Buchdetails
- Erinnert an: //
- Genre: Sachbuch
- Erscheinungsdatum: 2021
- Verlag: Topicus
- ISBN: 9782496707380
- E-Book 273 Seiten
- Sprache: Deutsch
- Triggerwarnungen: Höchstens das Vergessen von Menschen, die nicht der privilegierten Mehrheitsgesellschaft angehören
- Positiv anzumerken:
Inhalt:
Dieses Buch beleuchtet einerseits den aktuellen Stand der Hirnforschung bezüglich Kreativität, gibt andererseits weise Ratschläge und Anekdoten von Kreativen zum Besten und bietet obendrein ein paar Aufgaben, den eigenen kreativen Muskel noch etwas zu trainieren.
Meinung:
Richtet sich leider vor allem an neurotypische Nicht-Behinderte mit ausreichend Geld – und hinterfragt keine wissenschaftlichen Probleme.
Der wissenschaftliche Teil ist zwischendurch schon nicht unspannend, ignoriert aber, dass Menschen nicht alle gleich verdrahtet sind. Auf Neurodivergenz jedweder Art (auch Depression) wird nicht bzw. kaum eingegangen. (Resilienz und Copingstrategien sind die Ausnahme, aber auch hier fehlt der Zusammenhang, dass manche Menschen diese rund um die Uhr bereits brauchen.) Auch die Löffeltheorie kommt nicht vor. Dass aber die Kraft ebenso begrenzt ist, wie die Zeit, und bei chemischem Ungleichgewicht im Gehirn auch die Belohnung zur Motivation höchstens bedingt funktioniert, wird nicht beachtet.
Schlimmer noch: Kreativität – zumindest Big C, also die, die nicht alltäglich ist – wird durch Veröffentlichung und Rezeption definiert und dabei wird nicht einmal kritisiert, dass bei Beidem Gatekeeping zulasten von Flinta*, anderen LGBTQ+, PoC, Behinderten,… passiert. Wenn die Definition anhand eines Erfolgs in einem ableistischen, queerfeindlichen, sexistischen und rassistischen System festgelegt ist, ist die Definition an sich ebenso all das!
Aber auch bei den Aufgaben sind Menschen wie ich fast gar nicht mitgedacht. Reize ausblenden, wenn man keine Reizfilter hat und schon vom eigenen Körper völlig überflutet wird? In die Natur gehen, wenn die Natur nicht barrierefrei ist?
Für völlig der wissenschaftlichen ‚Norm‘ entsprechende Menschen, mag dieses Buch eine echte Hilfe sein. Für mich hat es leider nur theoretische Informationen bereit gehalten – von denen ich einige auch schon in meinem eigenen Studium hatte -, die aber nicht oder nicht ohne Weiteres auf mich anwendbar sind. Das ist nicht unbedingt der Autorin anzukreiden. Dass die Wissenschaft sich auf neurotypische abled cis hetero weiße Männer fokussiert, ist gut dokumentiert. Aber ich hätte mir diesbezüglich zumindest ein paar kritische Worte am Anfang gewünscht.
Fazit:
Ein interessanter, aber definitiv zu unkritischer Blick auf den Stand der Wissenschaft – der aber im ratgebenden Teil nur die Lebensrealität Nicht-Behinderter beachtet.
Meinungen anderer Blogger:
//