Christopher Mosley – Das Haus der vergessenen Bücher

 

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: 2015
  • Verlag: Atlantik Bücher
  • ISBN: 978-3-455-65060-0
  • Taschenbuch  255 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Klappentext: 

Die wohl bezauberndste Buchhandlung in New York

Brooklyn, 1919. Im Antiquariat von Roger Mifflin spuken nicht nur die Geister der Weltliteratur durch die Gänge. Auch seine ebenso patente wie resolute Ehefrau und sein treuer Hund Bock – Bock wie Boccaccio – sind feste Größen im Leben der Buchhandlung Parnassus. Hier, zwischen vergessenen Schätzen und dichten Tabakschwaden, verlieben sich zwei junge Menschen in einander, verschwindet ein Buch und nimmt ein Spionagefall seinen Lauf …

Inhalt: 

Roger Mifflin führt seine Buchhandlung in der Annahme, dass die meisten Menschen krank sind und Bücher zu Heilung brauchen, das nur nicht wissen. (Viel mehr erfährt man über die Arbeitsweise nicht.) Er nimmt ein junges Mädchen bei sich auf, weil ihr Vater sich wünscht, sie möge ein bisschen mehr von der Welt und Büchern lernen und plötzlich ist ein Buch immer wieder da und kurz darauf nicht mehr. Ein neuer Bekannter des Buchhändlers geht dem auf eigene Faust nach.

 

Aufbau:

Nichts sagende Kapitelüberschriften werden abgelöst von langen, oft von (teils erfunden) Literaturzitaten und Referenzen durchzogen, Handlung kommt erst auf den letzten Seiten auf.

 

Charaktere: 

Roger Mifflin ist ein zumeist gutmütiger, in seiner Arbeit fast schon fanatistischer Buchhändler, der der Meinung ist, man müsse Menschen gute Literatur ans Herz legen, ob sie diese wollen oder nicht. Darüber hinaus zeichnet er sich eigentlich nur dadurch aus, über das ganze Buch hinweg entweder ständig andere Bücher zu zitieren, oder aber seine eigene Philosophie jedem aufdrücken zu wollen, der nicht schnell genug wegrennt.

Seine Frau ist da schon gemäßigter, belächelt ihren Mann oft und ist in ihrer resoluten Art durchaus sympathisch, tritt aber so gut wie nicht auf.

Aubrey Gilbert arbeitet in einer Werbeagentur und hält nicht allzu viel von Büchern. Dennoch schließt er mit Mifflin Bekanntschaft, ist ihm gegenüber aber die meiste Zeit negativ eingestellt. Er ist neugierig, ein wenig gerissen, schreckt aber auch nicht vor Verbrechen zurück. Viel mehr erfährt man über ihn nicht, außer, dass er sich auf den ersten Blick in Titania verliebt.

Diese, das junge Mädchen, das bei Mifflin lernen soll, ist über die Maßen höflich, wirkt aber naiv und regelrecht geistig unbedarft. Offenbar zeichnet sie sich nur dadurch aus, hübsch zu sein und nicht zu sehr im Weg zu stehen. Dennoch liegen ihr alle Männer zu Füßen.

 

Fazit: 

Dieses Buch war unglaublich langweilig. Über 150 Seiten gibt es fast ausschließlich Literaturreferenzen, teilweise sogar nur zu fiktiven Büchern. Es kommt der Eindruck auf, der Autor wolle nur mit Wissen angeben und seine Leser vielleicht als dumm und ungebildet entlarven wollen. Erst auf den letzten maximal 100 Seiten kommt Handlung auf, diese wirkt aber so unglaubwürdig und konstruiert, dass man sich nicht einlesen kann, sondern die ganze Zeit nur das Gefühl hat, dass der Autor sich nur etwas aus den Fingern gesaugt hat, damit sein Buch wenigstens ein geringes Existenzrecht unter den Roman erlangt.

Letztlich ist es pseudo-intellektuell und ein Großteil der im Klappentext angekündigten Ereignisse kommt nicht oder nur am Rande zustande. Was als Muss für jeden Bücherfan verschrien ist, ist in Wirklichkeit ein absoluter Fehlkauf.

 

[Kurzrezension] Robert Neuendorf – Ich war Telefonjoker bei Wer Wird Millionär und habe absichtlich falsch geantwortet: Und Andere Großartige Beichten.

Heute mal nur eine Kurzrezension, da ich das Buch ehrlich gesagt schnellstmöglich wieder weitergegeben habe.

 

Hier sammelt der Autor Robert Neuendorf auf 224 Seiten Beichten der Website beichthaus.de, die er offenbar als großartig erachtet, wenn man dem Titel Glauben schenkt.

Für mich taten sich hier eher Abgründe auf. Dass Menschen gerne mal einfach nur dumm handeln und erst hinterher nachdenken, ist bekannt und keiner von uns ist davor gefeit. Doch wenn diese Beichten echt sein sollten, ist die Menschheit um einiges ekliger, perverser und einfach bösartiger als man bisher hätte denken können – was schon etwas heißen will, wenn man bedenkt, dass im Fernsehen fast nur noch Krimis laufen.

Ich bin mir etwas unschlüssig, ob der Autor derjenige mit einem eher bedenklichen Geschmack ist, oder ob das einen normalen Schnitt durch die Beichten der Website liefert. In beiden Fällen aber war das Buch nicht etwa unterhaltend, sondern eher schockierend. Wer nach der Lektüre noch an das Gute im Menschen glaubt, muss ein Heiliger sein.

Régis de sá Moreira – Das geheime Leben der Bücher

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Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: Januar 2010
  • Verlag: Knaur Taschenbuch
  • ISBN: 978-3-426-63599-5
  • Paperback  175 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Klappentext: 

Auch Bücher brauchen Liebe!

Viele wünschen sich, sie könnten von Luft und Liebe leben. Er, der Buchhändler, lebt vom Lesen, denn nur dann hat er das Gefühl, geliebt zu werden. Seine Buchhandlung ist sein Universum, die Bücher sind seine Schützlinge. Und bei jedem Klingeln seiner Türglocke ist er immer wieder bereit, seine frohe Botschaft zu verkünden: Lesen hilft und macht glücklich…

Inhalt: 

Inhalt gibt es wenig. Das gesamte Buch ist eine nicht wirklich verbundene Ansammlung von Menschen, die den Buchladen betreten und die Reaktion des Buchhändlers, eingebunden in Prolog und Epilog, die vollkommen von der Haupthandlung abgetrennt sind.

 

Aufbau:

Hier reihen sich viele kurze Kapitel und sehr viele leere und halbleere Seiten an einander, so dass das Buch noch kürzer ist, als es auf den ersten Blick wirkt.

 

Charaktere: 

Der einzige Charakter, der wirklich beschrieben wird, ist der des Buchhändlers. Namenlos, korpulent, obwohl er nie etwas isst, nicht essen muss, und schwankend zwischen melancholisch, cholerisch, depressiv, verträumt, übermütig und sexuell erregt – da wird eine Kundin auch einfach mal von jetzt auf gleich begattet – lebt er sein eintöniges Leben, das nur von Kunden ab und an unterbrochen wird.

 

Fazit: 

Keinerlei Handlung und auch der Titel ist falsch. Eigentlich geht es nicht um Bücher, sondern um den Buchhändler, der rund um die Uhr offen hat, nur liest und sich nicht einmal ernähren muss. Er hat keine eigene Fantasie, zerstört teilweise mutwillig seine Bücher und sitzt nur rum, hin und her schwankend zwischen Depression, Übermut und etwas, was womöglich Halluzination ist. Das Buch möchte wohl tiefgründig oder philosophisch sein, endet aber bei verworren, abstrakt und nichtssagend.

Clemens Berger – Das Streichelinstitut

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Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: ?
  • Verlag: Wallstein Verlag
  • ISBN: 9783835306196
  • Gebundene Ausgabe 356 Seiten
  • Sprache: Deutsch

 

Klappentext: 

 

Ein urkomischer, kluger Roman über einen liebenswerten Taugenichts, der beschließt, ein Streichelinstitut zu eröffnen und endlich ein homo oeconomicus zu werden.

Inhalt: 

 

Eigentlich war es nur ein Scherz seiner Freundin. Er könne so gut streicheln, dass er das doch beruflich machen könnte. Schließlich entscheidet sich Sebastian, der sich jetzt lieber Severin nennt, dafür und mietet eine Wohnung an, um ein Streichelinstitut zu eröffnen. Immerhin beweisen Forschungen, dass Streicheln den Menschen hilft, sie zu glücklicheren, besseren Menschen macht. Aber niemals unter der Gürtellinie. Schon nach wenigen Wochen bricht er diese Regel aber.

 

Aufbau: 

In lediglich drei Kapiteln, die unendlich lang scheinen, wechseln immer Gegenwart, Vergangenheit und Fantasie, ohne dass die Übergänge wirklich klar gemacht werden, so dass man wirklich aufmerksam lesen muss, um zu wissen, wo man sich gerade befindet. Viele der Gespräche werden nur zusammengefasst oder in indirekter Rede erwähnt. Sehr schwer und unangenehm im Textfluss.

 

Charaktere: 

Sebastian/Severin hat einen Abschluss in Philosophie und will eigentlich seine Dissertation schreiben, schreibt aber immer nur die Arbeiten anderer  – gegen Geld, versteht sich. Er bummelt durch die Welt und durch sein Leben, kommt nirgendwo an. Er selbst hält sich für links, hasst aber so ziemlich jeden und scheint ständig im Luxus leben zu wollen. Darüber hinaus denkt er bei jeder Kleinigkeit an Sex. Ein Hund wäre bei einer solchen Übersexualisierung schon längst kastriert worden, er hingegen betrügt lieber ständig seine Freundin und glaubt zwischendurch gleich drei Frauen zu lieben. Liebenswert, wie im Klappentext behauptet, ist er nicht, eher das Gegenteil. Er gibt ständig, selbst in seinen Gedankenmonologen, mit seiner Belesenheit, seinem Kunstverstand an, hält sich für besser als die meisten anderen und tut sich ständig selbst leid. Hasst sich gleichzeitig selbst. Nicht einmal Goethes Werther ist so hassenswert und selbstbesessen wie dieser Mann.

 

Anna, seine Freundin, ist Philosophiedozentin, weiß aber von seiner Arbeit als Ghostwriter wissenschaftlicher Arbeiten. Was eigentlich ein Kündigungsgrund sein müsste, dass sie es verschweigt, wird nie thematisiert. Sie ist nicht richtig zu fassen, wirklich lernt man sie nicht kennen, weil sie, wenn sie spricht, oft nicht richtig auf die Themen eingeht, einsilbig ist, nicht ausspricht, was sie denkt. Man erfährt nur, dass sie genauso übersexualisiert ist, stellt sie sich doch liebend gern vor, wie ihr Freund andere Frauen streichelt, nur um ihn dann ins Bett zu schleifen.

 

Dr. Irene Fischer, fast immer mit Doktor geschrieben, obwohl man nicht weiß, wofür – Medizin kann es nicht sein, so oft, wie sie wochenlang einfach verschwindet -, ist die Dritte im Bunde, hat Severin gezeigt, wie er unter der Gürtellinie zu streicheln hat und dann das Gleiche auch noch mit seiner Freundin gemacht. Sie verführt ihn auch zu einer Expansion seines Unternehmens, ansonsten bleibt sie aber undurchsichtig. Scheint nur als Verführung, als Stilmittel zu existieren.

 

Viele andere Personen werden erwähnt, bleiben aber blass, uncharakterisiert, was schade ist. Gerade die Kunden des Instituts, ihre Geschichten, hätten so viel Potenzial geboten.

 

Fazit: 

Das Buch hätte so vieles sein können und ist doch nichts davon. Es hat zwischendurch gute Ansätze, auf die man eine Handlung hätte aufbauen können. SMS von der eigenen Nummer, ohne dass man sie selbst geschickt hat? Wäre ein guter SciFi oder Fantasy. Die Zerrissenheit in Sebastian und Severin hätte ein guter Thriller oder ein Psychodrama werden können und die Geschichte von einem Institut, in dem man Leute streichelt und glücklich macht, wäre ein guter Ansatzpunkt für eine Romanze. Doch dieser Roman ist nichts davon. Es findet keinerlei wirkliche Handlung statt, Spannung kommt nicht auf. Nicht einmal der im Klappentext versprochene Humor, eher im Gegenteil. Ich habe ein Buch noch nie so inniglich gehasst.

Auch Gesellschaftskritik hätte es werden können. Über Leute, die sich für links halten und doch die schlimmsten Kapitalisten sind. Über die Perversionen unserer Zeit. Über freie Liebe oder dagegen. All das wird kurz angerissen und doch nicht pointiert dargestellt, sondern gleich wieder fallen gelassen. So bleibt am Ende ein Werk übrig, dass auf 356 Seiten weder Moral, noch Handlung, noch irgendeine Aussage hat. Keine Charaktere, in denen man sich erkennen könnte, nicht einmal ein Ende. Die eigentlich interessante Zeit, die eigentliche Handlung hätte mit dem Ende erst angefangen.