Judith & Garfield Reeves-Stevens – Das Zentralgehirn

Das ZentralgehirnBuchdetails

  • Erinnert an: Im Grundgedanken an Marc-Uwe Klings ‚Qualityland‘, aber weit weniger lustig oder modern ausgearbeitet. Ein Spritzer ‚Matrix‘ ist auch dabei.
  • Genre: SciFi, Dystopie
  • Erscheinungsdatum: 1993
  • Verlag: Heyne
  • ISBN: 3-453-06592-1
  • Taschenbuch 384 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Klappentext: 

Memory Prime ist das Zentralgehirn der Föderation. Hier laufen die Informationen aus sämtlichen Universitäten, Forschungslabors und wissenschaftlichen Projekten zusammen. Im Inneren des Asteroiden wird diese gigantische Datenmenge von künstlichen Intelligenzen, den sogenannten Wegfindern, gespeichert und zu neuen Erkenntnissen verarbeitet.

Auf Memory Prime werden auch die höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen verliehen. Die Enterprise erhält den Auftrag, einige Wissenschaftler zur Preisverleihung auf den Asteroiden zu bringen. Starfleet fürchtet ein Attentat. Deshalb soll die Starbase-Kommandantin Wolfe Captain Kirk und seine Crew überwachen.
Bei einem Sabotageakt entgeht die Enterprise nur durch einen glücklichen Zufall der Katastrophe. Und der Vulkanier Spock sieht sich plötzlich im Zentrum der Verdächtigungen. Doch der wirkliche Attentäter hat es gar nicht auf die Enterprise abgesehen…

Inhalt: 

Die Enterprise wird wieder einmal als Botenschiff abkommandiert. Diesmal soll es Wissenschaftler an mehreren Stationen abholen und sie nach Memory Prime, dem größten Datenverarbeitungs- und Bibliothekskomplex der Föderation bringen, wo unter anderem die Nobelpreise verliehen werden.

Doch bei ihrer letzten Zwischenstation beamen sich Soldaten der Föderation an Bord und übernehmen das Kommando. Und schlimmer noch, sie nehmen Spock unter Arrest. Er steht in Verdacht, einen Mord an den Wissenschaftlern zu planen.

Auf Memory Prime wiederum herrscht derweil auch Aufregung. Irgendetwas stimmt mit den Wegweisern, künstlichen Intelligenzen, die im Computerkern leben, nicht ganz. Sie benehmen sich merkwürdig, lügen. Und dann wird auch hier ein Notfall ausgerufen und wieder werden ohne Beweise Vulkanier inhaftiert.

Kirk und seine Crew, aber auch die zivile Besatzung von Memory Prime, lehnen sich gegen die Befehle Starfleets auf und versuchen nicht nur, Spocks Unschuld zu beweisen, sondern auch das Leben der Wissenschaftler zu retten. Und das auch, wenn plötzlich die Sternenflotte Anweisungen erteilt, sie zu jagen und notfalls zu töten.

 

Charaktere: 

Es handelt sich hierbei um eine Fortsetzung von ‚Strahlen greifen an‘. einer Folge der dritten Staffel der Originalserie. So ist auch Computertechnikerin Mira Romaine, die eigentlich auf dem zerstörten Bibliotheksasteroiden Memory Alpha arbeiten sollte, nun hier.

Durch ein Übermaß an Plot kommt die Charakterisierung fast aller Beteiligten etwas zu kurz. In den wenigen Momenten, wo ihre Persönlichkeiten aber zum Tragen kommen, wirken sie gut getroffen. (Leider wieder vor allem auch Spocks Tendenzen zu Geheimniskrämerei, Eigenbrödlerei und verdammter Sturheit.)

Meinung:

Es gibt einige wirklich gute Momente im Roman. Wenn Kirk und McCoy versuchen, emotionale Regungen bei Spock herauszufordern, zum Beispiel. Oder so nette Sätze wie, dass die Klingonen ja verstehen, warum man herausragende Forschung mit dem Nobelpreis auszeichnet, aber nicht, warum man die Verlierer leben lässt.

Auch wird hier endlich mal freier in Richtung einer möglichen Beziehung von Kirk und Spock geschrieben – immerhin schon einige Jahre nach dem Interview in dem Star Trek-Erfinder Roddenberry zugegeben hat, dass die beiden für ihn eine Liebesgeschichte bilden. Für Kirk ist hier alles egal, sein Leben, sein Schiff, seine Crew, hauptsache, er kann Spock retten. (Aber die beiden Autoren sind dafür auch bekannt, dass sie gern ein wenig in diese Richtung deuten.)

Leider bilden diese Highlights aber nur einen geringen Teil des Romans. An vielen Stellen verkommt der zu einer Dystopie, die so gar nichts mit Star Trek zu tun hat. So gibt es hier künstliche Intelligenzen, die nicht nur in ihrem Handeln frei sind, sondern auch die Existenz von Menschen für nicht real, für ein Spiel halten.

Das wird ausgeschmückt mit sehr viel mehr wissenschaftlichem Anteil als sonst in der Reihe üblich, und das teilweise so abstrakt und gleichzeitig trocken dargestellt, dass es den Lesefluss behindert. Teilweise sind ganze Kapitel reine Information ohne die geringste Handlung. Schade, denn die angedeuteten philosophischen Probleme – wann haben künstliche Intelligenzen Menschenrechte, wie interagiert man mit ihnen, … – sind nicht dumm und werden ja auch unter anderem in ‚The Next Generation‘ mit Data als Android sehr gut ausgearbeitet. Die Chance hat man hier aber weitestgehend verpasst.

So kann das Buch leider nicht vollends überzeugen. Die Momente, in denen in der normalen Welt interagiert wird, sind gut geschrieben. Alles, wo aber die Technik ins Spiel kommt, ist schlicht zu zäh. Dazu noch Verschwörungen und das viel zu oft genutzte Mittel der falschen Verdächtigung gegen Spock? Leider nur mittelmäßig.
Fazit: 

Ungewohnt dystopisch für Star Trek mit Infodump und mit einigen verpassten Möglichkeiten, aber gleichzeitig auch einigen guten Szenen.

 

Meinungen anderer Blogger: 

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