#SchullektuereChallenge Rezension 10: Aldous Huxley – Brave New World

Brave New WorldBuchdetails

  • Erinnert an: den Vorläufer von Marc-Uwe Klings Qualityland, nur, dass Huxley nicht humoristisch schreibt
  • Genre: Science Fiction, Klassiker, Dystopie (angeblich Utopie, aber … nein!)
  • Erscheinungsdatum: Erstauflage 1932, Edition 2006
  • Verlag:  HarperCollins
  • ISBN: 9780060850524
  • Taschenbuch 259 Seiten
  • Sprache: Englisch
  • Trigger: Rassismus, Hypersexualität, (Sexualität bei Kindern), Gewalt gegen Frauen, Diskriminierung, Selbstmord, Drogenverherrlichung, Vergewaltigung …

Da dies eine Schullektüre ist, und ich auf den gesamten Inhalt eingehen muss, um meine Bewertung zu begründen, lauern hier SPOILER!
Ye be warned!

Inhalt: 

In einer Welt, in der es nur Arbeit und Vergnügen gibt, in der Promiskuität verlangt wird, fühlt sich Bernard Marx fehl am Platz. Er selbst ist verantwortlich dafür, Kinder aus dem Reagenzglas bei ihrer Erziehung mit unterschwelligen Botschaften im Schlaf für die Gesellschaft gefügig zu machen, ihren freien Willen in einigen Belangen auszuschalten. Doch er hasst, was er da tut, hinterfragt diese Gesellschaft immer mehr.

Auch seine Versuche, anderen begreiflich zu machen, was in ihm vor sich geht, scheitern. So lange, bis er mit der Frau, für die er vielleicht mehr empfindet, als die Gesellschaft es gutheißen würde, in ein Reservat von ‚Indianern‘ geht. Dort findet er die verschollene Geliebte seines Chefs – mit deren gemeinsamen Sohn. Und das, wo doch Zeugung außerhalb des Reagenzglases, wo Elternschaft ein Verbrechen und ekelhaft ist. Endlich kann er sich gegen seinen Chef, der ihn wegen seiner Abnormität drangsaliert, rächen.

Er nimmt beide mit zurück in die Zivilisation und merkt nicht, wie er damit nur alle direkt Betroffenen unglücklich macht – und dennoch nicht einmal an der Oberfläche der Gesellschaftsstruktur zu kratzen vermag.

 

Gelesen habe ich das Buch in Fach/Klasse: 

2006/2007 in der 12. Klasse im Englisch-LK.

 

Das hielt ich als Schüler von dem Buch:

Wieder ein Buch, mit dem ich nur großen Hass verbunden habe. Der Infodump am Anfang wäre eigentlich nach meinem Geschmack gewesen, würden da nicht teilweise nach einem einzigen Satz schon Sprünge zu einer anderen Sichtweise und Szene gemacht werden. Aber spätestens dabei, dass jemand getadelt wird, weil er seit mehreren Tagen nur mit einer Person geschlafen hat, war ich geistig raus und in Verwehrhaltung. Habe ich erwähnt, dass ich Sex nicht ausstehen kann? In einer Gesellschaft Leute dazu zu zwingen, war für mich also … etwas, wo ich nicht eintauchen WOLLTE! Nicht konnte! Da hat es nicht einmal geholfen, dass es eine Verfilmung mit Leonard Nimoy (Spock) gibt.

 

So hat sich meine Meinung geändert:

Noch immer finde ich die Gesellschaftsidee, die Huxley uns zeigt, absolut furchtbar. Keine tieferen Gedanken sind erlaubt, jede Form von Melancholie oder Traurigkeit wird mit legalen Drogen bekämpft, und wer auch nur ein wenig aus der Norm fällt, nur eine beliebte Sportart nicht mag, wird gleich verbannt?

Aber an vielen Stellen ist diese Welt der Unseren schon sehr ähnlich. Es wird nur produziert um der Produktion willen, und gleichzeitig werden die Menschen durch Drill im Kindesalter dazu angehalten, immer wieder Neues zu kaufen und Altes einfach wegzuschmeißen. Die Unterhaltung ist immer seicht, damit bloß keine großen Ideen oder Emotionen aufbranden. Und jede kleine Blöße, die man sich gibt, führt schon zu Mobbing. Das kommt einem doch sehr bekannt vor.

Außerdem sind hier weiterhin die Nicht-Weißen in untere Schichten, hier sogar richtige Kasten eingeteilt. Wobei man Huxley das in Anbetracht der Zeit, in der das Buch erschienen ist, nicht allzu übel nehmen kann. Den Kampf für Gleichbereichtigung gab es damals noch nicht in dem Maße. Im Gegenteil, 32 war in vielen Ländern der Welt der Faschismus auf dem Vormarsch, und Antisemitismus und Rassismus waren noch deutlich tiefer in den Grundstrukturen der Gesellschaften verankert, als es heute leider immer noch zum Teil der Fall ist. Huxley war da eventuell schlicht von seiner Umgebung beeinflusst und nicht über den Zeitgeist hinaus ein Rassist? Dennoch ist es heute schwer zu lesen, wie fast jeder Schwarze hier als unattraktiv und minderwertig dargestellt wird.

Das Kastenwesen insgesamt mit der Gehirnwäsche, dass jeder mit seiner Position in der Gesellschaft zufrieden ist, und jeder tatsächlich gewisse Vergünstigungen bekommt, keiner Hunger leiden muss, machte mich diesmal aber auch nachdenklich. Heute streben wir alle nach oben und nehmen uns so nicht nur gegenseitig die Arbeitsplätze weg. Auch diejenigen, die es nicht schaffen, bleiben auf der Strecke, müssen gleich mehrere Jobs machen, um sich zu ernähren.
Wäre eine Welt, in der jeder einen festen Platz hat, und nicht merkt, wie er manipuliert wird, wie er klein gehalten wird, nicht vielleicht besser? Oder ist es besser, das Recht zu haben, unglücklich zu sein, auch wenn wir daran vielleicht kaputt gehen? Macht Freiheit der Gedanken denn wirklich immer unglücklich, oder kommt das nur darauf an, in welchem Zustand die Gesellschaft ist? Und könnte eine freie, empfindungsfähige Gesellschaft vielleicht selbst eine furchtbare Welt wie hier beschrieben, noch ändern, würden sie nur endlich darüber nachdenken?

Ich habe keine Antwort. Aber … ich rate davon ab, das Buch in einer depressiven Phase zu lesen. Denn der Grundton des Buches ist selbst hoffnungslos und depressiv. Und die Gedankenexperimente, zu denen es führt, tragen auch nicht gerade dazu bei, sich aus der Depression zu kämpfen. Andererseits? Vielleicht ist das gerade nötig? Vielleicht muss man sich durch den Schmerz kämpfen, um gerade nicht wie die Leute im Roman zu werden, die vor allem zurückschrecken, was sie nachdenklich macht, und es mit Drogen bekämpfen? Wer weiß?

Stilistisch gesehen ist das Buch jedenfalls im Worldbuilding gar nicht schlecht. Aber die vielen Szenenwechsel am Anfang machen es schwer zu lesen. Und gegen Ende hin kommen oft lange Monologe, die einfach gekürzt werden könnten.

 

Fazit: 

Eine furchtbare Welt, die zum Nachdenken anregt, aber niedergeschlagen macht, kombiniert mit einem Schreibstil, der die Wirkung eher verringert als verstärkt, weil er wirklich anstrengend zu lesen ist.

 

 

Meinungen anderer Blogger: 

//

 

Schreibe einen Kommentar

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu