Charlie Holmberg – Followed by Frost

Followed by FrostBuchdetails

  • Erinnert an: An die moralischen Implikationen von Charles Dickens‘ Weihnachtsgeschichte.
  • Genre: Fantasy, Romanze
  • Erscheinungsdatum: 2015
  • Verlag: 47 North
  • ASIN: B00U88YML2
  • Ebook 256 Seiten
  • Sprache: Englisch
  • Trigger: Stalking, Gewalt (gegen Frauen, aus ‚romantischen‘ Gründen)
  • Positiv anzumerken: Vorurteile vor fremden Völkern (hier mit arabischen und afrikanischem Einfluss, obwohl Fantasywelt) werden überwunden

Inhalt: 

Smitha genießt ihr Leben. Sie hat eine beste Freundin, der es nichts ausmacht, immer wieder beleidigt zu werden, eine kleine Schwester, die sich manipulieren lässt, Eltern, die ihr jede Lüge glauben und alle Jungen wollen sie küssen, weshalb sie gut mit ihnen spielen kann. Wäre da nur nicht Mordan, der Mitarbeiter ihres Vaters, der ihr nachstellt und dabei nicht merkt, dass sie ihn nicht leiden kann. Statt ihm das aber offen zu sagen, lockt sie ihn zu einem Treffen, wo er die ganze Nacht auf sie wartet.

Als er sie am nächsten Tag zur Rede stellt, verspottet sie ihn aufs Übelste. Er erkennt ihr kaltes, hartes Herz und verflucht sie, dass sie auf ewig genauso kalt sein soll, wie dieses. Dass ihr der Winter und der Tod folgen sollen.

Von nun an ist Smitha immer von Winterwinden und Schneewolken umgeben, die mit ihr ziehen, wenn sie sich bewegt. Alles, was sie anfasst, friert ein und kein Mensch kann sie mehr berühren.

Als die ersten im Dorf wegen ihrer Kälte krank werden und sterben, beschließt man, sie loszuwerden. Um den Leuten zuvor zu kommen, geht sie freiwillig. Nun muss sie ein Leben weit weg von allen Menschen führen, immer ängstlich, dass sie dennoch kommen und sie umbringen wollen. Einzig Tod höchstpersönlich kommt zu ihr, will sie sogar als Geliebte gewinnen.

Als nach Jahren Wüstenbewohner sie gezielt suchen, weil ihr Schnee die aktuelle Dürre in der ohnehin schon trockenen Wüste lindern kann, findet sie endlich wieder einen Sinn. Doch auch hierhin verfolgt Tod sie und will sie nicht gehen lassen.

 

Charaktere: 

Obwohl Smitha die Protagonistin ist und ihre Charakterentwicklung gut und logisch beschrieben sind, sind hier die Männer fast spannender. Schade ist, dass hier aus Smithas Sicht und sogar in erster Person geschrieben wurde, und man so die anderen Charaktere nicht so weit ergründen kann, wie sie es, glaube ich, verdient hätten. Für die eigentliche Geschichte ist das aber die völlig richtige Erzählweise, da vor allem die Charakterentwicklung von Smitha im Vordergrund steht.

Dennoch würde ich mir einen Begleitroman mit den Perspektiven von Zauberer Mordan, Tod, und den Wüstenbewohnern wünschen.

 

Meinung:

Zunächst einmal muss ich zugeben, dass das Buch kritisch zu sehen ist. Ein Mädchen will nichts von einem Jungen und wird deswegen bestraft? Klingt antifeministisch, wie die Reproduktion eines toxischen Rollenbildes, in dem Frauen keinen eigenen Willen haben, und selbst Schuld sind, wenn sie Männer reizen. Und auf dem ersten Blick ist diese Lesart des Romans auch verständlich.

Persönlich denke ich aber etwas anders darüber. Während durchaus die Ablehnung eines Jungen letztlich der Grund ist, warum dieser sie verflucht, ist seine Meinung, dass Smithas Herz kalt ist, durchaus gerechtfertigt.

Denn Smitha ist zu Beginn ihrer Reise wirklich ein Mensch (oder Wesen?), mit dem man nicht auf dem gleichen Planeten leben will. Sie beleidigt ihre angeblich beste Freundin immer als dick. Sie überredet sie dennoch, Süßigkeiten zu kaufen, mit Geld, dass ihre nicht so reiche Freundin eigentlich für Schulsachen bräuchte. Dann denkt sie sich noch, dass sie den Anteil ihrer Freundin eigentlich hätte zahlen können – denn sie selbst ist vergleichsweise reich -, aber wenn das Geld fehlen würde, soll der Vater ihrer besten Freundin halt härter arbeiten.

Dann macht sie gern Unsinn und schiebt das ebenso ihrer Schwester in die Schuhe, wie sie der Kleinen ihre eigenen Aufgaben im Haushalt zuschiebt. Und zuletzt brüstet sie sich damit, dass sie mit den Jungen spielt. All das bekommt dieser Junge, der sie letztlich verflucht, mit, weil er bei ihrem Vater arbeitet, Smitha also jeden Tag sieht und ihr Verhalten aus erster Hand erleben kann

Der Fluch, der sie auch körperlich erkalten lässt, wirkt also nicht wie ein simples Verbrechen aus gekränkter Leidenschaft, sondern eher wie eine Lektion im Sinne von Dickens ‚Weihnachtsgeschichte‘. Umso mehr, als sie nach Einsetzen des Fluchs nur sich selbst als Opfer sieht, obwohl die Menschen ihretwegen leiden, weil nicht nur die Pflanzen auf den Feldern in der Kälte absterben, sondern auch Dorfbewohner krank werden und sterben.

Daher teile ich die Meinung einiger Rezensionen bei Goodreads nicht, dass die Storyline anti-feministisch sei. Dennoch hätte ich es noch etwas besser gefunden, hätte sich die beste Freundin letztlich gegen Smitha gestellt, und nicht ein verschmähter Liebhaber.

Darüber hinaus aber ist die Geschichte wirklich gut geschrieben. Smitha wird am Anfang wirklich so abstoßend dargestellt – und das, obwohl aus ihrer Sicht geschrieben ist und sie sich selbst sehr gern hat -, dass man ihr wirklich alles Schlechte an den Hals wünscht, was für die Handlung nötig ist.

Umso schöner liest sich ihr Weg und ihre langsame Erkenntnis. Und hier wird es spannend, weil moralische Fragen aufgeworfen werden. Darf man ein Wesen töten, dass einen bedroht, obwohl es das gar nicht will und nichts dafür kann? Kann ein Mensch ohne Gesellschaft überleben? Und kann des Einen Fluch nicht des Anderen Segen sein? Und wenn einen nur ein einziges Wesen, der Tod, noch berühren kann, ist das Basis genug für Liebe oder Freundschaft?

Eigentlich ist Followed by Frost mehr ein modernes Märchen, als ein simpler Roman. Und selbst die Romanze darin ist eher ein I-Tüpfelchen als störend. Es hat mir sehr gut gefallen.

 

Übrigens: Sehr zu empfehlen als Lektüre für Sommerhasser im Sommer. Die ständige Anwesenheit von Frost und Schnee in der Geschichte lässt einen selbst ein wenig frösteln.

 

Fazit: 

Eigentlich würde ich 4,5 Sterne sagen. Denn obwohl ich persönlich im Anfang des Buches nichts Anti-Feministisches sehe, glaube ich, dass dieser Eindruck bei Anderen hätte verhindert werden können, ohne der Geschichte selbst zu schaden. Aber ab der Hälfte rundet man ja bekanntlich auf, daher:

 

Meinungen anderer Blogger: 

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Leute, ehrlich, lest doch endlich mal Charlie Holmberg, damit ich jemand anderen zum Fangirlen habe.

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