Heute doch mal wieder ein Aktionsbeitrag von mir. Und zwar geht es heute um folgende Frage:
Mit welchen Themen kannst du in einem Buch wenig bis gar nichts anfangen? Gibt es etwas, was du nicht lesen möchtest?
Dabei gibt es jetzt wenig, womit ich gar nichts anfangen kann. Ich bin recht hart im Nehmen, und wenn es wirklich für die Botschaft eines Buches oder die Charakterentwicklung wichtig ist, verkrafte ich auch Kannibalismus, Vergewaltigungen, Selbstmord, und all die anderen ‚harten‘ Themen.
Aber wenn ich entscheiden kann, was ich gerne nicht lesen möchte, dann habe ich da doch so einiges.
Zunächst einmal finde ich Sexszenen völlig überflüssig. Warum braucht man so etwas? Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst asexuell bin, aber für mich trägt es weder zu einer Handlung bei, noch gibt es mir etwas, wenn wirklich ausgeschrieben wird, dass zwei – oder mehr – Charaktere mit einander schlafen. Reicht doch, wenn man das andeutet. Und auch George R. R. Martins (angebliche?) Rechtfertigung, dass er einfach nur alles so realistisch wie möglich wiedergeben möchte, trifft es für mich nicht. Von meinen Nachbarn weiß ich doch im Idealfall auch nicht, wann sie Sex haben. Also ist das Wissen, welcher Charakter es jetzt wann in welcher Stellung wie lange mit wem macht, nicht etwa realistisch. Würde ich dort leben, wüsste ich es auch nicht. Und möchte ich auch nicht wissen.
Dann mag ich, von Seiten des Protagonisten keinen Betrug im romantisch-sexuellen Sinne. Nicht falsch verstehen. Ich habe nichts gegen Polyamorie, offene Beziehungen, und wenn die rechtlichen Grundlagen stimmen würden, hätte ich auch nichts dagegen, würde das Verbot der Bigamie abgeschafft werden. Ich beziehe mich lediglich auf die Konstellationen, in denen Person X gleichzeitig mit Person Y und Person Z zusammen ist, und Y und oder Z nicht wissen, dass sie jeweils nicht der einzige Partner von X sind. Sobald man darüber spricht und alle einverstanden sind, ist alles gut. Aber wenn das nicht der Fall ist, ist der Charakter für mich unten durch und ich hasse ihn mit aller Kraft meines Herzens. Ebenso, wie ich das im wahren Leben verabscheue. Für einen Antagonisten wäre das also der perfekte Charakterzug, um ihn mir sofort unsympathisch zu machen. Das würde ich wiederum als gut geschrieben erachten.
Mein größtes Problem ist aber ein Übermaß an Gewalt in einem Buch. Und das nicht einmal groß deshalb, weil ich es nicht spannend zu lesen finde. Das auch. Aber mein aktueller Stand der Sozialpsychologie (zuletzt im Juli 2013 für eine Klausur gelernt, daher vielleicht schon widerlegt?) ist, dass jede Art von Gewaltdarstellung, ob in Computerspielen, Krimiserien, Büchern oder Cartoons, die Hemmschwelle herabsetzen kann. Damit könnte man selbst eher gewalttätig werden. Laut meiner damaligen Prof besteht diese Gefahr vor allem bei sowieso psychisch sehr instabilen Charakteren, aber ich kann mich selbst nicht genug einschätzen, als dass ich das Risiko guten Gewissens eingehen wollen würde. Bisher kann ich nicht einmal dann eine Mücke erschlagen, wenn sie gerade mein Blut saugt. Ich kann mich nicht wehren, wenn Menschen mich schlagen, aus Angst, dass ich ihnen weh tu. Aber ich habe tatsächlich dennoch Angst, dass ich bei übermäßigem Konsum von Gewaltdarstellungen vielleicht nicht gefestigt genug bin, und vom einen Extrem ins andere geraten würde. Und das möchte ich nicht. Also versuche ich, sowohl für mich, als auch für meine Umgebung darauf zu verzichten, zu viel in der Richtung zu lesen, zu schauen oder am Computer zu spielen. Vorsicht ist immer besser als Nachsicht. Außerdem hat Gewalt auch in dieser Form keinen Reiz für mich, was es mir leicht macht.
Hmmm, wieder mal eine interessante Herangehensweise an das Thema, die zum Nachdenken anregt. :o)
Ab und an habe ich schon Erotik gelesen, Sexszenen bleiben da nicht aus. Braucht man das? Nein. Insofern es nicht skurril mit etlichen Metaphern und blöden Umschreibungen (Lustgrotte u. ä. dämliche Bezeichnungen) und ewig, womöglich noch kitschig, ausgebreitet wird, stört es mich aber auch nicht. Ob das alles nun unbedingt der Realität entspricht, wage ich auch zu bezweifeln. ;o)
Den beschriebenen Betrug muss ich auch nicht haben. Das bewusste Hintergehen widerstrebt mir gänzlich, sogar in lediglich erdachten Zusammenhängen.
Gewalt ist oft Bestandteil von Horror oder Thriller, muss für mich aber nicht bis ins Kleinste exzessiv ausformuliert werden. Reinen Splatterkram finde ich auch nicht spannend oder sonst irgendwas. Abstumpfen wird man wohl beim häufigen Lesen solcher Sachen. Was beim ersten Buch dieser Art unerträglich scheint, ist nach dem hundersten Titel nur noch Peanuts. Mein persönliches Empfinden von Unrecht oder gar meine eigene Gewaltunbereitschaft sehe ich dabei aber nicht manipuliert. Ob ich nun stabil genug bin oder einfach genug Abstraktionsvermögen habe und Fiktion von Realität trenne, kann ich nicht belegen. Allerdings schließe ich auch nicht aus, dass es auf andere (ggf. labile) Menschen durchaus Einfluss haben kann. Die Fragestellung um dieses Thema ähnelt ja der Diskussion um Egoshooter und dergleichen. Oder das Milgram-Experiment …
Danke für deinen Beitrag,
liebe Grüße
Patricia