Julia Ecklar – Kobayashi Maru (Star Trek TOS)

Star Trek: Kobayashi MaruBuchdetails

  • Erinnert an: Star Trek The Wrath of Khan, wegen der Fixierung auf Szenarios, die man nicht gewinnen kann
  • Genre: Science Fiction
  • Erscheinungsdatum: 1989
  • Verlag: Heyne
  • ISBN:  9783453072695
  • Taschenbuch 253 Seiten (bzw. in der Version mit dem Cover hier, 218, aber ich habe eine Edition, deren Cover schlicht nicht verfügbar war)
  • Sprache: Deutsch
  • Triggerwarnung: Blut, schwerwiegende Verletzung, Darstellung der psychologischen Probleme bei Enge und Hoffnungslosigkeit, in wenigen Zeilen auch Alltagsrassismus

Inhalt: 

Eine Forschungsgruppe mitten in einem Sonnensystem mit schwierigen gravitionellen Bedingungen meldet sich nicht mehr. Die Enterprise ist zu groß, um mit den schnell wechselnden Schwerkraftfeldern umzugehen, also soll ein Shuttle geschickt werden. An Board fünf von sieben Führungsoffiziere – einschließlich des Captains.

Es kommt, wie es kommen muss, das Shuttle trifft auf eine Gravitationsanomalie und strandet, Kommunikation, Antrieb und so ziemlich alles andere ist kaputt und auch das Außenteam selbst ziemlich mitgenommen. Jetzt können sie zwar noch versuchen, ein paar Systeme zu retten, aber vor allem müssen sie warten und hoffen, dass die Enterprise sie mitten innerhalb eines Feldes voll Gesteinsbrocken, Interferenzen und Gravitationsanomalien finden kann. Um sich die Zeit zu vertreiben, und sich Mut zu machen, dass auch eine so aussichtslose Situation gut enden kann, erzählen sie sich gegenseitig, wie sie den Kobayashi Maru-Test an der Akademie überstanden haben.

 

Aufbau:

Aufgebaut ist das Ganze in Kapiteln, die sich zwischen der Gegenwart im Shuttle und der Vergangenheit an der Akademie abwechseln und jeweils noch passende (und, wie man Star Trek kennt, teils kryptisch-philosophische( Überschriften haben.

 

Charaktere: 

Hier kommt das große Problem des Romans, denn ein Großteil der Charaktere wird hier ziemlich dekonstruiert.  Wenn ich ein Admiral wäre, würde ich nach der Lektüre die Hälfte der Charaktere unehrenhaft aus der Flotte schmeißen müssen. Teilweise wirkt das sogar völlig out of character, teilweise ist das schon irgendwie mit der Charakterisierung aus der Serie zu vereinbaren, treibt es aber auf die Spitze.

Wirklich gut getroffen sind hier aber nur McCoy, Scotty und Spock, letzterer taucht nur in wenigen Sätzen überhaupt aktiv auf.

 

Meinung:

Fangen wir mit dem Positiven an: Der Schreibstil ist für mich wirklich gut und passend. Obwohl ich mich fast über das gesamte Buch hinweg über die Charaktere aufgeregt habe, hat mir das Lesen selbst doch Spaß gemacht. Es wird nie langweilig, wirkt aber auch nicht übereilt. Und die Geschichten an sich wirken schon beinahe wie eine Anthologie innerhalb eines Romans, was, obwohl ich mit Anthos oft so meine Probleme habe, hier ganz angenehm ist.

Aber da enden die positiven Dinge auch schon. Denn jetzt sehen wir Charaktere, die sich absolut inakzeptabel ihren Vorgesetzten gegenüber verhalten. (In der ersten Woche schon die Ausbilder*innen beleidigen???) Und sie kommen auch damit durch. Tadel? Fehlanzeige. Oh, das System ist streng. In Julia Ecklars Version der Akademie gibt es Wecken um 6, Ausgangssperre jeden Abend, wenn man am Wochenende nur den Campus für ein Mittagessen verlassen will, muss man sich eine Genehmigung holen, und selbst totkranke Verwandte dürfen einen gar nicht besuchen. Das wirkt mehr wie ein Militärbootcamp für schwer erziehbare Jugendliche, wie die in den frühen 2000ern noch von manchen eher rechten Eltern gehyped wurden, als wie eine Universität, die nicht nur Soldat*innen, sondern auch Wissenschaftler*innen ausbildet. Entsprechend kriegt man Minuspunkte, wenn man abends noch an Bibliothekscomputern lernt (ja, voll logisch, ne?). Aber Ausbilder*innen beleidigen, das ist natürlich toll und führt sogar teilweise zu positiver Sonderbehandlung?

Und dann die Art und Weise, wie Simulationen behandelt werden. „Das ist nur eine Simulation, hier kann ich andere Dinge ausprobieren, als ich in Wirklichkeit tun würde.“ ARGH! Ja, wenn du das privat machst und mehrere Anläufe hast, gern. Aber doch nicht, wenn das hier Teil deines Unterrichts ist und du nur einen verdammten Versuch hast, dir die Ausbilder*innen dabei zusehen und … Und die Ausbilder*innen kritisieren das nicht mal. Mehrmals kommt das Argument, und nie antwortet mal wer: „Aber das hier ist, um zu schauen, ob du fähig bist, das auch real durchzustehen, du Honk!“

Auch die Stories an sich – wir wissen ja, dass Kirk gemogelt hat. Das ist kanonisch und das hat er in Film 2 selbst zugegeben. Aber die Art und Weise hier. Das ist nicht kreativ, das ist nicht lustig, er hat nicht mal für richtige Chancen gesorgt, er hat einfach nur seine Arroganz raushängen lassen.

Auch auffällig ist, dass es im Roman um fünf Männer geht. Es gibt ein paar Frauen, aber die sind Ausbilderin oder Konkurrentin, und immer nur Mittel zur Entwicklung der Männer. Ja, gut, die TOS-Crew bietet jetzt nicht allzu viele Frauen und offenbar ist Kobayashi Maru etwas, was nur im Kommandotraining vorkommt, was also nicht alle Kadett*innen durchmachen müssen. Aber zu der Zeit gab es zumindest schon The Animated Series und wir wussten schon, dass auch Uhura die Qualifikation hat, zeitweise das Kommando zu übernehmen, man hätte also zumindest auch sie zum Teil der Mission machen können. (Zugegebenermaßen, dann wären gleich sechs von sieben Führungsoffizier*innen im Shuttle gewesen, was das Ganze noch hirnrissiger gemacht hätte. Alleine für die Entscheidung gehört Kirk ehrlich gesagt das Kommando weggenommen.)

Würden entsprechende Konsequenzen gezogen werden, wäre das hier eine Anthologie, die nicht nur unsere bekannten Helden (ja, Maskulinum), sondern auch Unbekannte zeigt, und, wo nicht schon feststeht, ob sie wegen ihrer Taten von der Akademie geschmissen werden, hätte das Konzept besser gepasst und mit tatsächlichen Strafen wären die Geschichten nicht nur stilistisch angenehm, sondern würden auch moralisch eine Lehre sein und nicht in einem Vakuum ohne Konsequenzen existieren. Vielleicht wurde der Roman sogar als solches Konzept an den Verlag gepitcht und 1989 war das Franchise nur noch nicht groß genug, um schon einen Roman oder eine Anthologie stützen zu können, di*er sich eben nicht (nur) um bekannte Charaktere dreht. Schade, denn durch die Fixierung auf die bekannte Crew ging einiges an Möglichkeiten verloren und die Geschichten mussten um ein Szenario herum konstruiert werden, dass so nicht gerade von Führungsqualität zeugt. (Noch mal, wieso nimmt man den Chefingenieur, den Chefarzt, den Piloten, den Sicherheitschef und den Captain gleichzeitig mit auf eine Mission und lässt das Schiff mit nur zwei Führungsoffizier*innen halbwegs hilflos zurück?)

Das Ergebnis, siehe Fazit.

Fazit: 

Viel verschenktes Potenzial und ein ziemlich negativ gezeichnetes Bild der Sternenflottenakademie und vor allem des Kommandotrainings, nur zusammengehalten von angenehmem Schreibstil.

 

Meinungen anderer Blogger: 

//

Schreibe einen Kommentar

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu