Wie ich schon angekündigt hatte, würde ich mich gerne auch abseits von Rezensionen und Blogaktionen in meinen Beiträgen mit Büchern beschäftigen und daher möchte ich euch jetzt eine Möglichkeit genauer vorstellen, wie diejenigen von euch, die wenig Geld haben, günstig an neue Bücher kommen können, und diejenigen, deren Bücherregale überlaufen, sich von alten Büchern trennen können, ohne diese wegschmeißen zu müssen. Ich widme mich heute dem Bookcrossing.
Da der Beitrag allerdings ein wenig ausgeartet ist, gibt es ihn in drei Teilen, die anderen beiden morgen und übermorgen.
Heute widme ich mich dem Allgemeinen. Was ist Bookcrossing, wie kann ich mitmachen.
Morgen folgt der aktuelle, wissenschaftliche Forschungsstand – weil ich ihn eh schon dank meiner Masterarbeit habe und ich selbst ein Studien-Nerd bin. Vielleicht ihr ja auch?
Und am Sonntag schreibe ich dann über meine persönlichen Erfahrungen damit. Wer sich mir anschließen möchte, kann das gern tun. Es besteht kein Zwang, mein Logo zu verwenden (ich weiß, es ist mal eben hingeklatscht, aber ich wollte keine fremden Stockfotos verwenden) oder mich zu verlinken. Aber wenn ihr einen Beitrag schreibt, postet mir doch euren Link in die Kommentare, damit ich eure Erfahrungen lesen kann. Ich fände es interessant.
Was genau ist Bookcrossing?
Bookcrossing ist gar nicht so leicht zu definieren. Ist es eine Aktion? Ein soziales Netzwerk? Eine Initiative? Oder doch ein Unternehmen? Selbst definiert es sich wie folgt:
„Es ist die Bibliothek für die ganze Welt. Es ist eine schlaue Seite mit sozialem Netzwerk. Die Seite feiert die Literatur und ist ein Platz, an dem Bücher ein neues Leben finden. BookCrossing gibt einem Buch eine unverwechselbare Identität, so dass es verfolgt werden kann, während es von Leser zu Leser weitergegeben wird und somit seine Leser miteinander verbindet.“ (Quelle: Über Bookcrossing)
Die Idee dahinter ist, dass man als Nutzer ein Buch registriert. Dabei erhält es eine eigene, unverwechselbare Nummer, die es mit keinem anderen Buch der Welt teilt. Diese schreibt man ins Buch hinein, mit einem kleinen Infotext.
Ist das Buch entsprechend vorbereitet und vielleicht mit Aufklebern auf dem Umschlag auch als Bookcrossingbuch gekennzeichnet, kann man sich daran machen, es freizulassen. Das kann in offenen Bücherregalen, Arztpraxen, Bussen oder Cafés passieren. Überall, wo ihr hofft, dass es gefunden wird. Vielleicht besser nicht in Buchhandlungen, das könnte man übel nehmen, aber ansonsten sind der Fantasie bezüglich der Orte keine Grenzen gesetzt. Darüber hinaus gibt es noch offizielle Bookcrossingzonen, Orte, die sich damit einverstanden erklärt haben, dass bei ihnen regelmäßig Bücher ausgesetzt und mitgenommen werden. Oft sind das Cafés.
Hat man das Buch freigelassen, erstellt man online die Freilass-Informationen dazu. Ungefährer Ort, ungefähre Zeit, damit Leute gezielt auf die Jagd danach gehen können, wenn es sie interessiert. Aber nicht nur Mitglieder können Bookcrossing nutzen. Auch andere können Bücher finden, lesen und mit der angegebenen Nummer anonym und ohne Registrierung schreiben, wohin der Weg des Buches nun führt und wie der neue Leser es findet. Ob er es seinerseits weiterreichen will.
Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, über die Foren Bücher gezielt anzufragen oder anzubieten. Der Vorteil hierbei ist, dass an weiß, wo das Buch landet. Dass jemand es wirklich bei sich aufnimmt und liest. So können sich auch Buchringe bilden, so dass das Buch von Nutzer zu Nutzer weitergegeben wird.
Wie kann ich da mitmachen?
Der simpelste Schritt ist es, sich zu registrieren. Keiner zwingt euch, Bücher freizulassen. Aber registrierte Nutzer können schauen, welche Bücher in den letzten Tagen wo im Umlauf gebracht wurden.
Aber wer nur Bücher lesen möchte, muss sich nicht einmal registrieren. Es gibt Orte, wo oft genug Bookcrossingbücher auftauchen, die man mitnehmen und lesen kann. In meiner Region ist das ein offenes Bücherregal im Foyer von Ikea, eine offizielle Bookcrossingzone und eine Arztpraxis mit längeren Wartezeiten, die irgendwann nachgegeben und einen Bücherkorb aufgestellt hat, wo alle Bücher tauschen können. Wenn man etwas die Augen offen hält, kann man solche Orte auch ohne Registrierung erkennen und ab und an dort ‚wildern‘.
Kostet das was?
Ja und nein. Wie bei jedem Hobby kann man hier viel Geld lassen. Muss man aber nicht. So muss man sich keine Premiummitgliedschaft kaufen. Den Nutzen – abgesehen vom Sponsoring der Seite – habe ich selbst nie begriffen. Und auch die Aufkleber für Bücher kann man deutlich günstiger selbst machen. Denkt euch selbst einen schönen Infotext aus oder übernehmt den der Seite und druckt ihn einfach selbst aus. Das kostet Druckertinte, Papier und Kleber, aber all das hat man meist eh im Haus. Und die Aufkleber draußen? Es gibt die kleinen Klebeetiketten, die man für Briefe, Marmeladengläser und Co. nutzt. Die nehmen wir. Das Beitragsbild ist ein – bearbeitetes – Foto vom Aufkleber meiner Mutter. (Ich schäme mich, ich hab noch 2-3 ihrer Bücher ungelesen bei mir.)
Man kann die Kosten also auf ein sehr überschaubares Maß reduzieren. Je nachdem, wie viel Bücher man aussetzt, sind es so vielleicht 4-5 Euro im Jahr.
Und wenn man nur Bücher mitnimmt, aber nicht eigene aussetzt, kostet es gar nichts.
Welche Vorteile habe ich davon?
Bücher? Man kommt so einerseits ab und an an Bücher, die bei einem auf der Wunschliste stehen, andererseits bietet es eine Gelegenheit, die eigenen Regale mal auszudünnen und Platz für neue Bücher zu schaffen, ohne, dass man ihnen zu sehr hinterher trauern muss.
Aber der wichtigste Vorteil an Bookcrossing ist, dass man ab und an von seinen alten Büchern noch einmal etwas hört. Wohin sie gereist sind, wie sie Leuten gefallen haben. Wenn man Bücher normal in offene Regale stellt, hat man die Gelegenheit nicht. Wer weiß, vielleicht macht euer Buch ja eine Weltreise?
Wenn ich ein Buch finde, muss ich einen Eintrag online machen?
Müssen muss man nicht. Aber als Nutzer würde ich euch schon darum bitten. Wenn ihr das Buch wieder freilasst, und einfach nichts dazu sagen wollt, ist das nicht weiter dramatisch. Wenn das Buch aber auf ewig in eurem Regal einzieht, ist es für den Vorbesitzer schon schön, zu erfahren, dass das Buch ’noch lebt‘ und nicht unter die Räder gekommen ist.