Björn Sülter – Es lebe Star Trek

Es lebe Star Trek by Björn SülterBuchdetails

  • Erinnert an: TrekMinds und so ziemlich all die Star Trek-Sachbücher, die sich aus irgendeinem Grund immer mehr mit dem Äußeren und Produktionsbedingungen beschäftigen
  • Genre: Sachbuch
  • Erscheinungsdatum: 2018
  • Verlag: in Farbe und Bunt
  • ISBN: 978-3959361057
  • Taschenbuch 524 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Inhalt: 

Sülter beleuchtet hier die zwei Leben Star Treks, also erst die Zeit unter Roddenberry und Berman bis einschließlich Star Trek: Enterprise als erstes Leben und alles ab dem Reboot als Zweites. Dabei geht er auf jede Serie ein (bis auf die Zeichentrickserie, die trotz ‚zwei‘ Staffeln nur kurz angerissen wird), und schaut vor allem auf die Produktionsbedingungen aller Serien und Filme.

 

Meinung:

Sülters Schreibstil gefällt mir gut und hielt mich, trotz der ziemlichen Länge dieses Sachbuchs, bei Laune. Die Karikaturen von Ralph Sander waren darüber hinaus auch für sich genommen absolut sehenswert (davon hätte ich gerne mal ein ganzes Buch).

Leider krankte das Buch aber schon am Aufbau. Warum gerade Star Trek: Enterprise als kürzeste Serie seit den 1980ern im ersten Leben von Star Trek den meisten Raum beanspruchte und die Zeichentrickserie fast völlig außer Acht gelassen wurde, obwohl sie in Fankreisen (zumindest außerhalb Deutschlands) schon einen Trash-Kult-Status erreicht hat, erschließt sich mir nicht völlig. Dass aber 10 Filme und sechs Serien (wenn man die Zeichentrickserie mitzählt) 300 Seiten bekommen, drei Filme und eine einzige Staffel einer neuen Serie aber schon 200 Seiten, war in meinen Augen ein riesiger Fehler. Gerade die detaillierten Rezensionen zu Discovery empfand ich als ziemlich unnötig und sehr schlecht gewählt. Die Trekkies, die Netflix haben, beschäftigen sich ohnehin mit der Serie und haben sie, aufgrund ihrer Aktualität, gerade zu Genüge durchgekaut. Die, die wiederum kein Netflix haben, mussten die 150(!) Seiten zu Staffel eins – zum Vergleich hat ST:E mit vier Staffeln nur 75 Seiten und ist damit noch die am genausten betrachtete Serie des ersten ‚Lebens‘ – überspringen, um nicht gespoilert zu werden. Sehr ungünstig gewählt, hätte man doch die Chance gehabt, gerade die alten Serien genauer unter die Lupe zu nehmen und nicht nur zu sagen, welche Episoden der Autor gut fand, sondern auch auf Inhalte einzugehen. Bei älteren Trekkies hätte man so eine gewisse Nostalgie aufkommen lassen können, während man neuere Fans damit vielleicht eher auf den Geschmack gebracht hätte, auch den alten Serien eine Chance zu geben.

Auch störend war, dass Sülter ab und an Aussagen traf, die eigentlich einer Argumentation bedürften – diese Argumentation dann aber ignorierte. Besonders sticht da ins Auge, dass er behauptet, die Reboots hätten es geschafft, eine parallele Zeitlinie zu erschaffen und die Prime Zeitlinie nicht anzukratzen. Wenn er dies auf die Mikroebene innerhalb des fiktiven Universums selbst bezieht, würden aber alle Präzedenzfälle von Zeitreisen und Paralleluniversen, die mir ais dem Serien einfallen, seiner Aussage widersprechen. Er belegt seine Meinung allerdings nicht mit stichhaltigen Argumenten – oder überhaupt mit Argumenten.

Wiederum schade ist, dass dieses Buch nach dem selben Muster vorgeht, wie so ziemlich jedes andere Star Trek-Sachbuch, das ich bisher gelesen habe. Es wird sehr viel Augenmerk auf Produktionsdetails, Cast und Crew und den Schreibprozess gelegt, und wenig wiederum auf die Mikroebene, auf das Fiktive selbst. Innere Logik wird kaum beachtet, dabei ist das das, was mir als Fan am meisten Spaß macht, jeden kleinen Logikfehler herauszustellen, und mich ins Serienuniversum selbst hineinzuversetzen und die Erzählungen aus Perspektive eines Historikers innerhalb des Universums zu bewerten.

Stattdessen erfährt man vor allem kleine Hintergrundanekdoten, die jeder, der die Biographien der Darsteller gelesen hat, eh oft schon kennt. Ab und an kriegt man eine neue Variante vorgesetzt, die das Ganze wieder interessant macht, aber der Fokus auf das Drumrum der Serien ist halt schon so altbekannt, dass es dafür nicht unbedingt ein neues Buch gebraucht hätte.

Und letztlich stört der moralische Zeigefinger ein wenig, den Sülter immer mal wieder gegen die Fans erhebt, die gewissen Dingen skeptisch gegenüber stehen. Er legt eine ‚Jetzt freut euch doch, dass das Franchise auf dem Massenmarkt ankommt‘-Attitüde an den Tag, der im Buch ein Gegenpol fehlt. Dass ich so ziemlich immer anderer Meinung bin als er, zieht sich auch sonst durch das Buch wie ein roter Faden, aber dass man bei Episoden unterschiedlicher Meinung ist, macht das Fansein erst interessant. Nur an Stellen, wo eine solch massive Meinung unkommentiert das große Ganze bewertet und in gewisser Weise auch andere Fans abwertet, wird sie zu einem Problem.

Das Ganze klingt jetzt aber weit kritischer als ich das Buch abschließend bewerten möchte. Der Autor hat hier lediglich das Problem, dass er auf eine Leserin getroffen ist, die schon einige Sachbücher und Biografien zu dem Thema kennt, die gerade seit Discovery eh viel diskutiert (und deshalb diese 150 Seiten zur ersten Staffel schlicht für sich selbst überflüssig fand) und die ehrlich gesagt wenig Interesse an Cast und Crew hat und lieber in das Universum selbst eintaucht und es von innen gern mal sachlicher erkunden und bewerten würde. Für all die, die nicht eh schon einen Informations-Overload bezüglich Produktionsumständen haben, und die die alten Serien lieber im Schnelldurchlauf abspeisen wollen, um mehr in die Zukunft zu schauen, könnte dieses Buch eine spannende Bereicherung sein.

 

Fazit: 

Schöner Schreibstil, wunderbare Karikaturen, aber der gewählte Fokus ist nicht der Meine.

 

Meinungen anderer Blogger: 

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