Wieder einmal stelle ich euch ein paar der Bücher vor, die ich für die #WirLesenFrauen-Challenge gelesen habe. Diesmal ging es im Schnitt aber etwas abwärts mit meiner Bewertung der Bücher. Ich kann nicht genau sagen, ob ich nach so vielen Büchern in so kurzer Zeit einfach übersättigt bin, oder, ob das wirklich nur an den Büchern selbst lag.
Allie Brosh – Ich. Neben der Spur
In Comics und Text erzählt Bloggerin Allie Brosh hier mal mehr, mal weniger lustig von ihrem Leben mit Depression und Selbsthass, mit zwei Hunden, die beide beratungsresistent sind, wenn es um Erziehung geht, und mit einer Mutter, die ihren Kopf durchsetzen will, dabei aber nicht immer Glück hat – oder doch eher nie?
Dabei ist sie nicht immer ganz politisch korrekt – wenn auch nur ihren Hunden gegenüber nicht, aber gerade ihre Einblicke in Depression sind gut beschrieben und trotz ihres doch recht eigenwilligen Zeichenstils auch gut in Bildern rübergebracht.
Dana Simpson – Phoebe and her Unicorn
Auf diese Comicreihe für Kinder bin ich in meiner Skoobe-App gestoßen, als ich mal mehr in Comics und Graphic Novels reinschnuppern wollte. Ich fand zuerst Band 7, der mir wirklich gefallen hat, leider aber nicht ausgezeichnet wurde und deshalb nicht für #WirLesenFrauen zählt.
Dann fand ich auch Band 1 und nach dem wirklich guten siebten Band hat mich dieser hier enttäuscht. Das arrogante Einhorn, das mir in Band 7 Freude bereitet hat, wirkte hier deutlich oberflächlicher und auch, dass die Freundschaft nur zustande kam, weil Phoebe einen Wunsch frei hatte und sich genau das wünschte, ist irgendwie traurig. Hier merkt man es jedenfalls noch, während in Band 7 – etwa ein Jahr später, wenn ich das richtig deute -, tatsächlich echte Freundschaft zu existieren scheint, die nicht erzwungen wirkt.
Auch die Nerd-Anspielungen (weil Phoebes Vater ein Star Wars-Rollenspiel-Nerd ist, was mir sehr gut gefällt), sind im ersten Band noch nicht richtig vorhanden.
Vor allem aber wirken die Comics hier, als würden Seiten fehlen. Teilweise sind sie auch durcheinander, so dass ein paar Einzelpanels den Fluss unterbrechen. Offenbar wurde das Ebook nicht professionell erstellt. Ganz klar ist jedenfalls: Fangt lieber weiter hinten in der Reihe an, wenn euch das interessiert. Die Autorin wird mit der Zeit besser.
Melanie Habersetzer – „Wie viel kostet eine 70-Cent-Briefmarke?“
Früher liebte ich ‚Ich erzähle dir lustige Anekdoten aus meinem Leben als…‘-Sachbücher. Aber seitdem der Trend mit Lehrerin Frau Freitag und psychologischer Gutachterin Sophie Seeberg (beides Empfehlungen!) startete, springen mehr und mehr AutorInnen auf den Zug auf und mir scheint, mit der Masse sinkt die Qualität.
Nachdem ich mehrere solcher Bücher in der letzten Zeit schon abgebrochen habe, weil viele mittlerweile extrem von oben herab von ihren Kunden erzählen, war dieses Buch fast schon eine Erholung. Es wird nicht wirklich viel Spannendes erzählt, was man nicht schon kennt, nur wenige Geschichten sind überraschend und lustig. Aber Habersetzer kann sich dabei nicht nur selbst aufs Korn nehmen, sondern stellt immer wieder fest, dass ihre Kunden ja auch nur Menschen sind, und sie selbst in anderen Läden in dieselben Verhaltensweisen zurückfällt, die sie bei ihren eigenen Kunden so lustig und manchmal auch nervig findet. Sehr sympathisch.
Bianca Wagner – Ich geh jetzt in dein Karma rein
Noch eines dieser Trend-Sachbücher. Hier waren die Erzählungen tatsächlich wirklich spannend. Alleine schon, wie viel Geld man mit so etwas verdienen kann. (Da hab selbst ich als jemand, der an den Mist absolut nicht glaubt, kurz überlegt. Leider kann ich aber weder lügen noch Leute betrügen und Fiktion verpacke ich lieber zwischen zwei Buchdeckeln.) Einige Sachen störten mich dann doch aber sehr: Die Autorin kritisiert jede Art Esoterik – außer ihrer Eigenen. Nein, Kartenlegen klappt. Zumindest lag sie bisher immer richtig. Sie reflektiert nicht einmal, dass sie damit ohne eine psychologische Schulung extrem in das Leben der Leute eingreift und welche Folgen das hätte haben können, hätte sie mal falsch gelegen. Und dann bezweifle ich doch sehr, dass das alles wirklich so wahr ist. Sie hat den Job in einer Astro-Hotline angenommen, weil sie sich im Büro ausgepowert gefühlt hat, arbeitet aber weiter nebenher im Büro und dann noch bis spät nachts am Telefon? Sich mit vermeintlichem Burnout noch mehr Arbeit aufzuhalsen, klingt doch entweder sehr dumm oder sehr gelogen. Und wenn man da so gut verdient, wieso kündigt sie dann nicht den Job, den sie doch offenbar so sehr hasst? Gaben die langen Stunden Nebenerwerb nicht Ärger mit dem Arbeitgeber?
Während es also spannend ist, mal in die Welt der Leute einzutauchen, die entgegen aller Wissenschaft an so etwas glauben, fand ich die Autorin selbst doch irgendwie … falsch. Zu gewissenlos, zu von oben herab bei Manchem, und vor allem beschönigend und auslassend.