Katarina Bivald – Ein Buchladen zum Verlieben

Ein Buchladen zum Verlieben

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: 2013
  • Verlag: btb Verlag
  • ISBN: 978-3-442-75456-4
  • Hardcover  448 Seiten
  • Sprache: Deutsch

 

Klappentext: 

Es beginnt mit einer ungewöhnlichen Brieffreundschaft. Die 65-jährige Amy aus Iowa und die 28-jährige Sara aus Schweden verbindet eines: Sie lieben Bücher – mehr noch als Menschen. Begeistert beschließt die arbeitslose Sara, ihre Seelenverwandte zu besuchen. Als sie jedoch in Broken Wheel ankommt, ist Amy tot. Und Sara plötzlich mutterseelenallein. Mitten in der Einöde. Irgendwo in Iowa. Doch Sara lässt sich nicht unterkriegen und eröffnet mit Amys Büchersammlung einen Laden. Und sie erfindet neue Kategorien, um den verschlafenen Ort für Bücher zu begeistern: »Die verlässlichsten Autoren«, »Keine unnötigen Wörter«, »Für Freitagabende«, »Gemütliche Sonntage im Bett«. Ihre Empfehlungen sind so skurril und liebenswert wie die Einwohner selbst. Und allmählich beginnen die Menschen aus Broken Wheel tatsächlich zu lesen – während Sara erkennt, dass es noch etwas anderes im Leben gibt außer Büchern. Zum Beispiel einen ziemlich leibhaftigen Mr. Darcy …

Inhalt: 

Nachdem der Buchladen, in dem Sara viele Jahre gearbeitet hat, schließen muss und sie so nichts mehr in Schweden hält, beschließt sie, ihre Buch- und Brieffreundin Amy in der tiefsten Provinz Iowas zu besuchen. Als sie dort ankommt, steht sie aber mitten in der Beerdigungsgesellschaft, die ihre Freundin gerade zu Grabe getragen hat.

Zunächst möchte Sara weg, hat ein ungutes Gefühl dabei, im Haus ihrer toten Freundin zu bleiben. Doch die ganze Stadt scheint wie ganz selbstverständlich davon auszugehen, dass Amys Gast bleibt und gleichzeitig der Gast der ganzen Stadt ist. Noch bevor sie die junge Schwedin wirklich kennen gelernt haben, beschließen sie schon, dass Sara bleiben muss und setzen alles daran.

Sara, die von so viel Gastfreundschaft und Freigiebigkeit trotz der finanziell angespannten Lage aller Einwohner gerührt ist, sucht nach irgendeiner Möglichkeit, etwas zurückzugeben und schnell findet sie eine Möglichkeit: Mit Amys Büchern eröffnet sie einen Buchladen, um der Stadt das zu geben, was sie selbst am meisten hat. Die unsterbliche Liebe zu Büchern. Erst nach und nach hat sie damit Erfolg, doch schließlich bringt der Buchladen neues Leben in den Ort und nun wird den Bewohnern noch klarer: Sara darf niemals wieder gehen. Das muss verhindert werden. Der Ort braucht sie und Sara scheint den Ort auch zu brauchen. Und bald ist auch ein Plan gefunden.

 

Aufbau:

Zwischen die Kapitel, die in der ersten Hälfte vor allem Sara und die Liebe zu Büchern, in der zweiten Hälfte aber hauptsächlich die Bewohner der Stadt begleiten, mischen sich immer wieder Briefe, die Amy Sara geschickt hat und die zwar nicht unbedingt zum Verständnis nötig sind, aber dem Leser doch ermöglichen, auch die Verstorbene kennen zu lernen und zu verstehen, warum Sara um die halbe Welt fliegt, um eine doppelt so alte Frau im wahren Leben kennen zu lernen.

 

Charaktere: 

Auf den ersten Blick ist Sara die typische graue Maus aus Liebesromanen. Eher verdeckt hübsch und sie selbst sieht es nicht so. Schüchtern. Irgendwie verloren. Nur eines unterscheidet sie von den klassischen Schnulzheldinnen: Sie ist gar nicht auf der Suche nach der Liebe. Sie möchte anfangs einfach nur lesen. Liebt den Geruch von Büchern. Bücher reichen ihr, um glücklich zu sein und zunächst findet sie Bücher besser als das wirkliche Leben. Damit ist sie für mich persönlich sofort unglaublich sympathisch.

Der Rest der Kleinstadt besteht aus mehr oder weniger normalen Menschen. Das Schwulenpärchen, dessen Liebe zwar offen gelebt wird, das aber nie richtig darüber redet, immerhin leben sie in einer winzigen Stadt im mittleren Westen. Über sowas spricht man hier doch nicht. Der trockene Alkoholiker, der unverschuldet in ein Loch gefallen ist und mühsam versucht, sich da rauszukämpfen, während das Leben ihm Steine in den Weg legt. Die Rebellin, die sich als das Feindbild der Stadt ansieht, weil das Tradition ist, aber gar nicht merkt, dass sie eigentlich die gute Seele ist. Die Menschen dort leben in ihren eigenen Klischees, karikieren sich quasi selbst und fürchten sich teilweise vor Vorurteilen, anfangs ohne zu merken, dass sie in Wirklichkeit eine große Familie sind und über sich hinaus wachsen können. Sie alle sind mit mehr Schwächen als Stärken dargestellt, was sie aber umso lebendiger, trotz ihrer Normalität einzigartiger wirken lässt, und der Kleinstadt eine gehörige Portion Charme verpasst.

 

Fazit: 

Ich habe versucht, dem Buch irgendwie einen Stern abzuziehen, in meiner persönlichen, gefühlten Bewertung. Denn am Ende lautet ein Fazit, ohne zu viel von der Geschichte erzählen zu wollen, dass die Wirklichkeit doch sogar besser ist als die Bücher. Und ich selbst hab mir so sehr gewünscht, dass endlich mal jemand bis zum Ende Bücher vorzieht, und dennoch damit akzeptiert wird und glücklich ist. Nur wäre die Geschichte dann wohl langweilig, würde es keine Charakterentwicklung geben und so kann ich für das, was die Geschichte erst lebendig macht, doch keinen Stern abziehen.

Insgesamt ist der Roman wie eine warme, weiche Decke, in die man sich an kalten Tagen kuscheln kann. Nicht langweilig, aber auch nicht übermäßig spannend. Keine große Action, sondern vielmehr eine allumfassende Wohlfühlatmosphäre. Sara selbst, die im Buchladen besondere Kategorien gewählt hat, würde so ein Buch wohl als „Für Freitagabende und Sonntage im Bett“ einstufen.

Dabei ist fast die gesamte erste Hälfte zitierwürdig. Da ist eine halbseitige Liebeserklärung an Terry Pratchett. Da sind genügend Buchtipps, dass man damit schon wieder eine eigene Lese-Challenge erstellen könnte (was ich vielleicht mache, sollte ich Buchspringer und Rory Gilmore je schaffen). Und da ist die Erkenntnis, in der ich mich als Blogger sofort wiedergefunden habe:

Bücher sind phantastisch, und sie kommen in einer Hütte im Wald sicher zu ihrem Recht, aber welchen Sinn hat es denn, ein phantastisches Buch zu lesen, wenn man andere Menschen nicht darauf aufmerksam machen und darüber reden und daraus zitieren kann?

Und so hat der Roman vor allem die eine Aussage: Bücher machen dein Leben reicher. Aber es braucht auch Menschen, um mit ihnen die Bücher teilen zu können.
Eine Ode an die Liebe zu Büchern, die Liebe zu Menschen und die Liebe zum Leben und sei es noch so einfach. Und für mich persönlich eine Ode daran, wie ein gemeinsames Hobby verbinden kann. Die ganze Zeit über habe ich mich vor allem danach gesehnt, auch das zu haben, was Sara und Amy hatten. Tiefes Verständnis, intellektuellen, emotionalen und literarischen Austausch, auch ohne sich je zu treffen. Und eine Freundschaft, die in gewissem Maße über den Tod hinaus geht.