[Kurzrezension] Una McCormack – Die letzte und einzige Hoffnung (Picard #1)

Die letzte und einzige Hoffnung (Star Trek: Picard #1)Una McCormack | CrossCult Verlag | 2020 

 

!Spoiler für Star Trek (2009) und Star Trek Picard, sowie natürlich dieses Buch!

McCormack hat hier ihren Job so gut wie möglich erledigt – aber mit der Vorlage ging es eben nicht besser.

Der Roman führt eigentlich nur das aus, was zwischen Star Trek Nemesis und der ersten Folge von Picard passiert ist. Dabei wirkt er eher wie ein Geschichtsbuch als wie ein normaler Roman, denn Spannung steht nicht im Vordergrund. Wer die erste Folge der Serie geschaut hat, weiß auch schon genau, was passiert, es gibt keine Überraschungen. Das ist aber das, weshalb das Buch überhaupt Sterne von mir bekommen hat. Denn ich mag so etwas. Ich lese auch gerne Fanfictions, die einfach ein bekanntes Faktum noch mal näher betrachten und die emotionalen Auswirkungen genauer beleuchten, ohne zusätzlich Action hineinzudichten. Das ist hier sehr angenehm.

Inhaltlich aber … hat das Buch schon verloren, als J. J. Abrahms mal eben die romulanische Sonne vernichtete, nur, um Leonard Nimoys Spock in die andere Zeitlinie zu kriegen. Und als dann die Autoren der neuen Picard-Serie beschlossen, das nicht nur nicht zu ignorieren, sondern auch noch auszuweiten und zum Totalversagen der Föderation zu machen, gab es leider keine Möglichkeit mehr, diesen Inhalt auch nur in irgendeiner Form angenehm zu lesen zu machen.

Dieses Buch ist schlicht der Tod der Föderation als Utopie. Stattdessen wird die Föderation hier ein wenig wie Europa in der Zeit von gleichzeitig Flüchtlingskrise und drohendem Brexit gezeigt. Ohne jegliche gemeinsame Wertgrundlage und nur getrieben von egoistischen und letztlich kapitalistischen Interessen – was Roddenberrys Weltenbau diametral entgegen steht.

Hinzu kommt, dass auch die Romulaner noch ein wenig dekonstruiert werden. Wurden sie einst zu Verbündeten im Krieg gegen das Dominion, sind nun offenbar sämtliche diplomatischen Kanäle wieder geschlossen. Und schlimmer noch: Die Romulaner, die doch eigentlich von Vulkaniern abstammen, sind so unlogisch und denkunfähig, dass sie lieber Millionen ihrer eigenen Leute – also ihre Macht, auf die sie doch ach so stolz sind – sterben lassen, als von Anfang an ihre eigene Rettung vernünftig mit der Föderation zu organisieren. Anstatt von Anfang an einen Plan zu machen, welche Welten Hilfe brauchen, welche genau und wohin man umsiedeln kann – notfalls auch als Pioniere auf unbewohnte Welten -, torpediert man sogar die wenigen Hilfsaktionen, die man der Föderation ERLAUBT?

Und die? Statt zu schauen, welche habitablen, aber unbewohnten Welten es im Föderationsraum noch gibt und diese den Romulanern zu übergeben, ohne Ansprüche, gibt es sogar Ärger, wenn eine Mitgliedswelt freiwillig Flüchtlinge aufnehmen will? Und auf die Idee, zivile Schiffe aller Mitgliedswelten anzuheuern, und daraus eine gemeinsame Aktion, nicht nur der Flotte, zu machen, kommt auch keiner. Sie sind nur besorgt über Wählerzahlen, und, dass Außenwelten nicht schöne, neue Replikatoren bekommen.

Und dann überlegen sie noch, ob sie nicht eine neue Ära der Sklaverei einläuten wollen?

Nein, das hier ist eine völlige Abkehr von dem, was Star Trek einst sein sollte. Statt Roddenberrys erleuchtetem Menschen haben wir hier die Wiederholung der heutigen Zeit. Denn ja, dieses Szenario spielt sich ziemlich genau so heute ab.

Diesen Inhalt kann der schönste Schreibstil nicht mehr retten. Und es tut mir leid, dass McCormack, die SO tolle Romane geschrieben hat, ihren Namen hierfür hergeben musste.

 

1 Gedanke zu „[Kurzrezension] Una McCormack – Die letzte und einzige Hoffnung (Picard #1)“

Schreibe einen Kommentar

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu