#Meckermittwoch – Buchmesse

Wer mich kennt, weiß, dass ich meckern liebe. Ich vertrete die Meinung, dass meckern gleich dreifach gut ist:

  • Einerseits heißt es aus der Wissenschaft, dass Meckern und Fluchen Schmerzen lindert und Belastung (zum Beispiel beim Sport) erträglicher macht.
  • Dann kann man sich ja nur verbessern, wenn man weiß, dass etwas noch nicht ideal ist.
  • Und zum Schluss findet man erst Gleichgesinnte, wenn man meckert und damit klar macht, was man gern anders haben wollen würde. So kann man dann zusammenarbeiten.

Entsprechend traurig war ich Meckerfan, als ich die letzten beiden Meckermittwoche von Friedelchens Bücherstube  – jede zweite Woche? – verpasst habe. Jetzt bin ich aber endlich dabei.

Was mich an Buchmessen am meisten nervt, ist, dass sie einfach zu groß und zu weit weg sind.

Zu groß ist für mich deshalb ein Problem, weil ich mit Menschenmassen nicht klar komme. Erst recht, wenn man hört, dass man da auch gerne mal Flügel irgendwelcher Cosplays ins Gesicht bekommt. Ich finde Cosplays nicht schlecht, versteht mich nicht falsch. Aber aus der Entfernung finde ich den Rahmen nicht ideal. Wenn ich enge Gänge und Stände habe, mach ich doch alles, um so wenig Platz wie möglich wegzunehmen?

Aber selbst ohne die Cosplayer wäre das einfach für mich wohl zu klaustrophobisch, aber auch zu reizüberflutend. Ich komm auch mit Lärm, intensiven oder vielen verschiedenen Gerüchen (wie Parfüms), grellem Licht und generell einfach zu viel auf einmal zu sehen nicht klar. Die Größe eines kleinen Mittelstadtflohmarktes ist bei mir dann doch das Höchste der Gefühle.

Doch auch dann, wenn ich das Problem nicht hätte, wären die Messen einfach zu weit weg für mich. Dank Schwerbehinderung bin ich nicht allzu mobil. ÖPNV ist einfach die Hölle, aber ich habe keinen Führerschein. Und auch in Hotelzimmern kann ich nicht runterkommen. Wenn ich also wirklich einen Nervenzusammenbruch haben würde, müsste ich irgendwo hin, wo ich mich wohl fühle. Gut, Leipzig ist, wenn die Zugstrecke mal heile ist, nur etwa 2 Stunden entfernt. Das kann man noch machen. Wenn man den Sparpreis kriegt. (Und auch das ist, wenn man mit den Nerven schon am Ende ist, auch nicht das Ideale.) Nach Frankfurt wiederum sind es etwa 4 Stunden. Beides ist für einen ruhigen, stressfreien Tagesausflug einfach zu weit.

 

Was ich mir wünschen würde, wären regionale Buchmessen. Zugeben, in der Region Braunschweig bin ich mit Buchaktionen eigentlich noch gut versorgt. In Braunschweig gibt es jährlich das Krimifestival – nur leider HASSE ich Krimi – und in Wolfsburg gibt es jährlich die Lesetage im Hallenbad, vor allem mit Humor und Kabarettisten. Marc-Uwe Kling und Torsten Sträter haben wir da schon sehen können. Und es gibt sogar für jeden noch ein kostenloses Brillenputztuch dazu. (Ja, das muss man dazusagen, das begeistert nämlich auch immer die lesenden Gäste beim ersten Mal. Aber der Sponsor ist eben ein Optiker.)

Aber das ist nicht das Gleiche. Einzelne Lesungen sind toll. Aber es wär doch viel schöner, das Entdecken kleiner Verlage und neuer Bücher mit Lesungen und kleinen Aktionen verbinden zu können. Und da immer mehr Verlage sagen, sie können sich die Stände auf großen Messen nicht mehr leisten, oder sie hätten schlicht in dem Jahr keinen bekommen, wäre es doch auch für sie schön, würde man kleinere, für die Verlage also auch günstigere Alternativen bieten.

 

Jetzt gibt es das schon ab und an. Buchberlin? Und Kassel hat auch eine neue Buchmesse. Aber … ich bin halt in Niedersachsen. Ausgerechnet auch noch Südostniedersachen. Und seien wir ehrlich: Niedersachsen ist für Kultur SCHEISSE! Wir haben: Keine Mittelaltermärkte, die wirklich Märkte und nicht nur Fressalienbuden sind, abseits von der Grenze zu Hamburg oder NRW. Wir haben: Keinerlei Fandom-Cons, weil die auch immer nur im Ruhrpott oder sonstig nah an NRW sind. Wir haben: Mittlerweile nicht einmal mehr große Konzerte. Kamen Pink und Co. früher noch zumindest nach Hannover, wird das heute auch schon nicht mehr bespielt. Nächste große Konzertarena ist Hamburg.

Das Einzige, was meine Region hat, ist VW. Und die sind nicht gerade dafür bekannt, Buchaktionen zu fördern.

 

(Wobei man zugeben muss, dass wir in 2018 zumindest Station der Aktion Stadtlesen waren. Das war schön. Leider waren die Lesungen fast nur für Kinder, zumindest tagsüber, aber dafür waren sie wirklich gut.)

 

Also, was ich an Buchmessen am schlimmsten finde, ist: SIE SIND NICHT HIER!

1 Gedanke zu „#Meckermittwoch – Buchmesse“

  1. Ich verstehe deine Probleme gut. Dass die Messen so überfüllt sind, ist für mich auch ein stark negativer Punkt. Ich habe zwar generell kein Problem mit vielen Menschen (bei der Menge an Konzerten, die ich besuche, wäre das auch wirklich problematisch), aber es geht mir unheimlich auf die Nerven, wenn man sich nicht frei bewegen kann, weil überall der Weg versperrt wird von Menschen, die unfassbar langsam vor sich hin schlendern oder plötzlich stehen bleiben, sodass man in die hineinrennt. Die Entfernung spielt bei mir auch mit rein, denn nach Frankfurt fahre ich auch locker 3-4 Stunden und bis Leipzig bestimmt 6, sodass ich auch dort übernachten müsste, damit es sich lohnt, und das wird mir dann einfach zu teuer.
    Ein mal war ich für einen Tag in Frankfurt und fand es auch nicht schlecht, bin aber zum Schluss gekommen, dass ich das nicht noch mal machen muss. Für viele fungiert so eine Buchmesse ja eher als Bloggertreffen und zum Kontakte knüpfen und für jemanden, der Angst vor Menschen und Smalltalk hat, ist das jetzt wirklich kein Grund, hinzufahren.
    Davon abgesehen hatte ich das Gefühl, dass ich quasi alle Bücher in meinem Interessensbereich eh schon von diversen Blogs kannte und nicht wirklich was neues entdecken konnte, wodurch der Sinn irgendwie verloren geht.
    Ich fänds aber auch toll, wenn es mehr Veranstaltungen für kleine, unabhängige Verlage geben würde. Die haben mir auf der Buchmesse nämlich auch gefehlt und bekommen dort eh nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen.

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