Und auf geht es zur mittlerweile dritten Staffel meines Buchcastings. Wieder habe ich jedem Buch, bei dem ich mir nicht sicher war, ob ich es noch lesen möchte, 50 Seiten lang die Möglichkeit gegeben, mich zu überzeugen.
Ich habe heute leider kein Lesezeichen für dich
Hier sind die traurigen Exemplare, die auf 50 Seiten nicht in der Lage waren, mich an sie zu binden und deshalb vom SUB entfernt wurden.
Das hier war eigentlich gar kein Castingbuch und hat sogar 70 Seiten bekommen, bevor ich in Rezensionen mal nachgeschaut habe, ob irgendetwas noch kommt, was mir einen Grund geben würde, es weiter zu lesen.
Denn bis dahin folgen wir nur der extrem unreifen und destruktiven Margo, 18, dabei, wie sie durch die Stadt fährt und sich bei Leuten rächt, indem sie einbricht, ihnen Ärger einbrockt, Sachbeschädigung begeht, … Und das, obwohl sie nach eigenen Aussagen eigentlich gar nicht wirklich verletzt ist. Und sie zieht den in sie dauerverliebten Nachbarsjungen mit rein, obwohl sie ihm versprochen hatte, er müsse nichts Illegales tun. Laut Rezensionen ist dieses langweilige Mistbauen, das wir von Bart Simpson (8 Jahre jünger!) schon zur Genüge kennen, noch der spannendste Teil.
Also nein, das Buch musste weichen. Und jetzt weiß ich, dass man selbst John Green nicht mehr so einfach lesen kann. Ich dachte aufgrund von ‚The Fault in our Stars‘ wirklich, dass er keiner der typischen Jugendbuchautoren war, bei denen Teenies immer dem absurden Klischee völliger geistiger Umnachtung und Unreife anheim fallen müssen. Hier haben wir aber gleich mehrere von der Sorte. TFioS war wohl nur ein positiver Ausreißer. Schade. So glaubhafte, reife Teenager würde ich gern mehr lesen. Denn meiner Erfahrung nach sind sie im wahren Leben in der Mehrzahl.
Dafür, dass John Green mehr als 50 Seiten bekommen hat, musste ich dies hier nach nur 16 abbrechen, weil es mich einfach zu sehr genervt hat. Es ist eine Sex and the City-mäßige Ansammlung alberner Frauenklischees. Protagonistin Lena kommt schon auf den ersten 5 Seiten zu spät zur Staatsexamenklausur. Aber obwohl sie aufs Duschen und frische Kleidung verzichtet, kann sie nicht aus dem Haus, ohne ihre Wimpern getuscht zu haben, weil die ja viel zu hell sind. Da möchte man schon abbrechen.
Ihre beste Freundin (Öko-Trash, so redet man über Menschen, die man mag?) studiert Soziologie und Ethnologie. Ja, ab hier war ich persönlich vom Buch beleidigt, weil sie als ziemlich verstrahlt rüberkommt und nebenbei kein Wort Englisch versteht. (Liebe Autorin, für Soziologie ist an den meisten Unis mindestens Niveau B2 verpflichtend, also upper intermediate. Da die beiden sich offenbar schon länger kennen, kann ‚Gäbbies‘ Unfähigkeit auch nicht schlechtem Schulunterricht geschuldet sein. Aber Soziologen müssen die meisten Fachtexte auf Englisch lesen. Wenn sie wirklich so mies ist, wär sie längst durchgefallen.
Aber auch einige andere Ungereimtheiten nerven. Warum bleibt Lena am Abend vor einer offenbar lebensentscheidenden Klausur ewig auf, so dass sie auch beim Aufwachen nach 7 noch nicht genug Schlaf hatte? Sorry, so dumm Studenten nun wirklich nicht. (Und die wenigen, die es sind, halten nicht lange durch.) Was interessiert mich, ob die Haare eines anderen Charakters gefärbt sind? Und wieso wird eine sehr glaubhafte Notlüge, die plausibel erzählt wurde, zum peinlichen Fettnäpfen aufgebauscht? Wieso schreibt Lena im Mai eine wichtige Klausur, wenn das neue Semester längst läuft? Selbst wenn ein Nachschreibtermin mal so spät wäre, muss sie dann ja schon durch die erste Klausur gerasselt sein. Noch mehr Grund, nicht am Abend vorher allzu lang zu machen, darf man nicht bei Abschlussprüfungen (angeblich schreibt sie hier Staatsexamen) nur einmal durchfallen? Und wieso bitte muss man unbedingt auch noch alle Asiaten in einem für den Plot völlig unerheblichen Satz mal eben über einen Kamm scheren und damit auch noch ansatzweise rassistisch rüberkommen?
Wie gesagt, das sind nur die ersten 16 Seiten. Aber in denen gab es einfach schon ZU viel, das mich geärgert hat und das unlogisch war, um das Buch noch weiter lesen zu können oder zu wollen.
Und wieder ein Abbruch – hey, diesmal habe ich aber sogar die 50 Seiten durchgehalten. Und das, obwohl es schnell unlogisch wurde. Ich habe kein Problem damit, wenn ein Hund der Erzähler der Geschichte ist. Sowas kann gut gehen. Aber hier ist es echt übertrieben worden. So weiß der Hund immer, was alle denken, versteht natürlich alles, kann sich aber nicht mitteilen – hey, wenn du die Sprache verstehst, warum lernst du dann nicht wenigstens Nicken und Kopfschütteln? Und wenn es um hündisches Verhalten geht, ist das Verständnis für Menschen plötzlich weg. Die Menschen freuen sich sicher, wenn er jeden ankläfft. Dann fühlen sie sich beschützt. Och manno, warum darf er denn jetzt nicht den Taxifahrer jagen?
Und er will der Partner seines Frauchens sein, statt ihrem Mann? IGITT!
Dass über die ersten 50 Seiten noch absolut nichts geschah, ist da beinahe nur Nebensache. (Und ich habe mich gespoilert. Statt, dass der Urlaub im Mittelpunkt steht, wie der Titel andeutet, geht es nur um die Vorbereitungen für diesen. Ich habe in etwa da abgebrochen, wo plötzlich Wildfremde im Haus stehen und darauf aufpassen sollen, obwohl es dafür schon die Oma gibt. Warum schickt man die Anderen dann nicht einfach weg? UNLOGISCH!)
Bei diesem Buch habe ich erst nach 118 Seiten aufgegeben, denn ich wollte es lieben. Ich LIEBE Bill Mockridge auf der Bühne – ebenso seine Ehefrau, Margie Kinsky, nur Sohn Luke hat mir einen zu unreifen Kifferhumor -, aber leider scheinen fast alle Kabarettisten eines gemeinsam zu haben: Sie wissen nicht, wie man die Texte, die auf der Bühne gut wirken, so umschreiben kann, dass sie auch ohne Mimik, Gestik und Tonlage lustig sein können. Dass dafür feine Änderungen nötig sind, um den Mangel zu überspielen, den der Text gegenüber dem beweglichen Bild hat. Ich kenne nur zwei bisher, die das geschafft haben (und die ich uneingeschränkt empfehlen kann: Markus Barth (nein, NICHT Mario!!!) und Ralf Schmitz (Schmitz‘ Mama ist eine große Empfehlung für alle, die schräge Familien mögen).
Mockridge aber wird ab heute für mich nur noch auf der Bühne stattfinden. Denn wenn ich nach 118 Seiten nicht einmal die Lust habe, das Buch überhaupt zur Hand zu nehmen, stimmt die Chemie zwischen ihm und mir wirklich nicht.
Das hier gab es für mich in Hörbuchform. Beim Mängelexemplar-Grabbeltisch habe ich immer überlegt, ob ich es mitnehmen soll, aber dann bot die Stadtbibliothek es als eAudio an und da ich gerade auf der Suche nach etwas war, was man nebenbei hören konnte, lieh ich es aus.
Ich habe keine 5 Minuten ausgehalten. Ich mag gute Wortspiele. Aber an und Pfirsich statt an und für sich? Und so ging es weiter. Nach 5 Minuten wollte ich jemandem Schmerzen bereiten, große. Also meinen Humor trifft das nicht. Das hat leider keine Hautcreme und erst recht kein Niveau. Ähnlich unterirdisch wie Mario Barth – was wohl ein Trost für den Autor sein kann, denn der ist ja deutlich erfolgreicher als alles, was meinen Sinn für Humor trifft.
Und zu guter Letzt in dieser Runde ist da noch Tom Sharpes ‚Alles Quatsch‘. Ein Autor, der selbst meinen Vater dazu bringt, Bücher zu lesen, sollte ein Meister seines Fachs sein, richtig? Nein. Offenbar war das Buch, das mein Vater so mochte, zumindest nicht das Schlechteste, denn bei diesem hier waren er und ich partiell einer Meinung: Nein, danke!
Während er es nur zu langweilig fand, fand ich die Idee, dass jemand alles IMMER wörtlich nimmt, und absolut nicht zwischen Worten und Bedeutung unterscheiden kann, zu sehr auf die Spitze getrieben. Es wird ab einem gewissen Punkt nicht nur nervig, sondern auch unrealistisch. Hinzu kommt, dass das Buch in den 1980ern geschrieben wurde und ich annehmen würde, dass es sogar noch früher spielt. Das schlägt sich leider auch auf den Umgang mit einander nieder. An der Militärschule, an der der Roman spielt, wird alle zwei Seiten ein Witz über Schwule gemacht. Und was man bei ein oder zwei Vorkommnissen noch als der Zeit geschuldet ansehen könnte, hat mich auf Dauer schlicht aggressiv gemacht. Ich will nicht darüber lesen, wie abfällig über Homosexuelle gespottet wurde. Da hatte das Buch jede Chance bei mir verspielt.
Du bist in der nächsten Runde
Erneut habe ich leider kein Buch gefunden, das mich überzeugt hat. Wobei ich zugeben muss, dass die meisten hier auch eher spontan nur 50 Seiten bekommen haben, weil ich sie einfach so furchtbar fand.
Ein Buch, dass ich gerade noch lese, könnte in diese Kategorie fallen und hat es zumindest schon auf 120 Seiten gebracht. Also vielleicht habe ich ja in der nächsten Ausgabe einen glücklichen Gewinner hier.