#AllHallowsRead – (Inklusive Kurzrezensionen 1)

Es ist zwar erst September, doch Halloween kommt immer näher. Die Zeit von Geistern, Hexen, Zombies, Vampiren und all dem anderen Grusligen, das wir Menschen uns ausdachten – oder was vielleicht im Dunkel auf uns wartet?

Damit kommt aber auch wieder die Zeit von All Hallows Read.

Was ist das jetzt? Nun, All Hallows Read ist eine Aktion, bei der man Kindern (und/oder Erwachsenen) an Halloween gruslige Bücher gibt. Natürlich nur solche, mit denen sie auch umgehen können. Zurück geht die Aktion auf einen Blogpost von Neil Gaiman (ja, dem Autor von Good Omens und vielem mehr) im Jahr 2010. Natürlich kann es sein, dass das vorher schon von manchem betrieben wurde, aber in der breiten Öffentlichkeit hat Gaiman diese Aktion groß und bekannt gemacht.

Seit letztem (oder vorletztem?) Jahr nehmen auch wir daran teil. Über das Jahr hinweg sammeln meine Mutter und ich auf Flohmärkten, Bibiotheksverkäufen und auf Rebuy Krimis und Grusel für Kinder (und teilweise auch einfach schöne Bücher, weil … naja, für die Altersgruppe 1-3 ist es wirklich schwer, Grusel zu finden). An Halloween haben die Kids dann die Wahl zwischen einer Süßigkeit, einem Obst (Apfel oder Mandarine, also etwas, was man auch gleich unterwegs essen kann) oder einem Buch.

Die Bücher sortieren wir grob in 4-5 Altersklassen, damit nicht ein Kindergartenkind statt einem Vorlesebuch einen blutigen Vampirroman kriegt.

53 Bücher liegen für dieses Jahr aktuell bereit.

Aber um zu sehen, ob man diese Bücher auch wirklich noch verschenken kann und sie nicht etwa heute kritisch zu betrachtende Stellen, Rollenvorstellungen oder politische Einstellungen bieten – oder einfach nur schon kaputt sind – muss sie ja jemand lesen und ihre Qualität sicherstellen.

Und da komme ich ins Spiel. Das ganze Jahr über hab ich schon ein paar der Kinderbücher gelesen – doch ein großer Karton mit über 20 Büchern blieb unbemerkt. Die sind jetzt alle vor Halloween noch zu lesen. Mal schauen, ob ich alle schaffe.


Ein paar davon möchte ich euch hier auf dem Blog aber auch vorstellen. Vielleicht hilft das dem Einen oder Anderen ja sogar, seine Zeit selbst besser einzuteilen, wenn er/sie/sir/xer genauso vorgehen möchte? Oder ihr findet Bücher, die ihr selbst (mal wieder) lesen oder für eure Kinder besorgen wollt?

Bildergebnis für vanessa Walder mitternachtsgeschichtenMitternachtsgeschichten von Vanessa Walder 

Kleine Geschichten über Geister, die zu jung zum Spuken sind, Monster, die sich an Halloween unbemerkt unter die Kinder mischen und andere Gruselgestalten.

Lesepiraten vom Loewe -Verlag sieht das Buch als gut geeignet für Kinder im Alter von etwa 7 Jahren. Hier muss ich allerdings widersprechen. Zwar ist es in Länge und Einfachheit der Wörter für einen Leseanfänger ganz gut, aber die Geschichten sind für das Alter schon zu langweilig. Sie sind kaum ausgebaut, sehr oberflächlich und ohne große Spannung oder Erwähnung von Emotionen oder sonstigen inneren Vorgängen geschrieben. Für mich ist das eher ein Vorlesebuch für Kinder rund um die 4. Wobei ich zugeben muss, dass ich wenig Kontakt zu Kindern habe. Aber wenn ich mir anschaue, welche Bücher etwa ab 8 oder 10 empfohlen werden, ist da ein so himmelweiter Unterschied, dass ich nicht glaube, dass Siebenjährige wirklich inhaltlich mit diesem Buch glücklich werden. Da die Geschichten aber sehr harmlos gehalten sind, könnte ich mir vorstellen, dass Jüngere beim Vorlesen kein Problem haben, diesen Geschichten zu folgen.

 

Der kleine Vampir (Der kleine Vampir,  #1)Der kleine Vampir von Angela Sommer-Bodenburg

Eines Nachts, als seine Eltern unterwegs sind, hört Anton jemanden in seiner Wohnung. Ein Vampir! Aber Rüdiger will Anton gar nicht beißen. Stattdessen leiht er sich nur Bücher aus und die beiden werden Freunde. Wenn Antons Eltern doch bloß nicht so neugierig wären und den neuen Freund ihres Sohnes unbedingt kennen lernen wollten.

Hier war ich erstaunt, wie schlecht das Buch gealtert ist. Nicht nur, dass das Ende irgendwie offen ist, was ich persönlich schade finde. Auch haben wir hier Anton, 9 Jahre alt, der sich beim ersten Treffen mit einem Mädchen überlegt, wie es wäre, mit ihr zusammen zu sein. Das ist hier noch relativ harmlos dargestellt, ja, weshalb ich nicht wirklich von diesem Buch abraten möchte. Aber wenn wir im Vergleich sehen, wie die Leute hier, in Großbritannien und den USA auf die Barrikaden gingen, als Harry Potter and the Cursed Child rauskam und die Leute Gefühle zwischen Albus und Scorpius vermuteten? Die Kids sind im Hauptteil des Stückes 15 und trotzdem beschwerten sich alle über Frühsexualisierung.

Hier haben wir einen Jungen, der 6 Jahre jünger ist und ein Mädchen, dass vermutlich schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, als Vampirin, aber auf ewig im Körper und mit der Psyche eines Kindes gefangen ist. Und sie ist eifersüchtig, dass er sich nicht vorstellen kann, zum Vampir zu werden und auf ewig mit ihr zusammen zu sein? Und er denkt bei der allerersten Begegnung schon über Beziehungen nach?

Warum finden wir das bei heterosexuellen Paarungen so unkritisch, sehen aber bei Kindern, die tatsächlich schon sehr dicht am Age of Consent sind (also dem Alter, wo sie legal sogar mit 80jährigen Sex haben dürften, wenn sie das wirklich wollen würden), das Wohl der Welt gefährdet, wenn sie vielleicht Gefühle für jemanden des selben Geschlechts haben?

Ob man seinem Kind das also zu lesen geben möchte, muss wohl jeder selbst für sich entscheiden. Völlig unkommentiert würde ich das vielleicht nicht tun – einfach, damit das Kind zumindest nicht schon im Alter von vielleicht 9 lernt, dass von ihm erwartet wird, einen Partner innerhalb Vertreter des anderen Geschlechts zu finden. Dass das nicht etwa eine Werkseinstellung von uns Menschen ist. Und auch, dass es sich Zeit damit lassen kann. Aber wenn man dem Kind das Wissen an die Hand gibt, ist dieser Aspekt des kleinen Vampirs vermutlich nicht schlimm, sondern viel eher ein guter Einstiegspunkt für solche Gespräche.

Abgesehen davon stört mich als Erwachsene, warum nicht klar gemacht wird, warum Anton seinen Eltern nicht die Wahrheit über seinen neuen Freund sagt. Aber ich nehme an, einem Kind wäre das klar, ohne, dass erst lange die Beweggründe ausformuliert werden. Sie müssen noch nicht alles im Detail durchgehen, Pro-und-Contra-Listen machen und Entscheidungen mit allen Beteiligten ausdiskutieren. So, dass dieser Kritikpunkt für Kinder vermutlich unwichtig ist.

 

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