[TAG] Der Book-Snob-Tag

Gefunden bei Elena von Gedankenfunken und ins Leben gerufen von tia and all the books, schrie dieser Tag geradezu danach, von mir beantwortet zu werden. Nicht nur, weil ich in letzter Zeit zugegebenermaßen kaum Ideen für den Blog habe und kein Buch, das ich gelesen habe, wirklich viel bietet, worüber ich noch reden wollen würde – ich also dringend neuen Content hier brauche und der Tag da wie gerufen kommt.

Also schauen wir mal, bin ich ein Snob?

 

Adaption Snob
Liest du immer zuerst das Buch, bevor du dir den Film anschaust?

Nicht immer. Generell ist das zwar der Plan und ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich das nicht mache. Aber ich habe gelernt. Seit ich ‚Stolz und Vorurteil‘ endlich gelesen habe, war die Version mit Colin Firth nicht mehr streambar (außer gegen zusätzliches Geld), also ärgere ich mich jetzt seit Jahren, dass ich die Chance nicht ergriffen habe, erst die Miniserie zu sehen.
Allerdings habe ich andersrum das Problem, dass ich oft nach dem Film keine Lust mehr habe, noch das Buch zu sehen, auch wenn mir der Film sehr gefiel. Wenn also der Film zufällig erst im Kino kommt, wo ich ja eh nicht hingehe, versuche ich, mir doch die Zeit zu nehmen, erst das Buch zu lesen.

 

Format Snob
Du kannst nur ein Format wählen, in welchen du Bücher für den Rest deines Lebens lesen wirst. Welches wählst du: Physische Bücher, E-Books oder Hörbücher?

Ich fürchte, physische Bücher. Und dabei dann auch noch Taschenbücher – Hardcover sind fies.
Auch, wenn Ebooks bei meinem Leseverhalten insgesamt umweltfreundlicher sind, könnte ich nicht mein Leben lang auf das beruhigende Gefühl von Papier unter meinen Fingerspitzen verzichten.

 

Ship Snob
Würdest du eine nicht-lesende Person daten oder heiraten?

Himmel, nein! Sorry, aber ich bin nicht gerade der spannendste Mensch auf diesem Planeten. Ich habe kaum Hobbies und Bücher haben einen großen Stellenwert in meinem Leben. Und in einer Beziehung sollte man doch irgendwas gemeinsam haben, Dinge, über die man mit einander reden kann und will. Da bleibt nicht viel mehr übrig, als das. Klar, die Person könnte auch ein Trekkie sein. Aber ein Trekkie, der nicht liest? Wenn es hunderte Trek-Bücher gibt? Das wäre ein Sakrileg!

 

Genre Snob
Du musst dich von einem Genre trennen und es niemals wieder für den Rest deines Lebens lesen. Welches lässt du fallen?

Hehe, bei Genres bin ich generell schon ein Snob. Horror und Thriller lass ich eh schon liegen, ebenso wie Erotica und die Romane, die als Gay Romance verlegt werden. Hier aber nicht, weil ich nicht von m/m oder w/w Paaren lesen wollen würde. Sondern, weil ich das Gefühl habe, dass es bei Gay Romance einerseits wirklich nur um die Romanze geht (was ich generell langweilig finde, ob hetero oder nicht), sondern, weil die fast immer halbnackte Kerle auf dem Cover haben. Das finde ich schon optisch eher störend und verspricht statt Liebe eigentlich nur Körperlichkeit. Also das, was allosexuelle Menschen (sprich, Menschen mit Sexualtrieb) immer mehr mit Liebe gleichsetzen, was aber nur ein kleiner Teil davon ist, der in meinen Augen verdammt unwichtig und oft eher eklig ist. Und aus noch einem Grund mag ich das Genre nicht: Man stellt wieder eine bestimmte Sexualität heraus, anstatt klarzumachen, dass Liebe Liebe ist, egal, welche Geschlechter Teil davon sind. Das setzt für mich ein völlig falsches Zeichen.

Also ja, ich hab eindeutig genug Genres, die ich jederzeit magisch aus meinem Leben entfernen lassen könnte, wenn es aus irgendeinem Grund nötig wäre, welche zu opfern.

 

Uber Genre Snob
Du kannst nur ein Genre wählen, welches du für den Rest deines Lebens liest. Welches Genre wählst du?

Gilt Phantastik als ein Genre? *liebgugg*

Nein? Okay, dann glaube ich, ich würde Science Fiction wählen. Viele Subgenres und Trends darin mag ich nicht. Aber es sind gerade mindestens vier neue Star Trek-Serien geplant, zwei weitere laufen aktuell, und es gibt noch eine dreistellige Anzahl Romane aus dem Franchise, die ich noch nicht kenne. Dazu kommt, dass Becky Chambers am nächsten Wayfarers-Roman schreibt, Tom und Stephan Orgel als nächstes auch einen SciFi veröffentlichen, … Also, selbst, wenn ich außerhalb der wenigen Autor*innen und Franchises, von denen ich schon weiß, dass ich sie mag, nichts mehr für mich finde, reicht die Auswahl eine ganze Weile. Länger als die Zahl der Fantasyromane- und Autor*innen, die ich mag.

Auch, wenn es mir extrem leid tun würde, Tommy Krappweis aufzugeben. Können wir Phantastik nicht doch als ein Genre sehen?

 

Community Snob
Welches Genre bekommt deiner Meinung den meisten Snobismus von der Buch-Gemeinschaft ab?

Auch hier ganz klar Phantastik. Ich würde gern SciFi sagen, vor allem, weil selbst innerhalb der kleinen Gruppe SciFi-Leser ein Grabenkampf herrscht – bei Facebook hat heute erst jemand geschrieben, Star Trek sei kein echtes SciFi und Trekkies würden ja nur auf Frauen in kurzen Röcken und Weltraumschlachten stehen, und sich nur hinter einer Lüge von Wunsch nach einer besseren Zukunft und Diversität verstecken, um das nicht zugeben zu müssen.

Aber ich glaube, die Fantasy ist noch schlimmer dran. Das erkennt man schon daran, dass keiner eine Braue hebt, wenn Frauen Fantasy schreiben. SciFi traut man Frauen schon nicht mehr zu, das sei „schon zu anspruchsvoll“ für sie. Daran kann man ganz gut ablesen, wie die Hackordnung aus Augen der alten, weißen, männlichen Literaten denn aussieht.

 

Snobbery Recipient
Wurdest du schon einmal für etwas, was du gelesen hast, oder für das Lesen allgemein, brüskiert?

Irgendwie ja, aber eher … unabsichtlich? Also, in der siebten Klasse hatten wir in Geschichte (nach dem obligatorischen zweiten Weltkrieg) die deutsche Geschichte zwischen Römern und Mittelalter mit unseren Sagen. Und außer mir kannte niemand die Sage um Siegfried, den Drachentöter. Ihr wisst schon, Bad in Drachenblut, Blatt auf Schulter, Tarnkappe, Goldschatz, Liebe und Betrug, …

Jedenfalls hat meine Geschichtslehrerin mich aufstehen lassen und hat mich vor der Klasse dafür gelobt, dass ich belesen bin und, dass man sich ein Beispiel an mir nehmen sollte. Ich war vorher schon nicht beliebt, hinterher war ich gehasst. Das war einer der Gründe, warum ich lange Zeit kaum gelesen habe.

Aber auch, was im Deutschunterricht in den Schulen so abgeht. Bei uns wurden sehr schnell nur Klassiker gelesen und uns wurde vermittelt, dass aktuelle Genreliteratur nichts für gebildete Menschen ist. Ich fand Klassiker aber wirklich wirklich schlecht geschrieben (und find das bei den meisten noch heute). Wenn ich also Bücher für kluge Leute scheiße fand, aber Bücher für nicht kluge Leute als kluger Mensch nicht lesen durfte – laut Meinung der Lehrbücher und mancher Lehrer -, wozu dann überhaupt noch lesen?

Gut, und dann waren da noch Facebook- und Twitterdiskussionen mit Feuilletonisten, weshalb ich tatsächlich ein sehr schlechtes Bild von diesem Berufsstand habe, auch wenn ich ja weiß, dass es mindestens einen gibt, der ebenso Fantasy, SciFi und Comics liest. Aber die Mehrheitsmeinung in dem Beruf scheint noch zu sein, dass alles außer subgenrefreier Belletristik ein Zeichen für mangelnde Intelligenz oder gar kindische Wirklichkeitsflucht ist – selbst, wenn es längst wissenschaftliche Studien gibt, die aufweisen, dass gerade Fantasy und SciFi durchaus positive Effekte haben, die andere Genres nicht aufweisen.

Aber für ein bestimmtes Buch wurde ich bisher noch nicht kritisiert, höchstens mal darauf hingewiesen, dass ich kritische Sachen in Büchern überlesen habe. Und das darf man mir sehr gern sagen.

 

Und wie sieht es bei euch aus? Seid ihr Snobs? Wurdet ihr schon … angesnobt, was Bücher angeht? Nehmt euch gern den Tag mit und beantwortet ihn auch.

3 Gedanken zu „[TAG] Der Book-Snob-Tag“

  1. Hallöchen noch mal,

    Ich finde diesen Tag wirklich cool. Vielleicht mache ich den auch noch, sobal ich mehr Zeit habe. Bei Buchverfilmungen geht es mir auch so. Ich versuche fast immer das Buch zu lesen, bevor ich die Verfilmung gucke. Wobei es ein paar Ausnahmen gibt.
    Und ja Fantasy bekommt jede Menge Snobismus ab. Sci-Fi auch, aber ich denke das wird dann vom Feuilleton etwas als „richtige Literatur“ angesehen, wenn es sich gut mit „wichtigen Themen“ außeinandersetzt. Dieser Snobismus ist einer der Gründe, warum ich den Feuilleton nicht mag.

    LG
    Elisa

    Antworten
  2. Ich möchte auch immer erst das Buch lesen bevor ich den Film schaue, aber dann schiebe ich es immer weiter auf und mache im Endeffekt beides nicht, also vielleicht sollte ich mein Verhalten da auch noch mal überdenken 😀 Bei „Pride and Prejudice“ bin ich aber bisher auch den Verfilmungen deshalb aus dem Weg gegangen, weil ich sicher bin, dass ich das Buch danach nicht mehr lesen würde. Mal sehen ob das noch irgendwann passiert.

    Ich bin total für eine Zusammenfassung der Phantastik für diese Frage, ich würde nämlich auch beides nicht aufgeben wollen, auch wenn ich bisher eher wenig SciFi gelesen habe. Dass ein neuer Wayfarers Band kommt wäre allein schon ein Argument dafür 😀
    Andere Genres aufzugeben fällt mir auch leichter, weil es bei mir ebenfalls einige gibt, die ich sowieso nicht lese. Thriller und Krimis, Horror, historisches… Wenn ich dafür mehr Genres behalten darf, gebe ich gern auch mehr auf.

    Bei der letzten Frage geht es mir ähnlich. Zwar wurde ich nicht fürs Lesen runtergemacht, aber vielleicht nur, weil ich es niemandem gesagt habe. Wer noch nie in meinem Zimmer war, weiß meistens gar nicht, dass ich viel lese, weil es früher einfach uncool war und ich deshalb nicht darüber gesprochen habe. Ich hatte in Verbindung mit Lehrern aber auch immer das Gefühl, dass es gar nicht zählt, wenn man keine Klassiker liest. Und die sind für mich bis heute meist keine gute Unterhaltungsliteratur sondern eher dazu da, hinterher sagen zu können, dass man sie gelesen hat.
    Ich würde mich also nicht zu den Buch-Snobs zählen.

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