Peter David – Überleben

Überleben (Star Trek: Starfleet Kadetten #4)

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: 1995
  • Verlag: Heyne Bücher
  • ISBN: 3-453-09053-5
  • Taschenbuch   120 Seiten
  • Sprache: Deutsch

 

Klappentext: 

Durch kriegerische Auseinandersetzungen wurde die gemeinsame Kolonie der Föderation und der Klingonen auf dem abgelegenen Planeten Dantar zerstört.
Starfleet Kadetten und klingonische Kadetten kämpfen gemeinsam ums Überleben auf dieser unwirtlichen Welt mit ihren extremen Wetterbedingungen und ihren unbekannten Gefahren.
Die Vorräte werden knapp. Es kommt erneut zu Reibereien zwischen klingonischen und Starfleet Kadetten, wobei Worf immer wieder durch seine Vermittlungsversuche zwischen die Fronten zu geraten droht.

Aber bald merken sie, dass sie auf dieser Welt nicht allein sind. Dantar ist der Stützpunkt einer unbekannten, gefährlichen raumfahrenden Kriegerrasse. Die jungen Leute müssen unter allen Umständen zusammenhalten und ausharren, bis Hilfe kommt, wenn ihr erster Ausflug in den interstellaren Raum nicht ihr letzter sein soll.
Hintergrund

Inhalt: 

Zu einer gemeinsamen Konferenz eingeladen, müssen drei klingonische und fünf Föderationskadetten bald um ihr Überleben bangen. Nach einem Angriff eines bislang unidentifizierten Feindes haben sie sich tapfer zum Verbleib in der zerstörten Basis gemeldet, weil nicht genug Raum in den Fluchtkapseln war, um alle zu transportieren. Doch mit dem schwachen Sender, der ihnen geblieben ist, können sie niemanden erreichen und mit jedem verstreichenden Tag sinkt auch die Hoffnung, dass die Fluchtkapseln Hilfe holen konnten. Dabei gibt es unter den Verbliebenen zunehmend Spannungen, die nicht mal Worf, der als klingonischer Sternenflottenkadett zwischen beiden Gruppen steht, verhindern kann.

Als dann durch Zufall das abgestürzte Schiff des Feindes, samt dessen Piloten, gefunden wird, bringt das für die acht Kadetten gleichzeitig tödliche Gefahr und neue Hoffnung, gerettet zu werden.

 

Aufbau:

In zwölf, teils mit großen, aber guten Zeichnungen illustrierten Kapiteln erstreckt sich die Geschichte über nur 120 Seiten, hätte durchaus aber mehr füllen können, ohne langweilig zu werden.

 

Charaktere: 

Hier lernen wir Worf, den späteren Sicherheitsoffizier der USS Enterprise D als Kadetten kennen, der als Anführer der Sternenflottenoffiziere mit der späteren Botschafterin K’Ehleyr, der Anführerin der Klingonen, kooperieren muss, um zu überleben. Worf wirkt ein wenig out of character, ist er hier doch deutlich besonnener und kontrollierter als in der späteren Serie. K’Ehleyr ist aber wie gewohnt ruhig, mutig und stark.

Insgesamt ist die Dynamik zwischen allen beteiligten Charakteren interessant. Trotz der Kürze werden alle, mit Ausnahme eines Klingonen, mit ihren Eigenheiten dargestellt und so greifbar gemacht. Auch kleine Marotten, die Nebencharaktere liebenswert erscheinen lassen, wurden eingearbeitet.

 

Fazit: 

Obwohl ich eigentlich lieber TOS-Bücher lese, wenn es um Star Trek geht, hat mich ‚Überleben‘ doch sofort gefesselt und obwohl ich es nur zum Sport lesen wollte, weil mein Hauptbuch dafür zu schwer ist, konnte ich es hinterher nicht mehr aus der Hand legen.

Dennoch muss ich einen Stern abziehen, und zwar tatsächlich weil dieses Buch mir zu kurz war. Normalerweise mag ich kurze Romane, die unnötige Schwafelei auslassen, doch hier hätte ich mir noch mehr Tiefe, noch mehr Charakterstudie gewünscht, weil die Situation mit vier verschiedenen Spezies (Klingone, Mensch, Brikar und Vulkanier) sicher noch einiges mehr hätte hergeben können. Dabei ist die Geschichte in sich durchaus geschlossen und das Ende zufriedenstellen. Man fühlt sich nicht leer zurückgelassen. Aber dennoch habe ich das Gefühl, dass es noch etwas besser hätte werden können, hätte man sich nur noch ein paar Seiten mehr Platz gelassen.

Roald Dahl – Der krumme Hund

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: Januar 1970 (3. Auflage)
  • Verlag: Rowohlt Taschenbuch
  • ISBN: 3-499-10959-X
  • Taschenbuch 128 Seiten
  • Sprache: Deutsch

 

Klappentext: 

Roald Dahl, dessen wohlige Schauergeschichten „Küßchen, Küßchen“, “ … und noch ein Küßchen“ auch die deutschen Leser begeisterten, erzählt hier die düster-komische Grusel-Episode von einem makabren Rattenfänger, einer Leiche im Heu, einem Mann, der eine Madenfabrik für Angler gründen will und von dem teuflichen Versuch, mit zwei Windhunden, die einander täuschend ähnlich sehen, die gerissenen Buchmacher übers Ohr zu hauen.

Inhalt: 

Das Buch erzählt von mehreren Begebenheiten aus dem Leben von Claud und Gordon.

Aufbau:

Es sind vier kurze Geschichten, die aber alle vier chronologisch zusammengehören. So ist der Hund, der der Mittelpunkt der letzten Geschichte ist, in der ersten noch ein Welpe, in der letzten aber ein ausgebildeter Rennhund.

Charaktere: 

Gordon, der Ich-Erzähler der Geschichten, wird nicht groß thematisiert. Auch von Claud erfährt man nicht viel. Lediglich ausschweifend redet er über Gaunereien bei Hunderennen und scheint für all die illegalen und oft qualvollen Methoden eine gewisse Faszination zu hegen. Das wenige, was man erfährt, lässt ihn aber unglaublich unsympathisch dastehen und man fragt sich, was die anderen Charaktere im Buch dazu bewegt, überhaupt Freundschaften zu ihm aufzubauen.

Fazit: 

Roald Dahl kannte ich bisher als hervorragenden Autor von Hexen hexen, Matilda, Charlie und die Schokoladenfabrik, …

Entsprechend enttäuscht war ich von diesem Buch. Vier zwar irgendwie zusammenhängende, aber doch nicht zusammen passende Geschichten, die alle vier kein vernünftiges Ende haben, und deren Sinn sich teilweise nicht einmal erschließt. Warum ist ein Rattenfänger, dessen Besuch nicht zum Vertreiben der Ratten führt und dessen Geschichte keinen Abschluss findet, in irgendeiner Form für die Geschichte eines Betrugs beim Hunderennen notwendig? Sie baut weder Spannung auf, noch charakterisiert sie die Protagonisten. Und warum müssen mehrere Seiten Doping und andere Rennmanipulationen bis ins Detail aufgeführt werden, wenn nichts davon innerhalb der Geschichte genutzt wird?

In einer Kritik des ÖR hieß es „Wer gescheit und anspruchsvoll unterhalten sein will, der greife nach Roald Dahls ‚Krummen Hund'“, aber ich sehe in der Geschichte weder Anspruch, noch irgendeine Form von Unterhaltung. Eher ist es eine Ode an die Tierquälerei.

Dennoch muss ich einen Stern zusätzlich geben, weil zumindest die letzte Geschichte fesselnd war. Man wollte wissen, ob Claud und Gordon mit ihrem Betrug durchkommen. Das Ende allerdings ließ einen wieder unbefriedigt zurück.

Ilona Schmidt – Flauschangriff

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: Oktober 2014
  • Verlag: Piper
  • ISBN: 978-3-492-30447-4
  • Taschenbuch  304 Seiten
  • Sprache: Deutsch

 

Klappentext: 

Lady hatte keinen einfachen Start ins Hundeleben, doch bei Jennifer findet sie alles, wovon sie immer geträumt hat: eine Familie, eine Heimat und ein Leben ohne Gitterstäbe. Doch dann muss ihr Frauchen sie schweren Herzens abgeben, und Lady setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um wieder nach Hause zurückzukehren …

Inhalt: 

Lady ist ein Produkt von Zucht, die gegen jedes Gesetz verstößt und weil sie – spätestens nach einem Tritt ihres Züchters – mit deformiertem Kiefer kein Geld mehr wert ist, soll sie im Müllsack in der Tonne spätestens bei der Abholung elendig sterben. Zum Glück holt sie die angehende Tierärztin Jennifer dort raus und päppelt sie auf. Jennifer schließt die kleine Hündin ins Herz und nimmt sie mit zu sich nach hause. Doch dort lebt schon Katze Minnie, die nicht nur alles tut, um die Konkurrenz um Frauchens Liebe wieder loszuwerden, sondern auch noch das eine, einzige Tier darstellt, dass der Vermieter genehmigt. Also wird Jennifer vor die Wahl gestellt: Entweder kommt der Hund weg oder sie fliegt aus der Wohnung. Zum Glück bietet sich da Musiker Manni an, dessen Hund Plato Frauchen schon aus der Tierklinik kennt. Doch wie kommt es, dass ein Mann, der ruhige Musik mag und Menschenmengen hasst, Drummer in einer Hardrockband ist, auf die er nicht einmal Lust zu haben scheint? Manchmal wäre es eben doch besser, wenn nicht nur Hunde den Menschen, sondern umgekehrt auch Menschen die Hunde verstehen könnten.

 

Aufbau:

Viele, teils sehr kurze Kapitel, die sich problemlos auch zwischendurch lesen lassen. Die Sprache ist so leicht, dass das Buch schnell gelesen ist.

 

Charaktere: 

Geschrieben ist der Roman aus der Sicht von Lady, und wirkt damit oft sehr naiv. Nicht nur, dass Hunde menschliches Verhalten nicht vollends nachvollziehen können, als junge Hündin, die noch nichts von der Welt kennt, wirkt Lady oftmals einfach ziemlich dumm – wird deswegen aber auch von ihren tierischen Zeitgenossen aufgezogen.

Die Vermenschlichung eines Tiers wirkt dabei hier ein wenig albern. Oft weiß sie plötzlich Dinge oder Worte, ohne dass man ihr die an der Stelle schon beigebracht hätte, und dann wiederum stellt sie sich bei den einfachsten Dingen an, als hätte sie noch nie auch nur einen eigenen Gedanken gedacht.  So wird man mit ihr lange Zeit nicht warm, aber ihre Loyalität und ihr Mut ringen einem letztendlich doch etwas Respekt ab.

 

Fazit: 

Nicht gerade das beste Buch, das ich je gelesen habe, aber für zwischendurch war es ganz nett. Enttäuscht hat mich hierbei die Covergestaltung – denn das süße, weiße Fellknäuel existiert in der Geschichte nicht. Lady ist vielmehr ein blonder Cocker-Spaniel. Andererseits war es angenehm, mal einen behinderten Protagonisten zu haben, auch wenn es ’nur‘ eine Hündin ist und diese nur eine Schnauzenverformung hat. So lag das Buch letztlich im guten Mittelfeld der Unterhaltung,

 

Markus Barth – Der Genitiv ist dem Streber sein Sex

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: Januar 2011
  • Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
  • ISBN: 978-3-499-25514-4
  • Taschenbuch  208 Seiten
  • Sprache: Deutsch

 

 

Klappentext: 

DEIN HANDY WIRD IMMER KLÜGER. ABER VIELLEICHT NUR IM VERGLEICH MIT DIR?

Was für großartige Zeiten! Überall Smartphones, Einrichtungsshows, Wellnesstees. Für jedes Problem gibt es ein Internetportal, deine Joggingklamotten rennen fast von allein, und beim Reden und Schreiben hilft Bastian Sick.

Also alles super?

Bestimmt. Aber bevor Markus Barth beruhigt die Füße hochlegt, hätte er noch ein paar Fragen: Warum haben die Versender von Spam unsere E-Mail-Adressen, aber kein Rechtschreibprogramm? Ist es okay, Fleisch von glücklichen Tieren zu essen, oder sollte man lieber die unglücklichen schlachten? Und warum fühlt sich dieses rundum verbesserte Leben 2.0 so gar nicht besser an als das Leben zuvor?

Inhalt: 

Oft ehrlich, teils herrlich überspitzt nimmt Markus Barth das Leben in der Neuzeit auseinander, von Hundeerziehungs-Nazis, über männliche Schlafbekleidung bis hin zum Altwerden, also dem Leben über 30.

 

Aufbau:

Mit kurzen, nicht zusammenhängenden Kapiteln ist dieses Buch ideal für Busfahrten, Wartezimmer und andere Momente, in denen man jederzeit wieder rausgerissen werden kann.

 

Fazit: 

Verliebt habe ich mich in das Buch nicht, es aber dennoch sehr genossen. Wo Urban Priol, Vince Ebert und Co. versagen, gelingt es Barth scheinbar mühelos, Texte, die auf der Bühne funktionieren würden, auch in schriftlicher Form wirken zu lassen. Kabarett zum Lesen.

Anna Grammah – Müssen wir schon wieder machen, was wir wollen?

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Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: April 2013
  • Verlag: Piper
  • ISBN: 978-3-492-30043-8
  • Taschenbuch  255 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Klappentext: 

Kindergärtnerin Anna Grammah bewältigt täglich den Spagat zwischen Kindern, Eltern und Mitarbeitern. Als motorische Leistungsträgerin ihrer Gruppe baut sie unter Achmeds strenger Aufsicht Laserschwerter, erduldet Lektionen in Sachen Verfeinerung, die literweise Rote-Bete-Saft in Kindergesichtern beinhalten, und Waldemar sorgt dafür, dass sie auch noch etwas lernt. Zum Beispiel, dass man in der Kirche nicht reden darf – sonst wird man gekreuzigt. Weiß sein großer Bruder, und der muss es ja wissen, schließlich ist er schon sieben.

Inhalt: 

Ohne auf gesellschaftliche Tabus zu achten, erzählt die Autorin aus ihrem Alltag als Erzieherin und bringt dem Leser so nicht nur die anstrengenden Aspekte nahe – welches Kind darf diesmal auf den Schoß, und wie bringen wir das Kind dazu, dass es sich mit mittlerweile vier auch mal selbst bewegt, ohne getragen zu werden -, sondern auch die schönen Seiten. Dabei gibt sie durch die Blume und quasi spielerisch im Erzählfluss Nachhilfe in Sachen Erziehung, die ich als Außenseiter jedem Elternteil ans Herz legen wollen würde.

Und sie macht mich als Leserin unglaublich neidisch. So eine schöne, befreite Kindergartenzeit hatte ich nicht. Ich hatte Freunde und Spaß und auch die Mehrzahl der Erzieher war tadellos, ohne Frage, aber was hier geleistet wird (sofern es nicht positiv überspitzt ist), klingt so schön und malerisch, dass ich auch wieder Kindergartenkind sein möchte.

So haben die Erzieher zum Beispiel für Fasching den ganzen Turmraum in eine Sandwüste mit Beduinenzelten verwandelt, und im Sand noch Schokoladen-Goldtaler vergraben. Wer hätte das denn als Kind (oder Erwachsener) nicht toll gefunden?

 

 

Fazit: 

Obwohl ich mit Kindern nicht wirklich etwas anfangen kann, hat mir das Buch viel Freude bereitet und an keiner Stelle gelangweilt. Und auch einen Mehrwert bringt es mit sich, lernt man hier doch, wie man zumindest auf keinen Fall mit Kindern umgehen sollte.

Und falls das meine Familie lesen sollte: Wenn ihr wollt, dass ich auf Familienfeiern auch Spaß habe, stellt mir einfach einen Sandkasten mit eingebuddelten Schokotalern hin. 😉

F. E. Higgins – Das Gift der Schmetterlinge (Tales from the Sinister City #3)

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Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: April 2012
  • Verlag: Oetinger Taschenbuch
  • ISBN: 978-3-8415-0162-2
  • Taschenbuch  288 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Klappentext: 

Unwiderstehlich gruselig

Sind die Gemälde wirklich mit Blut gemalt? Und wer ist der geheimnisvolle Gefangene im Turm? Auf dem Schloss der eiskalten Lady Mandible geschehen merkwürdige Dinge. Dabei ist Hector nur aus einem einzigen Grund hier: um sich an Baron Bovrik zu rächen, der seinen Vater auf dem Gewissen hat. In der Nacht des Mittwinterfestes soll es geschehen und Hector weiß auch schon wie. Doch als er merkt, wohin er geraten ist, überschlagen sich die Ereignisse.

 

Inhalt: 

Hectors Vater ist ein Weinhändler, der jedoch ein dunkles Geheimnis hat. Als er damit erpresst wird und es trotzdem noch an die Öffentlichkeit gerät, ist er ruiniert und sein Herz gibt auf. Hector gerät daraufhin in ein Waisenhaus, und schwört bittere Rache. Als er den Mann, der seinen Vater verraten hat, wiedersieht, ergibt sich eine Gelegenheit, in dessen Nähe zu kommen und Pläne zu schmieden. Dass er dabei aber an einen Ort gerät, an dem sich noch viel schlimmere Dinge abspielen, hatte er nicht geahnt.

 

 

Charaktere: 

Die Wandlung des vorher fast vom Luxus verwöhnten Hectors in einen mit allen Wassern gewaschenen und nach Rache sinnenden Straßenjungen geht sehr glaubhaft von statten und auch, wenn er selbst sagt, er würde sich nicht mehr wieder erkennen, ist seine Charakterentwicklung doch sehr konsequent und durchdacht.

Antagonist Bovrik hingegen ist etwas sehr oberflächlich gehalten. Er geht über Leichen, nur um sich bessere Glasaugen und schönere Kleider anfertigen zu lassen und auch die kurzen Einblicke in seine Kindheit reichen nicht aus, um zu erklären, wie ein Charakter so ins Skrupellose abrutschen konnte. Er wirkt entweder nicht richtig zu Ende gedacht, oder aber es fehlen weitere Hintergrundinformationen, um seinen Werdegang besser zu verstehen.

Die Nebencharaktere sind dabei psychologisch gesehen noch interessanter, werden aber leider nur oberflächlich angekratzt. Da hätte ich mir etwas mehr Tiefgang gewünscht.

 

Fazit: 

In der Mitte fand ich das Buch fast schon langweilig, aber gegen Ende hin hat es sich doch zu einem spannenden Werk gemausert. Darüber hinaus verbindet es Handlungsstränge und Charaktere aus den ersten beiden Bänden, ist aber dennoch eine in sich geschlossene Geschichte.

Dennoch muss ich einen Stern abziehen, weil es unterhaltsam, aber nicht durchweg gut oder spannend geschrieben ist. Ein zweiter Stern fällt der schlechten Recherche anheim. Denn der gesamte Charakter Bovriks baut auf einen Fehler auf: Glasaugen sind nicht rund! Ich muss es wissen, ich habe selbst eines. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch nicht möglich ist, dort Juwelen einzufassen. Einfach, weil das sofort zu Reibungen und damit später Entzündungen am Lid führen würde. Und wenn man sich nur ein wenig mit der Thematik befasst hätte, hätte man das gewusst und sich eine andere Behinderung für ihn ausgedacht, die glaubwürdiger gewesen wäre, ohne die Geschichte zu verändern.

 

Sophie Seeberg – Der Maik-Tylor verträgt kein Bio

 

Wie man sehen kann, bin ich hier mal etwas Genauer an das Buch herangegangen. Der Grund ist ganz einfach der, dass ich die Autorin nun schon einige Jahre kenne und sehr gern habe. Ich habe das Buch kostenlos von ihr bekommen und wollte so über alle Zweifel erhaben sein, dass ich mich bei meinem Urteil davon beeinflussen lasse, dass ich die Autorin mag. Daher insgesamt 8 Post-Its.
Eigentlich wollte ich grün alles anmerken, was ich unglaublich gut finde, orange alle neutralen Anmerkungen markieren und rot/pink Dinge, die mir negativ aufgefallen sind. Pink blieb ungenutzt, dafür musste ich noch lange nach einer vierten Farbe suchen, um eine Stelle zu markieren, an der ich noch etwas Neues gelernt habe. Nicht nur einen Einblick in einen Beruf, sondern einfach einen harten Fakt, der im Gedächtnis bleibt und klugscheißer-geeignet ist.

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: Februar 2017
  • Verlag: Knaur Taschenbuch
  • ISBN: 978-3-426-78854-7
  • Taschenbuch  303 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Klappentext: 

Wo ist hier die versteckte Kamera?

Sophie Seeberg sucht auch nach zwanzig Berufsjahren als Familienpsychologin noch danach. Zum Beispiel, als die junge Mutter Jennifer strahlend erklärt, es ist gar nicht schlimm, wenn ihr das Jugendamt Töchterchen Samanta wegnimmt, sie hat ja mittlerweile einen Hund. Oder wenn Herr Obermeyer sich eine Selbstschussanlage in den Vorgarten baut, um den Ex-Mann seiner Ehefrau fernzuhalten.

Sophie Seeberg beschreibt, wie es in deutschen Familien wirklich zugeht.

 

Inhalt: 

Auch in ihrem dritten Buch beschreibt Sophie Seeberg Fälle, die sie in ihrer Tätigkeit als Gutachterin beim Familiengericht erlebt hat. Dabei versucht sie immer, die Lösung zu finden, die das Beste fürs Kind ist. Sie geht dabei aber durchaus selbstkritisch an die Aufgabe heran, was es recht erfrischend zu lesen macht. Wenig normative ‚So ist es‘-Botschaften an zu begutachtende Familien, wenn auch in diesem Buch doch einmal normative Sätze fallen. Nicht aber zu den Fällen, sondern an die Leser gerichtet. So finden sich hier Ratschläge und Bitten, wie man umgehen könnte, überhaupt erst ein Fall für das Familiengericht zu werden.

 

Leseeindruck: 

Hier muss ich mein Erleben beim Lesen mal als einen gesonderten Punkt darstellen, weil dieses Buch eine recht emotionale Reise war. Zunächst einmal sei vorangestellt, dass auch dies kein per se lustiges Buch ist. Das ‚reißerisch‘ wirkende Titelbild und der Name lassen für dein Käufer, der die Vorbände nicht kennt, diesen Eindruck entstehen, aber dem ist nicht so. Und das sollte es auch nicht sein. Zumindest finde ich besser, wie es jetzt, hier, auf Papier ist. Denn nur lustig zu sein, würde der Sache ihren Ernst nehmen und die Möglichkeit, Mitgefühl beim Lesen zu entfalten, begrenzen.

Es gibt lustige Stellen und gerade Sophie Seebergs Vorstellungskraft, ihr Kopfkino in manchen Situationen ist einfach nur auf niedliche Weise lustig. Aber das sind die wenigsten Stellen.

Aber gehen wir chronologisch zwei Momente durch, die ich mir markiert habe. Da gibt das Kapitel, in dem eine Mutter ihre Kinder eiskalt im Stich lässt, bei fremden Menschen in einer Kommune, und sich aus dem Staub macht. Und dennoch schreibt Seeberg, die dafür gesorgt hat, dass die Kinder in eine liebevolle Pflegefamilie kommen, dass ihr die Mutter leid tut. „Sie hat ihre Kinder verloren. Selbst verschuldet zwar und im Grunde ja sogar selbst gewählt. Aber ich glaube nicht, dass Joan Huber glücklich ist mit ihrem Leben.“ Diese drei Sätze wirken völlig unscheinbar, waren für mich dennoch aber etwas Besonderes. Denn hier sieht man, dass die Autorin nicht nur das Beste für die Kinder zu erreichen versucht, sondern auch Mitgefühl für die ‚Böse‘ in der Geschichte aufbringen kann. Etwas, wozu ich möglicherweise nicht die Größe gehabt hätte.

In einem anderen Kapitel habe ich heiße, beklemmende Wut gespürt. Nicht auf die Autorin, sondern auf eine ihrer Kolleginnen. Es hat mir den Hals zugeschnürt. Und dennoch … mochte ich das. Weil ich es mag, wenn ein Buch mich erreichen und berühren kann.

Das Buch war eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Ich habe mehrfach geweint, einmal laut losgelacht, ich war wütend, verzweifelt, glücklich und traurig. Aber langweilig war mir nie.

Und es hat mir einen Ohrwurm verpasst, der mir zwei Tage im Ohr blieb und mir durch eine schwierige Situation geholfen hat.

 

Fazit: 

Eigentlich hatte ich diesem Buch vier Sterne geben wollen. Ich mochte es, glaubte aber kurz vor Ende, mich nicht in es verliebt zu haben. Das ist für mich der Maßstab für den fünften Stern, ich muss ein Buch lieben, heiß und innig.

Dann kam aber das letzte Kapitel und die entsprechende Ankündigung. „Das hier ist nun das letzte Kapitel.“ Und schon hatte ich Tränen in den Augen. Das passiert mir sonst nur bei Serienfinalfolgen. Und dann auch jedes Mal wieder, egal wie oft ich sie schaue. Aber auch hier hatte ich dieses bittersüße ‚Es ist vorbei und es wird nie wieder das erste Mal lesen geben‘-Gefühl und ich habe geweint. Geweint, weil ein Buch nicht zu Ende sein sollte. Und da war mir klar, dass ich es wohl doch liebe.

Ich möchte es jedem raten. Kann das aber nicht. Man sollte schon eine gewisse Toleranz für dramatische Situationen haben. Dies ist kein Feel-Good-Buch, sondern erfordert Empathie und auch, dass man auch das eigene Gefühlsleben erkunden möchte. Es ist mehr ein Drama als eine Komödie. Aber all den Menschen, die sich für die Thematik interessieren, auch den Magen haben, um zu ertragen, dass Kinder zuerst in unangenehmen Situationen sind, all denen, die gut unterhalten werden wollen, in jeder Richtung des Gefühlsspektrums, denen sei dieses Buch ans Herz gelegt.

 

Anmerkungen: 

Hier muss auch das noch sein, denn ein paar Dinge sind mir aufgefallen, die ich zwar nicht für bewertungsrelevant halte, aber doch mal sagen muss:

  • Vulkanier haben Gefühle, sie unterdrücken sie nur mal mehr mal weniger gut. Aber ich bin mir sehr sicher, dass die Autorin das auch weiß und es nur vereinfacht dargestellt hat, weil Nicht-Trekkies bei Vulkaniern immer dieses ‚Keine Gefühle‘ im Kopf haben. (Ja, auch daher das Star Trek-Kissen auf dem Titelbild.)
  • Ist es hier nur dichterische Freiheit, dass alle Kinder, denen geholfen wurde, am Ende Psychologe oder Familienrichter werden wollen? Es kommt etwas sehr häufig, das ist schon auffällig. Aber das würde mich nur interessieren. Vielleicht ist das ja wirklich so. Wie bei Kindern, die ein Familienmitglied haben sterben sehen, was sie durch Erste Hilfe hätten retten können, hinterher Ärzte werden wollen.
  • Danke. Ich habe hier um einen mir fremden Menschen geweint. Bis zu dem Moment habe ich geglaubt, dass ich so abgestumpft bin, dass mich Tode Fremder nicht mehr berühren können. Und dann wurde dieser fremde Mann erwähnt und ich hab mitleiden und weinen können.
  • Falls irgendjemand, irgendwann zu Nonfiction Fanfiction schreiben sollte und zufällig schreibt, wie Sophie Seeberg ein Gutachten bei der Addams Family schreiben soll, BITTE schickt mir eine Mail. Schon ab dem ersten Kapitel kam mir in den Sinn, dass ich das unbedingt einmal lesen möchte.

Cecilia Ahern – Ein Moment fürs Leben

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: Dezember 2012 (3. Auflage)
  • Verlag: Fischer Taschenbuch
  • ISBN: 978-3596186822
  • Taschenbuch  464 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Klappentext: 

Was machst du, wenn dein Leben sich mit dir treffen will? Gehst du hin?

Inhalt: 

Lucy Silchester wurde in einer Familie aus hohen Erwartungen geboren. Kein Wunder, dass sie da auch anfängt, sich selbst zu belügen. Sie hat einen tollen Job und vermisst das hohe Gehalt ihres alten Jobs nicht. Sie hat eine riesige Wohnung verkauft, weil sie sich in ihrer neuen, winzigen Wohnung, in der sie übers Sofa klettern muss, um in die Küche zu kommen, viel wohler fühlt. Und sie hat ihren perfekten, erfolgreichen Freund verlassen, der ihr auch jetzt, fast drei Jahre später, in seiner Reisesendung immer noch sagt ‚Ich wünschte, du wärst hier‘. Sagt sie sich. Weil es leichter ist.
Dann aber versucht ihr Leben, mit ihr Kontakt aufzunehmen und so sehr Lucy es auch ignorieren will, irgendwann wird es so nervig, dass sie es nicht mehr kann. Und ihr Leben sieht verloddert und ungesund aus. Also nimmt es nun selbst die Sache in die Hand und versucht, Lucy wieder auf den richtigen Weg zu schubsen, auch wenn die ein Talent dazu hat, alles gleich wieder einzureißen, was sie aufgebaut hat.

 

Charaktere: 

Die Hauptfigur erscheint anfangs sehr nervig. Sie belügt sich selbst und ist so sehr festgefahren, dass sie nichts ändern kann und will, auch wenn sie eigentlich weiß, dass es nötig wäre. Aber mit der Zeit wird sie einem wider Erwarten doch sympathisch.

Auch die Nebencharaktere sind alle gut ausgereift in ihren Charakterzügen, haben alle ihre Eigenheiten und driften nicht ins Unglaubwürdige ab.

 

Fazit: 

Bisher der beste Ahern-Roman für meinen Geschmack. Teils unterhaltsam, teils spannend und eine glaubhafte Romanze. Einzig und allein gestört hat mich, dass Lucy, die Protagonistin, anfangs doch etwas mit ihrer Art genervt hat.

 

Jaddo – Blutige Anfänger

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum: 10. August 2012
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch
  • ISBN: 978-3548374666
  • Taschenbuch   224 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Klappentext: 

Wenn Chefärzte sich für den „schönen Tumor“ ihrer Patienten begeistern, Hypochonder die Kollegen von der Nachtschicht nerven und störrische Greise die Intensivstation aufmischen, schlägt die Stunde von Jaddo – Ärztin und Bloggerin aus Leidenschaft. Jaddos Texte sind witzig, schockierend und bewegend. Denn konfrontiert mit den Tücken eines oft absurden Klinikalltags, muss sie sich jeden Tag aufs Neue bewähren. Nicht nur als Ärztin, sondern auch als Mensch.

Inhalt: 

Bloggerin Jaddo erzählt Anekdoten und Gedanken aus ihrem Studium und ihrer Tätigkeit als Allgemeinmedizinerin. Dabei erfährt man aber selten wirklich etwas über die Fälle. Wenn sie davon redet, dass jemand mit unklarer Diagnose zu ihr kommt und sie mit dem Krankenhaus wegen Röntgen, etc. telefonieren muss, erfährt man am Ende nur, dass die Kommunikation mit dem Krankenhaus oder anderen behandelnden Ärzten nicht gut ist. Was der Patient hat, scheint für sie dabei nebensächlich zu sein. Dass der Leser ohne Antwort bleibt, ist ihr egal.

Generell geht sie ständig auf Unzulänglichkeiten ein, oft ihre eigenen. Was anfangs noch charmant ist, wird aber spätestens dann merkwürdig, wenn sie als Allgemeinmedizinerin zugibt, dass sie keine Ahnung von Antibiotika hat und Patienten eigentlich nur dann mag, wenn sie gesund sind.

 

Aufbau:

Jedem Kapitel vorangestellt ist ein Zitat, mal aus der Literatur, mal von Patienten oder Ärzten, das nie etwas mit dem Kapitel zu tun hat und nicht immer wirklich interessant, witzig, oder traurig ist.

 

Fazit: 

Obwohl der Schreibstil sehr leicht und schnell lesbar ist, fragt man sich schnell, wann denn mal etwas kommt, was wirklich interessant ist. Natürlich sind diese Einblicke in das Innenleben eines Arztes, die Erkenntnisse, dass Ärzte auch nur Menschen mit Fehlern sind, anfangs ganz nett, doch auf Dauer fehlt einem doch auch mal etwas Handlung. Witz, Humor oder wenigstens kuriose Fälle. Sicher wird doch auch eine Allgemeinmedizinerin so etwas haben? Nun, offenbar nicht. Oder aber Dr. Jaddo beschäftigen diese Fälle nicht. Sie schreibt sehr auf sich bezogen, oft anklagend, und schlussendlich nervt auch die Einstellung, die sie an den Tag lehnt. ‚Ich habe meine Fehler, kann sie mir eingestehen, aber letztendlich sind sie mir egal, auch wenn sie unprofessionell wirken.‘ Ärztin aus Leidenschaft, wie es im Klappentext steht, scheint sie jedenfalls nicht zu sein. Nur Ärztin, weil ihr nichts Besseres eingefallen ist.

 

Maxime Vallette u.a. – Scheißleben

 

Buchdetails

  • Erscheinungsdatum:  14. April 2009
  • Verlag: Goldmann
  • ISBN: 978-3442470648
  • Taschenbuch  256 Seiten
  • Sprache: Deutsch

Klappentext: 

Humor ist, wenn man trotzdem lacht: Das Kultbuch aus Frankreich!

Im Januar 2008 startete ein Blog in Frankreich, der inzwischen bereits an die 200.000 Zugriffe täglich hat. Die Idee ist einfach: Statt sich über die kleinen (auch manchmal größeren) Ärgernisse des Alltags alleine zu ärgern, stellt man sie ins Internet und lacht oder leidet gemeinsam mit anderen über das SL – Scheißleben. Die komischsten und tragischsten Beiträge sind in diesem Buch versammelt.

Aufbau:

In verschiedene Kapitel sortiert, sind pro Seite mehrere Beiträge von Usern, die sich den Frust ihres Lebens oder über eine bestimmte Situation von der Seele schreiben wollten.

 

Fazit: 

Obwohl auch hier einige Beiträge sind, bei denen man sich fragt, wie Menschen nur so dumm oder so widerlich sein können, ist die Sammlung menschlicher Missgeschicke insgesamt sehr unterhaltsam und sorgt dafür, dass man das eigene Leben gleich etwas weniger schlimm findet, egal wie mies der eigene Tag auch gewesen sein mochte.