2019 in Büchern [2] – Tops und Flops

 

Hallo und willkommen zum zweiten Teil meines Jahresrückblicks. Nachdem ich mir gestern angeschaut habe, wie es in diesem Jahr mit Challenges aussah und was im nächsten Jahr noch so kommt, kommen wir heute zu meinen Jahreshighlights. Und zu den Flops unter meinen diesjährigen Büchern.

 

 

Dabei stelle ich nur Bücher vor, die ich nicht bereits zum zweiten Mal gelesen habe. Und ich habe das selbe Problem wie im letzten Jahr. Wirklich miserable Bücher hatte ich nur eines. Aber dieses Jahr ist es noch schlimmer – unter den 2-Sterne-Büchern war nur eines dabei, das moralisch oder inhaltlich ein solcher Totalausfall war, dass man es dafür hier noch quasi an den Pranger stellen müsste.

Das ist gut für mich und mein Lesejahr, heißt das doch, dass ich wenig meiner Lesezeit damit verbracht habe, zu hassen, was ich gerade tu. Allerdings es ist schlecht für den Beitrag, weil ich so eine Unsymmetrie habe. Aber ich hoffe, ihr werdet es überleben. Von schönen Büchern liest man sicher eh lieber.

 

Meine Top 3 (in unsortierter Reihenfolge):

Bei den Büchern mit voller Punktzahl habe ich dieses Jahr zumindest eine gewisse Auswahl. Nach 16 im letzten Jahr haben in diesem Jahr sogar 19 die höchste Bewertung bekommen. (Wobei das statistisch gesehen eine Abnahme ist, da ich in diesem Jahr weit mehr gelesen habe. Dennoch ist die Auswahl so schon zu groß, um euch alle zu zeigen.)

 

Animant Crumbs StaubchronikAnimant Crumbs Staubchronik | Lin Rina | Romanze/(historischer Roman)(/Steampunk)

Dieses Buch ist so ziemlich meine Liebe des Jahres, auch wenn ich zugeben muss, dass Animant am Anfang nicht allzu sympathisch ist. Zwar ist sie eine Leseratte und zieht die Gesellschaft von Büchern klar den Menschen vor – erst recht, wenn sie sich einen passenden Ehemann suchen soll -, weshalb ich mich sehr gut in ihr wiedererkennen kann, aber sie ist auch ziemlich arrogant und teilweise oberflächlich in ihrer Bewertung anderer Menschen. (Wobei ich mich auch da wiedererkenne, aber psst.)

Behütet aufgewachsen sieht sie sich aber auf einmal mit einer völlig neuen Welt konfrontiert. Sie soll arbeiten. Für eine junge Dame ihres Standes fast schon ein Makel – wäre es nicht in einer Bibliothek, was sie dann doch wieder reizt. Außerdem entkommt sie so für kurze Zeit der Verkupplungslust ihrer Mutter. Also sagt sie zu, nur, um in der Großstadt bald zu merken, dass viele ihrer Vorurteile genauso falsch und oberflächlich sind, wie die, die sie bei ihren Kameradinnen auf dem Land immer bemängelt hat. Hat sie sich doch für so weltoffen und klug gehalten, hat sie immer mehr Begegnungen und neue Freundschaften, die ihr die Augen öffnen. Und auf einmal klingt selbst die Gesellschaft von Männern nicht mehr ganz so furchtbar, …

Der Steampunk ist hier sehr sparsam eingesetzt und die Geschichte könnte locker noch 2-3 Bände gebrauchen. Denn während hier langsam gesellschaftliche Klischees aufgedeckt werden, fehlt die Zeit, wirklich daran zu arbeiten, sie aufzubrechen. Dennoch steckt die Staubchronik voller Feminismus, Kritik an Rassismus, Antisemitismus und antiquiertem Standesdenken, und jeder Menge Liebe zu Büchern. Und das alles ist nur das ‚Nebenprogramm‘ zu einer wunderschön geschriebenen Romanze. Austen meets Steampunk meets (halbwegs) moderne Denkweise.

Rezension 

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When Dimple Met RishiWhen Dimple met Rishi | Sandhya Menon | Jugendromanze

Technikaffines Mädchen, dessen großer Traum es ist, eine App zu programmieren, die den Leuten hilft, trifft auf Jungen, der in die Fußstapfen seines Vaters tritt, obwohl seine wahre Liebe dem Zeichnen gilt. Rollenklischees einmal komplett umgedreht, und dennoch ein Spiel mit Traditionen. Denn eigentlich planen die Eltern der beiden, sie mit einander zu verkuppeln. Während Rishi sich schon auf das Treffen mit seiner vermeintlichen Traumfrau freut, denkt Dimple, dass sie nur für einen Workshop in der Stadt ist. Dass ihre Eltern sie so aktiv verheiraten wollen, davon hat sie keine Ahnung. Entsprechend fällt auch ihr erstes Treffen aus.  Und doch bildet sich zwischen den beiden bald eine Freundschaft.

Ein bewusstes Spiel mit Klischees, das auch Themen wie Bodyshaming anspricht und oben drein den schwierigen Balanceakt zwischen Tradition und Moderne beleuchtet.

Rezension

 

Zwischen zwei Sternen (Wayfarers, #2)Zwischen zwei Sternen | Becky Chambers | Science Fiction

Eigentlich sind alle bisherigen drei Romane in Becky Chambers‘ Wayfarer-Universum eine Empfehlung wert. Ich picke mir hier aber ganz bewusst Band 2 heraus. Er setzt locker an Band 1 an, man kann ihn aber auch einzeln lesen, da alle wichtigen Ereignisse vorher noch einmal erwähnt werden.

Dieser Roman geht mir am nächsten, weil ich mich sehr gut mit Sidra identifizieren kann. Sie ist eine KI, die illegal, und nur halb freiwillig in ein Bodykit heruntergeladen wurde. Hat sie vor kurzem noch ein ganzes Schiff kontrolliert, mit fester Außenhaut und vielen Kameras in mehreren Räumen, immer angeschlossen an die aktuelle Version eines Internets, ist sie plötzlich ein körperliches Wesen, wie wir Menschen. Und da sie gerade erst nach einem Softwareversagen neu gestartet wurde, weiß sie nicht einmal, wer sie vorher war, wer sie sein will. Sie muss sich also nicht nur in einem neuen Körper zurechtfinden, ohne dabei aufzufallen, weil das ihr Todesurteil wäre, sondern parallel herausfinden, was ihren Charakter ausmacht und welchen Lebenssinn sie für sich selbst finden will. Dabei fühlen sich die neuen Sensoren unangenehm an. Ihre Speicherkapazität ist zu gering für all das und mit nur zwei Augen fühlt sie sich ständig überfordert, weil sie nicht alles im Blick behalten kann. Dazu noch die vielen Gerüche, Geräusche, …

Sidra trifft also sehr gut, wie es sich anfühlt, bestimmte Arten an Neurodiversität zu haben. Hypersensibilität, manche Ausprägungen von Autismus … Und auch wenn ich nicht weiß, was ich selbst habe, konnte ich mich damit sehr gut identifizieren.

Auf der anderen Seite ist da Pepper, die Technikerin, die Sidra aufgenommen hat. Auch sie hat eine schwierige Zeit hinter sich, die hier beleuchtet wird, weshalb sie ganz besonders gut versteht, was Sidra gerade durchmacht – aber auch besonders sensibel ist, wenn es zwischen den beiden Streit gibt.

Ein Buch, das im SciFi-Setting herrlich gut beschreibt, wie schwer es ist, zu sich selbst zu finden und gleichzeitig mit der Welt und sich im Reinen zu sein.

 


Meine Flop 2 (in absteigender Reihenfolge der von mir wahrgenommenen Qualität):

"Keine Ahnung, wo wir hier gerade sind": Mit dem Fernbus unterwegs„Keine Ahnung, wo wir hier gerade sind“ | Sina Pousset | Sachbuch/Humor

Ich mag ja solche Bücher wie „Wir haben die Landebahn verfehlt“ manchmal ganz gern. Meist sind da lustige Anekdoten über zum Glück seltene und bizarre Erlebnisse in Flieger, Zug, Fernbus, Hotel und Co. drin.

Das habe ich hier erwartet, oder aber etwas wie „Sag mir, was du kaufst …“ von Jörn Höpfner, also eine soziologische Betrachtung einer alltäglichen Begebenheit, mit viel Augenzwinkern, aber auch etwas fachlicher Aufklärung. Noch besser beide Arten Buch kombiniert.

Tatsächlich ist das Buch aber nur eine sehr redundante Anhäufung von Gemecker und Klischees. Bizarr-lustig? Fehlanzeige. Und dann sind da teilweise noch die Vorverurteilungen der Mitreisenden durch die Autorin, nur, weil sie es wagen, im Fernbus einen Anzug zu tragen. Für mich war das Buch langweilig und ermüdend und hat leider nichts von dem geboten, was ich aus diesem speziellen Subgenre gewohnt bin.

 

Online Geld verdienen durch T-Shirts: Dein Ticket in die finanzielle Freiheit 2019 (Passives Einkommen durch Online Marketing)Online Geld verdienen durch T-Shirts | Apo Svalley | Ratgeber/Sachbuch

Das Buch war für mich auf mehreren Ebenen problematisch. Keine Anleitung, wie man gezielt vorgeht (Businessplan erstellen, was muss beim Amt geklärt werden, wie wird was versteuert, …) und dazu noch der Rat, die Designs, die man für teuer Geld verkauft, für ein paar Euro in Osteuropa einzukaufen. Moral ist hier Fehlanzeige. Und wie man sicher stellt, dass man einen T-Shirt-Hersteller findet, der weder in Fabrikbarracken in Bangladesh Arbeiterinnen ausbeutet, noch, der Baumwolle aus Kinderarbeit einkauft, spielt hier auch keine Rolle. Der Fokus liegt allein darauf, sich möglichst schnell und skrupellos Geld in die eigenen Taschen zu schaufeln.

Und dabei fehlt auch noch die wichtigste Information: Dies ist offenbar nur ein Begleitbuch zu einem YouTube-Kanal. Alleine bringt einem das Buch sehr wenig, viele Infos sind nur kurz angerissen. Wo man aber den Rest findet, wird im Buch nicht einmal erwähnt. Wer das kauft und glaubt, er hätte jetzt einen allumfassenden Ratgeber, wird also selbst dann noch enttäuscht sein, wenn er schon ein gewissenloser Turbokapitalist ist.

Rezension


Das war es auch schon mit meinen Tops und Flops. Sieht doch gar nicht mal so schlecht aus.  Schauen wir mal, wie das 2020 wird.

Aber wie sieht das bei euch aus? Was waren eure High- und Lowlights des Jahres?

2 Gedanken zu „2019 in Büchern [2] – Tops und Flops“

  1. Hey Birgit,

    Interessante Buchauswahl. Schön, dass du so viele tolle Bücher 2019 gelesen hast. Die Staubchronik habe ich mal auf meine Wunschliste gepackt. Das Buch klingt echt interessant.
    Ich wünsche dir einen guten Rutsch ins neue Jahr.

    LG, Moni

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