T. S. Orgel – Terra

TerraBuchdetails

  • Erinnert an: Etwas an den Marsianer von Andy Weir. Ähnlich viel Technik, ähnlich viel Hindernisse. Dazu ein Setting, dass an Becky Chambers erinnert: Sehr langer Raumflug.
  • Genre: Scifi, mit einem Hauch politischer Thriller
  • Erscheinungsdatum: 2018
  • Verlag: Heyne
  • ISBN: 9783453319677
  • Taschenbuch 550 Seiten
  • Sprache: Deutsch
  • Triggerwarnungen: Ein recht rassistischer Charakter – der allerdings deshalb auch durchaus kritisiert wird – und nicht gerade ein Sympathieträger innerhalb der Geschichte ist.
  • Positiv anzumerken: Sehr ausgiebiges Worldbuilding, obwohl nicht einmal alles Recherchierte wirklich in das Buch floss (ja, ich hab meine Quellen 😀 ), viele verschiedene Ethnien, eine spannende Form der Prothese – und damit auch Einbeziehung von Behinderung

 

Inhalt: 

Eigentlich sollte es nur ein Routinetransport sein, den Jak und die anderen Kapitäne im Konvoi erledigen. Ein Transport vom Mars hin zur Erde. Doch plötzlich tauchen Sensorenwerte auf, die einfach nicht stimmen können. Irgendjemand hat seine Fracht so manipuliert, dass sie bewusst unauffällig ist – und genau dadurch besonders auffällig wird, wenn man genau hinschaut.
Obwohl es ihn ins Gefängnis bringen könnte, die gesicherten Container seiner Auftraggeber zu öffnen, und nachzuschauen, kann er nicht anders und stellt fest, dass er auf etwas sitzt, was ganz eindeutig nicht an Bord seines Schiffes sein sollte.

Widerwillig wendet er sich an seine Schwester, die als Marshal auf dem Mond dient, um sie um Rat und Hilfe zu bitten. Doch schon bald stellt sich heraus, dass nicht nur er unwissentlich gefährliche und illegale Fracht mit sich führt, und, dass das Problem weit größer ist, als dass es nur sein eigenes Leben zerstören könnte. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn mehrere Milliarden Leben stehen auf dem Spiel.

 

Charaktere: 

Die Charaktere sind insgesamt recht gut ausgearbeitet. Persönlich hätte ich noch gern mehr über das zerrüttete Verhältnis von Jak und seiner Familie erfahren, wie es dazu kommen konnte. Doch das hätte wenig zur Sache getan und den Roman nur noch weiter verlängert, obwohl er mit 550 Seiten eh – für meine normalen Bücher – sehr lang ist.

Ansonsten ist die Charakterentwicklung hier gerade bei Sal, Jaks Schwester, sehr spannend aufgebaut. Man glaubt, sie langsam einschätzen zu können, nur, um dann zu merken, dass man selbst – ebenso wie die meisten Charaktere – völlig falsch lag. Gut gelungen.

Ansonsten ist es schade, dass man mehrere der Nebencharaktere nicht in ihren eigenen Geschichten erleben kann. Einige sind interessant genug, dass sie selbst durch einen ganzen Roman tragen könnten – was wohl heißt, dass auch hier gute Arbeit geleistet wurde und die Nebencharaktere alles andere als nur flache Mittel zum Zweck sind.

 

Meinung:

Terra ist eine spannende Geschichte um Macht, Verblendung und die Rolle kleiner Arbeiter im System, wie sie teilweise von Gesetzen davon abgehalten werden, das Richtige zu tun – oder auch nur zu überlegen, was denn nun das Richtige sein könnte. So hatte Jak, bevor er wusste, was er in seinen Containern finden würde, eigentlich keine Wahl. Mit dem Öffnen machte er sich strafbar, aber würde er mit illegaler Ware erwischt werden, hätte ebenfalls er die Schuld getragen. Und auch für etwas, was früher eigentlich sein Kapitän verbrochen hatte, war er selbst kurzzeitig inhaftiert gewesen.

Auch das Techniksystem ist sehr weit ausgebaut und zeigt sowohl die Möglichkeiten als auch die Gefahren einerseits von künstlichen Intelligenzen, als auch von Vollvernetzung in Form von Smart Homes – oder hier eben quasi Smart Spaceships. Erst Recht, wenn irgendwo am anderen Ende der Technik jemand sitzt, dem man niemals seine eigene Sicherheit anvertrauen würde und dessen Motive man nicht kennt.

Einzig etwas missfallen hat mir einerseits der Epilog – auf den ich hier nicht groß eingehen kann, ohne zu spoilern, der aber klar machte, dass Menschen insgesamt leider keine sonderlich sympathische Spezies sind – und, dass es ruhig ein oder zwei Plottwists beziehungsweise Hindernisse weniger hätte geben können. Das hätte der Spannung keinen Abbruch getan. Im Gegenteil, so fühlte man sich schon ein wenig wie ein Fußballfan, dessen Mannschaft die ganze Zeit im Strafraum der anderen Mannschaft ist – und doch jeder Schuss aufs Tor daneben geht. Ein Fehlschuss weniger wäre besser für die Nerven gewesen.

(Gut, und ich bin auch etwas sauer, dass ich einem der Charaktere nicht selbst habe weh tun dürfen, aber das geht bei fiktiven Geschichten, die nicht mit Lesereinbeziehung arbeiten, eben nicht.)

 

Fazit: 

Gelungener Science Fiction, der seinen Charakteren aber vielleicht ein Hindernis weniger in den Weg hätte werfen können.

 

Meinungen anderer Blogger: 

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