Haruki Murakami – Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: August 2015
  • Verlag: btb Verlag
  • ISBN: 978-3-442-74900-3
  • Taschenbuch 318 Seiten
  • Sprache: Deutsch

 

Klappentext: 

Der junge Tsukuru Tazaki ist Teil einer Clique von fünf Freunden. Nach der gemeinsamen Schulzeit geht er zum Studium nach Tokyo. Als er an einem Sommertag voller Vorfreude auf die Ferien nach Nagoya zurückkehrt, schneiden ihn seine Freunde plötzlich und brechen den Kontakt zu ihm ab. Erst viele Jahre später offenbart sich der inzwischen 36-Jährige seiner neuen Freundin Sara und stellt sich den Dämonen seiner Vergangenheit…

Inhalt: 

Schon immer hat Tsukuru sich für Bahnhöfe interessiert. In seinen Augen war es das Einzige, was ihn irgendwie ausmachte. Und so hat er sich schon immer gewundert, warum seine vier Freunde ihn mochten, war er doch farblos, charakterlos, leer. Dennoch bildeten die fünf eine perfekte Harmonie, bis sie ihn plötzlich verstießen. Er könne sich den Grund doch denken. Konnte er nicht.

Die plötzliche Ablehnung seiner Freunde stürzte ihn in ein tiefes Loch, dass er zwar bald wieder hinter sich gebracht hatte, aber eine Wunde zurückließ, die auch 16 Jahre später noch nicht verheilt war. Nachdem er das seiner neuen Freundin offenbart hat, stellt sie klar, dass sie nicht mit ihm schlafen würde, solange ihn diese alte Wunde noch verfolgt.

Halb genötigt, doch auch halb aus ernsthaftem, neu erwachtem Interesse, seine Vergangenheit aufzuklären, macht sich Tsukuru auf die Suche, seine alten Freunde aufzusuchen und alte Wunden aufzureißen, damit sie richtig ausheilen können.

 

Charaktere: 

Viele Charaktere werden beinahe schon liebevoll eingeführt, mit kleinen Besonderheiten, die sie interessant machen, ausgestattet, um dann doch nur Randfiguren zu bleiben. Selbst Freundin Sara und die alte Clique treten nur am Rande auf, erscheinen plastisch dargestellt und doch scheint etwas zu fehlen.

Tsukuru hingegen wird breit diskutiert, kritisiert alles an sich, was er finden kann, selbst. Man lernt seine Vorlieben und Besonderheiten kennen, leidet mit ihm und dennoch scheint er weniger detailliert aufgebaut als so manche Nebenfigur. Vielleicht, weil er sich selbst so sieht, weil er sich selbst als leer und farblos wahrnimmt und die guten Seiten oder liebenswerte Macken an sich gar nicht wahrzunehmen vermag. Diese erfährt man nur kurz von den anderen der Clique, aber nicht genug, um ein vollständiges Bild abzugeben.

So bleiben alle Charaktere noch irgendwie mysteriös. Nicht richtig vollständig, aber auch nicht lieblos erdacht.

 

Fazit: 

Obwohl viele ernsthafte Themen – Depression, Mord, Vergewaltigung – angesprochen werden, schreibt Murakami fast schon unbeschwert leicht. Eine Sprache, die einerseits fremd und ruhig erscheint, andererseits leichtfüßig durch die Geschichte trägt. Die Spannung und Neugier, die sich aufbaut, wirkt so nicht erdrückend, nicht drängend, der Roman selbst kippt aber auch nie in Richtung Langeweile.

Einzig das offene Ende, und, dass die Bedeutung, der Existenzgrund mancher Nebenfiguren nicht aufgeklärt wird, lässt die Geschichte nicht vollkommen rund erscheinen. Zu viel braucht noch Abschluss, als dass man fünf Sterne vergeben könnte.

 

Gemeinsam lesen #11

Guten Morgen. Nachdem gestern offenbar die Montagsfrage ausfiel und ich noch kein rezensionswürdiges Buch diese Woche beendet habe – beziehungsweise gar keines – begrüße ich euch erst heute in der neuen Woche, mit den dieswöchigen Gemeinsam Lesen der Schlunzenbücher.

 

1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?

Gerade ist es Haruki Murakamis ‚Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki‘ auf Seite 71.

2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?
Er sei Jazzpianist, erzählte Midorigawa ihm.
 
3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden?
Murakami schreibt interessant, schnell lesbar, aber dennoch weiß ich noch nicht, was ich davon halten soll. Bisher ist es so ruhig. Viele aufgewühlte Fragen, doch noch keine Bewegung zur Lösung hin. Aber ich hab ja noch nicht einmal das erste Drittel, also kommt das sicher noch.
 
4.  Planst du gemeinsam Lesen gerne vor oder beantwortest du die Fragen an dem Tag spontan?
Ich entscheide ganz spontan und verpenn es auch manchmal, weil die Schlunzenbücher selbst wohl ein Problem mit ihrem Bloglovin-Account haben, der die neuen Beiträge nicht mehr zu übernehmen scheint, und nicht immer meine verfolgten Blogs auch teilnehmen. So verpenne ich, dass dienstags ja Gemeinsam-Lesen-Tag ist.
Und was lest ihr gerade?

Haruki Murakami – Die unheimliche Bibliothek

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Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: 29. November 2013
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • ISBN: 978-3832197179
  • Hardcover  64 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Beschreibung: 

Eigentlich will der Junge nur zwei Bücher zurückgeben und noch ein wenig stöbern. Aber statt in den Lesesaal führt ihn der merkwürdig cholerische alte Bibliothekar in ein Labyrinth unter der Bücherei, wo er ihn einkerkert. Statt Wasser und Brot gibt es in diesem Verlies Tee und köstliche Donuts, serviert von einem mysteriösen Schafsmann und einem stummen Mädchen, das sprechen kann und wunderschön ist. Doch das ändert nichts daran, dass der Junge als Gefangener der Bibliothek um sein Leben fürchten muss, während die Grenzen zwischen Dingen, Menschen und Orten immer weiter verschwimmen.
›Die unheimliche Bibliothek‹ ist ein kafkaesker Alptraum und zugleich eine einfühlsame Geschichte von Verlust und Einsamkeit. Murakami schachtelt die Ebenen dieser kunstvollen Erzählung ineinander wie die Welten, die sich in der Bibliothek zu berühren scheinen, und Kat Menschiks schwindelerregend schöne Illustrationen ergänzen sie um weitere Abgründe. Ein Juwel.

 

Charaktere: 

Viel erfährt man von den Charakteren nicht. Der Junge liest gern. Selbst, wenn ihn etwas nicht besonders interessiert, wann immer ihm sich eine Frage stellt, geht er in die Bibliothek, um sie zu recherchieren.

Das stumme Mädchen, kann sich dennoch mitteilen und birgt eine Besonderheit in sich, die sich erst zum Ende der Geschichte hin offenbart, der Schafsmann ist freundlich, backt gern, ist aber eher feige und der Bibliothekar saugt Lesenden das Hirn heraus. Hintergründe erfährt man auf den wenigen Seiten nicht.

 

Fazit: 

Kafkaesk würde ich es nicht nennen, zumindest erschien mir Kafka bisher immer logischer, in sich geschlossener, und gleichzeitig dennoch düsterer.

Murakami schreibt hier düster, keine Frage, aber eher verstörend, nicht voll Weltschmerz, wie es mir bei Kafka bisher immer erschien. Obwohl spannend und wunderschön mit Zeichnungen verziert, hinterlässt einen das Buch unzufrieden. Viel zu viele Fragen bleiben offen, Hintergründe ungeklärt. Vieles wird angedeutet, so dass es Fragen aufwirft, und dann wieder ignoriert, so dass das Buch alles in allem nicht abgeschlossen wirkt.