Bookcrossing – Eigene Erfahrungen

 

Willkommen zum dritten und letzten Teil meiner Bookcrossing-Serie. Heute beschreibe ich meine eigenen Erfahrungen mit dem Phänomen des Bookcrossings.

 

Ich als Bookcrosser

Ich bin mittlerweile knapp 7 Jahre Mitglied auf der Seite und weiß nicht mehr ganz genau, wie ich damals dazu gekommen bin. Aber in den Jahren habe ich lediglich 37 Bücher ins Bücherregal gesetzt – bis auf zwei alle freigelassen – und 10 fremde Bücher gefunden – die drei von meiner Mutter, die hier noch liegen, nicht mit eingerechnet.

Dabei habe ich mittlerweile eine Veränderung bei mir selbst bemerkt. Ich setze schon lange nicht mehr jedes Buch auch als Bookcrossing-Buch aus, sondern vielleicht noch jedes zehnte, wenn überhaupt. Denn ich hab über die Jahre so viele unattraktive Bücher gesehen. Versifft oder einfach so sehr Special Interest, dass nur ein Bruchteil der Leser Interesse daran haben könnte. Und wenn man selbst merkt, dass man so gar kein Interesse an freigelassenen Büchern hat, beginnt man selbst zu hinterfragen, welche Bücher man aussetzt. Sind sie attraktiv genug und noch in einem akzeptablen Zustand? Wenn die Antwort nein ist, dann stelle ich sie vielleicht einfach so in ein offenes Bücherregal, aber mehr auch nicht. Denn bei ihnen gäbe es eh eine viel zu geringe …

 

Rücklaufquote

Wenn man Bücher freilässt, hofft man, wieder etwas von ihnen zu hören, zumindest als Bookcrosser. Man hört von Büchern, die um die Welt reisen, die Leute begeistern und die Leser einander näher bringen. Oder Freundschaften, die dadurch entstanden ist, dass der Eine ein Buch des Anderen gefunden hat. Das will man auch.

Die Realität sieht deutlich anders aus. Dabei gibt es natürlich Unterschiede zwischen den Freilass-Arten. Ich habe mal einen Buchring mit einem Werk von Loriot gemacht, das ich doppelt hatte. Also ich habe es dem Ersten in der Reihe geschickt, der hat es an den zweiten weitergereicht, und so weiter. Das hat eine Zeit lang gut geklappt, bis man plötzlich vom Buch nichts mehr hörte.

Aber in ‚freier Wildbahn‘ ausgesetzte Bücher bleiben oft auf ewig verschwunden. Zuletzt habe ich im November 2016 zwei fast neuwertige Bücher ausgesetzt, beide Bestseller. Sie waren innerhalb einer Woche aus dem offenen Bücherregal verschwunden, aber bis heute hat sie niemand ‚gefunden‘.

Andere haben mal einen Eintrag bekommen. Ein ‚Ich werde es lesen‘ hier, ein ‚Wie gut, wir hatten unsere Reiselektüre vergessen‘ da, dann aber nie wieder etwas. Eines meiner Bücher, das ich in London ausgesetzt habe, hat es zumindest nach Italien geschafft, aber auch dort verliert sich dann die Spur. Die große Freundschaft ist da bisher nicht bei rumgekommen. Dennoch freue ich mich noch heute über jeden Eintrag. Ich muss aber auch zugeben, dass ich jetzt sehr viel zögerlicher damit bin, Bücher so auszusetzen. Man ist doch enttäuscht, wenn man nichts mehr davon hört und wenn man sie ohne Registrierung ins Regal stellt, kann man wenigstens nicht enttäuscht werden.

Gleichzeitig habe ich aber auch ein paar Bücher quasi demonstrativ freigelassen. Die von Autoren, die ich unterstützen wollte – nur der erste Band einer Reihe, damit Band 2 und 3 gekauft werden müssen, bei Gefallen.

 

Die Community

Bookcrossing hat ein ziemlich großes, wenn auch unübersichtliches Forum. Als Frischling habe ich mich dort mal rein gewagt und musste schnell die selben Erfahrungen machen, wie in anderen Hobbies auch: Alte Hasen, die schon alles wissen, wollen oft Anfängern nicht helfen, sondern pöbeln sie nur an, sie sollen nicht dumm fragen, sondern lieber selbst recherchieren. Und wenn man Gedankenexperimente wagt, wie man ein Hobby vielleicht noch etwas verbessern kann, sind sie tödlich beleidigt und jagen einen mit Beleidigungen aus dem Forum.

Selbes habe ich beim Geocachingforum mitgemacht, aber auch bei Wasliestdu.de, weshalb ich Communities gegenüber mittlerweile sehr skeptisch eingestellt bin. Aber das sind nur die lautesten Schreier, die ihr Revier von Neulingen angegriffen sehen. Es gibt sicherlich auch die schweigende Masse normaler, sympathischer Leute. Und die Engel, die einem die Hoffnung wieder geben. In meinem Fall war das eine sehr liebe Person, die ich vorher nicht kannte. Sie hat einen großen Stapel Romane zur Fernsehserie ‚Raumpatrouille‘ selbst über Bookcrossing bekommen und gesehen, dass eines der Bücher auf meiner Wunschliste stand. Eine PN und schon trudelten bei mir nach und nach – so schnell ihr Mann sie gelesen hat – all die Romane ein und werden jetzt von mir nach und nach gelesen und wieder freigelassen. Diese liebe Dame hat mir bezüglich Bookcrossing den Glauben wieder gegeben, dass dort auch nette Menschen aktiv teilnehmen und sich in der Gemeinschaft umschauen. Danke dafür. Und natürlich auch für die Bücher.

 

So, und jetzt seid ihr dran. Welche Erfahrungen habt ihr als Bookcrosser gemacht? Hattet ihr außergewöhnliche Begegnungen? Erstaunlich viele oder positive Rückmeldungen zu euren Büchern?

5 Gedanken zu „Bookcrossing – Eigene Erfahrungen“

  1. Hallo Taaya,
    grundsätzlich finde uch die Idee die hinter Bookcrossing steht klasse. Ich selbst gebe nahezu jedes Buch weg. Bücherschrank, Bibliothek, Freunde oder als Tauschobjekt. Bei Bookcrossing habe ich mich mal versucht aber ich wohne einfach zu sehr am Popo der Welt. Hier Gleichgesinnte zu finden ist nahezu unmöglich und alle drei ausgesetzten Bücher sind im Nirgendwo verschwunden.
    Eigentlich schade.
    Werde weiterhin verschenken und vertauschen. Dann weiß ich auch wo die Bücher ankommen und so ganz nebenbei schließt sich sogar die ein oder andere Tauschfreundschaft.
    Liebe Grüße und danke für diesen schönen und ehrlichen Beitrag
    Kerstin
    #litnetzwerk

    Antworten
  2. Hallo Teeya,

    ich hab eine Hand voll Bücher über Bookcrossing ausgesetzt. Es dann aber wieder sein lassen. Erstens war mir der Aufwand mit dem Bekleben und Registrieren zu groß. Dann mangelt es hier im ländlichen Raum auch an geeigneten Orten zum Freilassen. Und dann – wie kann ich sichergehen, dass ein gefundenes Buch wirklich gemocht wird? Rückmeldung gabs einmal bei einem, das wars.

    Da nutz ich lieber ein Bücherregal, da sind die Bücher auch wind- und wettergeschützt. Oder schick sie an Interessierte, die bei mir kommentieren.

    LG
    Daniela

    Antworten
    • Huhu Daniela,

      naja, es gäbe die Möglichkeit, beides zu kombinieren. Bei uns werden fast alle Bookcrossingbücher in offene Regale gestellt. Da schmeißt sie niemand weg und sie werden nur mitgenommen, wenn sie interessieren. Aber ja, die Rücklaufquote ist leider alles andere als gut. Die Menschheit besteht leider zum Großteil aus rücksichtslosen Egoisten, die nicht einmal darüber nachdenken, dass sich jemand darüber freuen könnte.

      Der ländliche Raum wäre aber gerade ein Vorteil. Einerseits werden Kinder des ländlichen Raumes noch öfter nur auf Haupt- und Realschule geschickt, weil die oft näher dran sind. Gerade ihnen nutzen Bücher besonders. Lesen bildet Kulturkapital, dessen Nutzen für Schulerfolg nachweisbar ist. Aber andererseits müssen wir Dorfkinder gerade lange auf Busse warten und dann lange mit ihnen fahren. So freuen wir uns noch mehr, wenn wir unseren Lesestoff zuhause vergessen haben und dann da ein Buch liegt. 😉

      LG
      Taaya

      Antworten
  3. Hallo Taaya,
    da ich meine Bücher immer einfach nur so aussetze (auf einem Tisch vor der öffentlichen Bücherei) habe ich kaum Erfahrungen mit Rückmledungen. Bei einigen Wanderbüchern (über Lovelybooks und einmal über den Blog) hatte ich unterschieldiche Erfahrungen. gerade das mit den Rpcmeldungen über den Blog funktionierte eigentlich gar nicht. Ein Buch, das mir sehr wichtig war, habe ich nie zurückerhalten.
    Der vage Gedanke von mir am „offiziellen“ Bookcrossing teilzunehmen hat sich durch deinen Beitrag gerade zerschlagen.
    Bei Bücherschränken habe ich oft den Eindruck, sie werden als Mülleimer benutzt, von Leuten die Bücher nicht ins Altpapier werfen möchten. (was ich eigentlich auch gut verstehen kann, aber was soll ich mit einer losen Blattsammlung?).
    Vielen dank für deine Erfahrungen!
    Grüße
    Silvia

    Antworten
    • Huhu Silvia,

      deinem Eindruck bei Bücherregalen muss ich im Allgemeinen widersprechen. Es mag durchaus sein, dass das bei deinem vor Ort so ist, aber zumindest während meiner Masterarbeit darüber hab ich festgestellt, dass sich Durchschnittszustand der Bücher und auch deren ‚Beliebtheit‘ (Amazonbewertung) nur leicht verändern. Auf einer Skala von 1 bis 5 gab es nur Schwankungen bis zu 0,2. (Und bei beidem war in allen Regalen der Durchschnittswert bei etwa 3,9, also recht gut.) Aber es kommt natürlich auch ein bisschen darauf an, wie gut das Regal verwaltet wird. Wenn kaputte Bücher sofort entfernt werden, nehmen Leute sich da dann auch kein Beispiel dran und man kann die Egoisten, die Mist mitbringen und gute Bücher dafür mitnehmen, etwas ausbremsen.

      LG
      Taaya

      Antworten

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