[Kurzrezension] Trevor Baxendale – Wishing Well (Doctor Who)

Doctor Who: Wishing Well

Science Fiction | 256 Seiten | Taschenbuch | BBC Books | Englisch

Eigentlich wollten sie nur einen kurzen Stop machen. Tee, und Kekse mit Sahne irgendwo auf dem Land, mehr sollte es nicht sein. Doch wie das Leben mit dem Doctor so ist, finden sich der Time Lord und Martha an einem alten Wunschbrunnen wieder, in dem angeblich ein Schatz vergraben liegt. Als dann aber Leute auf mysteriöse Weise sterben, beschließt der Doctor, auf eigene Hand zu untersuchen, was wirklich im Brunnen vor sich geht.

Aufgebaut wie eine der Serienfolgen gibt es hier eine gute Mischung aus Witz und Spannung, Lokalkolorit und schrägen Charakteren, die bis zum Ende keine Langeweile aufkommen lassen.
Bisher der gelungenste Doctor Who-Roman, den ich je gelesen habe.

[Kurzrezension] J. M. Dillard – Star Trek V: Am Rande des Universums

Star Trek V: Am Rande des Universums

Hierauf hatte ich mich wirklich gefreut, denn die bisherigen Star Trek-Filmadaptionen waren wirklich gut gewesen – vom ersten Film einmal abgesehen, und da lag es ausschließlich daran, dass die deutsche Übersetzung einige Kernsätze einfach komplett gestrichen hat, die in der englischen Fassung vorkamen. (Siehe T’hy’la, eine Andeutung, dass Spock mehr für Kirk empunden haben könnte, als simple Freundschaft.)

Leider hat mich dieser Roman ein wenig enttäuscht. Hier fehlen Schlüsselsätze zwar nicht komplett, aber dafür werden hier Szenen anders dargestellt, als später im Film. Kleine Details sind entweder völlig anders oder gleich herausgelassen worden. Ob das an der Autorin oder der Übersetzung liegt, vermag ich diesmal allerdings nicht zu sagen.

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[Hörbuch] Cassandra Clare, Holly Black – Der Weg ins Labyrinth (Magisterium #1)

Der Weg ins Labyrinth (Magisterium, #1)

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: 14. November 2014
  • Verlag: Lübbe Audio
  • ISBN: 9783785750209
  • Hörbuch  7 Stunden 13 Minuten
  • Sprache: Deutsch

 

 

Inhalt: 

Der junge Cal Hunt wurde von seinem Vater dazu erzogen, Magiern zu misstrauen, sie zu hassen. Und das, obwohl sein Vater selbst einst die Schule der Magie besucht hatte, ebenso wie seine Mutter, die in einer Magierschlacht starb.

Als Cal nun gezwungen ist, an der Aufnahmeprüfung des Magisteriums, der selben Schule, teilzunehmen, versucht er, seine Ergebnisse zu sabotieren und schneidet als schlechtester Schüler ab. Und doch erwählt einer der Lehrmeister ihn zu seinem Schüler, so sehr sein Vater auch dagegen ankämpft.

Nach und nach findet sich Cal in der Schule zurecht, findet Freunde und hört auf, seinen Rauswurf provozieren zu wollen. Doch etwas ist merkwürdig. Ständig werden sie von Monstern angegriffen und plötzlich wird auch noch sein bester Freund entführt. So tritt er den Weg zur Rettung an, aber auch den Weg, um zu erfahren, warum sein Vater ihn nicht zum Magier hatte ausbilden lassen wollen.

 

Aufbau:

Beim Aufbau des Hörbuchs fand ich es störend, dass die Zwischenmusik stark an Harry Potter erinnerte. So sehr, dass ich mir nicht sicher bin, dass sie nicht schon als geklaut gilt. Dadurch, dass Magisterium von allen Seiten als düsterere Version von Harry Potter gilt, erscheint die Melodie noch manipulativer, als würde man alles daran setzen, auf dem Potterverse aufzubauen und sich dadurch mehr in die Herzen der Fans schleichen zu wollen.

Für den zugrunde liegenden Roman trifft das zwar nicht zu, aber die Hörbuchversion erscheint damit ein wenig berechnend hergestellt.

 

Charaktere: 

Auffällig ist hier, wie auch bei Harry Potter, dass sich ein Trio herausbildet. Der Außenseiter, der etwas Besonderes ist, die Streberin und der Dritte im Bunde. Hier ist allerdings auch der Dritte auf seine Art einzigartig und für die gesamte Welt wichtig – ohne zu viel verraten zu wollen.

Und auch hier baut man auf das Jugendbuchklischee auf, dass die Helden alles alleine machen und nie den Rat der Erwachsenen suchen. Dass sie lieber in ihren eigenen Tod rennen oder gar die Welt einer Gefahr aussetzen, als mit ihrem Vertrauten, ihrem eigenen Lehrer zu sprechen. Dieses typische Klischee jugendlicher Dummheit wird hier leider voll und ganz ausgenutzt und regelrecht zelebriert.

 

Fazit: 

Zunächst verstand ich den Vergleich mit Harry Potter, von dem ich vorher schon hörte, nicht. Magisterium erschien mir eher wie ein billiger Abklatsch von Cassandra Clares Chroniken der Unterwelt. Jemand, der ein Heer von Monstern nutzen will, dann ein junger Held, dessen alleinerziehendes Elternteil ihn von seiner wahren Herkunft abschirmen wollte, und schließlich die Ankündigung, dass das Nutzen der Fähigkeiten ohne vorheriges Training gefährlich sein kann. Dazu die mit Namen bedachten Waffen. Vor kurzem habe ich Band 2 der Chroniken der Unterwelt gehört und genau das kam auch dort vor. Doch nach den ersten Kapiteln setzte sich doch eher die Ähnlichkeit zu Harry Potter durch.

Hier, wie auch bei Harry Potter, ist die magische Welt spannend aufgebaut. Man möchte wissen, was weiter passiert. Aber genau wie bei Harry Potter werden einem keine Hauptcharaktere an die Hand gegeben, die man mögen könnte. Im Gegenteil, Cal ist in seinem Egoismus, all seine Probleme ohne Hilfe Erwachsener lösen zu wollen, nur noch sturer und damit unsympathischer als Harry.

Und so weiß ich nicht genau, ob ich die weiteren Bände lesen oder hören werde. Ich würde gerne wissen, wie es mit der Welt weiter geht, aber die Charaktere haben mich zutiefst enttäuscht und die Lehrer tauchen hier nur als Randfiguren auf, so dass man selbst in gut ausgebauten Nebencharakteren keinen ‚Trost‘ finden kann, wie es in JK Rowlings Werk noch möglich war.

So hat das Buch leider viel Potenzial verschenkt. Diese Charaktereigenschaften mögen für die beschriebene Geschichte nötig sein, machen sie aber in meinen Augen … nervig. Schade. So ist es am Ende eine fast schon gestohlen wirkende Kombination früherer Bestseller, die einem wenig gibt, woran man sich festhalten könnte.

Jean Lorrah – Die UMUK-Seuche

Die UMUK-Seuche by Jean Lorrah

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: 1992
  • Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
  • ISBN: 3-543-06194-2
  • Taschenbuch 304 Seiten
  • Sprache: Deutsch

 

Klappentext: 

UMUK – Unendliche Mannigfaltigkeit in Unendlicher Kombination. Dieses Prinzip bildet das Fundament der vulkanischen Philosophie, die Basis für die friedliche Koexistenz verschiedener Spezies. Und nirgendwo wird dieser Grundsatz konsequenter in die Tat umgesetzt als auf der Wissenschaftskolonie Nisus. Hier arbeiten Menschen, Vulkanier, Klingonen und eine Vielzahl anderer Rassen an gemeinsamen Forschungsprojekten – bis eine grauenvolle Seuche ausbricht.
Captain James T. Kirk erhält den Auftrag, ein Ärzteteam von Vulkan nach Nisus zu bringen. Doch auf der Enterprise befindet sich auch eine Gruppe vulkanischer Renegaten. Im Orbit von Nisus setzt sich einer der Rebellen über Kirks Befehle hinweg und schleppt so das tödliche Virus auch auf der Enterprise ein.
In den Labors auf Nisus und der Enterprise wird fieberhaft nach einem Impfstoff gegen den Erreger gesucht. Dabei machen die Wissenschaftler eine bestürzende Entdeckung: Das Virus mutiert im Blut von Mischlingskindern verschiedener Spezies zu seiner tödlichen Variante. Alte, längst überwunden geglaubte Vorurteile brechen erneut auf. Und die Orioner planen, Informationen über das Virus an das klingonische Militär zu verkaufen – als verheerende Waffe der biologischen Kriegführung.

Inhalt: 

Die Enterprise ist gerade auf dem Weg, verbannte Vulkanier, die auf die Reinheit des Blutes pochen, auf einem unbewohnten Planeten abzusetzen und danach diplomatisches Personal auf einem anderen Planeten abzusetzen, als sie zu einer humanitären Katastrophe gerufen werden. Auf Nisus, einem Planeten, auf dem viele Spezies der Föderation mit Orionern und Klingonen zusammen arbeiten, ist eine Epidemie entstanden.
Schnell steht fest, dass Kinder aus gemischtrassigen Ehen dem Virus Nährboden bieten, um zu immer schlimmeren Varianten zu mutieren. Das führt selbst unter denen, die auf Nisus schon lange in gemischten Teams arbeiten, zu Misstrauen, ob es wirklich so klug ist, wenn verschiedene Völker kooperieren.
Doch auch an Board der Enterprise gibt es Probleme. Einer der verbannten Vulkanier hat das gefährliche Virus aufs Schiff gebracht, und versucht nun auch noch, dieses unter seine Kontrolle zu bringen.  Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der aber neben neuem Misstrauen auch neue Verbündete bringt.

 

Charaktere: 

Im Mittelpunkt steht in diesem Roman gar nicht so sehr die Enterprise-Crew. Lediglich Spock, als gemischtrassiger Charakter, wird näher betrachtet und dadurch, dass seine Eltern unter den transportierten Diplomaten sind, wird auch sein Privatleben thematisiert.

Ansonsten bilden hier aber unbekannte, aber nichts desto trotz spannende Charaktere den Mittelpunkt. Darunter Kevin, halb Mensch, halb Klingone, der sich bei der Sternenflotte beworben hat, sein klingonischer Vater, und die junge T’Pina, die auf Nisus aufgewachsen ist und nach ihrer Ausbildung an der vulkanischen Akademie dorthin zurück kehrt – gerade zum richtigen Zeitpunkt, weil sie in der Krise wichtiger ist als gedacht.

Diese neuen Figuren werden gut ins Star Trek-Universum eingefügt und sind dabei schlüssig charakterisiert. Sie geben der Geschichte Tiefe – sorgen aber auch dafür, dass es sich nicht wie ein Enterprise-Roman anfühlt.

 

Fazit: 

Eigentlich handelt es sich hier eher um einen Katastrophenroman, denn ein Ereignis folgt auf das andere und wieder und wieder sind die Leben der Betroffenen in Gefahr. Auch der Science-Fiction-Aspekt kommt etwas zu kurz. Statt dessen fließen Arztroman-Themen ein, darunter auch der Beginn einer Romanze.
So ist es letztlich ein spannendes Buch – bis auf die Stellen, an denen Virologie überwiegt und der Laie nicht unbedingt alles versteht -, das aber das typische Star Trek-Gefühl ebenso vermissen lässt, wie die altbekannten Charaktere.

Theodore Cogswell, Charles Spano – Spock Messiah

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Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: 1976
  • Verlag: Corgi Books
  • ISBN: 0552102814
  • Taschenbuch  186 Seiten
  • Sprache: Englisch

 

Klappentext: 

Beaming down to the unvisited planet Kyros, the crew of the Enterprise experiment with a new telepathic investigation devise that links them with the minds of the Kyrosians. But an error makes Spock the telepathic captive of a madman, a paranoid wondering preacher who believes he has been chosen to purge the planet of sin. And when Spock’s Vulcan genius is linked to the preacher’s spell binding power, a holy war breaks out for control of Kyros. The only way Captain Kirk can save the planet, and the lives of his crew is by killing Spock.

Inhalt: 

Als Versuchskaninchen eines neuen Instruments für die Erforschung fremder Zivilisationen, werden einige Sternenflottenoffiziere so an die Bewohner des Planeten gebunden, dass ein Implantat ihnen Zugang zum Hirn eines ausgewählten ‚Wirtes‘ gewährt, so dass sie nicht nur die Sprache, sondern auch die Verhaltensweisen übernehmen können.

Von Anfang an ist man skeptisch. Wird Spock den mentalen Kontakt zu einem Wesen aushalten, das längst nicht so logisch und kontrolliert ist, wie ein Vulkanier. Schon bald gibt es mit anderen Mitgliedern des Außenteams Probleme aufgrund ihres Implantats und dann ist auch noch Spock verschwunden.

Als auch noch eine Nova und eine Welle tödlicher Strahlung auf die Enterprise zukommen, stellt man schnell fest, dass Spock das Schiff sabotiert hat. Ohne Warpantrieb kann das Schiff sich nicht in Sicherheit bringen, doch die Dilithiumkristalle, die dem Schiff Energie geben, sind von Spock gestohlen worden. Und dann erklärt dieser sich auch noch zum Messias des Planeten und ruft zum heiligen Krieg auf. Die Zeit für die Enterprise läuft ab und um zu sich in Sicherheit zu bringen, müssen sie Spock stoppen.

 

Charaktere: 

Spock ist hier verständlicherweise Out of Character dargestellt, das aber auch gut erklärt. Ebenso benehmen sich die anderen Crewmitglieder sich abweichend, wann immer sie an einen Planetenbewohner gebunden sind.

Einzig Kirk zeigt auch vorher schon ein Verhalten, dass nicht mit der Serie zu vereinbaren ist. Während man oft genug gehört hat, dass McCoy Spock als wandelnden Computer bezeichnet, hat Kirk das in der Serie nur ein einziges Mal getan, und da nur, weil er Spock zu einem emotionalen Ausbruch reizen musste.

Im Buch wird die Freundschaft von Kirk und Spock aber heruntergespielt und fast schon verneint. So macht Kirk sich nie Sorgen um Spocks Wohl und es wird auch gesagt, dass McCoy sein einziger Freund an Board sei, was so der Serie stark widerspricht. Zwar wird der Kontrast zwischen Spock als emotionaler Messias und dem echten, kühlen und logischen Spock benötigt, um die Ernsthaftigkeit der Lage deutlich zu machen, aber die beiden Autoren gehen hier etwas zu weit, indem sie eine Grundlage der Serie angreifen.

 

Fazit: 

Die Geschichte an sich ist interessant ausgeschrieben, wenn auch teilweise ein wenig zu detailliert, wann immer sich die Crewmitglieder als Planetenbewohner tarnen. Es scheint, dass die Autoren das Bedürfnis haben, aus Sicht der Enterprise primitiv wirkendes Leben so genau wie möglich zu beschreiben. Aber die größte Schwäche des Romans ist der Bruch mit der Serie, sowohl in den sozialen Beziehungen, als auch in einigen anderen Fakten, die einfach der Serie widersprechen.

Wenn man darüber hinweg sehen kann, ist der Roman allerdings eine spannende Abenteuergeschichte, die durchaus unterhalten kann.

Tommy Krappweis – Schreck im Spiegelkabinett (Ghostsitter #4)

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Buchdetails

  • Erscheinungsdatum:  4. Mai 2017
  • Verlag: Schneiderbuch
  • ISBN: 978-3505139055
  • Hardcover  256 Seiten
  • Sprache: Deutsch

 

Klappentext: 

Au Backe!
Seit Tom nicht nur der Besitzer einer Geisterbahn ist, sondern ihm somit auch ein Haufen quicklebendiger Geister in Obhut gegeben wurde, steht sein Leben ganz schön kopf. Als dann auch noch Vampir Vlarad mitsamt der Bestseller-Autorin Tiffany Schuster spurlos aus der Geisterbahn verschwindet, ist das Chaos perfekt. Natürlich setzen Tom und seine Truppe alles dran, ihren Vampirfreund zu retten. Und auch die Autorin muss bis zum nächsten Morgen wieder auftauchen, denn sonst steht Tom als Entführer da! Ein gruseliges Abenteuer beginnt …

Inhalt: 

Ein neuer Jahrmarkt und schon wieder macht Rivale Zoracz Ärger. Dabei hätte es so schön werden können. Eine berühmte Autorin will ihr erstes Interview nach Jahren der Kamerascheue in seiner Geisterbahn geben, doch plötzlich ist sie verschwunden, und nicht nur das. Vampir Vlarad fehlt gleich mit dazu. Schnell steht fest, dass Zoracz und sein Spiegelkabinett etwas damit zu tun haben, doch wo bitte versteckt er die Entführten? Doch dann erhalten sie Hilfe von unerwarteter Seite.

 

Charaktere:

Die altbekannten Charaktere werden, wie in den bisherigen Bänden, immer wieder verfeinert und dadurch nur noch liebenswerter. Und endlich erfährt man darüber hinaus mehr über Zoracz, der bisher ein einziges Mysterium war, mit Ausnahme seiner Absicht, Tom die Geisterbahn abzujagen.

 

Fazit: 

Die Reihe wird von Band zu Band eigentlich nur noch besser. Unterhaltsam, aber auch spannend führt sie große und kleine Leser in die Welt eines Zusammenlebens zwischen Sterblichen und Untoten. Und immer wieder vermag Tommy Krappweis es, auch für größere Leser kleine Schmankerl in Form von Bezügen auf bekannte Werke der aktuellen Popkultur einzuflechten, ohne dass diese abgeschmackt wirken würden.

Der einzige Nachteil des Buches ist, dass der nächste Band erst in fünf Monaten erscheint. Ansonsten ist er jungen und jung gebliebenen Lesern, die Spannung auch mit Humor versetzt mögen, sehr zu empfehlen, weil einfach alle Charaktere unglaublich lebendig wirkende Originale sind, die man auch im wahren Leben gern um sich hätte – selbst der Bösewicht.

 

Bookcrossing – Eigene Erfahrungen

 

Willkommen zum dritten und letzten Teil meiner Bookcrossing-Serie. Heute beschreibe ich meine eigenen Erfahrungen mit dem Phänomen des Bookcrossings.

 

Ich als Bookcrosser

Ich bin mittlerweile knapp 7 Jahre Mitglied auf der Seite und weiß nicht mehr ganz genau, wie ich damals dazu gekommen bin. Aber in den Jahren habe ich lediglich 37 Bücher ins Bücherregal gesetzt – bis auf zwei alle freigelassen – und 10 fremde Bücher gefunden – die drei von meiner Mutter, die hier noch liegen, nicht mit eingerechnet.

Dabei habe ich mittlerweile eine Veränderung bei mir selbst bemerkt. Ich setze schon lange nicht mehr jedes Buch auch als Bookcrossing-Buch aus, sondern vielleicht noch jedes zehnte, wenn überhaupt. Denn ich hab über die Jahre so viele unattraktive Bücher gesehen. Versifft oder einfach so sehr Special Interest, dass nur ein Bruchteil der Leser Interesse daran haben könnte. Und wenn man selbst merkt, dass man so gar kein Interesse an freigelassenen Büchern hat, beginnt man selbst zu hinterfragen, welche Bücher man aussetzt. Sind sie attraktiv genug und noch in einem akzeptablen Zustand? Wenn die Antwort nein ist, dann stelle ich sie vielleicht einfach so in ein offenes Bücherregal, aber mehr auch nicht. Denn bei ihnen gäbe es eh eine viel zu geringe …

 

Rücklaufquote

Wenn man Bücher freilässt, hofft man, wieder etwas von ihnen zu hören, zumindest als Bookcrosser. Man hört von Büchern, die um die Welt reisen, die Leute begeistern und die Leser einander näher bringen. Oder Freundschaften, die dadurch entstanden ist, dass der Eine ein Buch des Anderen gefunden hat. Das will man auch.

Die Realität sieht deutlich anders aus. Dabei gibt es natürlich Unterschiede zwischen den Freilass-Arten. Ich habe mal einen Buchring mit einem Werk von Loriot gemacht, das ich doppelt hatte. Also ich habe es dem Ersten in der Reihe geschickt, der hat es an den zweiten weitergereicht, und so weiter. Das hat eine Zeit lang gut geklappt, bis man plötzlich vom Buch nichts mehr hörte.

Aber in ‚freier Wildbahn‘ ausgesetzte Bücher bleiben oft auf ewig verschwunden. Zuletzt habe ich im November 2016 zwei fast neuwertige Bücher ausgesetzt, beide Bestseller. Sie waren innerhalb einer Woche aus dem offenen Bücherregal verschwunden, aber bis heute hat sie niemand ‚gefunden‘.

Andere haben mal einen Eintrag bekommen. Ein ‚Ich werde es lesen‘ hier, ein ‚Wie gut, wir hatten unsere Reiselektüre vergessen‘ da, dann aber nie wieder etwas. Eines meiner Bücher, das ich in London ausgesetzt habe, hat es zumindest nach Italien geschafft, aber auch dort verliert sich dann die Spur. Die große Freundschaft ist da bisher nicht bei rumgekommen. Dennoch freue ich mich noch heute über jeden Eintrag. Ich muss aber auch zugeben, dass ich jetzt sehr viel zögerlicher damit bin, Bücher so auszusetzen. Man ist doch enttäuscht, wenn man nichts mehr davon hört und wenn man sie ohne Registrierung ins Regal stellt, kann man wenigstens nicht enttäuscht werden.

Gleichzeitig habe ich aber auch ein paar Bücher quasi demonstrativ freigelassen. Die von Autoren, die ich unterstützen wollte – nur der erste Band einer Reihe, damit Band 2 und 3 gekauft werden müssen, bei Gefallen.

 

Die Community

Bookcrossing hat ein ziemlich großes, wenn auch unübersichtliches Forum. Als Frischling habe ich mich dort mal rein gewagt und musste schnell die selben Erfahrungen machen, wie in anderen Hobbies auch: Alte Hasen, die schon alles wissen, wollen oft Anfängern nicht helfen, sondern pöbeln sie nur an, sie sollen nicht dumm fragen, sondern lieber selbst recherchieren. Und wenn man Gedankenexperimente wagt, wie man ein Hobby vielleicht noch etwas verbessern kann, sind sie tödlich beleidigt und jagen einen mit Beleidigungen aus dem Forum.

Selbes habe ich beim Geocachingforum mitgemacht, aber auch bei Wasliestdu.de, weshalb ich Communities gegenüber mittlerweile sehr skeptisch eingestellt bin. Aber das sind nur die lautesten Schreier, die ihr Revier von Neulingen angegriffen sehen. Es gibt sicherlich auch die schweigende Masse normaler, sympathischer Leute. Und die Engel, die einem die Hoffnung wieder geben. In meinem Fall war das eine sehr liebe Person, die ich vorher nicht kannte. Sie hat einen großen Stapel Romane zur Fernsehserie ‚Raumpatrouille‘ selbst über Bookcrossing bekommen und gesehen, dass eines der Bücher auf meiner Wunschliste stand. Eine PN und schon trudelten bei mir nach und nach – so schnell ihr Mann sie gelesen hat – all die Romane ein und werden jetzt von mir nach und nach gelesen und wieder freigelassen. Diese liebe Dame hat mir bezüglich Bookcrossing den Glauben wieder gegeben, dass dort auch nette Menschen aktiv teilnehmen und sich in der Gemeinschaft umschauen. Danke dafür. Und natürlich auch für die Bücher.

 

So, und jetzt seid ihr dran. Welche Erfahrungen habt ihr als Bookcrosser gemacht? Hattet ihr außergewöhnliche Begegnungen? Erstaunlich viele oder positive Rückmeldungen zu euren Büchern?

Bookcrossing – Was sagt die Wissenschaft?

 

Tag zwei meiner kleinen Bookcrossing-Serie. Heute wird es vermutlich für einige von euch langweilig, aber ich finde Fachartikel immer interessant.

 

Was sagt die Wissenschaft zu Bookcrossing?

In Deutschland gibt es leider aktuell sehr wenige Studien, die sich überhaupt mit Leseverhalten beschäftigen. Besondere Phänomene wie offene Bücherregale und auch Bookcrossing sind wiederum noch seltener Gegenstand der Forschung.

So gibt es zwar zwei deutschsprachige Arbeiten, die aber beide nicht offen einsehbar sind, ohne viel Geld dafür zu bezahlen. Diese sind allerdings auch nur Kursarbeiten, also nicht von einer Zeitschriftenredaktion hinsichtlich ihrer Qualität ausgesucht worden.

Einziger Fachartikel, der sich tiefergehend damit beschäftigt und dabei in einer Zeitschrift veröffentlicht wurde, ist ein italienischer Beitrag von Dalli und Corciolani.

(Dalli, Daniele; Corciolani, Matteo (2008): Releasing books into the wild: Com-munal gift-giving at Bookcrossing.com. Online verfügbar unter: https://www.researchgate.net/publication/228216907_Releasing_Books_into_the_Wild_Communal_Gift-Giving_at_Bookcrossingcom. Zuletzt eingesehen am 20. Oktober 2016.)

Sie haben sich vor allem mit den Nutzertypen beschäftigt.

 

Welche Nutzertypen gibt es denn?

Zunächst einmal stellten sie als großen Beweggrund heraus, dass man mit den Büchern Leute erreichen wollte, die normalerweise nicht, oder zumindest nicht das entsprechende Buch lesen würden. Darüber hinaus sahen sie aber auch eine kleine Gegenbewegung zum Kapitalismus. So würden sich die Nutzer vom Markt zu emanzipieren suchen. Weitere Beweggründe seien reiner Altruismus, also, dass man etwas geben wolle, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, aber auch der kulturelle Austausch, wenn Bücher zum Beispiel in andere Länder weiterreisen.

Insgesamt gibt es aber fünf ‚Idealtypen‘ von Nutzern, die sie herausgestellt haben:

 

Der Purist ist am gesellschaftlichen Wandel interessiert und möchte eine Alternative zum Buchmarkt bilden.

Der romantische Individualist sieht in Bookcrossing eher eine Selbsterfüllung. Er gibt, aber eher, weil er dadurch selbst ein gutes Gefühl gewinnt.

Friend Seekers machen vor allem deshalb mit, weil sie sich soziale Kontakte über Bookcrossing erhoffen, während Competitive Players quasi das Gegenteil sind. Sie lieben es, besonders viele Bücher freizulassen, besonders viele Beiträge zum Journal ihrer Bücher zu gewinnen, … Sie möchten gern die Besten sein.

Und zum Schluss gibt es die Free Riders, die quasi andere ausnutzen. Sie erbitten Bücher, bieten aber nicht an, Porto dafür zu zahlen. Sie nehmen Bücher mit, setzen aber keine aus. Und das, obwohl sie finanziell durchaus die Möglichkeit dazu hätten.

 

Ich selbst würde mich als fast alles davon einordnen. Ein Free Rider bin ich nicht. Ich glaube, ich habe mehr ausgesetzt, als mitgenommen, und setze auch mitgenommene Bücher wieder aus. Und ich biete an, Porto zu zahlen, wenn mir Leute Bücher schicken, bzw. habe selbst bei meinem einst gestarteten Buchring das Porto bezahlt. Aber ich mag Statistiken (auch wenn meine bei Bookcrossing etwas einschläft), würde mich immer freuen, neue Freunde durch etwas zu finden, mag das gute Gefühl, finde aber auch den Wandel hin zum Teilen schön.

Seid ihr auch Bookcrosser? Wo zwischen den fünf Typen würdet ihr euch einordnen?