. In meinen Augen führt das nur dazu, dass man sich schlecht fühlt, wenn man genau das nicht hinbekommt und infolge dessen verschweigt, wie schlecht es einem wirklich geht. Ich verstehe nicht, was daran problematisch sein soll, das genau so auch für junge Leute zu schreiben. Und dass Teenager gerne ausprobieren, welche sexuelle Wirkung sie auf das andere Geschelcht haben und ihre Grenzen austesten, ist nun mal auch nicht neu oder unnormal und das macht in meinen Augen weder den Feminismus zunichte, noch die jungen Männer zu schlechten Menschen.

        Und ich schweife furchtbar ab, oje! Dabei wollte ich doch nur sagen, dass es schwer wird, dieses Problem zu lösen, solange normale, menschliche Reakitionen direkt als problematisch abgestempelt werden, man sich auf eine Sache versteift und sich gar nicht erst die Mühe macht, einmal das Gesamtbild anzuschauen. Aber daran wird sich nichts ändern. Dafür haben wir heutzutage einfach viel zu viel Angst davor, nicht perfekt zu funktionieren und ein nicht perfektes Bild zu vermitteln. Überspitzt ausgedrückt, könnte man auch sagen, dass wir sehr oft Angst davor haben, Mensch zu sein.

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        • Ich glaube, bei Paper Princess war mehr das Problem, dass Leute Angst hatten, Dinge würden romantisiert. So erging es ja mit 50 Shades. Plötzlich kamen Frauen, schon bei Band 1, und wollten einen Mann wie Christian, dabei hat er Ana im ersten Band vergewaltigt! Und sie nahmen es gar nicht wahr, argumentierten, dass er sie eben liebte.
          Und Jungs, die in jungen Jahren Pornos schauen, sind statistisch gesehen eher frauenfeindlich und übertragen das dort erlebte Frauenbild auf ihre späteren Beziehungen.
          Und da so etwas schon mit reifen, erwachsenen Frauen und Teenagerjungs passierte, hat man bei Paper Princess eventuell Angst, dass Mädchen auch ein solches Verhalten unkritisch sehen oder es sogar, mangels ‚guter‘ Vorbilder, als normal ansehen.

          Und ich muss zugeben, dass ich da mit im Team bin. Ich bin total dafür, wenn man kritisches Verhalten in Büchern auch darstellt, sowas aufgreift. Ich persönlich lese zwar eher Lektionen gut im Text versteckt, und nicht so extrem thematisiert, aber manchmal muss es eben sein. Aber man muss es eben auch genauso kritisch aufbereiten. Ich kann bei Paper Princess nicht beurteilen, ob das getan wurde. Ob wirklich darüber gesprochen wurde, was in Ordnung ist und was nicht. Ob die Protagonistin zu einer Therapeutin ging und das aufgearbeitet hat. Oder in den Knast musste, weil sie, glaub ich, noch nicht volljährig war? Dann wäre Strippen ja illegal.

          Ich kann das nicht beurteilen. Wenn das ordentlich aufbereitet wurde, hab ich gar kein Problem damit. Im Gegenteil, dann bin ich voll dafür. Man lernt nur, wenn man auf irgendeine Art mit so etwas konfrontiert wird. Wenn das aber als völlig okay dargestellt wurde, dann WIRD es leicht manipulierbare Kids geben, denen so ein Buch das Leben, Selbstbewusstsein oder Weltbild versaut. Und DANN sehe ich es kritisch.

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  3. Ich habe 50 Shades of Grey nicht gelesen und kann mich deswegen dazu auch nicht äußern.
    Was Paper Princess betrifft, so gab es im Laufe der Bücher durchaus eine Entwicklung hin zu dem Idealbild. Nein, Ella musste nicht ins Gefängnis und auch ein Therapeut wurde nicht besucht (ich weiß nicht, ob das noch kommt. Die Reihe geht ja weiter), aber es wurde von den Figuren eingeräumt, dass das Anfangsverhalten falsch war, dass man vorschnell geurteilt hatte. Ebenso werden Ella und die Jungs zu Verteidigern der Schwachen an der Schule. In der Reihe treffen Welten aufeinander und sie werden dazu gezwungen, sich miteinander auseinanderzusetzen und dadurch kommt es zu Veränderungen im Verhalten und der Denke der Figuren.

    Ein ganz wichtiger Punkt ist noch, dass Ella eine enorm starke Protagonistin ist, die weiß, was sie will, die Kämpfen kann, schlagfertig ist, sich zu helfen weiß und die Herz und Gewissen hat. Wäre sie ein naives Mauerblümchen gewesen, hätte ich die Bücher vielleicht auch anders empfunden, aber so wird eher das Bild vermittelt, dass man sich als Mädchen von pubertären Jungs nicht klein machen lassen muss.

    Aber es kann auch sein, dass ich das so empfinde, weil ich selbst so aufgewachsen bin. Zwar ohne all das Geld, aber auch ich war Schülerin einer Privatschule mit Hierarchie und hatte mich so einigen notgeilen Mitschülern zu tun. Das persönliche Weltbild hat auch immer ein wenig mit Erfahrungen zu tun, oder?

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    • Notgeile Mitschüler hast du überall 😉
      So, wie du es beschreibst, nehme ich an, dass es zumindest auf die, die weiter lesen, wirklich keinen schlechten Einfluss haben wird.

      Aber vielleicht hat nicht jeder so weit gelesen und es gibt deshalb immer noch diesen Disput?

      Wie gesagt, Paper Princess kann ich nicht beurteilen. 50 Shades kenn ich auch nur partiell. Das erste Buch jedenfalls ist … sehr bedenklich. Ob DAS danach besser wird, weiß ich nicht. Ob sich dieses merkwürdige Weltbild mancher nach Band 1 dann gewandelt hat, FALLS es besser wurde, weiß ich auch nicht. Ich hoffe es.

      Insgesamt ist mein Punkt wohl: Es kommt ganz darauf an. Schwierige Themen sind wichtig. Aber sie müssen auch gut aufbereitet sein. Nur Gewaltverherrlichung beispielsweise hat sogar messbare Einflüsse auf erwachsene Psychen. (Selbst Krimis, wo der Bösewicht bestraft wird, haben immer noch einen gewissen negativen Einfluss.) Aber in Maßen? Dann ist es sicher besser, das schon in Büchern kennen zu lernen, bevor so etwas einen im Leben völlig aus der Bahn wirft.

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