Nachdem ich vor zwei Wochen mit den ersten 10 abgebrochenen Reihen angefangen habe, kämpfe ich mich heute weiter durch mein (virtuelles) Bücherregal, in der Hoffnung, etwas mehr Überblick zu kriegen.
Abgebrochene Buchreihen
Je weiter ich dabei komme, desto länger ist es schon her, dass ich die Reihen abgebrochen habe. Daher kann es sein, dass ich mich nicht mehr an alle wirklich gut erinnern kann. Dennoch die Warnung:
Achtung, dieser Beitrag kann Spoiler enthalten!
Gretchen Sackmeier von Christine Nöstlinger
Kinderbücher | Gelesene Bücher: 1 | Bereits erschienene Bücher: 3
Hier hat mich erstaunt, wie unglaublich kontrovers die Thematik ist, und wie jemand so etwas veröffentlicht haben kann. Das Buch fängt so ziemlich damit an, dass Gretchens Mutter einerseits etwas abnehmen, andererseits aber auch wieder arbeiten möchte – und daran zerbricht mal eben die Familie.
Neben Fatshaming, einem traditionellen Rollenbild und sogar häuslicher Gewalt in der Ehe haben wir aber auch Slutshaming, sexuelle Belästigung und eine toxische Beziehung unter Jugendlichen. Nichts davon wird so wirklich kritisch aufgearbeitet. Selbst Gretchen, die unter Fatshaming leider, bewertet Andere wiederum nach deren Aussehen. Für ein Kinderbuch ist das eine Katastrophe. Natürlich kann man solche Themen in Kinderbüchern ansprechen, Kinder auf die grausame Welt da draußen vorbereiten. Aber nicht in dieser völlig unkritischen Form. Nicht, wenn hier suggeriert wird, dass es zwar nicht nett ist, wenn einen ein Junge begrabscht, aber er ja doch ein netter Kerl ist, den man vielleicht küssen möchte. So lernen Kinder schon mal, dass Männer alles dürfen, oder was? Geht gar nicht.
Die Klippenland-Chroniken von Paul Stewart und Chris Riddell
Kinderbücher | Gelesene Bücher: 1 (oder 2)| Erschienene Bücher: 15 Romane, ein Zusatzbuch
Twig im Dunkelwald (und eventuell die Fortsetzung?) habe ich als Kind geliebt, daher wollte ich als Erwachsene endlich mal alle Teile zusammensammeln und lesen. Ich bin froh, dass ich bei 3 Büchern im Haus erstmal angefangen habe, zu lesen, und noch nicht alle gekauft habe. Denn Twig ist, in meinen Augen, leider sehr schlecht gealtert.
Zum Einen hatte ich es längst nicht so grausam in Erinnerung. Twig muss unter anderem dabei zusehen, wie sein gerade frisch gefundener Freund gefressen wird. Und das ist längst nicht alles. Band 1 ist grausam, und durchzogen von Gewalt, Tragödien und Dauerspannung, die mir einerseits beim Lesen als Erwachsene auf die Nerven ging, die aber auch keinen richtigen roten Faden mehr für mich aufwies. Ich wusste zwar noch aus Erinnerung, wie Twig enden wird – aber der Weg dahin hatte keine Anhaltspunkte, anhand derer ich beurteilen konnte, ob es voran geht, oder nicht, wenn man von der abnehmenden Seitenzahl mal absieht. Es fehlte einfach an allem, das nicht ‚Huch, noch ein neues Monster, oh, welch Überraschung, sind ja auch noch 50 Seiten‘ hinaus ging.
Und nur für die Illustrationen von Riddell, der ja auch teilweise mit Pratchett gearbeitet hat, lohnt es sich halt einfach nicht, die Reihe weiter zu lesen.
Magisterium von Holly Black und Cassandra Clare
Kinderbücher | Gelesene Bücher: 1 | Bereits erschienene Bücher: 5
Selten stimmte ‚Don’t judge a book by its cover‘ so sehr wie hier. Ich habe dieses Buch tatsächlich deshalb ausgeliehen, weil ich das Cover so wunderbar fand. Ja, ich mag Schnörkel gern (und hasse Menschen auf dem Bild!).
Leider konnte das Buch mich aber so gar nicht überzeugen. Und das, obwohl es hier zumindest Repräsentation von Behinderung gibt. (Aber Behinderung als Zeichen, dass man was Besonderes ist, zu nutzen, ist auch nicht so die ideale Form der Rep. Damit ist der Behinderte ja nicht nur wieder nicht ein normaler Mensch, sondern ihm wird auch noch vorgegaukelt, er solle dankbar sein, dass er behindert ist.)
Magisterium ist, zumindest im ersten Band, so extrem aus anderen Geschichten zusammengeklaubt, dass es unangenehm ist. Hier hat man einfach die Chroniken der Unterwelt mit Harry Potter gemischt und schon war man quasi fertig. (Mehr dazu in meiner alten Rezi.) Und leider gab es einfach keine Charaktere, für die ich mich hätte interessieren können, auch wenn das Worldbuilding gar nicht schlecht war.
Habe ich direkt nach Band 1 noch überlegt, ob ich die Reihe weiter verfolgen will, so hat doch die Zeit mittlerweile gezeigt, dass es mir nicht gerade unter den Nägeln brennt, zu erfahren, wie es weiter geht. Das Buch war kein Totalreinfall, aber doch nicht so interessant, dass es mir meine Zeit wert wäre.
Raumschiff Orion von Hans Kneifel (später auch Andere)
SciFi | Gelesene Bücher: 13 (oder zwei Bücher a 3 Bände und 7 Einzelne)| Bereits erschienene Bücher: 145
Wer mir in Social Media folgt, hat vielleicht schon mitbekommen, dass ich Raumpatrouille mag. Die deutsche SciFi-Serie aus den 60ern (angeblich in der Produktion nur wenige Tage jünger als Star Trek) ist einfach klasse. Abenteuer, Humor, Romantik und eine nette Portion Feminismus und Globalisierung (keiner an Bord der Orion ist zum Beispiel deutsch – auch wenn die Schauspieler es fast alle sind).
Die Romanreihe enttäuscht hingegen. Die Originalautoren der Serie haben hier nicht mitgearbeitet und offenbar auch kein Mitspracherecht gehabt. Autor Kneifel wiederum schmeißt schon so einiges an Charakterisierung innerhalb der Romane zu den bestehenden Serienfolgen über Bord, und macht Protagonist und Kommandant McLane zum Archetypen eines männlichen Helden in den 60ern: Waghalsig und immer eine neue Frau an der Seite.
Gut, am Anfang der Serie war McLane auch auf dem Bildschirm so – wobei es immer nur angedeutet wurde, und er kaum vor der Kamera auch nur geflirtet hat. Aber hier fand er auf Dauer seinen weiblichen Gegenpart, was in einer Romanze endete, für die er auch seine Karriere aufgegeben hätte, hätte man ihm nicht erlaubt, weiter mit ihr auf einem Schiff zu dienen. Das passt so gar nicht zu dem Roman-McLane, der schon wenige Bücher später seine Partnerin betrügt und sich dann von ihr trennt, um – sorry – durch die Galaxis zu huren. Auch ansonsten ist er in den Büchern forscher, unbesonnener und schlicht toxisch maskulin beschrieben. Als hätte Kneifel hier das weibliche Pendant von Mary Sue nutzen wollen, um sich selbst in die Geschichte zu schreiben und sich zum größten Macho der Milchstraße zu machen.
Und wäre das alles nicht schon schlimm genug, ist das Buch unglaublich sexistisch und politisch aufgeladen. Nur, weil Tamara Jagellovsk (McLanes weibliches Gegenstück in der Serie) einen russischen Namen hat, bezeichnet er sie in einer Welt in der es keine Nationalstaaten mehr gibt, immer noch ständig als Genossin – und zwar nur sie. Alle anderen weiblichen Offiziere werden nur ‚Mädchen‘ genannt, sogar, wenn sie bereits den Rang eines Generals innehaben. Und das nicht nur von den Protagonisten, nicht nur in wörtlicher oder indirekter Rede, sondern während des gesamten Fließtextes.
Ich hätte mir sehr eine gute Romanreihe zu Raumpatrouille gewünscht – diese ist es nicht. Und je weiter sie ging, desto schlimmer wurde sie, weil sich Kneifel immer mehr von der Vorlage entfernt hat und alle Errungenschaften der Serie zunichte machte.
Akte X von verschiedenen Autoren
SciFi/Fantasy/Horror | Gelesene Bücher: ? (mindestens 5) | Bereits erschienene Bücher: ? (leider ist die Reihe bei Goodreads in so viele Unterreihen aufgeteilt, dass es schwer fällt, die Übersicht zu behalten)
Hier haben wir einen ganz anderen Fall von Abbruch. Denn die Bücher waren tatsächlich fast alle gut. Teils vertiefte Nacherzählungen der Folgen, teils aber, glaube ich, auch eigenständige Geschichten, waren sie schön und leicht zu lesen. Hier gibt es nur leider logistische Probleme: Einerseits ist es schwer, die Übersicht zu behalten, welche Bücher dazu gehören, welche nicht, und welche Reihenfolge sie haben – weil die tatsächlich auf mehrere Pseudo-Reihen aufgeteilt sind, obwohl es immer abgeschlossene Bände sind. Andererseits findet man sie aber schlicht kaum noch. Gab es Anfang der 2000er noch zwei Regalbretter nur voll von Akte X-Romanen in der Bücherei, wurden sie mittlerweile aus dem Bestand größtenteils verbannt und man läuft ihnen nur noch durch Zufall auf dem Flohmarkt über den Weg. Das macht es schlicht unmöglich, die Reihe jemals zu beenden.
Chroniken der Unterwelt von Cassandra Clare
Jugendfantasy | Gelesene Bücher: 2 | Bereits erschienene Bücher: Ganz ehrlich, wer weiß das schon? Clare hat das in so viele Unterreihen aufgeteilt, dass das kaum rauszufinden ist.
Bei den bisher erschienenen Büchern könnt ihr schon den ersten Grund sehen, warum ich nicht weiterlesen werde. Ich finde es etwas nervig, wenn eine Reihe ewig weitergeht. Wenn das dann wenigstens komplette Standalones wären. Aber nein, teilweise scheint es Überschneidungen der Charaktere zu geben und … damit komme ich nur bei Star Trek klar. Und auch da finde ich es anstrengend, die Übersicht zu behalten.
Schlimmer ist hier aber auch, dass die Protagonisten sich unglaublich unreif verhalten. Deine Mutter wurde entführt, ist vielleicht tot? Und eventuell versucht dein Vater gerade so ziemlich, die Welt zu zerstören? Ach, perfekter Zeitpunkt, um rumzuknutschen. Insgesamt wirkt Clary dazu noch seltsam kalt und unmenschlich. Während Jace so ein extrem großes Ego hat und so blöde Sprüche bringt, dass ich mir eigentlich gewünscht hätte, dass ihn mal jemand sterilisiert – macht man doch schließlich auch bei Hunden, die vor Testosteron durchdrehen.
Einzig die Nebencharaktere waren halbwegs auszuhalten, aber dafür tu ich mir echt nicht so viele Bände an. (Merkt man, dass ich ein Problem mit unreifen Teeniecharakteren habe? Zieht sich irgendwie wie ein roter Faden durch meine Abbrüche.)
Tales from the Sinister City von F. E. Higgins
Jugendfantasy| Gelesene Bücher: 3 | Bereits erschienene Bücher: 4
Diese Bücher sind klasse. Wirklich klasse. Sie sind nur in den Nebenplots und dem Setting verbunden, da sie alle in der näheren Umgebung einer fiktiven Stadt und so ziemlich zur gleichen Zeit spielen, so dass man sie auch getrennt von einander lesen kann. Dabei sind sie düster, ohne gruslig zu sein, und so locker geschrieben, dass man sie klasse lesen kann.
Es gibt nur ein Problem: Nach Band 3 hat der Verlag aufgehört, sie zu übersetzen. Vielleicht hole ich mir irgendwann Band 4 auf Englisch, wie ich es aus Verzweiflung bei Lemony Snickets Reihe betrüblicher Ereignisse machen musste. Aber da die Bände in sich ja geschlossen sind, … fühle ich jetzt nicht die Notwendigkeit. Daher gilt die Reihe für mich erstmal als abgebrochen. (Dennoch eine Empfehlung. Findet ihr die Reihe gebraucht, holt sie euch, sie ist gut.)
To kill a Mockingbird von Harper Lee
Belletristik | Gelesene Bücher: 1 | Erschienene Bücher: 2
Hier wieder eine Reihe, die für mich schlicht keine Reihe sein muss. Mockingbird war toll als Standalone und für mich braucht es hier keine Fortsetzung. Und da ‚Go set a watchman‘ zwei Jahrzehnte später spielt und Atticus schon im Klappentext als alternd beschrieben wird … nein, danke. Ich möchte ihn als starken, mutigen Kämpfer für Gerechtigkeit im Kopf behalten und hab zu sehr Angst, dass er ein verbitterter, alter Mann wird, der sich über die ‚Jugend von heute‘ beschwert.
Sofern ich nicht einige Serien übersehen habe, war es das schon.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich bei der aktuellen Hitze nicht weiß, ob ich den 2-Wochen-Rhythmus schaffe. Den Computer hochzufahren, ist bei der Wärme eine ziemliche Qual. Daher bitte ich schon einmal um Entschuldigung, sollte das nicht klappen oder insgesamt eine Weile ruhiger werden.
Bei Magisterium ging es mir genauso, auf mich wirkte es auch nur wie ein Mix aus anderen Reihen und im Laufe der Zeit habe ich jetzt auch das Interesse verloren. Bei City of Bones verstehe ich dein Problem auch gut, da hätte ich auch nicht erwartet, dass es dein Ding ist. Ich mochte die Bücher und tatsächlich MUSS man auch nicht alle Reihen lesen, sondern zumindest diese ergibt auch einzeln Sinn (eigentlich sollte sie wohl nach Band 3 eigentlich auch vorbei sein). Deine Kritik kann ich aber nachvollziehen.
Ich bin halt jemand, der dann in einem Universum auch gleich alles kennen will – ein Grund, warum Marvel mich auf die Palme bringt. Warum zum Teufel müssen die ihre Universen zusammenschmeißen. Können die Crossover nicht als nicht-canon oder Fanfiction behandeln, wie jedes normale Franchise auch? 😀
Ja, verstehe ich auch. Ich habe zwei der Reihen gelesen, bin aber auch neugierig auf die anderen, obwohl ich noch nicht weiß, ob ich sie irgendwann lesen werde. Marvel finde ich auch sehr anstrengend, weil man alle Filme kennen muss, damit man wirklich weiß, was passiert. Als kleine Zusatzinfos finde ich sowas süß, aber nicht mehr so sehr, wenn es notwendig wird.