Neil Gaiman – Das Graveyard Buch

Das Graveyard BuchBuchdetails

  • Erinnert an: Vom Setting her (kleine Junge unter eher paranormalen Wesen) erinnert es an Tommy Krappweis‘ Ghostsitter-Reihe. Allerdings hört das schon nach dem Setting auf. Ansonsten hat es einen Hauch von ‚Eine Reihe betrüblicher Ereignisse‘ von Lemony Snicket, in dem Sinne, dass immer wieder was dazu kommt, und man eigentlich bis zum Schluss im Unklaren über Alles bleibt.
  • Genre: Jugendbuch, Fantasy
  • Erscheinungsdatum: 2011
  • Verlag: Arena
  • ISBN:
  • HardcoverX Seiten
  • Sprache: Deutsch
  • Trigger: Mord, Waise, (emotionale Verwahrlosung eines Kindes)
  • Positiv anzumerken: Zusammenleben verschiedener Spezies

Inhalt: 

Als ein Mann namens Jack eines Nachts eine Familie auslöschen will, entwischt ihm das Baby. Und so sehr er sich auch anstrengt, er kann es einfach nicht finden.

Denn das Baby ist zum Friedhof geflüchtet, wo die Toten sich entschieden haben, den Jungen aufzuziehen und ihn zu beschützen. Hier wächst er also auf, zwischen Geistern, Ghulen, einer Hexe (wobei auch die schon tot ist), einem Werwolf und Wesen, die sich jeder Beschreibung entziehen.

Doch der Mann namens Jack gibt nicht auf. Er muss das Kind töten. Und dafür muss er es erst einmal finden.

 

Aufbau:

Mit fast jedem Kapitel kommt etwas Neues hinzu, was vorher nicht angesprochen wurde. Eine völlig neue Spezies oder eine neue Fähigkeit des Jungen – der auf den Namen Nobody, kurz Bod, getauft wurde. So fühlt es sich mehr an wie eine Reihe von Kurzgeschichten, die sich nur zufällig um die selben Charaktere drehen, bis zum Ende hin, wo ein paar der Stränge wieder zusammengeführt werden.

 

Charaktere: 

Hier ist ein Punkt, der mich sehr stört. Denn die spannendsten Charaktere bleiben hier ziemlich im Dunkeln.

Hauptcharakter ist klar Bod, das am Anfang geflohene Baby. Bei ihm kann man die Entwicklung zum Teil mitverfolgen, aber viele Aspekte werden einfach nicht genannt. So scheint es in den einzelnen Kapiteln immer, als hätte eigentlich nie jemand für ihn Zeit, als würden seine Fragen nie beantwortet und als sei er sich ziemlich selbst überlassen, es sei denn, man will ihn von etwas abhalten. Aber man sieht nicht, was das mit seiner Psyche macht. Seine Reaktionen ergeben – zumindest für mich – weniger und weniger Sinn. Ich finde absolut keinen Zugang dazu, mich in ihn hineinzuversetzen. Eigentlich müsste er ein sehr verstörter Junge sein. Stattdessen aber scheint er eigentlich so gut wie gar kein emotionales Innenleben zu haben, oder zeigt es zumindest nur sehr selten.

Dann wäre da Silas, sein Patenonkel. Der klingt verdammt interessant. Ist nicht tot, aber auch nicht lebendig. Kann als einziger Bewohner (außer Bod) den Friedhof verlassen. Er schläft bei Tag. Er klingt ziemlich nach Vampir, aber es wird nie gesagt. Man erfährt auch wenig darüber, was er macht, wenn er den Friedhof verlässt und dadurch, dass er sehr schweigsam ist, kann man ihn schlicht nicht kennen lernen. Dabei wäre er für mich der spannendste Charakter.

Und dann die Toten. Wenn sie alle nie Zeit für den Jungen haben, was machen sie denn dann die ganze Zeit? Und wenn sie eh bis in alle Ewigkeit ein Unleben führen, wollen sie dann nicht Neues dazulernen? Es scheint, als wären sie eigentlich nur Zierde.

Meinung:
Die Fantasie hinter dem Buch ist Klasse. Gaiman kommt mit immer mehr guten Ideen, baut immer mehr ein. Aber es fehlt eine emotionale Komponente. Die Psychologie der Leute, oder wenigstens die Gelegenheit, den Charakteren mehr Tiefgang, mehr Grip zu geben, hat er hier leider völlig außer Acht gelassen.

Was macht die Einsamkeit ohne Altersgenossen – oder Speziesgenossen im Allgemeinen – mit Bod? Und wie kann er beim Ende so ruhig bleiben, so emotional distanziert sein, ohne sich irgendwelche Gedanken zu machen?

Wer genau sind Silas und Frau Lupescu? Wo haben sie sich kennen gelernt, was war vorher ihre Aufgabe? Und auch über den Mann namens Jack und seine Kumpanen erfährt man nur das Ziel, nicht die Motivation dahinter, die Motivation hinter dem Beginn der Existenz ihrer Vereinigung. Es fehlen so viele Informationen, die man braucht, um die Geschichten entweder emotional oder aber zumindest logisch durchdringen zu können.

Ich kann nicht beurteilen, ob das an mir liegt. Oder an der Übersetzung. Oder eben doch am Buch selbst. An allem? Aber obwohl so viel Erfindungsreichtum in den Roman geflossen ist, lässt er mich unbefriedigt zurück. Ich will mehr wissen. Ich will verstehen können. Und das wird mir unmöglich gemacht.

 

Fazit: 

Schöne Ideen, die aber mehr ‚Fleisch‘ gebraucht hätten. Mehr Tiefgang und Hintergrund.

Meinungen anderer Blogger: 

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5 Gedanken zu „Neil Gaiman – Das Graveyard Buch“

    • In einem Metallkasten? Weil er eh dein Bücherregal ist, oder bewahrst du da potenziell gefährliche Bücher auf? (Warum hab ich grad die Unsichtbare Universität und die Bücher im Eiswasser im Kopf?) 😀
      Also, wenn man mit der Art Erzählung umgehen kann, ist es echt nicht schlecht. Aber meins war es nicht. Gerade das Ende … konnte ich halt emotional gar nicht nachvollziehen, weil ich genau das Gegenteil von ihm empfunden hätte. (Aber mehr zu sagen wären Spoiler.)

      Antworten
  1. Hallo,
    Das klingt ja mal interessant, auch wenn du nicht so überzeugt bist.
    Aber ich habe gerade Neil Gaiman für mich entdeckt, da wäre das doch was.

    Liebe Grüße Anett.
    #litnetzwerk

    Antworten

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