Elisabeth Kabatek – Zur Sache, Schätzle!

Da Leute sich bei anderen Blogs darüber aufregen, dass sie nicht kennzeichnen, dass sie das Buch vom Verlag direkt bekommen haben: Dies ist ein Buch, das ich in einer Testleseaktion gewonnen habe und entsprechend eine Rezension schreiben musste. Hätte ich aber auch so gemacht. Nur hätte ich die Autorin ohne die Aktion vielleicht nicht entdeckt.

Als ich bemerkte, dass dies der vierte Teil einer Reihe war, hatte ich schon Angst. Würde ich überhaupt begreifen, worum es geht? Hatte ich zu viel verpasst? Doch Elisabeth Kabatek nimmt auch den neuen Leser an die Hand und führt ihn sanft an das Leben der Pipeline Praetorius heran. Diese ist auf der Suche nach einer Wohnung, denn sie will mit ihrem Freund zusammen ziehen. Und das trotz Katastrophen-Gen? Wenn jemand in ihrer Firma bald ins neue Büro nach Leipzig übersiedeln muss, und unklar ist, wen das Los trifft? Ob das gut gehen kann?

 

Anfangs fiel es mir etwas schwer, mich einzufinden. Als Norddeutsche kommt einem das Schwäbische zuerst wie eine völlig andere Welt vor. Und auch in den hochdeutschen Teil von Protagonistin Line mischt sich manchmal ein Wort, das man hier oben nicht einmal kennt. Aber erstaunlich schnell versteht man alles, muss nicht einmal recherchieren, selbst völlig fremde Worte erschließen sich aus dem Kontext, und man kann völlig flüssig der Handlung folgen.

 

„Zur Sache, Schätzle!“ hat mich damit überrascht, dass es hier wirklich leicht war, sich auch in die Geschehnisse einzufühlen. Ich bin normalerweise ein distanzierter Leser, aber in Line erkannte ich mich wieder, konnte mir alles klar ausmalen, hätte einiges vermutlich anders gemacht, aber dann wäre es mit Sicherheit nicht so lustig, vollkommen verrückt, aber auch mal herzzerreißend traurig gewesen. Nicht nur die wirklich gut zu lesende Sprache, die, sobald man sich ans Schwäbische gewöhnt hat, zu keiner Zeit ermüdend ist, auch die abwechslungsreiche Handlung, und teils völlig absurde Kleinigkeiten, die einen zum Schmunzeln oder Staunen bringen, haben mich an dem Buch wirklich begeistert. Und auch, wenn die Autorin wohl schon einen Teil vorher die Reihe als abgeschlossen angesehen hat, hoffe ich doch, dass es noch weiter geht und ich mehr davon lesen darf.

Neil Gaiman – The Ocean at the End of the Lane

ACHTUNG, SPOILER!!!!!

Bei diesem Buch muss ich etwas strukturierter rezensieren, als ich es normalerweise tu, weil ich es schlecht fassen kann. Leider muss ich dabei auch Spoiler einbauen. 

Sprache: Gaiman schreibt flüssig, leicht lesbar, auch für mich als Deutsche, die es auf Englisch liest. Ab und an tauchen Dialekte auf, da hatte ich ein wenig Probleme, aber schließlich kam ich auch damit zurecht. Er beschreibt viel, aber nicht zu viel, nicht zu komplex, gerade so, dass man sich gut in die Situation einfühlen kann. Die Sprache habe ich sehr genossen und entsprechend, wenn ich mal zum Lesen kam, auch viel auf einmal in kurzer Zeit geschafft.

Inhalt: Hier fühle ich mich hin und her gerissen. Zunächst einmal ist die Geschichte für meinen normalen Geschmack zu nah an Horror und Thriller, was ich sonst gar nicht lese. Auch ist nur wenig Witz drin, was für mich sonst wichtig ist. Dennoch war es spannend, packend, mit dem Erzähler – dessen Name, glaub ich, nie genannt wird – in seine Kindheit zurück zu reisen und Abenteuer zu erleben. Dabei habe ich, glaube ich, sogar ein paar Quellen von Gaimans Inspiration ausmachen können, fühlte ich mich doch zeitweise an Doctor Who (Father’s Day) und an Oma Wetterwachs von Pratchetts Scheibenwelt erinnert. Insgesamt eine sehr spannende Fantasy-Geschichte, die aber am Ende einen leicht schalen Beigeschmack behält, weil schlussendlich mit der Erinnerung des Erzählers gespielt wird. Dass er manipuliert wird, auch wenn es für ihn vielleicht das Beste ist, gab mir ein gewisses Gefühl der Leere, als ob man ich selbst es wäre, die einen wichtigen Teil meiner Persönlichkeit verliert. Darüber hinaus bleiben einige Fragen auch zum Ende hin offen. Wer und was sind die Hempstocks, woher kommen sie? Was waren die Wesen, die zwischendurch aufgetaucht sind, und warum erfährt der Rest der Welt nichts davon? 

Deshalb musste ich, trotz der sehr guten Erzählweise Gaimans und der Tatsache, dass ich es wirklich genossen hab, das Buch zu lesen, einen Stern abziehen.

David Milgrim – Siri & ich. Eine moderne Liebesgeschichte

Dadurch, dass es nur aus wenig Text besteht, der aber durch humorvolle, kleine Comics ergänzt wird, ist dieses Werk, trotz seiner etwa 100 Seiten, innerhalb kürzester Zeit zu lesen. Es ist witzig, traurig, ein wenig verstörend, stimmt nachdenklich, …

Hier muss aber, glaube ich, auch eine gewisse Inhaltsbeschreibung hin: Er, Technikblogger, kaum Kontakt zu realen Menschen, kauft das neue iPhone und lernt dadurch Siri kennen, die Spracherkennungssoftware von Apple, die sein Leben verändert.
Ich habe die Lektüre sehr genossen und hätte gern mehr davon gehabt. Sehr einfach zu lesen, nicht sonderlich anspruchsvoll, und doch hintergründig-philosophisch für den modernen Menschen.

Sophie Seeberg – Die Schanin hat nur schwere Kochen!

Sophie Seeberg hat mit ihrem zweiten Buch noch rührendere, schockierendere und merkwürdigere Geschichten aus ihrer jahrelangen Berufserfahrung für den Leser herausgesucht. Auch hier wieder die Warnung, dass das Buch nicht unbedingt etwas für sehr empfindliche Menschen ist. Man erfährt mitfühlend beschrieben von menschlichen Schicksalen, die kaum schlimmer sein könnten.

Aber gleichzeitig ist da diese unglaublich starke Frau, die immer für die beste Lösung kämpft und dabei selbst gar nicht zu merken scheint, was sie alles leistet. Denn immer wieder betont sie, dass sie in den Situationen vielleicht professioneller hätte reagieren können, sollen, müssen. Mit sich selbst geht sie am Härtesten ins Gericht und genau das macht die Autorin so sympathisch in ihren Erzählungen. Sie ist eben nicht die unfehlbare Expertin auf ihrem hohen Ross, die sowieso alles kann und immer Recht hat, nein. Sie gesteht immer ihre Fehler ein, ist dabei mit sich selbst viel zu kritisch und erscheint damit umso liebenswerter. Einfach, weil sie auch Mensch bleibt und gleichzeitig nie vorschnell urteilt. Denn nicht immer sind die Situationen, wie sie anfangs erscheinen.

Vorurteilsfrei, und stets lebendig erzählt die Autorin von ihren Erlebnissen und nimmt den Leser so mit zu einer Reise durch die Gefühlswelt. Denn während manche Situationen einen zum Lachen oder ungläubigen Kopfschütteln bringen, gab es auch das eine oder andere, dass selbst mir Tränen in die Augen gejagt hat. Und ich empfinde mich sonst eher als in einem erschütternden Maße abgestumpft.
Aber am Ende bleibt vor allem das Gefühl, etwas mit der doch sehr unerbitterlichen Welt versöhnt zu sein, weil man weiß, dass es da draußen Menschen gibt, die selbst, wenn sie selbst bedroht werden, nicht aufgeben und für die Schwachen der Gesellschaft, Kinder und auch deren Eltern, kämpfen. 

Petra Hartlieb – Meine wundervolle Buchhandlung

Ich habe mich dabei ertappt, immer nach etwas zu suchen, um einen Stern abzuziehen. Zu oft 5 Sterne sollte man doch nicht geben, so viele makellose Bücher können nicht existieren.

Aber ich fand nichts. Obwohl ich einen Roman erwartet habe, und mit Biographien eigentlich nichts anfangen kann – wenn sie nicht Sammlungen absurder Begebenheiten sind -, hat mich dieses Buch verzaubert. Man kann nicht laut lachen, weint nicht mit und dennoch träumt man sich in diese Welt der Bücher, die ja doch so real ist. Man wünscht sich, das auch zu erleben, schreckt im nächsten Moment davor zurück. Ein kleines Heim für jeden, der Bücher liebt, zusammengepresst zwischen zwei Buchdeckeln.

Gene Roddenberry – Star Trek: Der Film

Bisher hatte ich nur gehört, wie wichtig das Buch für alle ist, die Kirk/Spock als Paar propagieren, entsprechend war ich eher enttäuscht. Die Chemie zwischen Spock und Kirk war, mit Ausnahme von Spocks Gedanken beim Kolinahr, so gut wie gar nicht zu spüren und noch weniger vorhanden als im Film. Und generell finde ich den Film besser umgesetzt. Es gibt einige kleine, aber meiner Meinung nach störende Unterschiede in dem Teil der Handlung, die man auch im Film sehen kann. Dazu kommt noch einiges nebenher, wie Kirks Ex-Ehefrau, das einfach eher störend ist. Und auch, dass Roddenberry alle paar Seiten beschreiben muss, dass die Männer wegen Ilia ständig sexuell erregt sind, nervt eher. Dazu sind Beschreibungen der Technik drin, die selbst für mein sehr geringes physikalisches Verständnis unlogisch klingen und sich mit dem Rest des Star Trek-Universums einfach nicht vertragen.

Dennoch ist der Roman kurzweilig und empfehlenswert. Wer aber sein Herz zu sehr an die Charaktere gehängt hat, wird von Roddenberry ein wenig enttäuscht sein. Irgendwie schafft er es nicht, sie 1:1 so zu treffen, wie sie in Serie, Filmen und Romanen dargestellt sind. (Wobei sich die Frage stellt, ob dann nur die anderen Autoren nicht Roddenberrys Wünsche vollständig getroffen haben.) 

Es mag allerdings sein, dass lediglich die deutsche Übersetzung schlecht ist. Das werde ich prüfen und gegebenenfalls hier nachtragen. 

Marc-Uwe Kling – Die Känguru-Offenbarung

Dieses Buch ansatzweise zu beschreiben, fällt schwer. Obwohl es der schwächste Teil der Trilogie ist, ist er dennoch sehr gut. Das Känguru ist zurück, im Untergrund, und versucht, herauszufinden, was der Pinguin vorhat. Und im zweiten Teil dieses Buches (in zwei Teile plus Anhang gegliedert) jagt es diesen, flieht und … aber lest selbst. Es ist spannend und lohnt sich, auch wenn der zweite Teil nicht mehr so aufgebaut ist, wie alles, was man bisher kannte. Er erinnert eher an einen richtigen Roman, als an eine Sammlung absurder Geschichten. Und auch, wenn das Ende nicht ganz zufrieden stellt, der Epilog tut es. 

 

Im Anhang findet man dann eine Sammlung von Anschlägen des Asozialen Netzwerks. Auch vollkommen lesenswert. 

 

Aber was beim Buch am meisten hängen bleibt – zumindest bei mir -, ist das Gefühl, dass entweder Herr Kling, oder aber das Känguru, einer der größten Denker unserer Zeit sein könnte. Die eigentlich humorvollen Diskussionen und Beschreibungen von Wirtschaft und Politik regen zum Nachdenken an und geben einem den Eindruck, dass das Buch voll und ganz recht hat, es nicht im geringsten humoristisch ist, und man auf Basis des Buches die Welt verändern müsste. …Wenn man nicht zu sehr davon gefesselt wäre, weiter zu lesen. Dennoch bleibt die Sichtweise hängen, was vermutlich gut ist. Vielleicht hat es das Potenzial, die Welt etwas besser zu machen – was man wohl selten bei einem Buch sagen kann, was nicht im Geringsten in die Kategorie ‚Sachbuch‘ fällt.

Walter Moers – Das Labyrinth der Träumenden Bücher

Meine Rezension kann nicht viel anderes sagen, als das, was man bei Amazon mehrere hundert Mal gesagt bekommt. Für die Eiligen also das Plädoyer, dieses Buch, wenn überhaupt, erst zu lesen, wenn im November (wenn es denn dabei bleibt), Teil 2 rauskommt. Und auch dann einfach da springen, wo es zu langweilig wird. 

 

Jetzt aber zur Langfassung. Eigentlich mag ich es, wenn Autoren Geschmack, Geruch, Ausblicke im Detail beschreiben, aber das Labyrinth der Träumenden Bücher ist eine Aneinanderreihung an Langeweile. Ständig folgen Aufzählungen verschiedener Spielarten einer Sache. Zum Beispiel die Ausprägungen des Bbiblionismus. Warum?! Wozu muss jede Eigenart einen Namen erhalten, warum muss man unbedingt Schachteldenken auch noch in Buchform verwursten? Wenn es wenigstens in irgendeiner Weise lächerlich gemacht werden würde und damit als Gesellschaftskritik erkennbar wäre, aber nein, statt dessen langweilt uns Moers mit diesen Ausschweifungen. Dazu die Lebensgeschichte eines anderen Lindwurms, die komplette Wiederholung des Vorgängerbuches, ein Spaziergang, der auch zu keinerlei Ereignis führt, dann Mythenmetz‘ Aufzeichnungen zum Puppetismus. Man wartet nur, dass endlich etwas passiert, die Seiten werden immer weniger. Irgendwann muss doch die Handlung kommen, immerhin ist das Buch gleich vorbei. 

 

Und gerade, wenn man denkt, man hat die Aufzählungen zum Puppetismus hinter sich, ist Mythenmetz in einem Etablissement, in dem er *trommelwirbel* Bücher über Puppetismus liest und einem eine Zusammenfassung der Geschichte dazu gibt. Wenn ich an Kulturgeschichte interessiert wäre, würde ich das studieren. Tu ich aber nicht.

 

Und nach 400 Seiten Langeweile kommt der Meister dann auf die Idee, dass man doch mal ein wenig Handlung reinbringen könnte – einen Cliffhanger zum nächsten Band. Da weiß man nicht, ob man weinen, irre loslachen, oder das Buch durch die Gegend schleudern will. 

 

Dennoch, etwas Gutes hat es: Moers beweist Liebe zum Detail und Einfallsreichtum, wenn es um Beschreibungen geht. Nur schade, dass er die so unendlich lang ausschmücken musste, dass keinerlei Spannungsbogen zustande kommen konnte. 

Tommy Krappweis, Heinz J. Bründl – Vier Fäuste für ein blaues Auge

Die beiden Autoren setzten sich zusammen, sprachen über alte Zeiten und machten daraus ein Buch. Klingt zunächst einmal langweilig? Ist es aber ganz und gar nicht, denn es geht hier um ein Sammelsurium an schrägen Persönlichkeiten, die vermutlich sonst nirgendwo alle auf einem Haufen zu finden sind; Stunts, die heute vermutlich alle Sicherheitsregeln brechen würden und abstruse Situationen, die man sich in seinen kühnsten Träumen vermutlich nicht hätte vorstellen können, die aber offensichtlich dennoch möglich sind. Und all das im Rahmen der Western-Szene Deutschlands.

Eine Mischung aus sehr viel Humor und fast schon liebevollen, in jedem Fall aber ehrerbietenden Hommagen an die ehemaligen Kollegen der beiden Autoren. Und wer mit Tommy schon einmal zu tun hatte, bei einer Lesung war, oder ihn im Fernsehen gesehen hat, kann sich sehr plastisch sein gerne mal entsetztes Gesicht vorstellen, was einen nur noch schwerer wieder aus dem Lachen kommen lässt.

Alix Both – Muss ich das alles lesen, Frau Professor?

Hier erzählt eine Vertretungsprofessorin von ihrem ersten Ausflug in die höheren Hierarchieebenen einer Uni und dem Leben als Geisteswissenschaftlerin.

 

Schon beim ersten Kurs, den Frau Both hier beschrieb, habe ich mich kurzzeitig gefragt, ob sie meine Dozentin sein konnte. Aber nein, wir haben keine hauptberuflichen Genderwissenschaftler. Dennoch lief ihre Sitzung ganz genau so ab, wie unsere im Genderseminar und auch viele andere Situationen erinnern einen deutlich an das eigene Leben – selbst wenn man noch Student ist.

 

Und weiter geht es, immer amüsant, teils selbstkritisch, teils mit ‚Außenseiter’blick auf die schon vorhandene Uni-Hierarchie, die man mit etwas Hinschauen als Student auch am eigenen Institut zu sehen glaubt, auch wenn manches etwas übertrieben scheint. Aber vielleicht nur, weil es bei einem selber reibungsloser klappt?

 

Das Einzige, was ein wenig fehlen mag, ist noch die Studentenperspektive, aber einige Jahre nach dem eigentlichen Studium ist das nicht mehr zu erwarten. So glaubt Frau Both, dass 100 Seiten für eine Vorlesung wöchentlich zu machen sind – sieht dabei aber nicht, dass sich das mit den durchschnittlich 6-8 Kursen pro Woche auf entsprechend 600-800 Seiten die Woche aufaddiert, und da Referate und Hausarbeiten nicht einmal eingeschlossen sind. Und auch, dass man nie wieder so viel Freizeit haben wird, wie als Student, finde ich als Einstellung tragisch, denn meiner Erfahrung nach hat ein Geisteswissenschaftsstudent, wenn es hochkommt, vielleicht ein Wochenende im Jahr völlig frei. Die Studentenseite wird hier also in manchen Augenblicken viel zu sehr romantisiert. Dann kommen aber wieder die Eindrücke der heutigen Karriereplanung und des Druckes schon ab dem ersten Semester, die den Aussagen der studentischen Freiheit wieder widersprechen. Ganz abgerundet ist das Bild, dass die Professorin hier vom Leben mit der Bologna-Reform hat, nicht. Meiner Meinung nach ist es aber nicht genug, um einen Stern abzuziehen, denn das Buch lässt sich einfach nur hervorragend lesen, fesselt, lässt einen bedauern, es weglegen zu müssen. Unterhaltsam, spannend, empfehlenswert.