2018 in Büchern [2] – Tops und Flops

 

Hallo und willkommen zum zweiten Teil meines Jahresrückblicks. Nachdem ich mir gestern angeschaut habe, wie es in diesem Jahr mit Challenges aussah und was im nächsten Jahr noch so kommt, kommen wir heute zu meinen Jahreshighlights. Und zu den Flops unter meinen diesjährigen Büchern.

 

 

Dabei stelle ich nur Bücher vor, die ich nicht bereits zum zweiten Mal gelesen habe. Dabei kann ich allerdings nicht ganz so vorgehen, wie im letzten Jahr. Denn konnte ich damals noch aus einer sehr langen Liste an Flops auswählen und meine Top 5 der schlechtesten Bücher zusammen stellen, hatte ich in diesem Jahr lediglich 3 Bücher, die ich wirklich von ganzem Herzen gehasst habe – und zwei davon waren auch noch ein Reread von Schullektüren. Daher werde ich dieses Jahr auch auf zwei-Sterne-Bücher zurückgreifen müssen. Aber da auch da diejenigen, die wirklich erwähnenswert sind, nicht allzu zahlreich sind, begrenze ich eine Liste in diesem Jahr auf je drei Bücher.

 

Meine Top 3 (in unsortierter Reihenfolge):

Bei den Büchern mit voller Punktzahl habe ich dieses Jahr zumindest eine gewisse Auswahl. Zwar waren von den 16 Büchern, die die bekommen haben, 7 Rereads und ein weiteres fällt als Fanfiction unter den Tisch, aber da bleiben immer noch 8 neu gelesene Bücher, unter denen ich die auswählen darf, die mir am besten gefielen.

 

Liebe geht immerLiebe geht immer | Myriam Klatt | Romanze/Belletristik

Hier war ich mir bis sehr kurz vor dem Ende nicht sicher, was ich vom Buch halten sollte. Es fing damit an, dass die Protagonistin von ihrem Freund (und Chef) gefeuert wird, weil sie zu dick für ihren Traumjob als Moderatorin ist und die neue Moderatorin wiederum so viel Gehalt verlangt, dass er sich seine Freundin auch ansonsten nicht mehr beim Fernsehsender beschäftigen kann. Man hätte also meinen können, dies wäre wieder einer dieser Romane, bei denen Frauen von anderen und danach auch von sich selbst auf die Figur reduziert werden würden. Und dann ging sie auch noch alles an, um perfekt zu werden. Schlank, eloquent, gebildet. Sie wollte sich komplett ändern und all ihre alten Hobbies vergessen, um zu ihrem Traumjob zu passen. Man hätte also annehmen können, dass dieser Roman so ziemlich das Gegenteil von feministisch ist. Aber weit gefehlt, denn die Botschaft, die am Ende steht (und hier möchte ich nicht spoilern), ist so gut, dass sie vermutlich jeder, ob Männlein oder Weiblein, sie ab und zu hören sollte, gerade in Lebenskrisen. Wer hier also durchhält, auch wenn er Protagonistin und beste Freundin selbiger gern ab und an erwürgen möchte, wird es – finde ich – nicht bereuen.

 

Followed by FrostFollowed by Frost | Charlie Holmberg | Fantasy

Dieses Buch könnte als problematisch gelten. Sie ist hochnäsig, wälzt ihre Pflichten im Haushalt auf ihre kleine Schwester ab und lässt sich von der bedienen, spielt absichtlich mit den Gefühlen der Jungs, lästert über ihre beste Freundin und betreibt body-shaming bei ihr. Als sie den Angestellten ihres Vaters auch noch nicht etwa abweist, als er sie umwirbt, sondern ihn zu einem Treffen bestellt, aber nie auch nur vorhatte, dort hin zu gehen, und sich bei der Konfrontation danach noch über ihn lustig macht, verflucht er sie. Sie soll so kalt sein, wie ihr Herz und die Kälte soll ihr überall hin folgen.

Daraufhin verlässt der Winter sie nie mehr. Wo immer sie ist, schneit es, weshalb sie aus dem Dorf vertrieben und überall, wo sie hinkommt, gejagt wird. Erst ein Wüstenvolk, dass in der Dürre an sie herantritt, bringt ihr Schnee doch auch Trinkwasser, bietet ihr Zuflucht und gibt ihr endlich die Möglichkeit, über ihr Schicksal und ihr Benehmen nachzudenken.

Ich habe viele Kritiken gelesen, dass das eine falsche Botschaft sei, wenn ein Mann aus gekränkter Liebe eine Frau verflucht. Und ja, wenn es so und nur deshalb geschieht, ist es das auch. Aber hier hat der entsprechende Mann die Chance gehabt, die Frau gut genug zu kennen, um das Verhalten nicht nur auf sich zu beziehen. Und der Flucht war kein ‚Du liebst mich nicht, also …‘. Der Fluch ist einzig an den Zustand ihres Herzens gebunden, nicht an das Schicksal oder die Eifersucht des Mannes. So finde ich persönlich darin nichts Falsches im Sinne von generellen Mann-Frau-Rollenklischees. Dass man eigentlich niemanden verfluchen sollte, aus welchem Grund auch immer, sei mal dahin gestellt. Hier ergibt sich daraus aber eine sehr gute Geschichte.

Rezension

 

Die verrückte Ballonfahrt mit Professor Stegos Total-locker-in-der-Zeit-HerumreisemaschineDie verrückte Ballonfahrt … | Neil Gaiman | Kinderbuch/Fantasy

(Fortunately, The Milk im Original. Aber nein, Übersetzer lieben lange Titel, die nicht in nur eine Zeile passen.) Dieses Buch ist so ziemlich das Genialste, was ich je gelesen habe. Nicht unbedingt, weil die Geschichte so gut ist. Sie ist gut. Aber vielmehr, weil Gaiman es hier schafft, Dinge tatsächlich logisch in einer Geschichte unterzubringen, von denen man nicht gedacht hätte, dass es möglich ist. Wir haben hier Azteken, Dinosaurier, Aliens, Piraten, und bestimmt habe ich noch irgendetwas vergessen. Obwohl ich für die Geschichte selbst vielleicht doch etwas zu alt bin, ist das Buch schriftstellerisch inspirierend. Weil es beweist, dass es eben möglich ist, den wildesten Mix an Inhalten logisch zu kombinieren. Danke dafür.

 

Meine Flop 3 (in – fast – unsortierter Reihenfolge):

Tau doch | Tony de Saulles | Cartoons/Humor

Leider gibt es hierfür kein Cover, das ich nehmen könnte und da ich es nur aus der Onleihe hatte, kann ich nicht einmal mein eigenes Exemplar fotografieren.

Dieses Buch hat mich tatsächlich sehr enttäuscht. Ich habe durchaus schwarzen Humor (passiv zumindest), fand daher die Idee, 99 Wege zu zeigen, wie man einen Schneemann töten kann, sehr spannend. Leider sind die hier in Cartoonform aufgezeichneten Wege aber redundant. Mehrfach stirbt der arme Schneemann durch Urin oder andere warme Flüssigkeiten, oft wird er umgefahren, nur eben einmal von Skiern, einmal von einem Auto, … und so geht es weiter. Leider wirkt das sehr ideenlos und damit wie eine billige, schon dreiste Art, ans Geld der Leser zu kommen.

 

Gretchen Sackmeier: Eine FamiliengeschichteGretchen Sackmeier | Christine Nöstlinger | Jugendbuch

Gelesen zum Tod der Autorin. Ich kannte das Buch vorher nicht, aber im Fernsehen wurde gesagt, dass das DAS Buch meiner Jugendgeneration gewesen sei. Um ehrlich zu sein, erklärt das vieles. Ich habe noch nie so viel Problematisches in einem Buch gelesen. Zuerst die ‚Wer glücklich sein will, muss abnehmen‘-Idee, zusammen mit starkem Fatshaming von außen. Dann Gewalt in der Ehe, die nicht weiter thematisiert wird. Dann sexuelle Belästigung, nach der das Mädchen auch noch ausgelacht wird und dennoch wieder mit dem Jungen etwas anfängt, ohne auch nur wirklich zu thematisieren, dass er sie belästigt hat? Kein ‚Nein heißt nein‘? Nicht einmal angesprochen und gesagt ‚Solange du verstehst, dass du meine Grenzen zu respektieren hast, können wir es mit einander versuchen‘? Hier sind so antiquierte und toxische Rollen- und Beziehungsbilder drin, so viel Gewalt und verletzende Worte, dass es wirklich erklärt, warum meine Generation so ist, wie sie eben ist. Warum wir Fatshaming viel mehr zum Opfer fallen als die Generationen vor uns. Zum Glück bricht das langsam auf.

Rezension

 

BuchlandBuchland | Markus Walther | Fantasy

Dieses Buch war eine besondere Enttäuschung. Denn hier wurde eine wirklich gute Idee genommen und leider völlig … verwahrlost.

Hinter unserer Welt gibt es noch Buchland. Mit riesigen Bücherregalen voll mit allem, was herausgegeben wurde, einem Saal für Bücher, deren Ideen nie umgesetzt wurden. Die Bücher haben dabei auch so etwas wie Bewusstsein. Aber sie sind in Gefahr. Die neue Angestellte im Laden ihres Hüters muss dringend ein Buch schreiben, sonst ist alles aus. Was für eines? Egal.

Gleichzeitig aber ist es eben nicht egal. Es soll nicht belanglos sein, es muss sprachlich perfekt sein, ach, und überhaupt sollte man doch eigentlich nur schreiben, wenn man es auch wirklich gelernt hat. Und bloß nicht Selfpublisher werden, die machen ja doch alles nur fürs Ego …

Eine theoretisch tolle Fantasywelt wird hier so von den Vorurteilen eines Protagonisten (oder gar des Autors?) untergebuttert, dass man sie nicht einmal wirklich erkunden kann. Ihre Naturgesetze bleiben dem Leser verschlossen und er weiß bis zum Ende nicht, was denn jetzt überhaupt der Hauptkonflikt ist. Warum genau muss das Buch jetzt unbedingt geschrieben werden? Irgendwie ergibt am Ende nichts einen Sinn und das Worldbuilding fand bis dahin noch nicht einmal statt. Also wirklich ein Beispiel, wie man eine gute Idee völlig falsch umsetzt.

Rezension

 


Dennoch gehe ich hoffnungsvoll aus dem Bücherjahr, denn die Zahl der wirklich schlechten Romane und Sachbücher hielt sich in diesem Jahr wirklich in Grenzen. Vielleicht wähle ich jetzt genauer aus? Oder breche mehr ab?

Aber wie sieht das bei euch aus? Was waren eure High- und Lowlights des Jahres?

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