Es ist der letzte Tag des Jahres und das heißt, es wird Zeit für die Statistik.
Im Vergleich zu 2019 ist meine Statistik noch ein klein wenig anders geworden. So habe ich versucht, nicht-binäre Autor*innen mit abbilden zu können – aber nicht nur hat mir die Art und Weise meiner Einbindung nicht gefallen, das muss noch besser gehen, sondern ich hab auch keine Ahnung, woher ich wissen soll, ob eine Person nun nicht-binär ist, oder eben nicht. Also, auf dem Cover hab ich jedenfalls bei keinem meiner gelesenen Bücher was dazu gefunden. Auch Ethnien, Sexualitäten und Behinderungen erfährt man so gut wie nie, so dass es echt schwer ist, nachzuverfolgen, ob man divers liest, oder nicht. Aber was will ich dann stattdessen machen? Geschlecht wieder nur binär erfassen? Oder gar nicht? Irgendwie ist das alles kompliziert. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis ich meine Statistik wirklich perfektioniert habe. (Und auch dann ist sie eigentlich immer noch zu umständlich. Aber alle interessanten Kategorien, und gleichzeitig nur wenig Arbeit, das geht nun wirklich nicht zusammen.)
Gesamtübersicht:
Dieses Jahr verzichte ich auf den Großteil der Goodreads-Statistik, aus dem einfachen Grund, dass die eigentlich immer falsch ist. Hörbücher haben da zum Beispiel meist eine gewisse Anzahl Seiten, weil irgendjemand es lustig fand, das Booklet dafür zu nutzen. Comics wiederum oft deutlich weniger Seiten, weil die Interviews, die zusätzlichen Zeichnungen zwischen einzelnen Geschichten und am Ende, sowie die die Zusammenfassungen, was bisher geschah, gerne einmal nicht mitgezählt werden.
Ich habe 2020 260 Bücher gelesen, was 69 mehr waren als 2019. Zusammen kamen die auf 43.753 Seiten, was 8.174 mehr als im letzten Jahr sind. Pro Buch insgesamt sind das im Schnitt knapp 168 Seiten (18 weniger als 2019). Rechnet man die Hörbücher raus, erhält man einen Schnitt von 191 Seiten und damit nur vier weniger als 2019. Ich gebe zu, dass mich das erstaunt, habe ich doch in diesem Jahr sehr viele Comics (teils um die 30 Seiten) und Kinderbücher (zumindest unter 200 Seiten) gelesen.
Mit 119,5 gelesenen Seiten pro Tag im Schnitt habe ich mein Allzeitziel von 50 Seiten pro Tag doppelt eingefahren, also bin ich sehr zufrieden.
Mein bester Monat mit 30 Büchern war übrigens der April. (Ihr wisst schon, erster Lockdown, aber die Nervosität verflog langsam … )
Abgebrochene Bücher: Ende 2019 waren es 62, nun sind es 94. 32 Bücher habe ich in diesem Jahr also abgebrochen. Noch einmal vier mehr als 2019. Aber ich war in diesem Jahr auch ziemlich meckerig. Bücher, die mich nicht schnell packen konnten, hatten einfach verloren. In einer Pandemie braucht man nichts mit hohen Einstiegshürden.
Neue Bücher hinzugekommen: 320. Das sind 30 mehr als im letzten Jahr – aber zu meiner Verteidigung liegt das an der Umstellung meines Systems. Da ich die Merkliste bei der Onleihe nur voller und voller geschrieben habe, aber nie was auslieh, weil ja mein SUB Vorrang hat, habe ich jetzt bei Goodreads auch noch ein SUB-Regal für die Bibliothek eingerichtet. Damit sind zwischenzeitlich über 80 Bücher nur über den Merkzettel dort hinzugekommen.
Stand SUB: 122 eigene, physiche Bücher, zusätzliche 30, die meiner Mutter und 4 die meiner Schwester gehören, sowie 14 eigene Ebooks und 68 Büchereibücher. Dazu eines, das ich gerade lese.
Das sind 136 eigene Bücher, insgesamt ergibt sich ein SUB von 238. Das sind nur 22 mehr als im letzten Jahr, meine eigenen sind sogar 49 weniger. (Spürt ihr ihn auch, diesen eisigen Hauch der Angst, bald nicht mehr genug Bücher zu haben?)
Wie immer war mein längstes Buch mit 1720 Seiten übrigens Fanfiction. Die kann man halt einfach viel leichter auch in der Länge lesen, weil man alle Charaktere schon kennt und das Werk ja genau danach aussucht, dass man sich für genau diese Charaktere und Handlungen interessiert.
Das kürzeste Buch war mit 18 Seiten eine Kurzgeschichte, die Amazon Prime Mitgliedern kostenlos zum Lesen zur Verfügung stellt. (Amazon ist nicht gerade sympathisch, schon klar, aber wenn ihr gern mal etwas diverser lesen und neue Autor*innen ausprobieren möchtet, werdet ihr da fündig. Ich habe da so einige PoC Autorinnen gefunden. (Aktuell hat Amazon auch frisch eine Märchen-KG-Reihe.)
Weitere Statistik:
Ab hier wird es jetzt deutlich zahlenlastiger. Ja, noch mehr. Ihr wurdet gewarnt. Aber mir macht so etwas Spaß.
Reihe oder Einzelband:
Nur 92 Werke waren in diesem Jahr nicht Teil einer Reihe, was mich schon ein wenig überrascht, immerhin bin ich absolut kein Freund von Reihen – und das sind nur 35,4 Prozent.
Vor allem hab ich aber Star Trek Comics gelesen und Ghostsitter-Hörspiele gehört. (Die eigentlich noch mehr, als in der Statistik auftaucht, aber ich habe nur die Male genommen, wo ich sie auch wirklich von vorn bis hinten durchgehört habe, ohne dabei – absichtlich – einzuschlafen.)
Meistgelesene Autoren:
- Tommy Krappweis | 15 Bücher
- Mike Johnson | 14 Bücher
- Joss Whedon| 8 Bücher
Bis auf Tommy Krappweis lässt sich das aber vor allem dadurch erklären, dass a) Comics großer Franchises fast immer nur von Männern gezeichnet werden, oder Frauen höchstens schauen dürfen, ob das Serienlayout beibehalten wird, b) selbst wenn Frauen im gleichen Maße beteiligt sind, Männer als Hauptcredit aufs Cover kommen. Gerade bei Star Trek Comics hat mich das sehr genervt, denn … sagen wir es so, da merkte man oft eine ‚alter, weißer Mann‘-Perspektive in den Comics. Also richtig klischeehaft schlimm.
Meistgelesene Verlage:
- IDW| 47 Bücher – der Stammverlag der Star Trek-Comics
- Amazon (insgesamt, mit Crossing, Audible, …) | 23 Bücher
- Heyne | 14 Bücher
Dazu kamen 8 Selfpublisher (18 weniger als 2019) und eine Fanfiction.
Rating:
Auch in diesem Jahr habe ich Bücher in Massen abgebrochen, auf mein Rating hat sich das allerdings nicht positiv ausgewirkt. Ich habe dennoch einen Schnitt von 3,26, der um 0,18 schlechter ist als 2019 und damit den Abwärtstrend fortsetzt, den ich schon seit ein paar Jahren spüre. Bücher wollen mir einfach weniger und weniger gefallen. Entweder werde ich kritischer oder Bücher im Schnitt schlechter. Oder beides.
Erscheinungsjahr:
Ich nutze hierfür jeweils das Jahr der Ersterscheinung. Dabei variieren meine Bücher zwischen 1814 und 2020, wobei die meisten meiner Bücher (51, knapp 20 Prozent) 2019 zum ersten Mal erschienen. Das statistische Mittel liegt hierbei bei 2009, allerdings liegt der Median bei 2017, also sind mindestens 50 Prozent meiner Bücher nach 2017 erschienen – was für mich ein bisschen ärgerlich ist, weil ich eigentlich viel darauf halte, nicht ständig Neuerscheinungen zu lesen. Gut, 2017 klingt für Blogger*innen vermutlich schon antiquarisch.
Nun stellt sich die Frage, ob mein immer schlechteres Durchschnittsrating an immer neueren Büchern liegt – aber es kann kein signifikanter Zusammenhang festgestellt werden.
Format:
Erneut liegen die Ebooks vorn, 61 Prozent meiner Bücher machen sie aus. Dieses Mal liegt das aber weniger an Abos, als viel mehr daran, dass ich einige Bundles voller Comic-Ebooks gekauft habe und nun auch einen Reader habe, mit dem ich die halbwegs vernünftig lesen kann. Entsprechend waren jetzt die meisten Ebooks sogar auf dem Reader und nicht mehr auf dem Handy.
Hardcover lese ich kaum. Ich mag sie auch schlicht nicht und begreife nicht, warum irgendjemand die besser findet, als Bücher, die leichter sind und weniger weh tun.
Geschlechterverhältnis:
Wie oben erwähnt, habe ich in diesem Jahr versucht, auch non-binäre Autor*innen erfassen zu können. Leider habe ich das nur hier im Geschlechterverhältnis gemacht und ich weiß auch nicht genau, wie es besser geht. Aber so reicht eine non-binäre Person, selbst in einem Team von 100, um nur unter ’non-binäre Person‘ aufzutauchen und nichts weiter über das sonstige Geschlechterverhältnis zu sagen. (Denn, wenn es 99 Autoren und ein*e Autor*in ist, sind immer noch die Männer in der Überzahl und das ist innerhalb einer Anthologie, zum Beispiel, ein richtig schlechter Wert.)
Aber wenn ich das extern erfasse, ist das Geschlechterverhältnis wieder so binär gecodet, was auch ungünstig und ausschließend ist. Also ja, so richtig die beste Lösung habe ich hier noch nicht, bisher aber auch keine bessere Idee.
Wie dem auch sei, in diesem Jahr habe ich nur ein einziges Buch gelesen, bei dem eine non-binäre Person beteiligt war (so, dass ich es mitbekam). Aufgrund der Comics (echt jetzt, IDW, lasst mal Frauen und sonstige Nicht-Männer Star Trek schreiben!), ist mein Verhältnis dieses Jahr ansonsten desaströs. 48 Prozent der Bücher wurden nur von Männern, weitere 14 Prozent von Teams mit überwiegend Männern geschrieben. Nur in etwa einem Drittel der Bücher waren Frauen in der Mehrzahl oder die alleinigen Autorinnen. Ich hätte lieber ein halbwegs ausgeglichenes Verhältnis.
Gelesene Tage:
In diesem Jahr war ich deutlich schneller als im letzten. Hatte ich damals noch maximal 142 Tage für ein Buch gebraucht, war die längste Lesedauer in 2020 39 Tage.
Statistisch gesehen 3,6 Tage an jedem Buch gelesen, der Median aber liegt bei zwei Tagen. Das heißt, ich habe mindestens 130 Bücher in maximal zwei Tagen beendet.
Erneut habe ich mir auch noch die Percentile angeschaut. 75 Prozent aller Bücher habe ich in 4 und weniger Tagen beendet bekommen.
Übrigens macht die Extrakategorie der Klobücher, die ich genau deshalb eingeführt habe, keinen großen Unterschied. Rechnet man diese raus, habe ich zwar 75 Prozent aller Bücher innerhalb von drei Tagen gelesen – aber danach ist beinahe alles gleich und das Buch, das mich am längsten hingehalten hat, war kein Klobuch. (Übrigens war das ‚Unsichtbare Frauen‘ von Caroline Criado-Perez, also ein stark wissenschaftliches Sachbuch, das zwar interessant und eine Empfehlung, aber doch literarisch schwerer Tobak ist.)
Sprache:
In diesem Jahr habe ich nur auf Deutsch und Englisch gelesen. Dabei nehmen die beiden sich nicht sonderlich viel. 53 Prozent meiner Bücher waren auf Deutsch, der Rest auf Englisch.
Schaut man sich dabei die Genres an, fällt auf, dass ich vor allem SciFi (und darunter Comics) auf Englisch lese, Fantasy aber relativ selten. Der erste Teil dieser Erkenntnis war klar – meine Star Trek und Doctor Who Comics sind nunmal SciFi und auf Englisch. Dass ein so starker Unterschied bei Fantasy ist, hätte ich aber nicht gedacht. (13 Fantasyromane auf Englisch, 62 auf Deutsch.)
Genre:
Jetzt kommen wir wieder zu dem, bei dem ich mich bei meinen Leser*innen mit Sehschwierigkeiten entschuldigen muss. Ich bemühe mich immer, die Grafiken nur als optischen Beleg des Fließtextes zu nutzen und den Text so zu gestalten, dass die Grafiken wenig oder gar keine Zusatzinformationen und in keinem Fall Wichtiges, was nicht im Text steht, beinhalten. Bei Genres ist es aber schwer, 18 verschiedene komplett oder zumindest in halbwegs großer Breite im Fließtext aufzunehmen.
Obwohl ich Haupt- und Zweitgenre jeweils getrennt aufnehme (weil mir mein Statistikprogramm sonst verweigert, Daten auszuspucken), habe ich sie hier wieder zusammengefügt. Insgesamt ist die Stichprobe aber nicht 520, weil manche Bücher kein Zweitgenre hatten.
So ist mein häufigstes Genre letztlich die Science Fiction mit 25 Prozent, gefolgt von der Fantasy mit 19 Prozent und Comics beziehungsweise Graphic Novels mit 17 Prozent. Fast gar nicht gelesen in diesem Jahr habe ich Theaterstücke und Fanfiction über 100.000 Worte.
Zielgruppe und Format:
73 Prozent meiner Bücher waren für Erwachsene geschrieben, weitere 15 Prozent waren Kinderbücher und bis auf ein Bilderbuch sind der Rest Jugendbücher.
Darüber hinaus waren etwa 56 Prozent meiner Bücher normale Romane oder Sachbücher, 32 Prozent waren Anthologien, mal mit verschiedenen Autor*innen, mal alle Geschichten von der selben Person. Der Rest, etwa 11 Prozent, waren Novellen.
Diversität:
Wie im letzten Jahr habe ich ethnische, sexuelle und religiöse Diversität, sowie Behinderungen (chronische Krankheiten und Co eingeschlossen) erhoben.
Dabei haben knapp zwei Drittel meiner Bücher zumindest ethnische Diversität – wobei ich hier dringend noch die Kategorie ’nur in Form von Aliens,…‘ einbauen muss. Die habe ich zwar nur hier hinzugezählt, wenn Zusammenleben verschiedener Spezies auch klar im Fokus lag, aber dennoch wäre es schön, da noch genauer zu unterteilen.
Bei sexueller oder geschlechtlicher Diversität sieht es noch mau aus. Nur knapp 21 Prozent meiner Bücher boten überhaupt so etwas (und da ist schon Sulu aus dem Kelvinverse von Star Trek dabei, der schwul ist, auch, wenn sein Mann mal nicht in der Geschichte auftaucht), und nur drei Bücher, also ein Prozent, hatten asexuelle Charaktere.
69 Prozent meiner Bücher hatten überhaupt keine Religion offen genannt. Nun fallen sie damit zwar meist unter den christlich-jüdischen Kulturkreis, aber mir persönlich ist es lieber, wenn mir keine Religion auf die Nase gebunden wird (da ich keine Christin bin und Monotheismus unlogisch finde), als wenn klar das Christentum im Fokus steht und sich als solches auch in den Mittelpunkt spielt. Nur 13 Prozent meiner Bücher zeigten allerdings verschiedene Religionen, was ich schade finde. Also, insofern, als dass es nicht alle sind, bei denen Religion überhaupt auftaucht.
Und auch Behinderung ist noch nicht wirklich weit verbreitet in Büchern. 33 Prozent sind es, wenn man Aliens mitzählt, die durch kognitive Besonderheiten oder Ähnliches in der Geschichte auffallen, nur 20 Prozent, wenn man diese nicht mitzählt. Gut, immer noch ein Fünftel. Aber darunter sind auch schon die, wo Behinderung nicht mal benannt wird, sondern nur von mir als Leserin quasi ferndiagnostiziert wurde (Mansfield Park zum Beispiel. Fanny hat anfangs sowas wie eine Angststörung und eventuell auch Depression). Wirklich benannte Behinderung findet man noch seltener.
Da in den letzten Jahren eh selten irgendwelche signifikanten Zusammenhänge bestanden, habe ich in diesem Jahr nicht noch gesondert nach solchen geschaut. (Um ehrlich zu sein, bräuchte ich dafür auch langsam einen Auffrischungskurs. Wäre der Chi²-Wert bei den angegebenen Freiheitsgraden nicht schon so desaströs, dass die Ergebnisse schlicht nicht signifikant sind, bin ich nicht sicher, ob ich es noch richtig auswerten könnte. (Gut, ich weiß, wo ich meine Studienunterlagen habe, es lässt sich alles nachlesen, aber … ich hab es nicht mehr so sehr drauf wie früher. Nur einmal im Jahr Stata anzuwerfen, hinterlässt Spuren (aka weiße Flecken in meinen Fähigkeiten).
Damit ist das Jahr jetzt aber zumindest vorbei, und ich werde die Statistik 2021 halbwegs so beibehalten, bis auf die Änderung bei Ethnie, dass Aliens/andere Spezies schlicht getrennt werden müssen. Ich bin nicht mit allem so zufrieden, und wenn ihr eine bessere Idee habt, nur her damit, aber ich weiß es gerade nicht besser.
Und? Wie war euer Jahr so?