Buchdetails
- Erinnert an: //
- Genre: Kinderbuch (10+), Schicksalsroman, biografischer Roman
- Erscheinungsdatum: Erstauflage 1971, Edition 2000
- Verlag: Reclam
- ISBN: 9783150090763
- Taschenbuch 271 Seiten
- Sprache: Englisch
- Trigger: Judenverfolgung, Flucht, (angedeuteter Selbstmord eines Nebencharakters)
Da dies eine Schullektüre ist, und ich auf den gesamten Inhalt eingehen muss, um meine Bewertung zu begründen, lauern hier SPOILER!
Ye be warned!
Inhalt:
Annas und Max‘ Vater ist ein berühmter Schriftsteller und Journalist, weshalb die Familie sehr reich ist. Bis 1933 erleben sie eine Kindheit ohne Sorgen. Doch ihr Vater ist auch Jude und als es aussieht, als würde die NSDAP bei der Wahl gewinnen, flieht erst der Vater und dann die ganze Familie, bevor ihre Pässe eingezogen werden. Sie glauben nicht, dass die Nazis lange an der Macht sein werden, und planen, in ein paar Monaten zurück zu kommen. Doch während ihres Aufenthalts in der Schweiz gewinnen die Nazis so sehr an Einfluss, dass keiner den Vater als Journalist einstellen möchte, aus Angst, die deutsche Regierung aufzubringen.
So muss die Familie weiter ziehen, nach Frankreich, wo die geflohenen deutschen Juden eine Zeitung gegründet haben. Hier winkt zumindest ein geringer Verdienst. Doch als die Auswirkungen der Wirtschaftskrise zunehmen, wird das Leben für die Familie noch schwerer.
Gelesen habe ich das Buch in Fach/Klasse:
Ich war beim Lesen erstaunt, was ich da für Kritzeleien drin fand. Dadurch, dass ich zu einer Oper gemalt und gekritzelt habe, konnte ich sehen, dass ich das irgendwann 2006 gelesen haben muss. Das heißt entweder am Ende der 11. Klasse kurz vor den Sommerferien, oder sogar in der 12. Klasse. Also NACH Frankenstein. Schon ein wenig merkwürdig, weil das Buch stilistisch wirklich eher was für kleinere Kinder ist und nicht für (fast) erwachsene Teenies.
Das hielt ich als Schüler von dem Buch:
Ich war genervt. Ich fand es nie schlecht geschrieben, aber damals war ich sehr allergisch dagegen, schon wieder was über die Nazi-Zeit lesen zu müssen. Das hatte ich halt seit der sechsten Klasse mindestens einmal pro Schuljahr in irgendeinem Fach und zu meiner Schande hing es mir sehr zum Hals heraus.
Darüber hinaus konnte ich einfach Annas Naivität nicht begreifen. Ich hatte völlig vergessen, dass 1933 ein Kind auf Informationen durch seine Eltern angewiesen war und nicht einfach im Internet oder Fernsehen oder wenigstens Radio Nachrichten konsumieren konnte.
So hat sich meine Meinung geändert:
Ich sehe Annas Naivität heute mehr im historischen Kontext und kann verstehen, dass sie nicht weiß, a) was die Nazis über Juden behauptet haben und b) welche Gefahr ihnen drohte. Auch, dass sie nicht weiß, was es heißt, wenn man auf jemanden ein Kopfgeld aussetzt, finde ich heute deutlich realistischer als damals.
Die Geschichte selbst fand ich aber leider dennoch in weiten Teilen zu sehr aufgebauscht und schlicht langweilig erzählt. Alles, was spannend wäre (Familienstreits, Nachfragen bezüglich der Situation in Deutschland, das Leiden unter Armut…) wird sehr schnell abgearbeitet, während man über lange Zeit liest, wie ein Junge Anna mit Steinen bewirft ‚weil er sie mag‘, oder wie sie an einem Examen teilnimmt. Vielleicht ist das stilistisch genauso beabsichtigt, um zu zeigen, dass auch das normale Leben, der langweilige Alltag, weiter läuft, wenn man Flüchtling ist und kurzzeitig wo unterkommt. Aber für mich ist das leider eher langweilig zu lesen.
Was mir auch ungut auffiel, war, dass die ganze Familie eigentlich deutsch sprechen soll, Annas Missverständnisse und daraus einhergehende Tagträume aber nur auf Englisch funktionieren. Beispielsweise wurde Kopfgeld auf ihren Vater ausgesetzt. In Englisch aber heißt es, dass man Geld auf jemandes Kopf legt. Und sie stellt sich vor, wie ein Regen aus Münzen ihren Vater begräbt. Englische Kinder werden natürlich nicht verstehen, dass hier ein interner Logikbruch ist, weil das Buch schlicht im Original auf Englisch geschrieben ist. Aber auf Deutsch, was sie ja eigentlich sprechen soll, klingt der Begriff zwar ähnlich, ist aber nicht gleich und geht halt nicht mit dem einher, was Anna sich vorstellt.
Dennoch ist das Buch gerade für jüngere Kinder sicher gut geeignet – wenn sie halbwegs Englisch sprechen – und vor behandelt es ein sehr wichtiges Thema. Diesmal fand ich es nur langatmig, aber längst nicht mehr furchtbar.
Fazit:
Mit Flucht und Verfolgung ein wichtiges Thema. Mit der sehr leichten Sprache und einer ziemlichen Langatmigkeit im Bezug auf Spiele und Lernen der Kinder, aber mehr für jüngere Leser geeignet.
Meinungen anderer Blogger:
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