[Kurzrezension] Hans-Hermann Stolze – Sehr geehrtes Facebook

 

Ein ähnliches Prinzip wie bei ‚Ihr Schokohase hatte keine Eier‘ verbirgt sich hinter diesem Buch. Der Autor gab sich als Rentner H.-H. Stolze aus und schrieb auf der Schreibmaschine Briefe mit absurden Anfragen an Firmen und Behörden.

Dabei sind die schreibmaschinengefertigten und eingescannten Briefe schwer lesbar, da oft die Tinte nicht den ganzen Buchstaben benetzt hatte, ehe er aufs Papier gelangte. Und so amüsant manche Anfrage auch sein mag, sind die Antworten hier doch fast ausschließlich 0815 und nicht der Mühe, sie zu lesen, wert.

 

Carola van Daxx – Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: 6. August 2015
  • Verlag: neobooks
  • ISBN: 978-3-7380-3626-8 
  • Ebook  246 Seiten
  • Sprache: Deutsch

 

Inhalt: 

Theas langjähriger Freund, Oberarzt der Chirurgie, hat eine Affäre. Zumindest hat Thea das auf dem Gang gehört und als sie ihn darauf anspricht, gibt er es zu und macht gleich noch mit ihr Schluss. Da sitzt sie nun, über 40, wegen Bandscheibenvorfall arbeitslos, in der Einliegerwohnung ihrer Mutter in der hessischen Provinz. Was soll man da schon anderes tun als Bestsellerautorin zu werden?

 

Charaktere: 

 

 

Thea ist weinerlich, macht aber absolut nichts gegen all das, was ihr gegen den Strich geht. Ihre Freunde nutzen sie aus? Besser als keine Freunde zu haben. Das Geld wird langsam knapp? Aber mit nicht einem Wort wird erwähnt, dass sie sich je auf die Suche nach einer Stelle macht, die sie trotz des kaputten Rückens ausüben kann. Statt dessen lebt sie jahrelang von Rücklagen. Und auch das Schreiben von Bestsellerromanen geht offenbar halbherzig, nur mal eben nach der Tagesschau an den PC gesetzt. Was sie den restlichen Tag über macht, wird auch nicht gesagt. Aber selbst als Arbeitslose muss der Wein vom Feinkostladen kommen. Und hat sie endlich Geld, schmeißt sie es protzig aus dem Fenster. Was vermutlich der Traum einer jeden verlassenen Mittvierzigerin sein soll, ist in Wirklichkeit eine extreme Unsympathin, die nur ganz selten mal einen Hauch Humor an den Tag legt.

Auch ihre Freunde werden als egoistisch und selbstbezogen dargestellt, finden aber nur am Rande statt und machen keinerlei Entwicklung durch. Einzig ihre alte, schwerhörige Mutter kann mit ihrer frechen Art ein paar Sympathiepunkte gut machen.

 

Fazit: 

 

Die ersten 30 Prozent des Ebooks waren ein einziger Kampf, weil es immer nur darum ging, was sie diesmal von ihrem Ex geträumt hat, und dass sie ihn ja ach so sehr hasst, jetzt aber dies und das mit ihm tun würde, wären sie noch zusammen. Dazu dann noch uralte Vergangenheit, die keinerlei Nutzen für die spätere, eh spärliche Handlung hat.

In der Mitte wird es interessanter. Man kriegt sogar ein paar humoristische Momente, und der Roman wird an sich flüssiger, aber schnell kippt es und wird einfach unrealistisch. Man wünscht sich nur noch, dass die Protagonistin mit ihrer Art mal etwas so richtig verpatzt. So war es leider alles andere als ein Lesevergnügen. Nur mit der Mitleidsmasche schafft man es eben doch nicht, dass man einem Charakter plötzlich alles Glück der Welt gönnt und sich auch noch dafür freut.

Dietrich Schwanitz – Der Campus

Professor Hackmann hat eine Affäre mit seiner Studentin. Als er versucht, diese zu beenden, kommt ein Stein ins Rollen, der nicht nur sein Leben beinahe zerstört.

 

Ein von Marcel Reich-Ranicki empfohlenes Buch, das ich aber sehr prätentiös und langweilig gefunden habe. Als Persiflage bezeichnet, hat es nur wenig wirklich amüsante Szenen und die sind dann viel zu kurz gehalten. Die eigentliche Handlung aber beginnt erst um Seite 200 herum zu tröpfeln und erst die letzten 10 Seiten überschlagen sich dann vor Ereignissen.

Schwanitz ist Akademiker, das merkt man. Er kann es auch im Roman nicht abschalten. Während es für den Protagonisten, Hackmann, noch zur Definierung des Charakters dient, dass er ständig wissenschaftliche Dinge sagt und denkt, die für die Handlung nicht im Geringsten interessant oder wichtig sind, kommt es bei allen anderen Charakteren daher, als würde der Autor nur mit seinem Wissen angeben wollen. Das tut dem Spannungsbogen alles andere als gut.

Walter Moers – Das Labyrinth der Träumenden Bücher

Meine Rezension kann nicht viel anderes sagen, als das, was man bei Amazon mehrere hundert Mal gesagt bekommt. Für die Eiligen also das Plädoyer, dieses Buch, wenn überhaupt, erst zu lesen, wenn im November (wenn es denn dabei bleibt), Teil 2 rauskommt. Und auch dann einfach da springen, wo es zu langweilig wird. 

 

Jetzt aber zur Langfassung. Eigentlich mag ich es, wenn Autoren Geschmack, Geruch, Ausblicke im Detail beschreiben, aber das Labyrinth der Träumenden Bücher ist eine Aneinanderreihung an Langeweile. Ständig folgen Aufzählungen verschiedener Spielarten einer Sache. Zum Beispiel die Ausprägungen des Bbiblionismus. Warum?! Wozu muss jede Eigenart einen Namen erhalten, warum muss man unbedingt Schachteldenken auch noch in Buchform verwursten? Wenn es wenigstens in irgendeiner Weise lächerlich gemacht werden würde und damit als Gesellschaftskritik erkennbar wäre, aber nein, statt dessen langweilt uns Moers mit diesen Ausschweifungen. Dazu die Lebensgeschichte eines anderen Lindwurms, die komplette Wiederholung des Vorgängerbuches, ein Spaziergang, der auch zu keinerlei Ereignis führt, dann Mythenmetz‘ Aufzeichnungen zum Puppetismus. Man wartet nur, dass endlich etwas passiert, die Seiten werden immer weniger. Irgendwann muss doch die Handlung kommen, immerhin ist das Buch gleich vorbei. 

 

Und gerade, wenn man denkt, man hat die Aufzählungen zum Puppetismus hinter sich, ist Mythenmetz in einem Etablissement, in dem er *trommelwirbel* Bücher über Puppetismus liest und einem eine Zusammenfassung der Geschichte dazu gibt. Wenn ich an Kulturgeschichte interessiert wäre, würde ich das studieren. Tu ich aber nicht.

 

Und nach 400 Seiten Langeweile kommt der Meister dann auf die Idee, dass man doch mal ein wenig Handlung reinbringen könnte – einen Cliffhanger zum nächsten Band. Da weiß man nicht, ob man weinen, irre loslachen, oder das Buch durch die Gegend schleudern will. 

 

Dennoch, etwas Gutes hat es: Moers beweist Liebe zum Detail und Einfallsreichtum, wenn es um Beschreibungen geht. Nur schade, dass er die so unendlich lang ausschmücken musste, dass keinerlei Spannungsbogen zustande kommen konnte.