T. S. Orgel – Terra

TerraBuchdetails

  • Erinnert an: Etwas an den Marsianer von Andy Weir. Ähnlich viel Technik, ähnlich viel Hindernisse. Dazu ein Setting, dass an Becky Chambers erinnert: Sehr langer Raumflug.
  • Genre: Scifi, mit einem Hauch politischer Thriller
  • Erscheinungsdatum: 2018
  • Verlag: Heyne
  • ISBN: 9783453319677
  • Taschenbuch 550 Seiten
  • Sprache: Deutsch
  • Triggerwarnungen: Ein recht rassistischer Charakter – der allerdings deshalb auch durchaus kritisiert wird – und nicht gerade ein Sympathieträger innerhalb der Geschichte ist.
  • Positiv anzumerken: Sehr ausgiebiges Worldbuilding, obwohl nicht einmal alles Recherchierte wirklich in das Buch floss (ja, ich hab meine Quellen 😀 ), viele verschiedene Ethnien, eine spannende Form der Prothese – und damit auch Einbeziehung von Behinderung

 

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Sandhya Menon – When Dimple met Rishi

When Dimple Met RishiBuchdetails

  • Erinnert an: Minimal an Leonce und Lena von Georg Büchner, weil es eine ähnliche Prämisse hat
  • Genre: Jugendroman, Romantik
  • Erscheinungsdatum: 2017
  • Verlag: Hodder Paperbacks
  • ISBN: 9781473667402
  • Taschenbuch 380 Seiten
  • Sprache: Englisch
  • Positiv anzumerken: Verschiedene Ethnien, queerer Charakter, Aufbrechen des Klischees, dass Frauen nichts mit Technik anzufangen wissen
  • Triggerwarnungen: Mobbing, Bodyshaming

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Jim C. Hines – Die Buchmagier

Die Buchmagier (Magic Ex Libris, #1)Buchdetails

  • Erinnert an: Tintenherz in düsterer für Erwachsene
  • Genre: Urban Fantasy
  • Erscheinungsdatum: 2014
  • Verlag: Bastei Lübbe
  • ISBN: 978-3-404-20747-3
  • Taschenbuch 464 Seiten
  • Sprache: Deutsch
  • Positiv anzumerkende Diversity: Bisexualität, Polyamorie, verschiedene Ethnien (Hautfarben aber nicht erwähnt, wenn ich nichts überlesen habe), verschiedene Spezies
  • Trigger: verschiedene Psychosen, philosophische Gedanken zur Sklaverei, nichts Explizites

 

Inhalt: 

Eigentlich ist Isaac seit zwei Jahren aus dem Außendienst verbannt. Er arbeitet als Titelaufnehmer in einer kleinen Bibliothek und es ist ihm verboten, Magie einzusetzen. Als er von Vampiren angegriffen wird, hat er aber keine andere Wahl. Und er ist nicht das einzige Mitglied eines Geheimbundes der Magie, das angegriffen wird. Doch die Vampire behaupten, nur aus Rache zu agieren. Jemand des Bundes greife sie an. Wer oder was steckt dahinter und wer sagt die Wahrheit? Isaac, der so lange außer Übung ist, muss es herausfinden und stellt schnell fest, dass er niemandem so ganz trauen kann.

Dazu braucht er vor allem eines: Bücher. Denn aus ihnen kann er alles herauslesen, was durch das Papier passt. Revolver, Pflanzen, oder auch Klecks, seine treue Feuerspinne.

 

Charaktere: 

Isaac, der Buchmagier, hier in Ich-Form erzählt, könnte etwas mehr Tiefgang vertragen, ist aber schon ganz gut ausdefiniert. Etwas störend ist, dass er ständig erwähnen muss, wenn Lena, seine Partnerin beim Ermitteln, ihn berührt und seine Gedanken dann gleich abdriften, aber zumindest versucht er, das soweit wie möglich zu unterbinden. So sind seine Hormone längst nicht so nervtötend wie die der meisten männlichen Buchcharaktere heutiger Literatur. (Müssen Männer denn echt immer übersexualisiert geschrieben sein? Klar gibt es solche Menschen. Aber es sind doch wohl nicht ALLE.)

Lena aber finde ich etwas störend. Wobei ihr Charakter da moralische Fragen aufwirft, die wichtig sind. Aber von vorn. Sie ist eine Dryade, deren speziesspezifische Eigenschaft es ist, sich immer in das zu verwandeln, was ihr Herr (oder Geliebter, m/w/d) sich wünscht. Weil ihre Geliebte von Vampiren verschleppt wurde und sie Angst hat, dass sie das auch zu einem Monster machen kann, kommt sie zu Isaac und schmeißt sich ihm regelrecht an den Hals. So ist sie charakterlich aber immer irgendwie zu glatt und zu verführerisch.

Wenn man aber bedenkt, dass sie so zu der Frage führt, ob es moralisch ist, sich auf jemanden einzulassen, der einen Geliebten BRAUCHT und gar nicht wirklich wählen kann, kann man aber positiv anmerken, dass Lena zumindest genutzt wird, um wichtige Themen zu bearbeiten (wann ist Sex wirklich einvernehmlich, … ). Dennoch hätt ich sie mir weniger perfekt gewünscht, das war schon etwas schade.

 

Meinung:

Auf der Fantasyebene ist der Roman spannend, wenn auch nicht ganz perfekt. Ab und an wirkt der schnelle Wechsel zwischen den Büchern wie ein billiger Trick. Ein wenig erinnerte mich das an das Duell zwischen Merlin und Mim aus ‚Die Hexe und der Zauberer‘ (toller Film, schaut ihn euch an), weil man immer sofort die Antwort auf die Aktion des Gegners parat hat.

Dennoch liebe ich Bücher über Bücher und noch mehr Bücher über Buchmagie und … ich gebe zu, ich bin hier parteiisch. Schon auf den ersten 30 Seiten nutzt der Protagonist eine Waffe aus Star Trek (Er kann in einen Star Trek-Roman greifen. Will auch!) gegen Vampire der Unterart von Stephanie Meyer – umgangssprachlich Funkler. Damit hat die Art Magie mein Herz schon gewonnen gehabt.

Der Plot ist danach nie vorhersagbar, an manchen Stellen vielleicht etwas kompliziert, manchmal wiederum etwas langatmig, aber letztendlich gut geschrieben.

Wie oben schon beschrieben, stört mich aber, wie häufig kurz sexuelle Anspielungen gemacht werden. Es passiert in Wirklichkeit nie was, aber die Möglichkeit wird halt immer und immer wieder erwähnt, so dass das schon etwas störend wirkt.

Aber, und das muss ich sehr positiv betonen: Wir haben hier nicht nur Diversität (LGBT+, mindestens drei verschiedene menschliche Ethnien, eine völlig unaufgeregt eingebaute Polyamorie, und viele verschiedene Spezies), sondern auch noch das Aufwerfen und bearbeiten von moralischen Fragen. Damit ist dieser Roman schon sehr nah dran an Perfektion.

 

Fazit: 

Etwas viel sexuelle Anspielungen für meinen Geschmack, aber schön divers und nachdenklich.

 

Meinungen anderer Blogger: 

(Wer will nochmal, wer hat noch nicht?)

Jen Wilde – Queens of Geek

Queens of GeekBuchdetails

  • Erinnert an: Die Nacht der lebenden Trekkies in einer längeren Szene. Vom lockeren Schreibstil mit Instant-Messages her ein wenig an Everything Everything (ohne die schlechten Aspekte)
  • Genre: Jugendbuch, Romantik
  • Erscheinungsdatum: März 2017
  • Verlag: Swoon Reads
  • ISBN: 9781250111395
  • Taschenbuch 262 Seiten
  • Sprache: Englisch
  • Trigger: Panikattacken, übergriffiger Macho, (minimal Bodyshaming von einem Nebencharakter, der dafür aber auch gleich was zu hören kriegt)

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Diversity bei Büchern?

In letzter Zeit wird mehr und mehr über Diversity in Büchern und bei den Autoren geredet. ‚Warum hat JK Rowling nicht bewusst Schwule und Lesben eingebaut?‘, liest man da bei Kommentaren unter Facebookbeiträgen großer Merch-Shops. Manche Fans kündigen der Harry Potter-Reihe daher sogar symbolisch die Freundschaft.

 

Szenenwechsel: Die großen Lese-Challenges, jeweils für ein Jahr. ‚Lies Buch eines Autors von einem anderen Kontinent‘, ‚Lies ein Buch eines afro-amerikanischen Autors‘,…

 

Gender und Diversity wird immer wichtiger. Ich bin eine Frau und schwerbehindert, natürlich finde ich mehr Sensibilität wichtig und zwingend notwendig. Aber das hier … Ich würde nicht sagen, dass mich diese Entwicklung unter Lesern besorgt. Nein. Jeder darf doch lesen, was er möchte. Ich bin nur irritiert. Aus verschiedenen Gründen.

 

Diversity bei den Charakteren?

Jeder möchte gern eine Identifikationsfigur haben. Auch ich. Ich fände es unglaublich toll, wenn der Held einer Geschichte mal nur ein Auge und Asthma hat, wie ich. Vielleicht gleich noch meine kleinen Zwangsneurosen? Asexuell, aber nicht aromantisch? Ich würde es LIEBEN. Aber ich verlange es nicht von Autoren. Denn ich bin auch auf der anderen Seite, ich schreibe auch. Nicht professionell, bis auf eine Kurzgeschichte nicht einmal veröffentlicht (wenn man vom Internet absieht). Ich erlebe, wie sich Charaktere anders entwickeln, als ich es geplant hatte. Und ich kann einem Charakter schon keine Geschichte aufzwingen, weil sie sich plötzlich falsch anfühlt. Wie soll ich ihm dann eine Ethnie oder eine Behinderung andichten, die sich nicht von selbst entwickelt oder natürlich anfühlt?

Daher würde ich niemals fordern, dass mehr Charaktere, die eine bestimmte Sexualität, Ethnie, Behinderung oder sonstige Besonderheit haben, in einem Buch vorkommen. Ich freue mich, wenn sie da sind, aber eine Geschichte lebt für mich nicht dadurch, wie verschieden die Charaktere in Merkmalen sind, die man sich nicht einmal aussuchen kann. Sie lebt durch verschiedene Persönlichkeiten. Alles andere sind Goodies, Special Features.

Ich suche jedenfalls nicht bewusst danach und habe, bis ich ein Buch durchgelesen habe, auch keine Ahnung, was darin vorkommt. Aber das soll keine Kritik an denen sein, die bewusst nach Besonderheiten suchen und die Bücher dann nur deshalb kaufen. Das ist Geschmackssache. Nur, Autoren zu kritisieren, wenn sie Bücher so schreiben, wie sie ihnen leicht von der Hand fließen? DAS werde ich nie begreifen.

Diversity unter Autoren

Das ist etwas, was ich sehr seltsam finde. Dass Menschen nun bewusst Bücher von Autoren anderer Ethnien suchen, um sie zu lesen. Dass es gefordert ist in Challenges. Bei den meisten Autoren in meinem Regal weiß ich nicht einmal, woher sie kommen. Wenn im Buch steht ‚Aus dem Französischen übersetzt von…‘ kann der Autor Franzose sein, aber auch aus Teilen Nordafrikas kommen. Und gab es nicht auch Inseln in der Karibik, wo man Französisch spricht? Soll ich nun einen Autor nur an seiner Herkunft bewerten? Erst stundenlang googeln, ob ich ein Buch finde, das von einem Menschen aus XYZ geschrieben wurde, egal, ob es nun mein Genre ist, oder nicht? Ich weiß bei vielen meiner Autoren nicht einmal, ob sie Männlein oder Weiblein sind. Marian Keyes ist vermutlich eine Frau, aber ich kannte auch einen Marian, ehemaliger Fußballspieler meines Lieblingsvereins und sein Sohn war beim gleichen Kinderarzt wie ich.

Ich frage mich, ob ich da zu …engstirnig bin. Sollte ich bewusst so handeln, wie es offenbar heute in internationalen Leserkreisen erwartet wird? Bücher nicht mehr nach der Inhaltsbeschreibung kaufen, sondern bewusst googeln, ob ich schon einen Autor und eine Autorin aus dem entsprechenden Land habe? Es ist ja nicht so, dass ich sie meide. Ich lese nur, was interessant klingt und da kann durchaus auch mal eine Nigerianerin darunter sein. Oder eben ein stinknormaler Amerikaner.

Aber gut, Herkunft kann man ja noch leicht herausfinden. Aber wieso gibt es auch Aufgaben, Bücher von einem homosexuellen Autor zu lesen? Schreiben Homosexuelle anders als Heterosexuelle? Und vor allem, machen das wirklich alle öffentlich, welche Sexualität sie haben?

Es wird oft kritisiert, wenn man wegen der Frauenquote eingestellt werden würde, wäre man nur die Quotenfrau. Dass einen das herabstufen würde. Ich finde das nicht, aber selbst wenn, würde das hier zum Ausgleich des Geschlechtermissverhältnisses in einem Job führen. Wohin führt es, wenn ich den Quotenschwulen in meinem Bücherregal habe? Er wurde schon verlegt. Er hat jetzt vielleicht ein paar Cent mehr, weil ich das Buch gekauft habe, vielleicht eine Rezension mehr, wenn ich darüber schreibe. Aber sonst?

Auch hier sage ich nicht ‚Lest keine Bücher von jemandem, der XYZ hat‘. Nein, ich frage nur, ob dieses bewusste Suchen nach Büchern von Autoren mit bestimmten Merkmalen denn wirklich sinnvoll ist. Wenn ich ihn nicht unter Zwang lese, sondern nur, weil sein Buch interessant klingt, ist das nicht besser für ihn und mich? Unser Leser-Autor-Verhältnis entsteht dann leichter, freier. Vielleicht mag ich das Buch dadurch sogar gleich mehr.

Mein Fazit

Mir ist es egal, aus welchem Land ein Autor oder Charakter kommt. Welches Geschlecht, welche Sexualität oder welche Behinderungen er hat. Ich möchte etwas nicht nur deshalb lesen. Aber ich möchte auch etwas nicht nur deshalb ablehnen. Ich finde es generell gut, Diversity zu unterstützen, aber unter Lesern geht mir das langsam fast etwas zu weit. Es artet in Zwang für beide Seiten aus. Autoren und Leser. Das ist für mich keine gute Entwicklung. Wenn jemand bewusst etwas über eine bestimmte Kultur lesen möchte, sehr gerne. Den Horizont zu erweitern ist immer gut. Aber bitte zwingt das doch niemandem auf, nicht in der Freizeit.

Und bitte zwingt Autoren nicht dazu, Charaktere nach euren Wünschen zu ändern. Mit etwas Pech kommt der Autor dann nicht mehr in sein Werk rein, weil es nicht mehr so fließen will, wie bisher. Weil es einfach nicht mehr der Charakter ist, den derjenige im Kopf hatte. Und dann hört die Reihe einfach mittendrin auf, wenn man sehr viel Pech hat.

Erfreut euch an der Vielfalt. Aber lehnt doch niemanden ab, nur weil er dagegen normal wirkt.

Oder bin ich vielleicht doch zu engstirnig? Wie sehr ihr das?