Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich. Heute ist mal wieder Donnerstag, also Zeit für die TTT von Steffi und ich fürchte, dass das heute ein längerer Beitrag wird. Denn das Thema heute lautet:
10 TV-Serien aus deiner Kindheit/Jugend
Und da muss ich leider seeehr viel zu sagen. Und heute gibt es wohl ein richtiges Ranking, bewertet natürlich rein subjektiv. Aber nicht danach, wie sehr ich die Serie liebe, sondern eher, wie sehr sie mich begleitet hat (Anzahl der Jahre) und wie viel von der Person, die ich heute bin, ich ihr verdanke, wie viel ich von ihr gelernt habe.
Ich entschuldige mich gleich für die Romane, die ich hier schreibe, aber ich muss euch einfach darlegen, warum ich diese Serien so liebe – und warum ich sie jedem ans Herz legen würde, gerade Kindern.
1. Star Trek – The Original Series
Eigentlich bin ich ja noch so ‚jung‘, dass das nicht wirklich Teil meiner Kindheit sein sollte, aber dank Wiederholungen – vor allem, weil meine Kindheit in den 1990ern DIE Star Trek-Zeit mit gleich drei neuen Serien war – wurde die originale Enterprise zum Inbegriff meines jungen Lebens und die Serie, die mich am meisten prägte.
Natürlich ist das keine Kinderserie an sich. Aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich sie in jedem Erziehungsratgeber vorschlagen lassen, denn ich glaube, dass diese Serie einem vieles beibringt, was man als Kind lernen muss. Obwohl die Serie in den 1960ern gedreht wurde, sind hier nicht nur Amerikaner und Russen, die damals noch im kalten Krieg verfeindet waren, zusammen auf einem Schiff, sondern auch eine Afrikanerin (Uhuras Muttersprache ist Kisuaheli), ein Asiate und sogar ein (Halb-)Alien. Sie alle arbeiten zusammen, mögen einander, scherzen mit einander. Hier gab es den ersten gemischtrassigen Kuss (auch wenn Shatner und Nichols sich seit Jahrzehnten streiten, ob sich die Lippen wirklich berührten) und Spock ist Kind einer gemischtrassigen, ja sogar gemischtspezistischen (gibt es das Wort?) Verbindung.
Damit bin ich aufgewachsen, von klein auf. Auch wenn meine Eltern behaupten, ich hätte noch nicht mit zwei oder drei Jahren Star Trek geschaut, bin ich mir da sehr sicher. Vielleicht habe ich mich heimlich ins Wohnzimmer geschlichen, als es nachmittags auf Sat1 lief? Noch bevor ich jedenfalls viel mit anderen Menschen zu tun hatte, wurde mir im Fernsehen vorgelebt, dass Aussehen, Herkunft und Geschlecht völlig egal waren. Diese Menschen waren so unterschiedlich und bildeten dennoch eine perfekte Einheit. Daher war für mich Rassismus immer schon unbegreiflich. Wenn es auf der Enterprise funktioniert, warum sind wir im wahren Leben dann so dumm?
Und je älter ich wurde, desto mehr brachte mir Star Trek bei, denn je älter ich wurde, desto mehr verstand ich. „IDIC. Infinite Diversity in Infinite Combination.“ Die Vielfalt in der Welt ist nicht etwa beängstigend, sondern wertvoll und wunderbar. „Das Wohl Vieler wiegt schwerer als das Wohl Weniger oder eines Einzelnen.“ Noch bevor ich je von Kants kategorischem Imperativ hörte, handelte ich nach Spocks Leitsatz, auch wenn das Ignorieren im dritten Film sein Leben rettete. Und schließlich, als ich alt genug war, um Liebe und Sexualität zumindest in meine Gedankenwelt zu lassen, verstand ich auch Spock und Kirk. Mir ist es völlig egal, ob man jetzt danach geht, was der Erfinder gesagt hat. Dass die beiden vermutlich auch mit einander schlafen. Selbst, wenn sie nie zusammen kommen würden, beide andere Partner haben sollten. Sie lieben sich. Es gibt nicht nur die eine Form von Liebe und Liebe muss nicht sexuell sein.
Star Trek brachte mir also die wichtigste Lektion meines Lebens bei: Liebe und Freundschaft haben weder Rasse noch Geschlecht. Sie sind universell. Und Toleranz und Vielfalt machen das Leben erst wertvoll und schillernd-bunt.
Nebenbei lernt man auch noch andere Lektionen. Die ständige Neugier, Mut, Opferbereitschaft für die, die einem am Herzen liegen, und der Traum von einer friedlichen Welt ohne Kapitalismus, in der jeder seinen Platz hat. Aber all das wirkt nahezu klein, im Vergleich zur großen Lektion, die Star Trek uns beibringen kann
2. Raumpatrouille
Auch dies ist, obwohl in den 1960ern gedreht, Teil meiner Kindheit. Wieder einmal dank Wiederholungen und dank der Tatsache, dass mein Vater Science-Fiction liebte. (Vergangenheit, heute schaut er leider fast nur noch Krimis.) Auch hier hatte ich einen charmanten Helden wie Kirk, auch er hatte so eine Womanizer-Aura. Aber das war mir auch hier völlig egal. Einerseits mochte ich auch hier, dass verschiedene Nationen wie selbstverständlich zusammenlebten. Ein schottischstämmiger, amerikanischer Kommandant, eine russische Sicherheitsoffizierin, dazu eine Belgierin oder Französin, ein Japaner (wenn auch dargestellt durch einen Deutschen, wie alle anderen auch), ein Skandinavier und ein Italiener. Aber hier war neben der Toleranz noch etwas für mich wichtig. Cliff McLane und seine Crew sind schon strafversetzt, weil sie immer wieder die Regeln brechen. Und sie tun es weiterhin, aber nicht, weil sie sich gegen das System auflehnen wollen, sondern weil die Regeln des Systems sonst dafür sorgen würden, dass die Erde vernichtet werden würde. Ich bin ein sehr gesetzestreuer Mensch, aber hier habe ich gelernt, dass manchmal die eigene Vernunft wichtiger ist. Dass manchmal das Wohl aller verlangt, dass man doch den Rasen betritt, egal, wie viele Schilder das verbieten. Dass Recht und Richtig zwei verschiedene Dinge sein KÖNNEN, aber auch nicht zwangsläufig sein müssen. Und, dass es manchmal mehr Mut braucht, ein Rebell zu sein. Dass man ein Vorbild, ein Held werden kann, ohne tadellos zu sein.
3. Als die Tiere den Wald verließen
Diesmal ist es wirklich eine Kinderserie, die auf einer herrlichen Romanreihe basiert, die ich ebenfalls jedem ans Herz legen wollen würde. Aber die Serie ist noch besser – zumindest finde ich das, weil ich als Vierjährige ein klein wenig verliebt in die Stimme des Fuchses war.
Die Tiere aus dem Thalerwald müssen fliehen. Menschen kommen mit Sägen und Betonmischern und drohen, alles zu zerstören. Doch wo sollen sie hin? Es soll in einiger Entfernung einen Park geben, in den die Menschen gar nicht rein dürfen, außer, um Tieren im Winter Nahrung zu geben. Das klingt wie eine gute Zuflucht. Doch der Weg dahin ist lang und beschwerlich, und nicht zu vergessen gefährlich. Also schließen sie einen Pakt. Raub- und Beutetiere halten zusammen und tun einander nichts. Sie arbeiten zusammen und die Starken helfen den Schwachen.
Auch hier steht für mich heute im Vordergrund, was ich gelernt habe. Dass der Mensch der größte Feind der Natur ist, und das oft nur aus Unverständnis. Weil er nicht nachdenkt. Aber auch hier arbeiten alle zusammen. Feinde helfen einander und werden zu Freunden. Wenn man zusammen hält, kann man alles schaffen. Eine Lektion, die wichtig ist, finde ich.
4. Das Burggespenst Lülü
Lülü ist ein Nachtgespenst und weil nachts immer alle schlafen, ist es sehr einsam. Wie sehr wünscht es sich, ein Taggespenst zu werden, doch noch fehlt ihm die Kraft, denn dafür darf man morgens nicht einschlafen.
Diese kleine Serie der Augsburger Puppenkiste hat mir beigebracht, dass man alles schaffen kann, wenn man nur an sich glaubt und Freunde hat, die einem helfen. Und nebenbei hat es mich mit einer Geschichte von Liebe und Verrat, und mit herrlichen Figuren (ich liebe die Stimme des Uhus) gut unterhalten. Und noch heute kann ich Lülüs Lied auswendig.
5. Schlupp vom grünen Stern
Auch Schlupp ist eine Geschichte von der Augsburger Puppenkiste. Auf einem grünen Stern weit weit weg macht man Roboter, damit sie die Arbeiten erledigen. Doch etwas läuft schief. Einer von ihnen hat eine Seele! Das darf nicht sein und deshalb wird er entsorgt. Doch Schlupp geht nicht kaputt dabei, sondern landet aus Versehen auf der Erde, wo er bald einen Freund findet. Doch einer seiner Erschaffer wird ausgesandt, ihn zu vernichten.
Schlupp hat bei mir eine Frage aufgeworfen, die später auch Data aus Star Trek The Next Generation und den Holo-Doc aus Star Trek Voyager beschäftigt hat: Was macht einen zu einem Lebewesen. Wann wird man zu einer (wertvollen) Person. Ich bin von Geburt an schwerbehindert, daher war ich mir auch nie sicher, ob ich wirklich den gleichen Wert habe, wie ein normaler Mensch. Die gleichen Rechte. Was macht einen zu einem denkenden, fühlenden, wertvollen Wesen, dem die Menschenrechte zuteil werden? Wo zieht man die Grenzen? Und auch, wenn weder Schlupp noch Star Trek eine endgültige Antwort bieten können, haben sie wohl meinen Hang zu philosophischen Fragen in die Richtung geprägt. Und gleichzeitig die Erkenntnis, dass ich vielleicht anders bin, aber noch lange nicht wertlos.
7. Amanda und Betsy
Amanda und Betsy liefen leider nicht sehr lange im deutschen Fernsehen und werden schon seit Jahren nicht mehr wiederholt, was ich sehr schade finde. Denn diese Serie hatte eine sehr einzigartige Art, einem als junge Frau zu zeigen, was mit einem passierte. Hier wurde zum ersten Mal für mich im Fernsehen gezeigt, wie Mädchen damit umgehen, zum ersten Mal verliebt zu sein, zum ersten Mal ihre Tage zu kriegen, … Und all das nicht im großen Stil, wie etwa bei Schloss Einstein mit ihren dutzenden Charakteren, sondern mit nur zwei Mädchen, die völlig verschieden und doch beste Freundinnen waren. Obwohl es hier keine große Botschaft gab, die man hätte mitnehmen können, war es doch eine Serie, die mir sehr geholfen hat, zu begreifen, was überhaupt mit einem geschieht und das es völlig normal ist.
8. Gilmore Girls
Jetzt kommen wir zu den Serien, die meine Persönlichkeit nicht mehr wirklich geprägt haben, mir aber dennoch etwas bedeuten. In einem reinen Beliebtheitsranking wären die Gilmore Girls wohl auf Platz 2, zusammen mit Raumpatrouille.
Die Geschichte von Mutter und Tochter in der leicht verschrobenen Kleinstadt bietet keine eine große Hauptlektion, die man lernen kann. Viele kleine Lektionen sind hier sicher zu finden, aber ich war bereits 13 oder 14, als sie hier in Deutschland anliefen und habe mit den oben erwähnten Serien so ziemlich alles, was es hier zu lernen gibt, schon gelernt gehabt. So waren mir die Gilmore Girls keine Lehrer. Aber eine Heimat, ein Rückhalt, ein Traum und mein ewiger Motivator. Noch heute schaue ich Rory bei ihrem Ehrgeiz zu, wenn meiner versagt, ich aber lernen oder an einer Arbeit schreiben muss. Sie hat mich nicht in meinem Aufwachsen geprägt, gibt mir aber heute Kraft. Und ich glaube, Stars Hollow, die Kleinstadt der Serie, ist mir mehr ein Zuhause geworden, mit all ihren schrulligen Charakteren, als die wahre Welt es je sein könnte.
Und da wir die zehn vollkriegen wollen, hier noch zwei Serien, die mich zwar nicht geprägt, aber doch in meiner Kindheit und Jugend, aber auch heute noch begeistert haben:
9. Charmed
10. Sabrina (The Teenage Witch)
Und was sind eure Lieblingsserien oder einflussreichste Serien in der Kindheit gewesen?