Top Ten Thursday 13. April 2017

 

Guten Morgen, heute fragt Steffi in ihrer Aktion nach

10 Bücher, deren Titel mit einem „H“ beginnen.

Zehn kriege ich zwar nicht zusammen, aber ein paar Bücher habe ich da doch, die ich für empfehlenswert halte.

 

HamletWilliam Shakespeare – Hamlet 

Beginnen wir mit dem Barden höchstselbst. Und da muss ich sagen, dass Hamlet für mich sein bestes Stück ist. Der Prinz von Dänemark kommt vom Studium nach hause und nicht nur ist sein Vater tot, sondern seine Mutter hat auch noch dessen Bruder geheiratet. Schließlich erscheint Hamlet der Geist seines Vaters, der seinen Sohn darum bittet, ihn zu rächen.

Darin enthalten auch einer der schönsten (und ekligsten) Sätze der Menschheitsgeschichte:

„Wenn die Sonne Maden in einem toten Hund ausbrütet: Eine Gottheit, die Aas küsst.“

BaHappy Aua (Ein Bilderbuch aus dem Irrgarten der deutschen Sprache, #1)stian Sick – Happy Aua 

Kein Textbuch, sondern eine Sammlung von Fotos, die zeigen, dass es mit dem Sprachgefühl der Deutschen nicht weit her ist. Aber hier sind natürlich nur die herausgesucht, die auch witzig sind und nicht nur die, deren Verursacher man bloßstellen wollen würde.

Dennoch bleibt es eher tragikomisch, ist aber ein gutes Training für das eigene Sprachgefühl.

 

 

Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter, #1)J. K. Rowling – Harry Potter-Reihe

Natürlich darf auch Harry Potter hier nicht fehlen und wem ich dazu noch was sagen muss, der lebt vermutlich hinter dem Mond. Aber hier möchte ich gerade die ersten zwei Bände empfehlen, weil sie in meinen Augen besser sind als der Rest. Gerade in Band 1, Der Stein der Weisen, ist es noch die Entdeckung einer fantastischen neuen Welt voller Wunder. Bunt und voller Erstaunen. Hier merkt man erst gegen Ende, dass diese Welt vermutlich irgendwann ziemlich düster werden wird, aber das wird noch nicht so sehr an den Leser herangelassen. Statt dessen darf er nun in einer Art Wunderland wandeln. Auch ist hier noch mehr Liebe zum Detail eingeflossen, als in den späteren Bänden. Allein die Aufgaben, die den Stein der Weisen schützen, sind so unglaublich genial und vielseitig ausgearbeitet. Und wenn ihr endlich alle sieben Bände durch habt, geht noch einmal zur ersten Zaubertrankstunde zurück und googelt die Blumensprache des viktorianischen Zeitalters. 😉

 

Harry Potter and the Cursed Child - Parts One and Two (Harry Potter, #8)John Tiffany & Jack Thorne – Harry Potter and the Cursed Child

Andere Autoren, selbes Universum. Cursed Child ist in der Fangemeinde umstritten, ich persönlich würde es aber empfehlen. Es ist leichter geschrieben als die Romane, irgendwie … luftiger. Man dringt nicht so tief in die Geschichte ein, was es aber leichter macht, nicht in ihr unterzugehen und zu sehr mitzuleiden.

Harry Potters Sohn Albus Severus freundet sich mit Malfoys Sohn Scorpius an. Gemeinsam beschließen sie, gut zu machen, was Harry verweigert. So viele Menschen sind für ihn gestorben, nur damit er selbst noch leben und eine Legende sein kann. Aber sie werden wenigstens einen Toten zurückholen. Und so beginnt eine abstruse Zeitreise. Viel interessanter allerdings sind die Dynamiken zwischen den Charakteren. Die Jungenfreundschaft, die fast schon an der Grenze einer Romanze ist (diese Grenze aber nicht innerhalb des Stücks überschreitet), und die unglaubliche Unfähigkeit des großen Harry Potter im Umgang mit seinem Kind. Spannend, wenn auch nicht perfekt gemacht.

 

Bildergebnis für heiraten ist gut gegen DepressionenAndreas Lehmann – Heiraten ist gut gegen Depressionen 

Eine Sammlung von Studien, die zwar vielleicht gerade aufgrund der möglichen Unterhaltsamkeit ihrer Ergebnisse ausgewählt wurden, die aber dennoch auch für wissenschaftlich interessierte Leser spannend sein kann. Großer Mangel sind hierbei die fehlenden Quellenangaben.

Dabei täuscht der Untertitel. Die meisten aufgegriffenen Studien sind nicht von amerikanischen Wissenschaftlern verfasst und das Buch dient auch nicht dazu, unwissenschaftliches Arbeiten in Amerika aufzudecken. Im Gegenteil, auf die Gütekriterien der Studien wird nicht eingegangen und so ist es dem Leser selbst überlassen, zu überlegen, ob sich eine Reproduktion der Studie lohnt und ob er interessiert daran wäre, sie durchzuführen, oder ob er sich nur von den Ergebnissen im Buch unterhalten lässt.

 

Lars Ruppel – Holger, die Waldfee

Lars Ruppel geht in Form von Gedichten Sprichworten auf die Spur und kreiert um sie herum teils tragische, teils unglaublich komische Geschichten, die den Leser amüsieren und faszinieren. Und vor allem, ihn dazu bringen, all die Sprichworte genauer zu betrachten, die wir in unserem Alltagsgebrauch haben. Woher kommen sie? Und steckt dahinter vielleicht sogar wirklich solch eine abenteuerliche Geschichte?

 

 

 

Helga, oder mit der al Qaida nach SibirienRebecca Hohlbein – Helga, oder: Mit der Al Qaida nach Sibirien

Rebecca Hohlbein schreibt ihre Biografie. Nein, nicht so ganz, aber es liest sich doch recht glaubhaft, was ihr in ihrer Nachbarschaft, gerade mit der resoluten Gottkönigin der Reihenhaussiedlung, alles wiederfährt. Was genau da die Wahrheit ist und wie viel Fantasie (neben der Kreation von Helga) in das Buch geflossen ist, lässt sich gar nicht genau enttüddern, was das Buch aber umso interessanter macht, weil jede kleine Peinlichkeit, jedes Fettnäpfchen, aber auch jede merkwürdige Situation so glaubhaft wirkt, dass man sich schnell selbst in der Geschichte findet. In dieser chaotischen Welt, die aber dadurch umso liebenswürdiger wirkt.

 

 

Hilfe, Zombie-Party! (Ghostsitter, #3)Tommy Krappweis – Hilfe, Zombie-Party (Ghostsitter #3)

Kaum eine Aktion, ohne dass ich nicht einmal Tommy Krappweis erwähne. Ich muss mich dafür langsam wirklich entschuldigen. Dennoch können seine Bücher ja nichts dafür, wie sehr ich sie mag.

Im dritten Band der Ghostsitter-Reihe muss für Zombie Wombie eine Geburtstagsparty geschmissen werden, weil er sonst wieder zu einer normalen Leiche wird. Und so beginnt ein Rennen gegen die Zeit, um alle Zutaten für den Voodoo-Zauber zu besorgen – und den Zauberkundigsten unter ihnen wieder zu erhalten, der sich leider aufgrund eines Missgeschicks (zu viel Durst auf Hamsterblut) in ein Nagetier verwandelt hat und einige Tage braucht, bis er wieder er selbst wird.

Alleine schon für den Hamstervampir und den durch ihn entstandenen Vampirhamster ist das Buch schon unglaublich lustig, niedlich und durch und durch empfehlenswert.

 

Damit bin ich zumindest auf acht Bücher gekommen und hoffe, dass auch für euch etwas dabei war.

Haben wir Gemeinsamkeiten? Welche H-Bücher liebt ihr so sehr, dass sie euch einen Platz in einer Topliste wert sind?

Gemeinsam Lesen #10

 

Guten Morgen und willkommen. Dank der Schlunzenbücher lesen wir heute morgen wieder gemeinsam.

 

The Catcher in the Rye1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?
Nachdem ich gestern Shakespeares Sommernachtstraum (in einer furchtbaren Übersetzung) beendet habe, starte ich heute mit J. D. Salingers ‚The Catcher in the Rye‘. Und da die Amis gemein sind und wirklich nur den Fließtext mitzählen, bin ich so auf Seite 1.

2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?
If you really want to hear about it, the first thing you’ll probably want to know is where I was born, and what my lousy childhood was like, and how my parents were occupied and all before they had me, and all that David Copperfield kind of crap, but I don’t feel like going into it, if you want to know the truth.
 
3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden?
Das lag jetzt vermutlich seit dem Abitur meiner Schwester bei mir, was … so um die 15 Jahre sein dürften. Und in all der Zeit wusste ich, dass es da ist. Ich wusste, es ist ein Klassiker, und dass Klassiker eben solche sind, hat oft einen guten Grund. Die meisten, so schlecht sie auch sind, tragen zur Allgemeinbildung bei und man sollte möglichst alle mal lesen (auch wenn man dann ja zu nichts anderem mehr kommt). Aber dennoch hatte ich 15 Jahre lang nicht das geringste Bedürfnis, das Buch in die Hand zu nehmen. Eigentlich habe ich das auch jetzt nicht, aber in ein paar Tagen ist Ostern und meine Schwester da. Und zwecks SUB-Abbau und Platzschaffens im Regal will ich diese Altlast endlich loswerden.
 
4.  Nimmst du an Lesechallenges teil? Wenn ja, planst du dein Lesen danach oder guckst erst, nachdem du ein Buch gelesen hast, ob es irgendwie passt?
Lieblingsantwort meines Profs: Das kommt ganz darauf an.

Letztes Jahr habe ich es mit der Popsugar-Jahreschallenge probiert, was wohl international die bekannteste ist, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Da habe ich erst normal gelesen, aber als es dem Ende zuging und ich noch immer jede Menge Aufgaben unerfüllt hatte, habe ich mein Leseverhalten schon angepasst. Und ich bin dennoch gescheitert. In meinen 103 Büchern waren einfach nicht die Richtigen, um diese etwa 30 Aufgaben zu erfüllen.

Dann gibt es meine beiden Bucket List-Challenges, die Buchspringer und Rory Gilmore, für sie ich wohl ab und an ein Buch einfließen lasse. Aber ohne festes Enddatum kann ich mir die über die nächsten Jahrzehnte einteilen.
Und schlussendlich sind dann da die reinen Massenchallenges, allen voran Goodreads. Würde ich am Ende des Jahres da noch hinterher hinken, würde ich wohl bewusst auf kürzere Bücher zurückgreifen. Aber da die Langen mich eh immer ein wenig abschrecken, und ich selten etwas über 250 Seiten wirklich mit Genuss lesen kann, würde das keine große Änderung bedeuten.
Ich weiß nur, dass ich nie wieder eine Challenge annehme, nur, weil sie bekannt ist. Popsugar ist gut gemacht, das schon. Sie richtet sich aber eher an Amerikaner, habe ich das Gefühl. New York Times Bestseller? Muss man erst mal lange googlen, was einem da gefällt. Oprahs Buch Club? Von dessen Existenz wusste ich vorher nichts. Aber wirklich störend waren für mich die Diversity-Teile der Challenge. Nicht, weil ich etwas gegen Diversity habe. Sondern, weil ich jedes meiner Bücher erst einmal lesen müsste, um zu wissen, ob etwas in der Richtung homosexueller Char, schwarzer Char, Asiate, … darin vorkommt. Ich kaufe meine Bücher nicht danach und informier mich auch nicht groß darüber. Und da das zu viel Rechercheaufwand bedeutet – oder zu viel Geld, weil man dann noch mal neue Bücher dafür kaufen muss -, möchte ich es nicht noch einmal probieren.
Und welches Buch lest ihr gerade?

[Kurzrezension] Allan Asherman – The Making Of Star Trek II

Allan Asherman geht in seinem Making Of zum Zorn des Khan von 1982 sehr genau auf die Prozesse vor, während, aber auch partiell nach der Produktion ein.

Während nicht allzu spannend ist, welche Effektfirmen wie lange vorstellig waren, um dann einen Kostenvoranschlag zu erstellen, sind gerade die verschiedenen Ideen, die zur Storyline geführt haben, aber auch winzige Regieentscheidungen, gerade im Zusammenhang mit Spocks Tod, interessant und hintergründig dargestellt.

Etwas mehr Liebe wäre bei der Vorstellung der Enterprise-Crew abseits des Triumvirats schön gewesen. Hier klingen die kurzen Beschreibungen eher wie billige Werbetexte und Interviews wurden nur mit den ‚Stars‘ – mit Ausnahme Shatners – sowie Produzent und Regisseur geführt. Hier wäre noch etwas mehr Liebe zum Detail schön gewesen. Alles in allem aber, auch mit den Behind the Scenes-Fotos und den ersten Zeichnungen für de Effekte, eine schöne und kurzweilige Lektüre für Trekkies.

 

Montagsfrage #14

 

Auch heute geht die Woche wieder mit einer Frage vom Buchfresserchen los. Heute:

Welches Buch hast du zuletzt deiner Wunschliste hinzugefügt und wie bist du darauf aufmerksam geworden?

Um ehrlich zu sein, führe ich keine so strenge Wunschliste, wie andere das tun. Ich hab sie zwar in den vergangenen Wochen auch zum Teil meines Blogs gemacht, aber als vollständig kann man sie kaum bezeichnen. Immer wieder sehe ich irgendwo Bücher, bei denen ich denke, dass ich sie haben will. Und weil ich gerade nur am Handy online bin, bin ich zu faul, sofort den Blog zu stürmen und meine Wunschliste zu aktualisieren. Ich denke mir, dass ich das ja so schnell nicht vergessen werde. Und dann tu ich es doch.

Oder es ist, wie mit meinem tatsächlich neuesten ‚Will haben‘-Buch. Bei Ghostsitter Band 4 weiß ich genau, dass ich es rund um den Erscheinungstag eh kaufen werde und mich da nicht einmal ein bestehendes Kaufverbot aufhalten könnte – was ich zum Glück gerade eh hinter mir gelassen habe.

BildergebnisAber wenn ich es eh selbst kaufen will und das unter keinen Umständen vergessen werde, warum dann auf die Liste schreiben, ist sie doch eher eine Schenkanleitung für meine Familie für Geburtstag und Weihnachten, sowie ein Gesuch für Blogger, die das jeweilige Buch vielleicht gebraucht loswerden wollen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Das letzte Buch, bei dem ich dachte „Das muss ich haben“, war
Ghostsitter, worauf ich deshalb gestoßen bin, weil neulich die Frage war, auf welche Neuerscheinung man sich noch freut. Ich hab keinen Überblick über Neuerscheinungen und lese im Schnitt eher Altes, also hab ich etwas recherchiert und festgestellt, dass eine meiner Lieblingsreihen schon nächsten Monat weitergeht.

Das letzte, das ich tatsächlich auf die Wunschliste (damals noch als Facebooknotiz) geschrieben habe, weiß ich hingegen leider nicht mehr. Das war ein ganzer Schwung nach dem Leserpreis von Lovelybooks, unter anderem „Spock und Ich“ von William Shatner.

 

Und was ist euer neuestes Wunschbuch?

Bookcrossing – Eigene Erfahrungen

 

Willkommen zum dritten und letzten Teil meiner Bookcrossing-Serie. Heute beschreibe ich meine eigenen Erfahrungen mit dem Phänomen des Bookcrossings.

 

Ich als Bookcrosser

Ich bin mittlerweile knapp 7 Jahre Mitglied auf der Seite und weiß nicht mehr ganz genau, wie ich damals dazu gekommen bin. Aber in den Jahren habe ich lediglich 37 Bücher ins Bücherregal gesetzt – bis auf zwei alle freigelassen – und 10 fremde Bücher gefunden – die drei von meiner Mutter, die hier noch liegen, nicht mit eingerechnet.

Dabei habe ich mittlerweile eine Veränderung bei mir selbst bemerkt. Ich setze schon lange nicht mehr jedes Buch auch als Bookcrossing-Buch aus, sondern vielleicht noch jedes zehnte, wenn überhaupt. Denn ich hab über die Jahre so viele unattraktive Bücher gesehen. Versifft oder einfach so sehr Special Interest, dass nur ein Bruchteil der Leser Interesse daran haben könnte. Und wenn man selbst merkt, dass man so gar kein Interesse an freigelassenen Büchern hat, beginnt man selbst zu hinterfragen, welche Bücher man aussetzt. Sind sie attraktiv genug und noch in einem akzeptablen Zustand? Wenn die Antwort nein ist, dann stelle ich sie vielleicht einfach so in ein offenes Bücherregal, aber mehr auch nicht. Denn bei ihnen gäbe es eh eine viel zu geringe …

 

Rücklaufquote

Wenn man Bücher freilässt, hofft man, wieder etwas von ihnen zu hören, zumindest als Bookcrosser. Man hört von Büchern, die um die Welt reisen, die Leute begeistern und die Leser einander näher bringen. Oder Freundschaften, die dadurch entstanden ist, dass der Eine ein Buch des Anderen gefunden hat. Das will man auch.

Die Realität sieht deutlich anders aus. Dabei gibt es natürlich Unterschiede zwischen den Freilass-Arten. Ich habe mal einen Buchring mit einem Werk von Loriot gemacht, das ich doppelt hatte. Also ich habe es dem Ersten in der Reihe geschickt, der hat es an den zweiten weitergereicht, und so weiter. Das hat eine Zeit lang gut geklappt, bis man plötzlich vom Buch nichts mehr hörte.

Aber in ‚freier Wildbahn‘ ausgesetzte Bücher bleiben oft auf ewig verschwunden. Zuletzt habe ich im November 2016 zwei fast neuwertige Bücher ausgesetzt, beide Bestseller. Sie waren innerhalb einer Woche aus dem offenen Bücherregal verschwunden, aber bis heute hat sie niemand ‚gefunden‘.

Andere haben mal einen Eintrag bekommen. Ein ‚Ich werde es lesen‘ hier, ein ‚Wie gut, wir hatten unsere Reiselektüre vergessen‘ da, dann aber nie wieder etwas. Eines meiner Bücher, das ich in London ausgesetzt habe, hat es zumindest nach Italien geschafft, aber auch dort verliert sich dann die Spur. Die große Freundschaft ist da bisher nicht bei rumgekommen. Dennoch freue ich mich noch heute über jeden Eintrag. Ich muss aber auch zugeben, dass ich jetzt sehr viel zögerlicher damit bin, Bücher so auszusetzen. Man ist doch enttäuscht, wenn man nichts mehr davon hört und wenn man sie ohne Registrierung ins Regal stellt, kann man wenigstens nicht enttäuscht werden.

Gleichzeitig habe ich aber auch ein paar Bücher quasi demonstrativ freigelassen. Die von Autoren, die ich unterstützen wollte – nur der erste Band einer Reihe, damit Band 2 und 3 gekauft werden müssen, bei Gefallen.

 

Die Community

Bookcrossing hat ein ziemlich großes, wenn auch unübersichtliches Forum. Als Frischling habe ich mich dort mal rein gewagt und musste schnell die selben Erfahrungen machen, wie in anderen Hobbies auch: Alte Hasen, die schon alles wissen, wollen oft Anfängern nicht helfen, sondern pöbeln sie nur an, sie sollen nicht dumm fragen, sondern lieber selbst recherchieren. Und wenn man Gedankenexperimente wagt, wie man ein Hobby vielleicht noch etwas verbessern kann, sind sie tödlich beleidigt und jagen einen mit Beleidigungen aus dem Forum.

Selbes habe ich beim Geocachingforum mitgemacht, aber auch bei Wasliestdu.de, weshalb ich Communities gegenüber mittlerweile sehr skeptisch eingestellt bin. Aber das sind nur die lautesten Schreier, die ihr Revier von Neulingen angegriffen sehen. Es gibt sicherlich auch die schweigende Masse normaler, sympathischer Leute. Und die Engel, die einem die Hoffnung wieder geben. In meinem Fall war das eine sehr liebe Person, die ich vorher nicht kannte. Sie hat einen großen Stapel Romane zur Fernsehserie ‚Raumpatrouille‘ selbst über Bookcrossing bekommen und gesehen, dass eines der Bücher auf meiner Wunschliste stand. Eine PN und schon trudelten bei mir nach und nach – so schnell ihr Mann sie gelesen hat – all die Romane ein und werden jetzt von mir nach und nach gelesen und wieder freigelassen. Diese liebe Dame hat mir bezüglich Bookcrossing den Glauben wieder gegeben, dass dort auch nette Menschen aktiv teilnehmen und sich in der Gemeinschaft umschauen. Danke dafür. Und natürlich auch für die Bücher.

 

So, und jetzt seid ihr dran. Welche Erfahrungen habt ihr als Bookcrosser gemacht? Hattet ihr außergewöhnliche Begegnungen? Erstaunlich viele oder positive Rückmeldungen zu euren Büchern?

Bookcrossing – Was sagt die Wissenschaft?

 

Tag zwei meiner kleinen Bookcrossing-Serie. Heute wird es vermutlich für einige von euch langweilig, aber ich finde Fachartikel immer interessant.

 

Was sagt die Wissenschaft zu Bookcrossing?

In Deutschland gibt es leider aktuell sehr wenige Studien, die sich überhaupt mit Leseverhalten beschäftigen. Besondere Phänomene wie offene Bücherregale und auch Bookcrossing sind wiederum noch seltener Gegenstand der Forschung.

So gibt es zwar zwei deutschsprachige Arbeiten, die aber beide nicht offen einsehbar sind, ohne viel Geld dafür zu bezahlen. Diese sind allerdings auch nur Kursarbeiten, also nicht von einer Zeitschriftenredaktion hinsichtlich ihrer Qualität ausgesucht worden.

Einziger Fachartikel, der sich tiefergehend damit beschäftigt und dabei in einer Zeitschrift veröffentlicht wurde, ist ein italienischer Beitrag von Dalli und Corciolani.

(Dalli, Daniele; Corciolani, Matteo (2008): Releasing books into the wild: Com-munal gift-giving at Bookcrossing.com. Online verfügbar unter: https://www.researchgate.net/publication/228216907_Releasing_Books_into_the_Wild_Communal_Gift-Giving_at_Bookcrossingcom. Zuletzt eingesehen am 20. Oktober 2016.)

Sie haben sich vor allem mit den Nutzertypen beschäftigt.

 

Welche Nutzertypen gibt es denn?

Zunächst einmal stellten sie als großen Beweggrund heraus, dass man mit den Büchern Leute erreichen wollte, die normalerweise nicht, oder zumindest nicht das entsprechende Buch lesen würden. Darüber hinaus sahen sie aber auch eine kleine Gegenbewegung zum Kapitalismus. So würden sich die Nutzer vom Markt zu emanzipieren suchen. Weitere Beweggründe seien reiner Altruismus, also, dass man etwas geben wolle, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, aber auch der kulturelle Austausch, wenn Bücher zum Beispiel in andere Länder weiterreisen.

Insgesamt gibt es aber fünf ‚Idealtypen‘ von Nutzern, die sie herausgestellt haben:

 

Der Purist ist am gesellschaftlichen Wandel interessiert und möchte eine Alternative zum Buchmarkt bilden.

Der romantische Individualist sieht in Bookcrossing eher eine Selbsterfüllung. Er gibt, aber eher, weil er dadurch selbst ein gutes Gefühl gewinnt.

Friend Seekers machen vor allem deshalb mit, weil sie sich soziale Kontakte über Bookcrossing erhoffen, während Competitive Players quasi das Gegenteil sind. Sie lieben es, besonders viele Bücher freizulassen, besonders viele Beiträge zum Journal ihrer Bücher zu gewinnen, … Sie möchten gern die Besten sein.

Und zum Schluss gibt es die Free Riders, die quasi andere ausnutzen. Sie erbitten Bücher, bieten aber nicht an, Porto dafür zu zahlen. Sie nehmen Bücher mit, setzen aber keine aus. Und das, obwohl sie finanziell durchaus die Möglichkeit dazu hätten.

 

Ich selbst würde mich als fast alles davon einordnen. Ein Free Rider bin ich nicht. Ich glaube, ich habe mehr ausgesetzt, als mitgenommen, und setze auch mitgenommene Bücher wieder aus. Und ich biete an, Porto zu zahlen, wenn mir Leute Bücher schicken, bzw. habe selbst bei meinem einst gestarteten Buchring das Porto bezahlt. Aber ich mag Statistiken (auch wenn meine bei Bookcrossing etwas einschläft), würde mich immer freuen, neue Freunde durch etwas zu finden, mag das gute Gefühl, finde aber auch den Wandel hin zum Teilen schön.

Seid ihr auch Bookcrosser? Wo zwischen den fünf Typen würdet ihr euch einordnen?

 

Bookcrossing – Was ist das?

Wie ich schon angekündigt hatte, würde ich mich gerne auch abseits von Rezensionen und Blogaktionen in meinen Beiträgen mit Büchern beschäftigen und daher möchte ich euch jetzt eine Möglichkeit genauer vorstellen, wie diejenigen von euch, die wenig Geld haben, günstig an neue Bücher kommen können, und diejenigen, deren Bücherregale überlaufen, sich von alten Büchern trennen können, ohne diese wegschmeißen zu müssen. Ich widme mich heute dem Bookcrossing.

Da der Beitrag allerdings ein wenig ausgeartet ist, gibt es ihn in drei Teilen, die anderen beiden morgen und übermorgen.

Heute widme ich mich dem Allgemeinen. Was ist Bookcrossing, wie kann ich mitmachen.
Morgen folgt der aktuelle, wissenschaftliche Forschungsstand – weil ich ihn eh schon dank meiner Masterarbeit habe und ich selbst ein Studien-Nerd bin. Vielleicht ihr ja auch?
Und am Sonntag schreibe ich dann über meine persönlichen Erfahrungen damit. Wer sich mir anschließen möchte, kann das gern tun. Es besteht kein Zwang, mein Logo zu verwenden (ich weiß, es ist mal eben hingeklatscht, aber ich wollte keine fremden Stockfotos verwenden) oder mich zu verlinken. Aber wenn ihr einen Beitrag schreibt, postet mir doch euren Link in die Kommentare, damit ich eure Erfahrungen lesen kann. Ich fände es interessant.

 

Was genau ist Bookcrossing? 

Bookcrossing ist gar nicht so leicht zu definieren. Ist es eine Aktion? Ein soziales Netzwerk? Eine Initiative? Oder doch ein Unternehmen? Selbst definiert es sich wie folgt:

„Es ist die Bibliothek für die ganze Welt. Es ist eine schlaue Seite mit sozialem Netzwerk. Die Seite feiert die Literatur und ist ein Platz, an dem Bücher ein neues Leben finden. BookCrossing gibt einem Buch eine unverwechselbare Identität, so dass es verfolgt werden kann, während es von Leser zu Leser weitergegeben wird und somit seine Leser miteinander verbindet.“ (Quelle: Über Bookcrossing)

Die Idee dahinter ist, dass man als Nutzer ein Buch registriert. Dabei erhält es eine eigene, unverwechselbare Nummer, die es mit keinem anderen Buch der Welt teilt. Diese schreibt man ins Buch hinein, mit einem kleinen Infotext.
Ist das Buch entsprechend vorbereitet und vielleicht mit Aufklebern auf dem Umschlag auch als Bookcrossingbuch gekennzeichnet, kann man sich daran machen, es freizulassen. Das kann in offenen Bücherregalen, Arztpraxen, Bussen oder Cafés passieren. Überall, wo ihr hofft, dass es gefunden wird. Vielleicht besser nicht in Buchhandlungen, das könnte man übel nehmen, aber ansonsten sind der Fantasie bezüglich der Orte keine Grenzen gesetzt. Darüber hinaus gibt es noch offizielle Bookcrossingzonen, Orte, die sich damit einverstanden erklärt haben, dass bei ihnen regelmäßig Bücher ausgesetzt und mitgenommen werden. Oft sind das Cafés.

Hat man das Buch freigelassen, erstellt man online die Freilass-Informationen dazu. Ungefährer Ort, ungefähre Zeit, damit Leute gezielt auf die Jagd danach gehen können, wenn es sie interessiert. Aber nicht nur Mitglieder können Bookcrossing nutzen. Auch andere können Bücher finden, lesen und mit der angegebenen Nummer anonym und ohne Registrierung schreiben, wohin der Weg des Buches nun führt und wie der neue Leser es findet. Ob er es seinerseits weiterreichen will.

Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, über die Foren Bücher gezielt anzufragen oder anzubieten. Der Vorteil hierbei ist, dass an weiß, wo das Buch landet. Dass jemand es wirklich bei sich aufnimmt und liest. So können sich auch Buchringe bilden, so dass das Buch von Nutzer zu Nutzer weitergegeben wird.

 

Wie kann ich da mitmachen?

Der simpelste Schritt ist es, sich zu registrieren. Keiner zwingt euch, Bücher freizulassen. Aber registrierte Nutzer können schauen, welche Bücher in den letzten Tagen wo im Umlauf gebracht wurden.

Aber wer nur Bücher lesen möchte, muss sich nicht einmal registrieren. Es gibt Orte, wo oft genug Bookcrossingbücher auftauchen, die man mitnehmen und lesen kann. In meiner Region ist das ein offenes Bücherregal im Foyer von Ikea, eine offizielle Bookcrossingzone und eine Arztpraxis mit längeren Wartezeiten, die irgendwann nachgegeben und einen Bücherkorb aufgestellt hat, wo alle Bücher tauschen können.  Wenn man etwas die Augen offen hält, kann man solche Orte auch ohne Registrierung erkennen und ab und an dort ‚wildern‘.

 

Kostet das was?

Ja und nein. Wie bei jedem Hobby kann man hier viel Geld lassen. Muss man aber nicht. So muss man sich keine Premiummitgliedschaft kaufen. Den Nutzen – abgesehen vom Sponsoring der Seite – habe ich selbst nie begriffen. Und auch die Aufkleber für Bücher kann man deutlich günstiger selbst machen. Denkt euch selbst einen schönen Infotext aus oder übernehmt den der Seite und druckt ihn einfach selbst aus. Das kostet Druckertinte, Papier und Kleber, aber all das hat man meist eh im Haus. Und die Aufkleber draußen? Es gibt die kleinen Klebeetiketten, die man für Briefe, Marmeladengläser und Co. nutzt. Die nehmen wir. Das Beitragsbild ist ein – bearbeitetes – Foto vom Aufkleber meiner Mutter. (Ich schäme mich, ich hab noch 2-3 ihrer Bücher ungelesen bei mir.)

Man kann die Kosten also auf ein sehr überschaubares Maß reduzieren. Je nachdem, wie viel Bücher man aussetzt, sind es so vielleicht 4-5 Euro im Jahr.

Und wenn man nur Bücher mitnimmt, aber nicht eigene aussetzt, kostet es gar nichts.

 

 

Welche Vorteile habe ich davon?

Bücher? Man kommt so einerseits ab und an an Bücher, die bei einem auf der Wunschliste stehen, andererseits bietet es eine Gelegenheit, die eigenen Regale mal auszudünnen und Platz für neue Bücher zu schaffen, ohne, dass man ihnen zu sehr hinterher trauern muss.

Aber der wichtigste Vorteil an Bookcrossing ist, dass man ab und an von seinen alten Büchern noch einmal etwas hört. Wohin sie gereist sind, wie sie Leuten gefallen haben. Wenn man Bücher normal in offene Regale stellt, hat man die Gelegenheit nicht. Wer weiß, vielleicht macht euer Buch ja eine Weltreise?

 

Wenn ich ein Buch finde, muss ich einen Eintrag online machen?

Müssen muss man nicht. Aber als Nutzer würde ich euch schon darum bitten. Wenn ihr das Buch wieder freilasst, und einfach nichts dazu sagen wollt, ist das nicht weiter dramatisch. Wenn das Buch aber auf ewig in eurem Regal einzieht, ist es für den Vorbesitzer schon schön, zu erfahren, dass das Buch ’noch lebt‘ und nicht unter die Räder gekommen ist.

Follow Friday 7. April 2017

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Und so starten wir mit der Aktion von FiktiveWelten ins Wochenende. Heute lautet die Frage:

Bist du bei jedem Buch-Hype dabei?

Ganz klar, nein. Ich HASSE Buch-Hypes. Wirklich großer, flammender Hass. Warum? Weil Menschen sich in Hypes oft in sabbernde Zombies verwandeln, die ihr eigenes Gehirn gegessen haben. Gut, ganz so radikal vielleicht nicht, aber so kommt es mir vor.

Aber beginnen wir von Anfang an. Ich gehöre zu den Leuten, die Hypes nicht mögen. Wenn ich ein Buch vor Beginn der Massenhysterie kennen lerne und mag, dann bleibe ich bei der Reihe. So ging es mir mit Harry Potter. Der Hype ging im Jahr 2000 los, ich habe aber schon 1999 mit Band 2 angefangen – Band 1 war in unserer kleinen Gemeindebibliothek gerade ausgeliehen. Damals galt es noch als Geheimtipp. Und obwohl ich einmal auch um Mitternacht vor dem Buchladen stand – für Band 4, glaube ich -, war der Hype mir dann doch irgendwie suspekt. Einfach, weil selbsternannte Hardcorefans dann die Reihe überhöht haben und jede, noch so argumentativ dargelegte Kritik als Beleidigung ihrer selbst auffassten und mit Hass reagierten. Und heute zerfleischen sie (wir?) sich immer noch über Fragen nach Snape (gut, böse, beides?), James Potter (liebevoller Ehemann, Schultyrann, beides?), ohne dabei sachlich zu bleiben und die Meinung der anderen zumindest anzuhören. Dabei ist der schönste Teil des Fan-Daseins doch, Plotholes, Logikfehler und Metatheorie mit anderen zu diskutieren. Finde ich jedenfalls.

Und seit damals stehe ich Hypes sehr skeptisch gegenüber. Weil sie immer mit einer Form von Hass einhergehen und mangelnder Kritikfähigkeit. So zum Beispiel bei Twilight. Plötzlich gab es Leute, die gleich beleidigt waren, als man ihnen darlegte, dass klassische Vampire in der Sonne sterben und mangels Blutdruck gar keinen Sex haben können. Dass man nur meinte, dass die Definition eines Vampirs hier falsch genutzt wurde und eigentlich eine andere Spezies dahinter stecken muss, legten sie gleich als Beleidigung des Buches an sich aus und wurden ihrerseits beleidigend und so hat es sich so hochgeschaukelt, dass in vielen Kreisen der Begriff ‚Twilight-Fan‘ immer noch ähnlich schlecht belegt ist, wie Tokio-Hotel-Fan. Ich hab auch so gedacht, muss ich zugeben. Und ich mag Twilight und die Hardcore-Fans immer noch nicht, aber dieses allgemeine Urteil über alle Leser hab ich mir wieder abgewöhnt. Idioten gibt es überall, sicher auch bei meinen kleinen Buchperlen, die sonst kaum jemand kennt.

Aber diese Leute sind es eben, die Hypes eher schlecht aussehen lassen. Sie schreien am lautesten und ich muss sagen, sie verderben mir auch jede Lust, das gehypte Buch jemals zu lesen. In Twilight habe ich noch nicht reingeschaut.

Gut, in 50 Shades werde ich auch nie reinlesen. Entschuldigung, aber das ist noch einmal ein ganz anderes Thema. Mir reichte die Aufstellung der über 100 fragwürdigen bis kriminellen Szenen aus Band 1. Vergewaltigung als Romanze zu verkaufen (und ja, das Safe-Word zu ignorieren ist rechtlich gesehen eine Vergewaltigung), finde ich einfach in unserer emanzipierten Zeit kontraproduktiv. Frauen, die sich einen Mann wie Grey wünschen, haben ein sehr fragwürdiges Frauenbild und gehören meines Erachtens nach vermutlich sogar in eine Therapie. Das grenzt schon an eine Form von Autoaggression.

Deshalb glaube ich auch, dass Hypes in Wirklichkeit dem Buch schaden und bin froh, dass meine sonstigen Buchlieben eher schleichend verbreitet werden, oder einfach groß und bekannt sind, ohne dass das groß zelebriert wird, wie beispielsweise bei der Scheibenwelt von Pratchett.

Dennoch ist es ein zweischneidiges Schwert. Ich wünsche meinen Lieblingsautoren ja Erfolg und ein Hype geht mit hohen Verkaufszahlen und viel Öffentlichkeit einher. Für sie wäre das vermutlich gut. Aber ich selbst? Ich wünsche mir, nie wieder Teil einer Masse zu sein, die irgendwie in einen Hype einfließt. Es ist ein furchtbares Gefühl, mit denen über einen Kamm geschert zu werden, die jegliche Denkfähigkeit ausschalten, sobald sie ein Buch mögen. Das möchte ich nie wieder erleben.

Andreas Izquierdo – Das Glücksbüro

Bildergebnis für das glücksbüro

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: 2013
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • ISBN: (Meines ist eine Vorzugsausgabe für Mitglieder des damaligen ‚Club Bertelsmann‘ ohne angegebene Nummer, die ISBN der normalen Ausgabe lautet: 978-3832162252 )
  • Hardcover  269 Seiten
  • Sprache: Deutsch

 

Klappentext: 

Formulare sind seine Welt. Vordrucke, Dienstvorschriften – wie wunderbar. Stempel drauf! Erledigt von Albert Glück. Sachbearbeiter im Amt für Verwaltungsangelegenheiten. Doch Albert arbeitet nicht nur im Amt, er wohnt auch dort. Von allen unbemerkt, seit über dreißig Jahren. Bis sich eines Tages alles ändert: Ein Antrag landet auf seinem Schreibtisch, den es gar nicht geben dürfte, denn er beantragt – nichts. Um herauszufinden, was dahintersteckt, muss Albert sein geliebtes Amt verlassen. So trifft er auf Anna: Künstlerin Chaotin. Ein Wunder der Unordnung. Und ehe er sichs versieht, steht seine Welt Kopf…

Inhalt: 

Albert Glück ist so ziemlich das Klischee eines Beamten. Nun, nicht das Klischee des Witzes „Was hast du denn gegen Beamte, die tun doch nichts“. Nein, er ist der in Formulare und Stempel verliebte Typ, der nur für seinen Papierkrieg lebt und von dem man das Gefühl hat, dass er im Amt leben müsste. Albert tut das auch. Er ist der unauffällige Typ, der nicht zur Masse gehört, sie von außen beobachtet und die Magie in ihren kleinen Ritualen genießt.

Albert ist zufrieden mit seinem Leben, er ist Stempelmann, derjenige, der in über 30 Jahren nie eine Überstunde gemacht hat. Und seit neuestem rächt er kleine Verfehlungen besonders vorwitziger Kollegen. Doch eines Tages landet ein Antrag auf seinem Schreibtisch, der alles durcheinander bringt. Kein bekanntes Formular. Und schlimmer noch, er kann nicht herausfinden, was genau beantragt wird.

Sein Chef trägt ihm auf, bei der Antragstellerin vorstellig zu werden, um herauszufinden, was sie möchte, doch die weist ihn zunächst ab. Sie stecke nicht dahinter, sagt Anna, als er vor ihr steht. Erst, als Albert sie um Hilfe bittet, der Antrag würde ihn verfolgen, lässt sie sich erweichen und füllt in den ihr tatsächlich fremden Antrag einen Antragsgrund ein. Sie will Glück. Als sie erfährt, dass Albert mit Nachnamen Glück heißt, ist sie begeistert und er wird ihren Einfluss auf sein Leben nicht mehr los, so sehr er es auch versucht. Doch irgendwann stellt er fest, dass das vielleicht gar nicht so schlecht ist. Dass er ihr persönliches Glück sein könnte und umgekehrt. Vielleicht sollte jeder ein kleines bisschen Glück beantragen können?

 

Charaktere: 

Albert ist so der typische Graue-Maus-Charakter aus Liebesgeschichten. Er lebt ein langweiliges Leben und ist damit zufrieden, doch dann etwas über ihn hinein, stellt sein Leben auf den Kopf und er ist nach und nach ganz zufrieden damit. Hat man schon dutzendfach gelesen. Und leider ist es auch hier wieder so, dass man nur eines von beidem haben kann. Ein glückliches oder ein ruhiges und geordnetes Leben. Wiederum ein altbekanntes Klischee aus Romanzen, dass die graue Maus sich ändern muss.

Anna hingegen wird gar nicht groß beschrieben. Sie ist Chaos, das wird gesagt. Und sie scheint kreativ, ein wenig gegen Regeln kämpfend, aber hilfsbereit zu sein. Ansonsten bleibt sie aber relativ schlecht greifbar, weil sie wenig und nur aus Alberts überhöhender Sicht auf sie dargestellt wird.

 

Fazit: 

Obwohl die Grundgeschichte in dutzenden Varianten schon gelesen wurde, und kleinere Schwächen in Charakterisierungen, aber auch Spannungsbogen vorhanden sind, hat das Glücksbüro doch einen Zauber, der einen fesselt, wenn man mal über die etwas drögen ersten sechzig Seiten hinweg gekommen ist. Und obwohl ich persönlich traurig war, dass wieder einmal das Leben auf den Kopf gestellt werden musste, um ein paar kostbare Momente des Glücks für den Protagonisten zu ermöglichen, hat mich die Geschichte doch am Ende bezaubert. Nur die angedeutete politische Botschaft darin hätte vielleicht nicht ganz so deutlich sein müssen.